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Verarbeitung traumatischer Erlebnisse


gast

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Meinem Hund ist vorgestern auf dem Flug was ziemlich schlimmes passiert (wer es nicht gelesen hat: "Quasseln im April", Beitrag 791 auf Seite 80) und ich war auch durch den Wind. Wer keinen Bock auf den langen Text hat: die Box ging während des (etwas holperigen) Fluges auf und Oliver verwickelte sich sehr stramm in dem Netz, mit welchem sie gesichert war, nach der Landung dauerte es noch etwa 50 Minuten, bis er freigeschnitten war.

Nun frage ich mich, wie kommt es, dass der eine Hund nach solchen heftigen Erlebnissen traumatisiert ist, vielleicht die Box meidet, vielleicht insgesamt ängstlicher und schreckhafter wird oder laute Geräusche fürchtet oder kein Vertrauen mehr in seinen Halter oder Menschen allgemein hat oder was auch immer, während andere Hunde das ziemlich schnell wegstecken und keinerlei Anzeichen von Angst zeigen, obwohl sie um ihr Leben kämpfen mussten. Also mein Hund hätte das Ganze mit der Box verknüpfen können, hat er aber nicht, in die geht er nach wie vor freiwillig rein. Oder mit der unerträglichen Geräuschkulisse auf dem Rollfeld, hat er aber nicht, gestern war hier Feiertags-Feuerwerk, fand er uninteressant wie immer. Oder damit, dass ich ihn alleine gelassen habe, hat er aber nicht, er ist sowohl nach der Befreiung freudig zu mir gekommen, als auch gestern und heute problemlos alleine zu Hause geblieben (haben wir per Video beobachtet).

Also es interessiert mich jetzt nicht so sehr der Einzelfall meines Hundes (ist halt der Anlass, weshalb ich drüber nachdenke), aber es gibt ja viele solcher Notfälle. Hunde brechen im zugefrorenen See ein, werden angeschossen, von anderen Hunden angegriffen oder sonstwas. Wieso steckt einer das einfach weg, ein anderer hat massive Probleme danach?

Nun ist mir schon klar, dass Charakter und Wesen unterschiedlich sind, aber da würde ich denken, der eine überwindet es halt schneller als der andere, aber doch nicht, dass bei einem im Prinzip nichts zu merken ist, während andere vielleicht Jahre damit zu tun haben oder gar ihr Leben lang?

Also bei kleineren Anlässen (Prügel von nem anderen Hund) mache ich mit meinem Hund immer direkt danach ein lustiges Spiel, damit sich nichts festsetzt und auch nach der Befreiung habe ich ihn feste durchgeknuddelt und dann sind wir über's Rollfeld gelaufen, als sei das eine spaßige Angelegenheit (ich mit schlotternden Knien), mein Hund nimmt dieses Angebot zur Ablenkung gut an - aber vielleicht braucht er das auch gar nicht (sondern ICH brauche das?).

Was macht den Unterschied? Können wir unsere Hunde irgendwie vorbereiten auf negative Erlebnisse oder deren Verarbeitung trainieren? Oder ist es einfach Glückssache, mit welchem Gemüt der Hund geboren wurde (bzw Vererbung)? Oder tragen wir manchmal negativ dazu bei, dass etwas nicht gut verarbeitet wird? Man kann ja nicht die Ereignisse selbst üben, aber kann man vorbeugend Strategien erarbeiten, damit umzugehen?

Vielleicht gibt es Studien dazu, wie Menschen da funktionieren, die verarbeiten ja auch sehr unterschiedlich? Wobei Menschen sicherlich immer im Nachgang noch damit zu tun haben, weil wir halt von Gedanken und Bildern verfolgt werden, so wie Hunde "einfach abschütteln" können wir glaube ich nicht (oder?).

Ist lang, aber bei weitem noch nicht alles, was mir dazu durch den Kopf geht. Vielleicht hilft der eine oder andere von Euch mir mit seinen Gedanken oder Wissen auf die Sprünge?

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Ich bin ganz sicher, es ist eine Charaktereigenschaft.
Ich habe auch Hunde wie Deinen Oliver kennengelernt, die nach einem Autounfall einfach aufstanden, schwer verletzt und trotzdem auch nachher nie Probleme hatten.
Mit meinen eigenen Hunden kenne ich leider genau die andere Seite der Medaille, stark traumatisierte Hunde, die erhebliche Probleme durch Ereignisse hatten.

Aber diese Hunde waren auch im Alltag völlig andere Persönlichkeiten, die sehr sensibel auf ihre Umwelt, Veränderungen, Geschehnisse reagierten.

Ich bin überzeugt, es ist genau wie bei uns Menschen, es gibt Persönlichkeiten, die alles locker wegstecken und andere, die ewig brauchen, um nur einigermaßen klar zu kommen.

Ich bin froh, dass Dein Hund es so gut wegstecken kann, das muss sehr schlimm für euch gewesen sein :(

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Ich verlinke mal den Beitrag, dann ist es einfacher.

 

http://www.polar-chat.de/hunde/topic/101732-quasseln-im-april/?p=2652089

 

Das ist ja wirklich furchtbar! Ihm wird alles weh tun und bestimmt ist sein Urvertrauen schon ein bißchen erschüttert, auch wenn man das nicht unmittelbar feststellt.

 

Martin Rütter sagte mal, ein Labrador bemerkt ein Erdbeben erst dann, wenn der Napf in eine Erdspalte rutscht.  B) Damit hat er wohl recht, zum Glück in eurem Fall. 

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...darf ich fragen, warum ihr nicht mit dem Auto gefahren seid? Wir haben damals in Rheinland-Pfalz gewohnt und Urlaub auf Sardinien gemacht und nicht mal wir sind geflogen, sondern gefahren. Von euch aus wäre das doch ein Katzensprung?

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Unsere Hunde können wir sicherlich durch eine gesunde Sozialisierung auf solche Erlebnisse vorbereiten, na zumindest ein Urvertrauen vermitteln, das hilt. Hinzu kommt sicherlich auch ein bisschen Charakter.

 

Letztendlich ist es aber die Geistesgegenwart, in genau solch einer Situation selbst nicht in die Opferrolle zu verfallen und den Hund mit rein zu ziehen, sondern genau wie Du es getan hast, den Hund (so gut wie geht) mit einem freudigen Abschluss aus der Situation raus zu führen, das ist für mich echtes hündisches Denken und dementsprechend handeln.

 

Ich hatte den Beitrag kurz nach Deinem Posting im Plauderthread gelesen.

Dich hat das mitgenommen, das hab ich zwischen den Zeilen gelesen. :(

Sorry, dass ich dazu nicht gleich was gesagt habe....

 

Du kannst auf Dich (Deine Erfahrung mit Hunden), auf Deine Sozialisierung/Erziehung/Bindung von/mit Oliver stolz sein.

 

Braves Kerlchen, allerdings auch mutige Cartolina!

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Ich denke dass es verschiedene Faktoren sind.

Das Naturell , die Gene , die Rasse....

Gondi , überaus sensibel würde man nach so einem Erlebnis nie wieder in einen Flieger bekommen.

Ich denke , er hätte sich dort in Panik stranguliert.

Nele....hmmm....Da weiß ich es nicht so genau.

Sie kam als knapp 7 monatiger , ängstlicher Jungspund zu uns .

Sie ist sehr schlau , aber immer noch etwas ängstlich , wahrscheinlich hätte sie auch instinktiv verharrt.

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Estray, die Alternativen sind 15 Stunden Auto (ohne Pausen), 26 Stunden per Schiff & Auto oder 15/16 Stunden Zugfahrt. Da wir nicht zum Erholungsurlaub fahren, sondern um die Kinder meines Mannes zu sehen, können wir uns den Zielort nicht aussuchen und die Länge des Urlaubs (7 Tage) auch nicht. Natürlich habe ich vorher überlegt, Oliver hier zu lassen, aber da er ja an sich standfest und reiseerprobt ist, habe ich halt für den Flug entschieden - und war nach dem Hinflug auch überzeugt, dass das die richtige Entscheidung war, denn Oliver konnte so eine tolle Zeit mit uns haben.

Nach dem Rückflug sieht das natürlich anders aus

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KleinEmma

Na ich glaube nicht, dass man Hunde darauf vorbereiten kann. Ich denke, das hängt eher mit dem Naturell zusammen. Emma hätte sich wahrscheinlich auch eher in Panik stranguliert oder wäre vor lauter Panik am Herzinfarkt gestorben. Hätte sie überlegt, sie würde garantiert in keine Box und schon gar nicht in nen Flieger steigen.

 

Lucky wäre wahrscheinlich erstarrt und hätte in Starre ausgehalten.

 

Als ich die Geschichte von Oliver las, war ich wirklich froh, dass sie mit Happy End ausging.

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Unsere Hunde können wir sicherlich durch eine gesunde Sozialisierung auf solche Erlebnisse vorbereiten, na zumindest ein Urvertrauen vermitteln, das hilt. Hinzu kommt sicherlich auch ein bisschen Charakter.

 

Letztendlich ist es aber die Geistesgegenwart, in genau solch einer Situation selbst nicht in die Opferrolle zu verfallen und den Hund mit rein zu ziehen, sondern genau wie Du es getan hast, den Hund (so gut wie geht) mit einem freudigen Abschluss aus der Situation raus zu führen(...)!

Ich grübele, ob das wohl was ausmacht, oder ob es eben nur Zufall ist, welchen Hund wir da gerade haben. Also nun habe ich ja derzeit offensichtlich einen Gemütshund (das mit dem Erdbeben / Napf / Labbi passt wohl ), aber der nächste ist ja vielleicht wieder ganz anders. Es tut mir so leid, wenn ich Hunde sehe, die aus irgendwelchen Ängsten nicht mehr rauskommen. Aber vielleicht haben die auch eher dauerhaft schlechtes erlebt, Hunde stecken aber einmalige schlimme Ereignisse schnell weg?

Also einmal ins Eis eingebrochen ist sicherlich anders, als immer wieder mit Steinen beworfen zu werden ... bei ersterem ist vielleicht die Verknüpfung zu irgendwas einfach nicht da? Oder sind schlaue Hunde, die ja auch sehr oft im Training fehlverknüpfen, viel gefährdeter für ein Trauma, als die "dümmeren" Verteter? (würde bei uns passen, also Oliver ist keinesfalls dumm, aber nun auch nicht ein Blitzdenker )

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Ich hab´s jetzt erst gelesen. So was habe ich noch nie erlebt und ich habe viele Hunde privat und dienstlich mit Fliegern transportiert. Da hätte ich wohl auch erst mal das Herz in der Hose gehabt. Gut, dass dein Hund das offensichtlich so weg steckt.

Ich bin auch der Meinung, der Unterschied liegt im Wesen. Je nach Typ, wird weg gesteckt oder nicht. Wie bei Menschen auch.

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