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Hund im Stich gelassen?


Nicki und Avi und Kalama

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Hallo,

das war ja eine schreckliche Situation! Da würde mir der Schreck auch erst mal in den Knochen stecken.

Nach meiner Erfahrung, hängt die Nachwirkung wohl wirklich davon ab, wie ihr beide so gestrickt seid. Sie scheint es ja gewohnt zu sein, bei sehr großer Gefahr nicht Schutz bei ihrem Menschen zu suchen und einfach die Flucht anzutreten. Sie ist ja erst 1 Jahr alt und neu bei euch und in der Gegend. Wenn sie sich bisher auf niemanden verlassen konnte, braucht sie wohl noch Zeit, um dich überhaupt als Beschützer zu sehen. Ich finde, du hast heute nicht versagt, weil sie das gar nicht von dir erwartet hat. Ob sie dir das je zutrauen wird, hängt von ihrem Naturell und eurer Beziehung ab, glaube ich. Sie ist doch erst 4 Monate bei euch und Rumänien klingt nach schwierigen Anfangserfahrungen mit Menschen und ihrer Verlässlichkeit. Und es ist doch schon viel wert, wenn ein Hund darauf vertraut, dass man ihn nicht schlägt, dass man berechenbar ist und immer wieder zurück nach Hause kommt. Ich glaube nicht, dass das alles jetzt bei Kalama verschwunden ist, weil sie blinde Panik vor einem anderen Hund hatte und für dich erst mal nicht mehr ansprechbar war.

Wenn Kalama eher eigenständig und dominant ist, tippe ich drauf, dass sie mit zunehmender Sicherheit irgendwann anfangen wird, "Hundegefahren" selbst nach Hundeart zu regeln. Meine letzte Hündin hat das jedenfalls so gemacht, der war ich dann nicht rigide und durchsetzungsfähig genug, wenn sie Schutz bei mir gesucht hat (da fragt man sich dann wirklich, was man an seinem Verhalten ändern muss). Also hat sie die Sache immer mehr auf sich gestellt geregelt: hat den anderen beigebogen, wie man mit ihr umzugehen hat, Neulinge kontrolliert, sich den eindeutig Dominanteren sofort ergeben und gekuscht oder eben gekämpft, wenn es nötig war. Irgendwann genügte allein die Art, wie sie sich bewegte, um andere Hunde, die sich produzieren wollten oder auf Krawall aus waren, unsicher und vorsichtiger zu machen (das hätte ich nie so hingekriegt :-) ). Sie war eher für mich (und das Futter in meiner Tasche) ein Schutz und hatte genug Vertrauen zu sich selbst.

Wenn deine Kalama eher unterwürfig ist, es dir gerne recht macht und unbedingt jemanden erwartet, der ihr Sicherheit und Führung gibt, dann glaube ich, dass da noch viele Gelegenheiten sein werden, um das aufzubauen. Angeblich leben Hunde im Hier und Jetzt und man kann das Verhältnis sogar noch nach vielen Jahren auf eine andere Basis stellen, wenn sie älter sind (hab ich noch nicht ausprobiert). Und sie ziehen, das glaube ich wirklich, keine Bilanzen über die Vergangenheit und Zukunft: Ein Hund trägt einem nicht wie ein Mensch nach, dass man da und dort nicht dies und das gemacht hat. Die reagieren auf das, was man *jetzt* gerade für sie darstellt und aussendet und das setzt sich aus vielem zusammen. Das schlechte Gewissen macht man sich selber und das ist ja auch gut so.

Auch wenn es blöd ist: Nimm doch eine Schleppleine, solange bis du *ihr* vertrauen kannst, dass sie gehorcht und bei dir bleibt, wenn sie z.B. Wild aufstöbert, läufig ist, erschrickt, wenn es irgendwo knallt, oder fremde, überdrehte (oder aggressive) Hunde auftauchen.

Viele Grüße

Laika

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So was ähnliches isr mir auch schon passiert. Der Schreck hielt bei mir sehr lange an.

 

Wir hatten unsere grosse Hündin gerade mal drei Wochen, sie war vorher praktisch nie von der Leine gewesen und kannte kaum Begegnungen mit fremden Hunden. Da sie aber sehr auf mich achtete, enorme Verlustängste hatte und sich im Kontakt mit fremden Hunden immer als eher vorsichtig und abwartend erwiesen hatte, liess ich sie nach wenigen Tagen von der Leine.

Den Tag ging ich bei uns in der Nähe in einem kleinen Wald, in dem wir bis dato nur einmal gewesen waren, Hunde bei Sichtung eines normal wirkenden fremden Hundes hinter mir einsortiert - klappte alles - und dann erhobenen Hauptes in einem kleinen Bogen an Hund und Halter vorbei. Bewusst nicht nach den Hunden schauend, dass sie diesen Blick nicht missverstehen.

Nach ein paar Metern merke ich, es klimpert hinter mir nicht mehr, drehe ich mich um - nur noch der kleine Hund! Ich bleibe stehen, rufe, der Mann sagt, ihr Hund ist da lang gelaufen in hohem Tempo - ich rase in die Richtung, rufe - eine Frau sagt, da ist ein Hund hier lang gelaufen - ich rase nach Hause, mehrere Strassen liegen dazwischen.

Da steht mein Hund bellend vor der Haustüre und will rein. Freut sich tierisch, mich zu sehen.

Habe sie natürlich überschwenglich gelobt, mich selbst verflucht und habe immer noch keine Ahnung, was sie dazu getrieben hat, wie ein geölter Blitz nach Hause zu laufen. Ich vermute ihre Verlustängste - vielleicht hat sie mich für einen kurzen Moment nicht mehr gesehen.

 

Danach haben wir beide nur noch mehr und besser auf einander geachtet.

 

Ich würde es jedoch immer wieder so machen, Schleppleine halte ich letztendlich für kontraproduktiv. Ich achte nun mehr auch aus den Augenwinkeln.

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Mir ist das mit meiner ersten Hündin passiert, da war sie auch erst ca. 6 Monate. Ging auch über mehrere Straßen, allerdings mehrspurig Tempo 50 und viel befahren, ich hab nur die Autos bremsen gehört und die Hände vor die Augen geschlagen und gehofft, sie nicht auf dem Asphalt zu finden. Meine Hündin hat auf der anderen Straßenseite auf mich gewartet, aber nur soweit, bis ich einigermaßen nachgekommen bin, dann ist sie weiter gerannt, bis nach Hause. Heute weiß ich, ich darf eben nicht hinterherlaufen, denn das spornt zum Wegrennen an, man flüchtet dann gemeinsam vor der Gefahr. Wenn es irgendwie geht, würde ich dem Hund den Weg abschneiden, indem ich im Bogen drumrumlaufe und mich von der Seite her vor ihn bringe, dann kann er nämlich bei mir Schutz suchen. Sie hat das übrigens 3 x gemacht, dann hab ich eine Hundetherapeutein aufgesucht, die hat mir geraten, sie sobald sie unsicher wird, vorerst auf den Arm zu nehmen, damit sie weiß, ich hab ihr Problem erkannt und helfe ihr, und ihr Hundebegegnungen nicht weiter aufdrängen, und nach und nach Alternativen wie Bogenlaufen etc, hab ich gemacht,  und seitdem hat sie es auch nicht mehr gemacht, hat sozusagen sofort ihr Verhalten geändert, als sie wusste, na endlich beschützt sie mich. Sie blieb dann stehen, schaute mich an mit dem Blick "Trag mich" und gut war. Später hab ich sie auch nur noch sehr sehr selten tragen müssen, meistens wusste sie, dass es reicht neben mir und mit mir einen Bogen zu gehen. Das Problem fing glaub ich damit an, dass ich sie damals viel zu oft mit Hunden zusammen gebracht ab, um sie zu sozialisieren, denen sie aber nicht gewachsen war und um dem zu entgehen hat sie dann die Nach-Hause-Strategie angewendet. Nein, das bleibt ihr nicht im Gedächtnis, wenn du dich wieder neutral verhältst und künftig für Schutz sorgst. Man muss wie beim Autofahren lernen, nebenbei vorausschauend die Umwelt wahrzunehmen, um frühzeitig dann ruhig und souverän handeln zu könenn, das klingt erstmal anstrengend, wird aber genauso selbstverständlich wie beim Autofahren. Je kurzfristiger man was wahrnimmt, je hektischer wird man und das führt dann zu solchen Panikreaktionen.

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Nicki und Avi und Kalama

Kalama scheint den Vorfall viel besser verarbeitet zu haben als Frauchen. Als wäre nix gewesen!

In dem Park ist sie wie immer und hält nicht nervös Ausschau ( So wie ich)

 

Ich danke nochmal für eure Antworten.Schön dass ihr das nachvollziehen könnt und wie ihr drauf eingeht.

 

In Rumänien kannte sie eben nur das Shelter. Hier in Deutschland war sie in einem Tierschutzverein in dem zwar mit den Hunden auch Gassi gegangen wird,

aber mit ihr selten da sie solche Angst vor Menschen hatte dass sie sich kaum von jedem anleinen ließ.

 

Ich brauchte gut 3 Wochen bis ich sie streicheln konnte.Habe Stunden mit ihr im Zwinger verbracht.....

 

Ich weiss es kann niemals alles perfekt laufen... aber wir alle wollen ja dass es unseren Fellnasen bei uns gut geht.Tun alles damit sie sie sicher und wohl fühlen

und wenn dann sowas passiert...einfach furchtbar.

 

Wir arbeiten fleißig mit ihr und wir haben auch schon viel geschafft :D  

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Laikas

Hallo,

ich wollte nur noch von meiner Erfahrung mit meiner letzten Hündin berichten, denn deine Hündin erinnert mich irgendwie an sie. Meine war ja mit anderen Hunden ein recht selbstbewusstes Tier, aber leider nicht mit Menschen. Ich hatte sie auch erst mit 6 Monaten bekommen und ihr Vorleben kannte ich gar nicht.

Wir haben selten Kinder getroffen. Wenn wir doch mal zwei- bis dreijährige Kleinkinder trafen, bekam sie so eine Höllenangst, dass sie sehr schnell zum Angriff übergegangen ist, gerade als sie älter war und sich überlegen fühlte. Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet. Bei älteren Menschen, die sie zu lange angestarrt haben (es gibt jede Menge Hundephobiker, die nicht anders können, oder Hundehasser, die sauer werden, wenn ein Hund irgendwo fröhlich rumspringt), ist sie eher zu mir gekommen oder unsicher ausgewichen, aber das mit den Kleinkindern hat mich wirklich schockiert. Kinder tauchen gern mal urplötzlich von hinten auf und rennen wie angestochen in 10 Zentimeter Entfernung am Hund vorbei. Ich war jedesmal sehr froh, dass sie an der Leine war, und habe eine Trainerin aufgesucht. (Kinder sind leider genauso unberechenbar, denen habe ich dann nur noch glasklare Ansagen gemacht, dass der Hund beisst und sie fern bleiben sollen. Manche Bälger scheinen die Macht zu genießen, auszutesten, wie weit sie bei einem ängstlichen Hund gehen können. Manche denken sich auch nichts und werden vorne gerufen und drängeln sich halt schnell von hinten am Hund vorbei.)

Wenn deine Kalama so viel Angst vor Menschen hatte, würde ich dir deshalb eher raten vorsichtig zu sein. Nicht so, dass der Hund das spürt, aber ich habe diese Panikprobleme noch nach drei Jahren erlebt, als wir umgezogen sind, was meine Hündin wieder sehr verunsichert hat. Sie wurde da schon wieder ängstlich, wenn eine Frau ohne Hund ganz ruhig mit dem Rücken zu uns in der Botanik rumstand und einen Baum fotografiert hat. Ich fürchte, schlechte Erfahrungen mit Menschen in der Welpenzeit graben sich besonders tief ein. Manchmal ahnt man gar nicht, womit die Hunde Probleme haben: rothaarige Frauen, Männer, die am Krückstock gehen, große Tücher, die geschüttelt werden, alles, was nach Stock aussieht, Menschen, die nachts auftauchen, weil sie zur Arbeit fahren oder wenn man selbst mal einen Hut oder eine Sonnenbrille aufsetzt.

Mit tun diese Hunde so leid und ich finde es toll, dass ihr eurer Kalama die schönen Seiten des Lebens zeigt.

Viele Grüße

Laika

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