Geschirre verformen den Brustkorb von Welpen...angeblich

[Estray]

Das behauptet ein ortsansässiger Futterhausbetreiber und weigert sich strikt, Welpenbesitzern Geschirre zu verkaufen.  

 

Seit 4 Jahren höre ich das immer und immer wieder und nun habe ich beschlossen, da mal aufzuschlagen und ihn mit Argumenten pro Brustgeschirr zu erschlagen.    

 

Helft mir mal sammeln bitte, wie kann man seine Argumentation am besten entkräften? 

 

Ich würde einem Welpen nie ein Halsband anziehen, schon allein aus dem Grund, dass so ein Hundekind noch keinen Plan von Leinenführigkeit hat und zwangsläufig zieht. Und ziehen am Halsband geht eben gar nicht. 

 

 

[Nebelfrei]

Hmmm, was ich mal, weiss nicht wo, gelesen habe, ist, dass die Halsmuskulatur wesentlich stärker ist als die anderen Skelettteile.

Und dass sich ein Geschirr deshalb negativ auswirken kann, vor allem natürlich wenn der Hund öfters ins Geschirr springt.

[Juline]

Das Losspringen halte ich für noch gefährlicher als das Ziehen, für Kehlkopf und Halswirbelsäule.

 

Wenn ich manchmal sehe, wie der Kopf herumgerissen wird, wenn ein Hund schräg in`s Halsband springt, wird mir ganz anders.

 

Geschirre sollen den Brustkorb verformen? Wie soll man sich das vorstellen? Unter Dauerzug, zu eng anliegend? Oder nur durch gelegentlichen Druck? Dann müssten ja etliche Hunde verformt sein. Ich glaube, das wäre allgemein bekannt, wenn es wirklich so wäre.

[gast]

Geschirre sollen den Brustkorb verformen? Wie soll man sich das vorstellen?

 

Das habe ich mich gerade auch gefragt. Dafür müsste ein Geschirr dauerhaft sehr stramm angezogen sein. Ähnlich wie ein Korsett was über Jahre so eng gezogen ist, dass sich der Körper verformt. Es gibt doch diese "Damen" mit der übertriebenen Wespentaille.

[Estray]

Naja...also Welpenknochen sind ja noch sehr weich und formbar. 

[Nebelfrei]

Wenn ich drüber nachdenke, da war eher was über Wirbelsäule/Schultern oder so...

[Estray]

Das schreibt Peta: 

 

http://www.peta.de/hundegeschirr#.V3GZL5OLRmA

 

 

Und der Rückert http://www.tierarzt-rueckert.de/blog/details.php?Kunde=1489&Modul=3&ID=19143 :

 

 

Bei einem Halsband wirken diese Kräfte auf einen nur wenige Quadratzentimeter umfassenden Bereich des Halses, an dem sich wichtige Organe wie die Schilddrüse, der Kehlkopf, die Luftröhre und die großen Halsgefäße befinden. Die leider so häufige Schilddrüsenunterfunktion entsteht sehr gern aus einer über lange Zeiträume unbemerkt bleibenden Entzündung dieses Organs (Thyreoiditis). Die auslösenden Faktoren liegen nach wie vor weitgehend im Dunkeln. In diesem Kontext kann man sich um ständigen Druck oder häufige ruckartige Krafteinwirkung auf genau diese Halsregion durchaus seine Gedanken machen. Ebenso betroffen von starken Kraftimpulsen ist die gegen seitliche Beschleunigungen chronisch empfindliche Halswirbelsäule. Bei einem Geschirr dagegen verteilt sich der Druck auf eine um ein Mehrfaches größere Fläche, der Hals wird je nach Ausführung des Geschirrs deutlich entlastet. Von den Geschirr-Befürwortern werden zwar manchmal gesundheitliche Gefahren eines Halsbandes heraufbeschworen, die man als Tierarzt nicht wirklich nachvollziehen kann, es gibt da aber gar keine Frage: Auf den Hund über die Leine einwirkende Kräfte werden durch ein Geschirr definitiv günstiger verteilt. Dazu kommt: Ständiger Zug oder ständiges Gerucke an einem Halsband ist mindestens hochgradig lästig, tut aber sicher auch in vielen Fällen einfach weh! Davon kann man sich leicht selbst überzeugen, indem man sich einfach mal an die Leine nehmen lässt.

 

 

Gibt es gesundheitliche Argumente auch gegen das Geschirr? Leider ja! 2006 wurde die Jenaer Studie zur Hundefortbewegung veröffentlicht, die die Sicht auf die Fortbewegungsaktionen der Vordergliedmaße gründlich revolutioniert hat. So spielen offenbar Bewegungen des Schulterblatts eine wesentlich größere Rolle als bisher angenommen. Kurioserweise wird die Studie inzwischen von einzelnen Geschirr-Befürwortern als Beleg für ihre Auffassung herangezogen. Dies ist nur damit erklärbar, dass sie die Studie gar nicht gelesen haben, denn dafür taugt sie in keinster Weise. Ganz im Gegenteil ergibt sich aus den Studienergebnissen bezüglich der hochgradigen Wichtigkeit der Schulterblattaktionen für uns Hundebesitzer die Verpflichtung, ein Geschirr sorgfältig darauf zu prüfen, ob damit eine freie und unbehinderte Bewegung der Vordergliedmaße einschließlich des Schulterblatts möglich ist. Nach unserer Erfahrung in der Praxis ist diese Forderung häufig nicht erfüllt.

Viele Gurtgeschirre umfassen den Brustkorb viel zu nah am Vorderbein (also in der Achsel) oder sitzen insgesamt so schlecht, dass sie in ständiger Schieflage um den Hundekörper herumschlottern. Aber sogar die auch von uns vormals als gut passend eingeschätzten Geschirre vom Julius-K9-Typ müssen kritisch gesehen werden, denn sie bedecken große Bereiche des Schulterblatts und behindern damit die freie Bewegung. Aus medizinischer Sicht sicher problematischer sind aber schlecht konstruierte oder angepasste Gurtgeschirre. Das ständige Scheuern des Geschirrs in der Achsel bringt den Hund dazu, seine Ellbogen nach außen zu rotieren. Ein korrekter Bewegungsablauf ist damit nicht mehr möglich.

[gast]

Aus dem Bereich urban legends
Das hält sich doch ganz schön hartnäckig, dieser Blödsinn...

Der einzig nachteilige Effekt bei einem nicht gut sitzenden Brustgeschirr ist meines Wissens, dass die Schultern in der Bewegung nicht gut rollieren könnten.

 

Ansonsten sind Schäden durch ein Halsband (vor allem in Bezug auf die Schilddrüse) um ein vielfaches höher .

[gast]

dann müsste ein Halsband das doch auch tun?

[gast]

Ich bin selber ein Verfechter von Brustgeschirr, aber es muss passen und das richtige sein mit Bruststeg und Rückensteg, sonst kann keine ausreichende Zugverteilung stattfinden. leider sieht man sehr oft Hunde mit zu kleinen Geschirren, Welpengeschirre, die längst zu kurz sind im Rücken, und dann in der Achsel hängen, das ist nicht gut.Aber selbst wenn man die Leute darauf hinweist, glauben sie es nicht, weil es ja noch zu geht.

 

Aber ich glaub nicht daran, dass es dem Händler um die Gesundheit der Hunde geht. Eher dass er den Aufwand der Beratung scheut und vor allem das Risiko von Umtausch und Reklamation, denn ein Halsband wird selten umgetauscht, ein Geschirr, wenn vor allem schlechte Beratung und wenig Auswahl im Laden ist, häufig.  Von daher werden auch gute Argumente nicht überzeugen.

 

Eine Brustkorbverformung kann höchstens stattfinden, wenn das Geschirr wie ein Sattel eng geschnallt wird. Was passieren kann, das ich die Vorderbeine ausstellen, wenn das Geschirr unter der Achsel zieht und der Hund durch ausstellen der Beine, dem Druck entgeht, weil es zu kurz geworden ist.