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Mittels der eigenen Haltung Handlungsalternativen aufzeigen


Gast

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Angeregt durch den Thread "Belohnung gegen Aggressionen", würde mich ganz konkret interessieren, was dazu nötig ist, dass man, ohne Gegenkonditionierung und Desensibilisierung , durch die eigene Haltung Handlungsalternativen aufzeigen kann.

Was genau ist das und wie sieht das aus?

Was muss man sich aneignen, um das so praktizieren zu können, ohne gezielt Methoden anzuwenden?

 

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federica

 

Wie sieht das konkret aus?

Ein neuer Hund zieht ein, der bisher zB an der Leine andere Hunde attackierte, wenn sie auftauchen.

Jahrelang etabliertes, gefestigtes Verhalten, verursacht durch mehrere blutige Übergriffe, also Traumata an der Leine.

Ich mach dazu einen neuen Thread auf.

 

Ich würde erstmal alle Varianten der Sicherung wählen, die mir Sicherheit geben und natürlich nicht direkt am  Anfang mitten durch den Stadtwald spazieren.

 

Dann würde sich bei "trotzdem" Hundebegegnungen bei mir Panik einschleichen und ich hätte eine Phase der Furcht und Angst angesichts des Verhaltens und würde mich selbst dabei ertappen, wie ich ins Meideverhalten verfalle und das Laufen mit dem Hund zur Tortur wird.

 

Irgendwann wäre ich von der gesamten Situation, meinem Meideverhalten, meinen Ängsten und der ständigen Ursachenforschung derart angenervt, dass ich unbedingt wieder klar denken können will. Das ist der Punkt, wo fest steht so nicht. Ab da beschließe ich dann, dass "In der Ruhe liegt die Kraft" ab sofort oberste Priorität hat und das hat es dann auch für mich, unabhängig davon wie sich der Hund gibt. Das ist der Punkt, wo ich mich emotional vom Verhalten des Hundes loslöse - ab da kann der Toben und kläffen wie er möchte und mich beeindruckt und stresst das nicht mehr.. 

 

An dieser Stelle trat dann bisher auch immer die gewünschte Verhaltensänderung ein, gerade weil ich losgelöst und emotional "unverstrickt" viel besser beobachten und handeln konnte. 

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KleinEmma

Man muss ja nicht immer von traumatisierten Hunden ausgehen :)

 

Ich glaube auch, dass die innere Haltung des Menschen Einfluss auf den Hund nimmt, da sich ja unsere innere Haltung in unserem Verhalten zeigt. 

 

Wie im anderen Thread schon geschrieben glaube ich aber nicht, dass es IMMER die absolute Lösung für ein Problem ist. Also es wird sich nicht alles verändern lassen, nur weil ich als Mensch eine andere Haltung einnehme.

 

Dem neuen pöbelnden Hund wird wohl zunächst meine Haltung egal sein. Er hat sich da schon vorher etwas angewöhnt.

 

Mir fällt zu dem Thema immer das Buch "Der Hund in deinem Kopf " ein. Was stelle ich mir schon vor der Situation  vor? Dementsprechend verhalte ich mich, also werde z.B. angespannt, nehme die Leine viel zu kurz usw.

 

Ein Beispiel habe ich auch von mir. Vor Emma, bzw. auch noch als Emma einzog, hatte ich eine Hündin, die Jägermeisterin war. Für mich war das Leben (die Spaziergänge) mit einem solchen Hund sehr anstrengend.

 

Nun kam Emma als Welpe zu uns. Ab dem 6. Tag bei uns lief sie ohne Leine bei den Spaziergängen. Ich weiß nicht mehr genau, aber ich glaube, so ab etwa dem 4. Monat lief sie von einer Sekunde zur nächsten wie irre los, Hügel rauf, hoppste da oben rum und kam wieder zurück gerannt.

 

In meinem Kopf spielte sich der Film vom  jagenden Hund ab. Und das wollte ich nicht wiederholen. 

 

Diesen Film bekam  ich auch zunächst nicht los und als Lösung kam die Schleppleine an den Hund. Heute weiß ich, dass die unnötig war - für Emma. Für mich war sie damals in dem Sinne nötig, damit  ich mein Drehbuch für den Film neu schreiben konnte.

 

Bis die Schlepp an den Hund kam und noch eine Zeit lang mit Schlepp hatte ich vor Augen: Wenn Emma losrennt, fängt sie das Jagen an. 

 

Irgendwann kam die Schleppleine in die Schublade und ich ließ sie wieder freilaufen. Natürlich ist Emma erstmal wie eine Wilde am ersten Tag gelaufen, aber  ich blieb innerlich ruhig, hatte keine Angst mehr, dass sie nun eine Jägerin wird. 

 

Emma rennt auch heute noch ab und zu in sehr flottem Tempo Hügel rauf und runter. Ihr macht das einfach Spaß. Die Spaziergänge sind entspannt. 

 

Bei diesem Thema brauchte Emma keine Handlungsalternative lernen. Sie darf rennen. Ich glaube, hätte ich mir damals nicht bewusst gemacht, warum ich Emma an die Schleppleine nahm, würde ich vielleicht heute noch mit Schleppleine spazieren gehen. 

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Ich würde erstmal alle Varianten der Sicherung wählen, die mir Sicherheit geben und natürlich nicht direkt am  Anfang mitten durch den Stadtwald spazieren.

ok. Alle Varianten der Sicherung ist mir etwas zu pauschal.

Da gibts Sicherheitsgeschirre, Haltis, Kettenwürger, Zugstopphalsbänder, Stachelhalsbänder, lange Leinen, kurze Leinen, Moxonleinen usw.

WAS genau von allem würdest Du tatsächlich nutzen?

 

Dann würde sich bei "trotzdem" Hundebegegnungen bei mir Panik einschleichen und ich hätte eine Phase der Furcht und Angst angesichts des Verhaltens und würde mich selbst dabei ertappen, wie ich ins Meideverhalten verfalle und das Laufen mit dem Hund zur Tortur wird.

Kann passieren, muss nicht., passiert aber vielen, ist jedoch keine Antwort auf die Eingangsfrage.

 

Irgendwann wäre ich von der gesamten Situation, meinem Meideverhalten, meinen Ängsten und der ständigen Ursachenforschung derart angenervt, dass ich unbedingt wieder klar denken können will. Das ist der Punkt, wo fest steht so nicht. Ab da beschließe ich dann, dass "In der Ruhe liegt die Kraft" ab sofort oberste Priorität hat und das hat es dann auch für mich, unabhängig davon wie sich der Hund gibt.  

Das beschreibt lediglich einen momentanen Istzustand, bzw. Deine persönliche Entwicklung.

 

Das ist der Punkt, wo ich mich emotional vom Verhalten des Hundes loslöse - ab da kann der Toben und kläffen wie er möchte und mich beeindruckt und stresst das nicht mehr..

Emotional vom Verhalten des Hundes loslösen ist natürlich wichtig. Wenn ich mich ständig durch sein Verhalten ärgern, erschrecken, wütend odr hilflos fühlend machen lasse, dann ist das denkbar ungünstig, die erforderliche Souveränität auszustrahlen.

 

An dieser Stelle trat dann bisher auch immer die gewünschte Verhaltensänderung ein, gerade weil ich losgelöst und emotional "unverstrickt" viel besser beobachten und handeln konnte. 

Nochmal: Ich finde, das Wie wäre interessant, nicht das "Warum".

 

 Zitat: was dazu nötig ist, dass man, ohne Gegenkonditionierung und Desensibilisierung , durch die eigene Haltung Handlungsalternativen aufzeigen kann.

Was genau ist das und wie sieht das aus?

Was muss man sich aneignen, um das so praktizieren zu können, ohne gezielt Methoden anzuwenden?

 

Ich denke nicht, dass man zwingend zuerst total verunsichert sein muss, selbst in Meiden verfallen muss usw., um später selbst klar denkend und handlungsfähig bleiben zu können.

 

Was genau machst Du anders, nachdem Du entschieden hast, "in der Ruhe liegt die Kraft"?

Wie genau sieht die Verhaltensänderung aus - sowohl Deine, als auch die des Hundes.

Klappt das AUCH bei Problemen, die tiefer liegen als lediglich der Unsicherheit/Furcht vor spezifischen Dingen des Hundes?

Also auch bei traumatisierten Hunden?

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Ich versuchs mal anhand eines konkreten Beispiels aus dem Alltag.

 

Wir kommen von unserer Runde, unsere drei an der Leine als uns ein älterer Herr mit nem klassischen Multimix, eher klein, entgegenkommt.

Der ist immer in der Nachbarschaft auf Besuch. Sein Hund sieht unsere drei und legt los. Was man so klassisch Leinenpöbler nennt.

Dem Mann war das sichtlich peinlich und beim vorbeigehen kam dann auch ein "Jaja die Kleinen sind immer die Aggressivsten" von ihm.

Vorher wurde hektisch auf den Hund eingeredet, klassisches nach- hinten zieh Spiel mit der Leine. Ich denke jeder hier kennt die Situation.

 

Ich bin dann stehengeblieben und wir haben etwas geratscht. Unsere drei waren im Sitz mit etwas Abstand bei Frauchen und auch sehr ruhig.(einspurige Wohnstraße)  Das ist aber auch immer abhängig vom anderen Hund.

Hab ihm dann gesagt das ich nicht meine das seiner aggressiv ist und es eher wahrscheinlich Unsicherheit ist (wg den drei großen Hunden bla bla).

Hatte den Eindruck der hat sich gefreut das mal jemand nicht die Augen verdreht oder nen Spruch loslässt. (zeigt ja schon sein Ausspruch quasi als Vorabentschuldigung )

Sein Hund war auf einmal ruhig. Hat dann auch ganz neugierig gekuckt und wollte dann auf einmal schnuffeln. Erst an mir und dann schon mit langer Nase zu unseren hin. Durfte er aber nur mit Sam.

Mit Nelli und Bär an der Leine schnuffeln is nich^^. Wenns gepasst hätte (wir waren schon im Wohngebiet) hätten wir die Hunde auch frei laufen lassen.

 

Was hat sich für den Hund geändert? Bzw. Warum hat er sein Vehalten eingestellt und war nach kurzer Zeit sogar zur Kontaktaufnahme bereit?

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Der Hund hat Abstand bekommen, durfte sich an die Situation gewöhnen und hat dann analysieren können, dass man hier nicht so unsicher sein braucht. (Und all das kann man auch methodisch anwenden).

:)

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kareki, du hast die Stimmung des Mannes vergessen - der war doch sichtlich froh, dass ihn mal jemand verstanden hatte, ihm zuhörte, mit ihm REDETE.

Dieser Stimmungswandel bleibt auch nicht ohne Spuren, hat sicher mit dazu beigetragen dass der Hund ruhig sein KONNTE - und dadurch die Gelegenheit bekam, tatsächlich mal zu "sondieren".

 

Schön gemanaged, Geisi2, auch bei der Wahl bzw. Nicht-Wahl des Hundes zum Leinenkontakt - tja, Erfolg ist häufig auch ein Produkt überlegten Handelns ;)

 

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Jo, bei der Methode ist das eine Mitnebenwirkung, die ich schon so oft betont habe. Ich vergesse die nicht, aber ich glaube nur teilweise an "Ist der Halter anders, dann geht das schon."

ine große Rolle spielt auch das Hundegegenüber. Wohl mehr als der Hundebesitzer auf beiden Seiten.

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Der Abstand hat sich nicht vergrössert. Als unsere Sitz gemacht haben hat der Kleine noch kräftig getobt, eher noch mehr als beim vorbeigehen. Was eigentlich logisch ist...nach dem Motto: jetzt bleiben die auch noch stehen...und Herrchen auch...

 

Richtig, er konnte sich an die Situation gewöhnen und hat natürlich auch gemerkt das sich "sein Mensch" entspannt bzw. die ganze Situation entspannt ist.

Der Punkt ist schlichtweg. Man musste gar nicht direkt auf den Hund einwirken. Weder positiv noch negativ.

 

Wenn man das jetzt einige Male wie in dem Beispiel wiederholt, "lernt" der Hund das diese Situationen grundsätzlich nix bedrohliches sind. 

Aber auch der Mensch lernt zu entspannen und nicht nervös und hektisch zu versuchen seinen Hund vom "Pöbeln" abzuhalten.

Es spielt halt auch wesentlich mit rein wie meine "Stimmung" als Halter ist. Stimme, Bewegungen etc sind davon beeinflusst.

 

Ich finde "innere Haltung" trifft das Ganze auch nicht genau. Es geht eher um Körpersprache die mit der "inneren Haltung" zusammenhängt.

Bin ich bei Hundesichtung schon angespannt führe ich den Hund anders an der Leine als wenn ich da enstpannt reingehe.

 

Das ist jetzt auch nur ein Beispiel von vielen und auch nur ein Teilbereich.

Grundsätzlich fängt es eigentlich schon mit der inneren Einstellung zum Hund an. Ich sehe viele da hat man den Eindruck der Hund und Gassi gehen ist eine Last.

Da sind Probleme vorprogrammiert die dann auch meistens methodisch bearbeitet werden. Lösung wäre aber das ich mit Freude Gassi gehe und zwar möglichst so das der Hund was davon hat.

Und nicht ein Problem das evtl. genau durch diese lustlosen Spaziergänge erst enstanden ist per Klicker oder mit blocken/aversiv versuchen zu beseitigen. (als Beispiel einen Hund der aus lauter Frust an der Leine pöbelt. Da muss ich nix keksen und nicht schimpfen...)

 

Mal ein anderes Beispiel ganz ohne Fremdhund.

Momo unser Besuchshund hatte ne Phase da wurden Menschen an der Leine angepöbelt oder sogar wenn im Freilauf Angler, Fußgänger mehr oder weniger gestellt und verbellt.

Nur bei Frauchen. Bei Herrchen wurde das Verhalten nicht gezeigt.

 

Bei der Hundehaltung bin ich als Halter nunmal der wesentliche Faktor und entsprechend sollte man auf seine "innere Haltung" achten die sehr wohl Einfluss auf den Hund hat.

Da hängt nämlich ganz viel dran und man KANN (Achtung wichtig) viele Probleme oder auch Verhalten seines Hunde damit ändern.

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KleinEmma

Mal ein Beispiel, wie man sich Probleme schaffen kann: Eine Frau hat 2 Labradore (Labradors?),die nicht typisch Labbi sind,sondern gegenüber Hunden sehr aggressiv. Mit diesen Hunden lernte ich die Frau vor Jahren kennen. 

Vor etwa 3 Jahren lief ihnen eine etwa 6 Monate alte Hündin zu. Sie nahmen sie auf. Wenig später starb ein Labrador. Jetzt waren da also der eine,mittlerweile alte Labbi und die junge Hündin,die sehr freundlich war.

 

Die Frau ging oft mit der Hündin alleine spazieren, also ohne den Labbi. Aber:Durch die vielen Jahre mit den Labbis waren Hundebegegnungen für sie mit Stress verbunden. Sah sie einen Hund, brach ihr der Schweiß aus,sie zog direkt die Hündin zu sich und lief riesige Bögen. Es dauerte nicht lange und diese Hündin begann Artgenossen zu attackieren. Normal läuft sie angeleint,aber es ist schon mehrmals passiert,dass sie sich aus dem Halsband oder Geschirr winden konnte. 4 Hunde wurden mittlerweile von ihr so gebissen,dass sie tierärztlich behandelt werden mussten.

 

So, man könnte ja nun anfangen,ein bisschen an sich zu arbeiten. Ok,aber scheinbar war das sehr schwer.

 

Vor einem Jahr nahmen sie einen weiteren Hund auf. Rüde, etwa 1 Jahr jung, Mix Labbi-Bernhardiner. Ich sage mal, er war ein freundlich,liebevoller Depp,also so ein richtiger Hund zum Knuddeln. Bisschen tollpatschig und verspielt. 

 

Die Geschichte wiederholte sich. Es lief genauso wie mit der Hündin. Heute sagt die Frau über diesen Hund: Da ist nix zu machen, er ist ein extremer Leinenpöbler und fängt nun an, nach anderen Hunden zu schnappen.

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