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"Mein Pferd einschläfern, ich habe mich entschieden"


Flix

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Ich habe mich in letzter Zeit ja ziemlich rar gemacht. Eigentlich, weil ich endlich zügig mein Projekt beenden wollte. Jetzt aber stehe ich da und soll entscheiden ob (dass) mein Pferd eingeschläfert werden soll und das macht mich einfach nur verrückt. Ist mir irgendwie peinlich, dass ich angejammert komme wenn es mir schlecht geht.

2010 hatte ich Kanon, meinen Trakki in, wie ich meinte, "gute Hände" abgegeben und im April letzten Jahres zurückgeholt (Schutzvertrag sei Dank!), denn als ich ihn wieder besuchte, fand ich ihn abgemagert, gestresst und total vernachlässigt vor. Außerdem hatte er eine Facialislähmung, die linke Unterlippe hing.

Binnen kürzester Zeit hat er sich erholt, glänzte in jeder Hinsicht und war vom ersten Tag an wieder absolut mein Pferd. Jedem außer mir fiel auf, dass er absolut auf mich fixiert sei. Ich fand ihn einfach nur prima und wir waren wieder zusammen!

Am 4. Mai letzten Jahres stand er morgens in seiner Box und konnte sich nicht rühren. Kreuzverschlag mutmaßte die Hofbesitzerin, rief mich und TA. Aber es war kein Kreuzverschlag, es war ein sogenanntes vestibuläres Syndrom. Nicht transportfähig, wurde er in seiner Box an den Tropf gehängt, Flix nächtigte im Stall und passte auf, dass er nicht umfällt, sich verheddert oder die Nadel zieht. Wochenlang war es ein Bangen ob er es packt oder nicht. Er hat gekämpft, er wollte leben! Ganz langsam hat er in der Folge wieder laufen gelernt, irgendwann saß ich wieder drauf und er war fast wieder der Alte.

Im Dezember dann kam er eines Abends ganz wackelig von der Koppel, hatte roten Schaum an den Nüstern. Damals hatte ich den Eindruck, jetzt will er einfach nicht mehr. Aber auch da hat er sich mithilfe von Metacam innerhalb von etwa 10 Tagen wieder berappelt.

Die Mutmaßung ist, dass er in den "guten Händen" einen üblen Schlag abbekommen haben muss. (Wir nehmen an, dass er für ein paar Euros gedeckt hat und von einer Stute vermöbelt wurde aber wir wissen es nicht. Die „guten Hände“ haben mich, wie rauskam mehrfach belogen, könnte also alles möglich sein). Die oberen Halswirbel sind verändert und drücken auf's Rückenmark. Er ist wackelig auf den Beinen und der Tierarzt vermutet, dass er Schmerzen hat. Evtl. war es auch ein Schlaganfall bzw. ein Schlaganfall als Folge der Halswirbelgeschichte.

Laut Tierarzt sollte ich ihn reiten. Also bin ich geritten, sehr vorsichtig und immer vorsichtiger. In letzter Zeit hatte ich dabei aber immer mehr den Eindruck, dass er einfach keinen Bock hat und ich habe mich nicht wohlgefühlt dabei. Auch fing er an, immer wieder seine Box zu demolieren. Er keilt dann mit der Hinterhand aus, zerdeppert locker die dicksten Bretter und wühlt auch seine Einstreu durcheinander. Die Hofbesitzerin meinte, er sei irgendwie nicht mehr ganz klar im Kopf und werde jetzt agressiv zum Nachbarpferd. Zu uns Menschen ist er aber freundlich wie eh und je. Ich habe ihr gesagt, dass ich denke, dass das eine Reaktion auf Schmerzen ist. Ich kenne dieses Pferd seit 12 Jahren und wenn ihm was weh tut, dann pfeffert er nach hinten raus. und genau das sagt der Tierarzt jetzt auch. Er meint das Pferd sei total gestresst, denn es habe dauernd immer wieder Schmerzen, die er sich wie Stiche vorstellt.

Wir könnten Szintigraphie machen aber er rät mir ab. Er sagt, selbst wenn wir wüßten, wo genau was sitzt, könnten wir es doch nicht wirklich therapieren. Wir können ihn dauerhaft auf Schmerzmittel setzen, aber wie lange? Und ist das sinnvoll? Nein.

Es sei schade, sagt der TA, denn so wie er dasteht, ist er so bildschön, wirkt viel jünger und hätte er dieses verfluchte Problem nicht, wäre er mit seinen 21 Jahren noch absolut top fit und würde mal easy über 30. Und er ist so absolut liebenswert!

Nun steh’ ich da und bin einerseits für mich an dem Punkt wo ich sage: gut, jetzt ist Schluss, es reicht, machen wir ein Ende. Andererseits: wer bin ich, Tag und Stunde seines Todes festzulegen? Hat er Lebensqualität? Tierarzt sagt: nein. Dann aber komme ich zur Koppel und er wiehert und läuft mir entgegen, dabei rutscht ihm zwar das Hinterteil kurz weg aber er balanciert es aus, kommt angetrabt und will sein Möhrchen.

Wenn ich ihn an Stuten vorbeiführe, ist er nach wie vor der tänzelnde Angeber: „schaut her, ich bin der Schönste!“

Heute habe ich wieder mit dem Tierarzt gesprochen: ich soll ihn noch ein paar Tage beobachten. Ich bin echt hin- und hergerissen. Ich will nicht, dass dieses Pferd unnötig leidet und je länger ich warte und „beobachte“, je länger tut er das vielleicht. Und was, wenn beim „Beobachten“ der Eindruck entsteht, es ginge ihm doch wieder besser? Wie lange? Er ist insgesamt einfach, wie es der Tierarzt treffend ausdrückte: unleidlich. Er tritt beim Putzen ständig von einem Bein auf’s Andere, schlägt mit dem Schweif, wackelt oder schüttelt mit dem Kopf etc. Nun hat er aber schon ein paar Tage lang keine Bretter mehr kaputtgehauen…

Will der Tierarzt einfach nur mir Zeit lassen?

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Hör in dich rein, hör auf dein Herz, du kennst deinen Lieben am besten.... Ich wünsche dir viel kraft!

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puschel1985

Hey!

Eine der schlimmsten Entscheidungen die es gibt :(

Hör in dich rein, meinst du, es gibt noch eine MÖglichkeit für ihn?

Wenn du sagst, die Schmerzen stecken im Genick, wäre vielleicht eine Neuraltherapie etwas für euch?

Meine Hündin ist damit wieder vollkommen fit geworden...

Kannst du nicht einmal einen anderen Tierarzt gucken lassen? Hier bei uns gibt es einige gute Pferdekliniken, da war mein Pony damals auch, nachdem unsere Tierärztin sagte, man kann nichts mehr machen...

Wenn dein Gefühl dir sagt, er will leben, würde ich es versuchen..

:kuss::kuss::kuss::kuss:

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SabineG

Hallo,

ich weiß leider nicht wie du heißt..

Wenn du hier in der Gegend leben würdest, würde ich dir glaube ich vorschlagen, mal bei Tamme Hanken anzurufen...

Aber wer weiß, vielleicht hilft es ja trotz großer Entfernung? Ein Anruf kostet ja nichts weiter...

Ich wünsche dir alles Gute bei der Entscheidungsfindung und deinem Pferd einen schönen, schmerzfreien Lebensabend.

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Ach jeh, Flix! :(

:knuddel :knuddel

Raten kann ich Dir da nichts - ich kann Dir nur wünschen, dass Du erkennst, wenn er nicht mehr kann/will! :(

Ich kann Deine Zweifel verstehen und ich möchte nicht in Deiner Haut stecken! :( So ein Sch.....! :heul:

:knuddel :knuddel :knuddel

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piper1981

Hm , hast du mir mal ne zweite vll auch dritte TA-Meinung geholt ? Pferdeklinik ? Pferdephysiotherapeut ?

Habt ihr denn schonmal ne Schmerztherapie probiert? Ging es ihm besser?

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Oh, Flix, ich hab Tränen in den Augen und weiss, wie Du Dich fühlst... Du weisst, dass ich Ende April vor einer ähnlichen Entscheidung stand bzw. ich dachte ich stehe davor, allerdings hat meine TÄ gemeint, Delin sei noch kein Fall für den Pferdehimmel.... Du warst an diesem Tag bei mir und keiner weiss es so genau, wie Du, wie ich mich gefühlt habe....

Ich kann Dir keinen schlauen Ratschlag geben! Ich weiss aber, dass Du für Dein Hengstchen die richtige Entscheidung treffen wirst!! Ich denke an Dich und drück Dich mal ganz feste, auch wenn ich mich sehr rar gemacht habe, in letzter Zeit....

Delin geht es zur Zeit übrigens prima, ich reite sie momentan recht viel, kein Huster, keine Bauchatmung... Ich genieße jeden Tag mir ihr, denn ich weiss, der nächste Winter kommt bestimmt und jeder Winter könnte ihr letzter sein....

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:(:(:( Eine schwere Entscheidung.

Wenn du gut in dich reinhörts, wie einige ja schon geschrieben haben, wirst du sicher die richtige treffen. Ich wünsche es dir.

Aber bevor du dich endgültig entscheidest, würde ichdir dringend raten noch einen anderenTA oder eine Klinik zu konsultieren.

Du hast geschrieben:

Die oberen Halswirbel sind verändert und drücken auf's Rückenmark. Er ist wackelig auf den Beinen und der Tierarzt vermutet, dass er Schmerzen hat. Evtl. war es auch ein Schlaganfall bzw. ein Schlaganfall als Folge der Halswirbelgeschichte.

Laut Tierarzt sollte ich ihn reiten. Also bin ich geritten, sehr vorsichtig und immer vorsichtiger. In letzter Zeit hatte ich dab

Dieser tierärztliche Rat kommt mir komisch vor. Zwar bin ich selbst ganz frsichgebackene Pferdebesitzerin mit ganz wenig Erfahrung. Aber bei meinem Pferd wurde gerade nach Szintigrafie, Röntgen und Ultraschall in der Klinik festgestellt, dass vermutlich ein Wirbel sich verschiebt und damit die Nerven beeinflusst.

Und bei mir hieß es: NICHT mehr reiten, denn das könnte gefährlich werden. es könnte ganz plötzliche Lämungen geben.

Und darum kommt es mir so vor, als ob Diagnose und tierärztlicher Rat nicht so richtig zusammenpassen. Und darum frage ich mich, ob deinTA wirklich ein Fachmann für dieses Problem ist.

Mag sein, dass ich falsch liege und irgendwas nicht richtig verstehe. Aber eine zweite Meinung vor der schwerwiegensten Entscheidung, die du für dein Tier treffen kannst, kann doch nicht schaden, oder?

Viel Glück und Kraft wünsche ich dir.

LG

Renate

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Ich würde (wäre es mein Pferd) die Szinti machen! Zumindest HWS komplett Röntgen. In einer guten orthopädischen Klinik!

Eine Arthrose in den Intervertebral-Gelenken (sollte es in diese Richtung gehen) kann in gewissem Rahmen behandelt werden. Hat er eine spinale Ataxie, kann man auch versuchen, noch einiges zu tun. Und selbst wenn nicht. Dann hast Du Gewißheit!

Was ich nicht könnte (ich rede jetzt nur von mir!) ist, ein Pferd das noch eine gewisse Lebensqualität hat ohne Diagnose oder zumindest alle Möglichkeiten dafür ausgeschöpft zu haben zu himmeln!

Auf gar keinen Fall Reiten, wenn er ataktisch ist (= unkoordiniert) Das ist lebensgefährlich!

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Vielen Dank für eure Antworten.

Der TA, den ich habe, war im letzten Jahr nicht der erste vorort, es ist der, der helfen konnte, als zwei davor schon "Einschläfern" gerufen haben. Und ja: es ist eine Klinik mit mehreren TÄ aber, wie es aussieht, einer Meinung. Der, von dem ich hier rede ist der Obertierarzt von ihnen. Auch ja: ich hatte eine ziemlich teure und gute Physiotherapeutin, die - empfohlen vom Tierarzt - maßgeblich daran beteiligt war, dass er im letzten Jahr wieder auf die Beine kam - sie hat Videos vom Laufenlernen gemacht und die habe ich. (ich kann sie hochladen, wenn euch das interessiert.) Außerdem gibt es noch eine TÄ, die ihn nadelt (Akkupunktion).

Nein, ich denke, das alles ist es nicht. Ich fühle mich - oder ihn - wirklich an einem Endpunkt aber ich habe solche Angst davor! Und ich mißtraue meinem Gefühl. Es könnte doch auch falsch sein...

Pferde leiden stumm. Man hat mir auch gesagt, dass Kanon vielleicht nur noch für mich weitermacht. Kann das sein? Mir fällt auch auf, dass er sich gar nicht mehr wälzt. Bis vor zwei Wochen habe ich ihn immer schlammverkrustet von der Koppel geholt. Nun ist er stets wie frisch geputzt.

@chienne: Kanon war das ganze letzte Jahr schon wackelig, driftete immer mal wieder hninten weg (Lähmungserscheinungen, das wußten wir). Rückwärtsrichten war immer die Probe wie gut er gerade auf den Beinen ist. Aber: ich sollte reiten, damit er was zu tun hat und auch im Kopf beschäftigt bleibt. Und bis vor kurzem hatte ich den Eindruck, er freut sich drüber. Gelände hat Tierarzt mir allerdings schon länger verboten, denn wenn mein Bub sich vergißt und vielleicht mal steigt, kann er umfallen und ich liege drunter.

Lektionen, die früher zu unserem täglichen Repertoire gehörten, waren längst nicht mehr dabei. Kein Gedanke an "Durchs-Genick-Reiten". Es war vorsichtiges, hinhörendes Reiten an langer Leine und ich war oberfroh, dass dieses Pferd so zuverlässig auf Gewichtshilfen reagiert. Wieviel er nur mir zuliebe gemacht hat? Ich weiß es nicht. Manchmal wollte er ganz einfach auch nur laufen und hatte Spaß dran. Dann habe ich ihn gelassen und drauf vertraut, dass er uns beide schon ausbalancieren kann. Andere sagten, sie würden sich da gar nicht mehr drauf trauen.

@ Ute: du hast mein Kanönchen mal kennengelernt, durftest sogar draufsitzen!

@ Delin: ja, ich weiß, wie es dir ging und ich finde es so schön, dass du diesen Sommer noch hast mit deiner Delin. Genieße es!

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