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Der GR20 auf Korsika mit Hund - Ein Urlaubsbericht mit Bildern


Canim

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Canim

Im September 2012 haben wir den GR 20 gemacht ...

und nicht geschafft

Tja das klingt jetzt erst mal nicht so positiv. Allerdings sind wir dennoch stolz auf uns. :D

Kurz zu den Eckdaten was wir überhaupt vor hatten:

Der GR 20 gehört zu den schwersten Fernwanderwegen von Europa und dauert komplett durchgelaufen ca. 15-18 Tage.

Er führt über die große Gebirgskette von Korsika startend vom Norden und geht bis zum Süden. Die zu bewältigende Strecke sind 180 km.

Jeder Tag beginnt mit einem Aufstieg um dann am Ende wieder zur nächsten Hütte abzusteigen. Da wir im September gewandert sind war es nicht klar ob die Hütten noch offen sein würden, deshalb trugen wir auch unser Proviant für 2 Wochen mit.

Wir waren zu viert + 1 Hund.

Nun wir haben diesen Fernwanderweg unterschätzt! Zum einen hatten wir trotz allem zu schweres Gepäck (die Frauen 17 kg, die Männer ca. 22 kg), zum anderen war uns nicht klar dass der Fernwanderweg mit Wandern fast nix zu tun hat.

Wir gingen in der Erwartung hin meist an der oberen Baumgrenze zu laufen, auf kleinen Trampelwegen. Was wir vorfanden waren riesige Felsen, Geröll und Berge UND keine Wege sondern lediglich rot-weiße Markierungen auf den Felsen damit man die richtige Richtung fand.

Geschafft haben wir von dem GR20 genau eine Woche, dann mussten wir allerdings abbrechen, weil eine aus unserer Gruppe Magenkrämpfe hatte. Mein Freund und ich überlegten noch ob wir weiter sollten, allerdings hätten wir dann 4 Tage laufen müssen bis wir Zivilisation kam, deshalb haben wir dass dann lieber gelassen, man weiß ja nie ob was passiert.

Der erste Tag begann noch ganz normal. Wir starteten bei 270 Hm und mussten bis zu 1570 Hm aufsteigen. Der Wanderführer gab eine Zeit von 6.30 h an während wir in Wirklichkeit ca. 8 Stunden brauchten.

Wir stiegen über eine Gestrüpplandschaft langsam den Berg hoch, kamen durch einen schönen Wald und stiegen langsam in Serpentinen den Berg hoch, bis wir uns auf einer riesigen Ebene befanden wo wir unsere erste längere Pause machten. Nach der Pause veränderte sich die Landschaft komplett. Die Steine über die wir klettern mussten wurden immer größer und wir waren gezwungen die Wanderstöcke wegzustecken. Wir waren zudem gezwungen an manchen Stellen mit vollem Körpereinsatz zu klettern, was wahnsinnig schwer war da das Gewicht des Rucksacks immer so sehr in den Nacken drückte das man beim Klettern kaum noch hochschauen konnte.

Für Arco war das alles Pipifax, er sprang elegant wie eine Gemse hoch und schaute immer freudestrahlend zu uns herunter.

Wo ich gerade Gemse erwähne trafen wir dann dort auch ein paar, wo Arco sofort hinterherspringen wollte. Ich schrie ihn wutentbrannt und voller Angst an, da ist er dann GsD wie vom Donner gerührt stehen geblieben. Ich hab ihn dann angefahren, dass er Packtaschen anhat und wohl verrückt sei den Gemsen hinterherzuspringen. Danach hat er das komplett gelassen.

Nach ner Weile kamen wir an eine Stelle wo wir über einen kleinen Wasserfall mussten. Ketten waren in den Fels geschlagen damit man rüber kam. Es war eine sehr ausgesetzte Stelle und man musste sein komplettes Gewicht in die Kette legen damit man sicher rüberkam. Die erste Mini-Mutprobe der Tour. :D

Wir kletterten weiter einen recht breiten Kamin hoch und ich war froh, dass Arco so wahnsinnig trittsicher ist.

Nach 8 Stunden kamen wir dann endlich an der Hütte an. Es war rammelvoll, schwer einen Platz zu finden und wir waren überrascht wie viele noch im September den GR 20 liefen. Eine Gruppe Holländer, denen wir auf dieser Tagesetappe mehrmals begegneten, jubelte uns begeistert zu als wir bei der Hütte ankamen, denn wir waren die Hauptattraktion auf dieser Tour mit unserem Hund. :D

Nach hektischem Suchen, da es langsam dämmerte fanden wir dann endlich einen geeigneten Platz für unser Zelt.

Der erste Tag hatte sehr an unseren Kräften gezehrt. Wir zitterten vor Erschöpfung und hatten wahnsinnig Hunger. Nachdem das Zelt aufgebaut war schlangen wir schnell Fertigspaghetti mit ner Tomatensoße runter fütterten Arco und gingen sofort schlafen. Arco war an diesem Tag auch total müde, für ihn war es vor allem anstrengend auf einmal viel weniger Schlaf zu bekommen, allerdings fand er in den nächsten Tagen eine gute Lösung dafür.

Der 2.te Tag:

Der Wecker klingelte aber so richtig Lust zum Aufstehen hatten wir nicht. Selbst Arco hatte überhaupt keine Lust. Also gut schlafen wir noch eine halbe Stunde

Wieder klingelte der Wecker, aber diesmal mussten wir wirklich aufstehen. Es stand ein langer Tag bevor und wir wollten ja bei Helligkeit ankommen. Schweigend wurde das Zelt abgebaut und Frühstück zubereitet. Die anderen zwei aus der Gruppe stießen dazu und wir kochten uns erstmal einen Kaffee um wieder wach zu werden. Wach machte dann aber nicht der Kaffee sondern der Kaffeesatz beim letzten Schluck bääääh

Der Anblick von den Rucksäcken bereitete unbehagen aber was muss das muss, also hievten wir die Rucksäcke auf den Rücken. Arco war nicht begeistert wieder seine Packtaschen zu tragen. 5 Minuten lang spielte er kaputter Hund, der nicht laufen kann.

Ich überlegte noch ob er jetzt spielt oder es ernst meint da wanderte Herrchen los und zack war der Hund wieder topfit und führte die Mannschaft an.

Der zweite Tag war die Hölle!

Er begann sofort damit dass wir klettern mussten, Wanderstöcke waren mal wieder fehl am Platz. Die Gegend war hässlich und hatte nichts schönes zu bieten an diesem Tag. Nur Steine und Geröll. Für mich war es extrem schlimm, da ich kaputte Knie hab, hätte ich meine Kniebandagen zur Unterstützung nicht getragen hätte ich unmöglich mitlaufen können.

Ständig kamen schwierige Kletterstellen wo wir Arco die Packtaschen abnahmen, da er dann mit Leichtigkeit hochklettern konnte. Allerdings kostete uns das verdammt viel Zeit.

Eine Stelle ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Ein Kamin, sehr eng. Die Oberkante war so hoch, dass wir überlegten Arco dort hochzuheben. Wir machten ihm die Packtaschen ab diskutierten noch darüber wie wir am besten mit ihm hochsteigen und im nächsten Moment sprang Arco den Kamin hoch, bekam die Oberkante gerade noch mit den Vorderpfoten zu fassen und zog sich dann wie bei einem Klimmzug hoch. Wir standen alle mit geöffneten Mündern und aufgerissenen Augen dran, geschockt von dem was wir grad gesehen haben. Wahnsinn was Arco drauf hatte! :respekt:

An diesem Tag fing Arco auch an in jeder Pause zu dösen, um so genug Schlaf zu bekommen. Allerdings lernte er auch wenn andere Wanderer Pause machten sie freudestrahlend anzuschmachten, denn dann teilte jeder sofort bereitwillig mit unserem Arco. Er wurde auf dieser Tour der reinste Bettler :Oo

Nach 7 Stunden Aufstieg (mit Pausen) fing dann endlich endlich endlich der Abstieg an. Eine Wanderergruppe meinte die Hütte sieht man gleich wenn man den Abstieg beginnt dann dauert es nur noch eine Stunde.

Leider war das alles andere als wahr. :Oo

Die Hütte war nur zu Beginn des Abstiegs zu sehen, noch dachten wir es dauert nur eine Stunde dort hin. Allerdings kamen wir selbst nach 2 Stunden noch nicht an. Ich war sauer auf die Gruppe, stinksauer. Ich hatte Kopfweh, weil mein Rucksack mir einen Nerv einklemmte. Ich war genervt und mein Rücken schmerzte. Und der Abstieg war die Hölle! Erst ging es über riesen Felsen runter und später rutschten wir Geröllfelder hinunter, ich kann gar nicht zählen wie oft es mich an diesem Tag auf den Allerwertesten geknallt hat.

Wir stiegen auf der rechten Seite ins Tal hinab, die Hütte war links. Als wir dann nach 2 1/2 Stunden endlich in die linkskurve gingen freute ich mich dass wir endlich da seien. Die Hütte war durch die Bäume verdeckt, aber wir waren uns so sicher jetzt kann es sich nur noch um Minuten handeln. Doch Pustekuchen!

Wir überquerten einen kleinen Bach und dann sahen wir wieder die Hütte, sie war wahnsinnig weit weg! :wall:

Da hatte ich vor lauter Erschöpfung dann meinen ersten Nervenzusammenbruch (wie wir später erfuhren war ich nicht die Einzige ^^). Mein Freund schlug vor dass ich den Rucksack liegen lass und er ihn holt wenn wir angekommen sind, aber ich war dagegen biss die Zähne zusammen und lief mit Pipi in den Augen zur Hütte. Eine halbe Stunde dauerte dieser Teil der Strecke noch.

Insgesamt waren wir an diesem Tag gute 10 1/2 Stunden unterwegs und waren fix und alle als wir ankamen.

Der Campingplatz war eigentlich nur ein Geröllfeld, die meisten Zelte standen auf Geröll. Doch obwohl wir ziemlich spät ankamen, fanden wir wenigstens noch einen kleinen Ebenen Platz allerdings stank es wahnsinnig nach Klo

Alles egal hauptsache wir konnten was essen und dann endlich schlafen.

Der dritte Tag war nicht besser als der zweite Tag und unterschied sich landschaflich kaum davon.

Gleich am Anfang kam eine Hängebrücke. Die "Bretter" hatten nach oben schauende Zacken, wahrscheinlich damit man auch im Winter über die Brücke gehen kann. Also mussten wir Arco seine Schuhe anziehen, danach ging ich vor und Alex ging mit Arco nach, die Packtaschen hatten wir davor rübergebracht. Am Anfang ging er sehr zögerlich, schön eine Pfote nach der anderen. Dann traute er sich nicht mehr die Hinterpfoten nachzusetzen und die Bretter gingen immer weiter auseinander, ich feuerte ihn an und er lief langsam weiter. In der Mitte rutschte er dann mit den Hinterpfoten in den Spalt und fing an zu schreien Herrchen zog ihm am Geschirr hoch und trug ihn dann das restliche Stück, wo er dann sofort mit Leckerlies überhäuft wurde und alle ihn begeistert knuddelten. Nach diesem Bad in der Menge (hatten viele Wanderer zugeschaut und ihn dann begeistert gelobt und geknuddelt) strahlte er wieder und war bester Laune, typisch Arco. :D

Danach ging das geklettere weiter und nach einer Weile verirrten wir uns einmal sogar und stiegen falsch ab woraufhin wir wieder aufsteigen mussten um woanders abzusteigen. Wir wanderten mal wieder sehr ausgesetzt und einmal rutschte ich auf einem der Wanderstöcke ab, er glitt mir aus der Hand und rutschte den Abhang entlang (wenige Meter weiter fing der Abgrund an ) ich fiel und drehte mich mit dem Gesicht zum Fels, packte panisch mit den Fingern nach Halt und rutschte ein bisschen bis ich Halt hatte. Ich hatte keine Ahnung wie weit ich gerutscht war, mir klopfte das Herz bis zum Hals und ich krallte mich wie wahsinnig in den Fels. Mit letzter Kraft presste ich noch ein Hilfe heraus und mein Freund und Arco, die schon um die letzte Biegung waren, rannten zurück um mir zu helfen. Alex hielt mich am Rucksack fest und meinte ich könne loslassen, was mich unglaublich viel Überwindung gekostet hatte. Als ich wieder einen sicheren Stand hatte, haben mir die Knie geschlottert und ich hab eine Weile gebraucht um mich wieder zu beruhigen.

Der weitere Abstieg war schlimmer als am Tag zuvor. Wir mussten ständig Kamine runterklettern, was mit meinen kaputten Knien viel Zeit gekostet hat.

Als wir endlich unten waren schlug ich einen Tag Pause vor, denn der vierte Tag sollte laut Wanderführer unglaublich schwer werden und da der Wanderführer bei den ersten drei Tagen stark untertrieben hat, mussten wir erst mal Kraft tanken. Zudem regnete es am nächsten Tag die ganze Zeit und wir hätten die Tagestour dann sowieso nicht machen können.

Der Tag Pause war eine wohltat, obwohl das Wetter überhaupt nicht mitspielte und wir den ganzen Tag im Aufenthaltsraum der Hütte verbrachten. Arco wurde von allen Wanderen mit Essen verwöhnt und fand sein Leben toll, der alte Charmeur. :D

Am vierten Tag erwartete uns der "Kessel der Einsamkeit", der hässlichste Ort den ich je gesehen habe! :mund Der Tag war unglaublich kalt und wir packten uns sehr warm ein. Oben am Kessel angekommen, stauten sich schon eine menge Leute, die sich noch einmal aufwärmten und stärkten bevor sie hinabstiegen. Wir wurden mehrfach erstaunt gefragt ob wir da wirklich mit dem Hund runter und wieder hochklettern wollten. Da Arco die letzten Tage so super geklettert ist machten wir uns da keine Sorgen und für Arco war es auch eher weniger anstrengend. Er lief mit einer Leichtigkeit schräge Felsplatten runter wo unsere Wanderschuhe keinen Halt mehr fanden und wartete dann immer freudestrahlend auf uns, ich war richtig neidisch. :D

Wir Menschen mussten uns wieder an Ketten festhalten und langsam runterklettern. Es staute sich und man musste aufpassen dass einem beim Klettern niemand auf die Hand trat.

Nachdem wir unten im Kessel waren mussten wir gleich wieder aufsteigen, Pause wollte niemand an diesem Unwirtlichen Ort machen. Beim Aufstieg kam dann die schwierige Stelle, wo man eine 3m lange Leiter hochklettern musste, wir waren darauf gefasst und suchten nach einer Stelle wo wir Arco gut hochbringen konnten. Während wir grübelten kam ein Mann zielstrebig auf uns zugestapft mit einem Kletterseil um die Schulter. Er ging auf Arco zu hakte einen Karabiner ins Geschirr und kletterte hoch, dann sicherte er das Seil und wir zogen Arco gemeinsam hoch (der fand das nicht ganz sooo toll :whistle ), danach erklärte uns der Mann dass er Bergführer ist und hier oft Gruppen durchführt, der restliche Teil des Weges sollte für den Hund kein Problem mehr sein und so war es auch.

Beim Aufstieg hatte ich noch mehr Angst als beim Abstieg, überall flossen kleine Rinnsale Wasser runter und machten die Wanderschuhe rutschig. Man musste sich wieder an Ketten festhalten und sich so hochziehen, als wir endlich oben waren waren wir ganz schön geschafft.

Die nächsten 2 Tage waren viel angenehmer. Endlich wanderten wir durch Wälder und konnten tolle Landschaften sehen. Es war gigangtisch, ich fühlte mich wie auf den Hochebenen Schottlands (die ich aber nie gesehen habe :redface) Wir hatten den schlimmsten Teil hinter uns, doch wie schon oben erwähnt haben wir dann ja abgebrochen.

Irgendwann werden wir den GR20 aber komplett durchlaufen, dann aber mit 2 Hunden, da wir seit einigen Monaten noch einen weiteren Hund besitzen, unsere tolle Pama. :)

Nach dem GR20 fuhren wir runter an die Küste und genossen für eine Weile das nichtstun, allerdings wurde dass auf Dauer ziemlich langweilig und wir sehnten uns nach den Bergen. So ein bisschen haben wir den Abbruch bereut, aber 2 Tage nach dem Abbruch schwollen meine Füße auf Elefantengröße an, da hatte ich echt wahnsinnig Glück dass mir das nicht in den Bergen passiert ist. :D

So genug gelabert, jetzt kommen die Bilder :)

Irgendwann werden wir den GR 20 aber auf jedenfall fertig laufen.

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kamiko

Wooooow, :respekt: fuer eure Leistung!

Auch wenn ihr nicht den ganzen Weg geschafft habt, hattet ihr wohl doch eine Menge Spass :D

Danke fuers Mitnehmen, hat bei dem Sch...wetter hier richtig gutgetan.

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