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Umgang/Erziehung von Streunern


Cassandra

Empfohlene Beiträge

Cassandra

Moin Moin,

 

ich bin "Frischling" in diesem Forum.

Auf Euch gestossen bin ich -wie üblich- über Tante Google.

 

Ich wünsche mir hier Tips, Erfahrungsberichte und den Austausch mit Gleichgesinnten. 

Dazu hier nun meine "Sorge":

 

Ich habe vor 4 Wochen einen Zweithund adoptiert. Tuli ist ca 2 Jahre alt, kommt ursprünglich aus Portugal und ist neben Lotta mein größter Schatz.

Sie lebt seit insgesamt 9 Wochen in Deutschland. Nach 14 Tagen täglichen Besuchens auf der (super) Pflegestelle und spazieren gehen haben wir sie mit nach Hause genommne.

 

Dort erwartete sie Lotta -meine erste und leider sehr dominante Hündin.

Die Beiden haben sich nach ersten Schwierigkeiten aneinander gewöhnt. Das Zusammenleben klappt immer besser. Das ist auch nicht meine Sorge.

 

Tuli ist eine gut sozialisierte junge Dame. Sie spielt, solange es die Kondi erlaubt, sehr gut mit anderen Hunden. Gibt es Stress, unterwirft sie sich.

Das eigentliche "Problem" ist Ihre Unterwürfigkeit dem Menschen gegenüber. Die Erziehung und das normale Leben werden nicht gerade einfach dadurch.

 

Mittlerweile ist sie recht fixiert auf mich. Ich habe sie viel schmust und ihr die Zeit gegeben, die sie brauchte und noch braucht.

Sobald sie mit einer Situation nichts anfangen kann, oder sie auch nur den geringsten Druck verspürt, schmeißt sie sich auf den Boden und zieht den Kopf ein.

Wenn ich zu Hause bin, und mein Partner mit ihr alleine laufen gehen möchte, legt sie sich auf den Boden und zieht den Kopf ein. Ich muß mit! Wenn ich nicht zu Hause bin, muß zumindest Lotta mit.

Ist sie draußen, können wir sie schon ohne Leine laufen lassen. Sie hört recht gut auf ihren Namen. Hat sie die Möglichkeit rennt und springt sie durch die Gegend wie ein Hase auf Speed. Es ist eine Wonne sie so zu sehen. Lebensfreude pur!

Sobald sie die jedoch nicht für sich ist (nähe zum Menschen, im Haus oder auf dem Grundstück), zeigt sie das eben erwähnte Verhalten. Auch wenn sie aus dem Auto raus soll, bleibt sie liegen. Mit viel gutem Zureden, ggf. ignorieren, steigt sie aus. Anscheinend liebt sie das Fahren und/oder das Auto. 

 

Diese ständige Geste der Angst/Unterwürfigkeit/Unsicherheit macht auch das Erlernen von Neuem sehr schwer. Liegt sie einmal, ist es sehr schwierig sie wieder auf die 4 Beine zu bringen. Dabei nehmen wir uns viel Zeit für sie.

Wenn sie geschmust wird, genießt sie es. Auch "fordert" sie es sich schon ganz sanft ein. Leider schmeißt sie sich dann auf den Rücken. Die Rute ist dabei gerne eingeklemmt.

Das sie es mag ist offensichtlich. Doch ihre Körpersprache spricht immer Angst/Unterwürfigkeit.

 

Ich möchte, dass dieser Hund Lebensfreude hat. Sie soll selbstbewußt duchs Leben gehen - mit hoch erhobener Fahne! Dabei möchte ich ihr mit allem Verständniss dieser Welt helfen und sie unterstützen. Weitere "Fehler der Menschen" hat dieses bisher wohl sehr gequälte Tier nicht verdient.

 

Wer hat Ähnliches erlebt?

Wer kann mir Tips geben?

 

Ich bin für Anregungen dankbar.

 

Viele Grüße

Cassy

 

PS: Hundeschule wird auch angegangen. Wir sind ständiges Mitglied mit unserer Lotta.

 

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LadyGodiva

Hallo Cassandra, erstmal herzlich willkommen hier im Forum.

Was nun Deinen Hund betrifft kann ich Dir aus meiner Sicht folgendes sagen:

Bei mir war eine ähnliche Situation, vielleicht noch schlimmer, weil meine Gipsy hatte keine Pflegestelle, ich habe sie gleich aus dem Tierheim übernommen. Dort ist sie gelandet, weil sie auf der Autobahn rumgeirrt ist. Gipsy kannte und konnte gar nichts. Sie war so dünn, daß ihre Rippen deutlich zu sehen waren. Und sie hatte, so wie Dein Hund, ständig Angst. Angst vor Allem und Jedem. Ständig eingezogener Schwanz, ständig vor Angst auf dem Boden. Der Unterschied ist nur, daß ich keinen Zweithund habe.

Mein Rat ist: Lass sie doch erstmal ankommen. Mein Gott, sie ist zwei Wochen bei Dir, wenn ich das richtig verstanden habe!

Ich würde mir nach so kurzer Zeit auch mit der Hundeschule noch Zeit lassen. Das arme Ding weiß doch erstmal gar nicht, was ihr geschieht. Man sieht das immer aus menschlicher Sicht und denkt, jetzt hat der Hund doch alles, warum hat sie dann immer noch Angst?

Aber woher soll der Hund denn wissen, daß das schöne Leben jetzt so bleibt? Sie unterwirft sich wahrscheinlich immer, um ja nichts falsch zu machen, ja niemanden zu verärgern. Schließlich will sie ja bei Euch bleiben.

Wenn Du ihr die Zeit läßt, wird sie erkennen, daß sie jetzt den Platz gefunden hat, an dem sie endlich glücklich sein und bleiben kann. Und mit der Erkenntnis kommt die Selbstsicherheit, mit der Selbstsicherheit verliert sich die große Angst. Ich hab meiner Gipsy 4 Monate Zeit gegeben, erstmal anzukommen. Sie hat mir dann durch ihr Verhalten signalisiert, daß jetzt der Zeitpunkt gekommen ist, auch etwas von ihr verlangen zu können.

Mein Rat ist also, lass das doch erstmal mit Erziehung und dem Drumherum. Schließlich hast Du dazu ja immer noch jede Zeit der Welt, der Hund ist ja nicht aggressiv oder zeigt sonst ein Verhalten, wo sofortiges Eingreifen nötig wäre. Das einzige, was die Kleine braucht, ist Liebe und ein Zuhause.

Klar, ich verstehe so gut, daß Du für Deinen Hund Lebensfreude in jeder Situation wünschst. Und das wird auch so sein, wenn sie die Zeit bekommt, die sie braucht.

Meine Gipsy hat keine Spur mehr von dieser Angst. Heute ist sie frech, lustig und voller Lebenslust.

Und noch etwas: Ich hab Gipsy auch nicht zu viel betüdelt, weil dann oft bei Hunden die Assoziation entsteht: Da ist wirklich etwas, wovor ich Angst haben muß, sonst würde Frauchen mich nicht ständig beschützen! Streicheln ja, wenn sie es will, dann sowieso. Aber sonst auch mal einfach nur in Ruhe lassen, sie beobachten lassen, ihr Heim erkunden...usw. Das hilft mehr, als alles Andere.

Wenn Du ihr die Zeit gibst, die sie braucht, wirst Du so einen wunderbaren, selbstbewußten Hund bekommen, wie meine Gipsy ist, davon bin ich überzeugt.

Ich wünsche Dir und Deinen Wuffis alles Gute - ihr macht das schon!

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Cassandra

Hallo LadyGodiva,

 

erstmal danke für Deine Antwort.

Ich denke, ich habe mich umständlich augedrückt.

 

Ich möchte Tuli noch nicht im eigentlichen Sinne erziehen. Dafür benötigt es noch viel Zeit; dass ist mir klar. Wir kennen uns jetzt 6 Wochen. Davon ist sie 4 Wochen bei mir.

 

Ich weiß nicht so genau, wie ich mit diesem "hinlegen" umgehen soll. Ich möchte das mir entgegen gebrachte Vertrauen nicht enttäuschen oder sogar verspielen.

 

Also,

 

a) abwarten bis sie wieder von alleine aufsteht (selbt wenn das 15 Minuen im Regen stehen bedeutet)

B) rufen und locken (wobei ihr in diesen Phasen auch Leckerchen egal sind)

c) leichten Zug auf die Leine (sie trägt draußen im Moment noch ein Geschirr)

d) ignorieren

 

Das ist mein eigentliches Problem.

Wie hast Du das gelöst?

 

 

Viele Grüße

Cassy

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LadyGodiva

Ich habe es nicht beachtet.

Wenn sie merkt, daß jeder darauf anspringt und deswegen irgendeine Reaktion erfolgt, wird es vielleicht noch interessanter. Verstehst Du, wie ich das meine?

Wenn sich Gipsy auf den Boden geschmissen hat, bin ich einfach aus der Situation gegangen und hab gewartet, bis sie wieder aufgestanden ist. Hat Anfangs gedauert, aber es wurde immer kürzer, bis sie wieder aufstand.

Bei einem Streuner braucht man ein Ding mehr als alles Andere: Geduld ohne Ende. So ein Hund muß lernen zu vertrauen. Ich habe bemerkt, je weniger Druck ich mache, je weniger ich diese Angst wichtig nehme, umso besser wird es.

Am Schlimmsten finde ich, wenn man das mit Leinenruck löst, auch wenn man es leicht macht.

Ich habe a) und d) angewandt. Und glaub mir, ich bin oft im Regen gestanden :)

Weitergehen würde ich noch nicht, dafür ist das Vertrauen noch nicht da, ich würde stehenbleiben, dem Hund signalisieren, daß man ihn nicht verläßt, aber den Hund nicht weiter beachten. Ich hab mir halt dann das Haus gegenüber angesehen, oder einen Baum usw *gg

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Lass ihr Zeit, sie muss doch erst lernen um was es überhaupt geht.

 

Wegen dem hinlegen, nimm eine längere Leine für sie. Ich würde es mit 5 m versuchen. Wenn sie sich dann hinlegt, geh langsam von ihr weg und warte ab was passiert. Du kannst dich auch hinhocken, legst ein Leckerchen auf den Boden und tust dann so, als hättest du was ganz Interessantes gefunden, aber ohne sie zu rufen oder aufzufordern dazu zu kommen. Hunde sind neugierig ohne ende, sie steht dann schon auf. Warte bis sie bei dir ist, bewunder weiter das Leckerchen am Boden, wenn sie es gefressen hat, steh auf und geh weiter.

 

Das würde ich auch beim Auto so handhaben. Lange Leine dran und wenn es die Umgebung erlaubt, weggehen, warten oder wieder so tun als wäre da was ganz spannendes am Boden.

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Herzlich Willkommen hier bei uns :)

 

ich rate dir, geh mit ihr genauso um wie mit deinem anderen Hund. Sie ist nun bei dir und es geht ihr gut. Je weniger Beachtung du ihrem Verhalten zollst, umso schneller wird sie sich bei dir einleben.

 

Du hast einen entscheidenden Vorteil gegenüber anderen HH mit "Problemhunden". Du hast einen souveränen Zweithund. Was an ihrem Verhalten findest du dominant?

 

Sie wird ihr zeigen wie sie sich richtig verhält. Aus diesem Grund würde ich auch mit beiden zusammen Spazieren gehen. Auf gemeinsamen Gassierunden kann sie am meisten lernen und du siehst auch sofort was ihr Angst macht und kannst das dann auf gesonderten Spaziergängen "üben".

 

Das hinlegen und Beschwichtigen kenn ich sehr gut von meinem Hund. Anfangs hab ich mich davon auch zu sehr beeindrucken lassen. Heute würde ich anders handeln.

 

Das mit der längeren Leine, wie Mixery es erklärt hat, würde ich so versuchen. Um sie selbstbewusster zu bekommen musst du mit ihr zusammen an ihren Ängsten arbeiten, das kommt ganz von allein mit der Zeit. Sie ist ja noch nicht allzu lange bei euch. Was für mich nun aber kein Grund wäre, sie mit Samthandschuhen anzufassen. Für sie sollten, von Anfang an, die selben Regeln gelten wie für deinen anderen Hund auch.

 

Einen Tipp noch am Rande, lass die Leine noch etwas länger am Hund. Am Besten sicherst du sie mit einer Schleppleine, die ist bei diesen Hunden ein guter "Anker".

 

Du weißt nicht was sie erlebt hat, bei einigen Hunden reicht ein Geräusch oder ein Geruch und sie nehmen die Beine in die Hand.

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Diese ständige Geste der Angst/Unterwürfigkeit/Unsicherheit macht auch das Erlernen von Neuem sehr schwer. Liegt sie einmal, ist es sehr schwierig sie wieder auf die 4 Beine zu bringen. Dabei nehmen wir uns viel Zeit für sie.

 

Pino hat das auch am Anfang gemacht, sobald man etwas von ihm wollte hat er sich auf den Rücken geschmissen. Ich habe ihn einfach angeleint und habe ihn "mitgenommen" und er musste dann durch das was wir wollten durch. Diese Strategie hat er dann sehr schnell aufgegeben. ;)

 

Ansonsten ist es wirklich so, dass die Zeit vieles regelt. Jetzt nach einem Jahr kann ich sagen, er ist zu 98 % angekommen und wir verstehen uns zu 95 %.

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MaramitJule

Lange Leine würde ich auch versuchen.

Meine kam ähnlich an, direkt aus einem Tierheim in Ungarn. Total verunsichert und vor vielem Angst.

Geduld war das Zauberwort. Und ja, ich habe sie auch immer mal leicht gezwungen, zum Beispiel beim Treppensteigen.

Viel geholfen hat uns, sich Dinge einfach anzusehen. Wenn ein Müllsack zum Beispiel unheimlich war. Dann habe ich sie zu mir genommen und den Müllsack gestuppst. Den musste sie sich ansehen, dann erst ging es weiter.

Bis heute hat sie manchmal Angst vor Gegenständen und das habe ich bis heute so gehalten.

Heute sage ich allerdings, schau es Dir an.

Die Zeit wird Euch helfen. Habt Geduld mit ihr.

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Sobald sie die jedoch nicht für sich ist (nähe zum Menschen, im Haus oder auf dem Grundstück), zeigt sie das eben erwähnte Verhalten. Auch wenn sie aus dem Auto raus soll, bleibt sie liegen. Mit viel gutem Zureden, ggf. ignorieren, steigt sie aus. Anscheinend liebt sie das Fahren und/oder das Auto. 

 

Diese ständige Geste der Angst/Unterwürfigkeit/Unsicherheit macht auch das Erlernen von Neuem sehr schwer. Liegt sie einmal, ist es sehr schwierig sie wieder auf die 4 Beine zu bringen. Dabei nehmen wir uns viel Zeit für sie.

 

Man sollte dabei unterscheiden zwischen Unterwürfigkeit oder Angstverhalten, bei dem sie sich ins "Freeze" hinlegt.

Übergeht man das und überfordert den Hund, macht er später vielleicht gehorsam, was verlangt wird, baut dabei aber eventuell die Ängste nicht ab und viele Unsicherheiten und Ängste in manchen Situationen bleiben, sodass der Hund unsicher-ängstlich bleibt, anstatt wirklich selbstsicher zu werden.

Falscher Umgang mit Ängsten, Unsicherheit und Unterwürfigkeit bringt für später weitere Baustellen........und dann wundert man sich, wenn der Hund immer mal wieder "Phasen" hat..........

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Auf facebook gibt es die Seite vermisste/ gefundene Hunde... wieviele der Hunde, die abhanden gekommen sind, erst seit kurzem in Deutschland bei neuen Haltern oder einer Pflegestelle sind, ist kaum zu zählen.

Ich wäre sehr vorsichtig, den Hund schon frei laufen zu lassen, es gibt zu viele Situationen, die unberechenbar sind.

 

Meine grosse Hündin, die ich als Notfall übernahm und die auch sehr stark auf mich fixiert war und mich quasi nie aus den Augen liess, hat sich bei einem Spaziergang auf einem Weg, den wir erst zweimal gegangen waren, irgendwie erschrocken, weiss der Kuckuck, war weg, aus dem Wald gerast. Zum Glück fanden wir uns vor meiner Haustür wieder, vor der sie bellend stand und heilfroh war, uns wiederzusehen.

Das muss nicht immer so gut ausgehen, ich wurde danach auch sehr viel vor- und umsichtiger.

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