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Was macht einen wesensfesten Hund aus?


gast

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Andrea und ER

Ich gebe gerne zu, ich bin immer schrecklich bockig, wenn es um von Menschen definierte Hunde(rassen)bilder geht, besonders wenn darin Aggressionsverhalten gegen Mensch oder Tier gewünscht und als Mannschärfe und Schutztrieb "veredelt" wird.

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Also, sein Charakter entspricht der Wesensbeschreibung des Standards schon sehr:

 

Verhalten / Charakter (Wesen)
Ein fröhlicher Hund, dessen wesentliche Bestimmung es ist zu jagen, vornehmlich Hasen, indem er der Fährte folgt, unerschrocken, äuβerst lebhaft, mit Zähigkeit und Zielstrebigkeit. Aufgeweckt, intelligent und von ausgeglichenem Wesen. Liebenswürdig und aufgeweckt, ohne Anzeichen von Angriffslust oder Ängstlichkeit.

http://www.beagleclub.de/index.php?option=com_content&view=article&id=55&Itemid=38

 

Das allein ist für mich aber noch nicht "wesensfest"...

Ich definiere das eher so, dass ich das Wesen meines Hundes klar einschätzen kann, er ist für mich

nicht überraschend in seinen Reaktionen oder im Verhalten ist.

Lupo ist absolut umweltsicher, mit ihm kann man überall auftreten egal ob Bahnhof, Restaurant, Flughafen..

Menschenmassen lassen ihn kalt, Aggression und Nervosität sind ihm völlig fremd.

Er ist offen und neugierig- zu Mensch und Tier, fährt gerne Öffis und ist einfach eine Seele von Hund.

Er ist (für mich) absolut problemlos und ein fantastischer Begleiter im Alltag.

Sein Wesen ist absolut klar - wie ein Diamant.

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Andrea und auch teilweise Piflo:

 

Das sind dann eben die Fragen, die man sich stellen muss. Muss ein Hund heutzutage seine Anlagen "abtrainiert" bekommen, wenn er in einer zB städtischen Umgebung leben soll? Oder sollte man nicht doch auch vom Menschen mal endlich erwarten, dass er sein Hirn einschaltet und keinen Kangal in Berlin-Mitte ansiedelt?

 

Ich bin ja für letzteres. Meinetwegen kann dann der Trend dahin gehen, Hunderassen wie den Elo zu kreieren, der dann genau die Bedürfnisse der Stadtmenschen aufweist, und dann lässt man bitte die Pfoten von den vorhandenen Rassen und bringt sie nicht in Situationen, in denen sie in Schwierigkeiten kommen.

 

Ich kenne auch wunderbar nette Weimaraner - aber die sind eben auch nicht gerade mit der Aufgabe betreut geworden, auf etwas aufzupassen. Und meine Freundin hat gerade einen jungen Rüden, der all diese Anlagen für die Zuchtzulassung gezeigt hat - und ich weiß sicher, dass sie mit ihm viel Gehorsam geübt hat, aber nicht, auf Dinge aufzupassen die ihm anvertraut wurden.

 

Also schon geübt dahingehend, dass er bleiben soll und sich nicht wegbewegt. Aber eben nicht geklickert (oder ähnliches) wenn er knurrt oder die Zähne zeigt.

Natürlich kann man dem Hund antrainieren, die Zähne zu zeigen - aber mal ehrlich, wieviele Jäger würden sich die Zeit nehmen?

Da liegt der Fokus woanders - muss auch woanders liegen - nämlich auf dem Gehorsam an Wild und natürlich auch generell.

 

Meine Freundin nutzt ihren Hund übrigens noch in seiner ursprünglichen Aufgabe.

 

Ich bin eher der Ansicht, dass die "Stadtweimaraner" wohl öfter aus Zuchten stammen, die sich der Optik und eben auch der Stadttauglichkeit verschrieben haben. Aber wie beim Border-Collie auch sollte man davon ausgehen, dass die alten, lange Zeit angezüchteten Verhaltensweisen zum Vorschein kommen - und sich entsprechend darauf vorbereiten, dass man dem Hund eben beibringen muss, dass man NICHT alles verteidigt. Oder aber eine andere Rasse wählt.

Gibt doch genug.

 

Wir zB haben einen Wäller hier, eine Zucht-Mischung aus Briard und Australian Shepherd. Wer da nicht damit rechnet, dass sich die Verhaltensweisen des Briard mit seiner recht hohen Territorialität durchsetzt, oder der Schutzinstinkt von Aussie und Briard, der hat ein Problem.

Weiß man das aber, kann man damit umgehen. Aber abtrainiert bekommt man solche tief verwurzelten Eigenschaften nur schwer - man kann sie managen. Muss sie managen.

 

Und wenn das heißt, dass man seinen Weimaraner eben nicht im Stadtweg anbindet damit er keine Passanten in die Schranken weist, dann ist das doch auch ein Weg.

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Ganz kurz und Laienhaft .

Arvid hat natürlich auch einen angeborenen Schutztrieb.

Den darf er genau soweit ausleben wie wir es ok finden.

Das erste Jahr stand für mich die Handelbarkeit im Vordergrund.

Arvid verhält sich allein an der Haustür "du kommst hier nicht rein".

Sind wir aber in der Nähe kann wir das gut abbrechen und ihn auf seinen Platz schicken.

Wenn ich meinem Hund in keiner Weise Unruhe/ Gefahr signalisiere verlass ich mich das Menschen sich gefahrlos nähern können bzw.er nichts verteidigt.

Aber ich bin auch nur ein "Feld-Wald+Wiesen HH"

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 Oder sollte man nicht doch auch vom Menschen mal endlich erwarten, dass er sein Hirn einschaltet und keinen Kangal in Berlin-Mitte ansiedelt?

 

Du sprichst mir aus der Seele! Natürlich sollte ein Hund keine Gefahr für seine Umwelt darstellen! und auch ein jagdlich geführter Weimeraner ist nicht per se ein gefährlicher Hund!

 

auf den Cattle bezogen: sie wollen auch gerne aufpassen und sind nicht unbedingt erpicht auf Fremde (wobei Finn da eine Ausnahme ist... was Menschen angeht ist er eine Art Labbi :D ) aber auch auf einer Farm in Australien sollen sie ja nicht jeden beißen!

 

Nur, ich kann mir doch keinen Cattle anlachen und dann voraussetzen, dass er entspannt und gemütlich alleine auf dem Reiterhof unterwegs ist und sich über jeden Besucher und fremden Hund freut, oder? es gibt so viele Rassen, die für ein solches Leben unproblematischer wären... da muss ich mich dann eben entscheiden!

 

Wenn einem die Mannschärfe des Weimis nicht gefällt, der sollte vielleicht über einen Münsterländer nachdenken?

 

In meinen Augen hat eine Zucht, die sich von der Einsatzfähigkeit im eigentlichen Arbeitsgebiet entfernt den meitsen Rasse nicht gut getan! Showborder sind ja auch bei weitem nicht ausgeglichener als die Arbeitshunde, oder? Natürlich ändern sich die Anforderungen im Laufe der Zeit! Aber die Veranlagungen, die ein Hund seiner Rasse entsprechend zeigt sind ja meist durchaus handlebar! WENN man sich vorher darüber im klaren war, dass er sie mitbirngen könnte und entsprechen damit umgeht!

 

Ich kenne zum Beispiel ganz viele super nette Cattles! die gehen völlig problemlos durch den Alltag, werden aber eben auch entsprechend geführt und gut ist!

 

Helena

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Generell hat sich schon bei vielen Rassen gezeigt, dass es nicht unbedingt gut tut, sie einfach nur von ihren (mühsam über einen langen Zeitraum herausselektierten!) Anlagen wegzüchten zu wollen. Meist "zerfallen" dabei nämlich die Gesamtpakete, die einen guten Arbeitshund ausmachen, lediglich in ihre Einzelteile. Und heraus kommen öfter als nicht Hunde, die für ein schlichtes Familienhunddasein noch zu viele Arbeitssequenzen mitbringen, aber umgekehrt dabei keine Balance mehr finden. Diese Hunde sind schwierig im normalen Alltagsumfeld, und unbrauchbar für ihre ursprünglichen Einsatzgebiete.

 

Zur Ausgangsfrage würde ich kurz und kernig definieren: Ein wesensfester Hund ist einer, der in seinen Reaktionen immer angemessen bleibt. Diese Reaktionen können durchaus rassespezifisch verschieden ausfallen, so lange sie eben in einem situativ passenden Rahmen bleiben. Um auf hier schon erwähnte Beispiele zurückzugreifen: Ein wesensfeser Weimaraner darf einen Gegenstand ruhig durch Verwarnen verteidigen, so lange er nicht direkt zubeißt. Ein wesensfester Labbi dagegen sollte keinesfalls eine drohende Haltung annehmen, aber auch die Fremdperson nicht gleich vor lauter Begeisterung über den Haufen schmeißen - das wäre nämlich auch eine Überreaktion!

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Auch wenn sich in der Stadt viele Verhaltensweise extremer auswirken, ist doch die grundlegende Problematik zwischen Land und Stadt gar nicht so unähnlich.

Die Hunde werden geholt, ohne das sie ihren ursprünglichen Zweck erfüllen können. Ein gewisser Schutztrieb ist auf dem Land sicher leichter zu handeln wenn man am ADW wohnt aber sind sie dabei wirklich ausgeglichender? Ist es für den Hund besser?

Zumal die deutsche Rechtsprechung ja einig ist, dass ein Hund höchstens bellen darf, jeder gebissene Einbrecher hat Anspruch auf Schmerzensgeld.

Und sein wir ehrlich, wie viel reinen Gesellschaftshunde gibt es. So viel ist das garnicht. Zieht man die Qualzuchtrassen ab (leider oft Gesellschaftshunde), hat Kriterien wie Felllänge und Größe wird die Auswahl noch geringer. Kommt noch dazu, dass man die Rasse erstmal bekommen muss, manchmal ist sie einfach sehr selten (und auch das bringt ja wieder Probleme).

Was bleibt? In Groß Pudel, evtl. Labby (als pseudogesellschaftshund) und in Klein Pudel und Chi?

ich denke es ist zu einfach zu sagen, ich wohne auf dem Land oder sollen sich die Leute doch andere Rassen holen.

Sicher braucht man weiter Arbeitsrassen, aber sicher nicht in diesem Umfang. Evolution heißt sich entwickeln und anpassen und das sollte auch für unsere Hunde gelten.

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Andrea und ER

Genau, Piflo!

Und genau, Lemmy, ein Kangal ist in der Großstadt deplaziert. Ich kenne einige dieser Hunde und keinen, der völlig unproblematisch ist, spätestens, wenn es dämmert, werden die Jungs echt "aufmerksam". Und zwar gegen ALLES. Ein Bekannter erzählte mir gerade, dass er im Wald sein Sozialleben eingebüßt hat, weil er sich voll auf seinen Kangal konzentriert und nicht mehr plaudern kann. Unser Gespräch war demnach nur möglich, weil er sein Rudel ohne Kangal dabei hatte. Ich hätte ansonsten auch lieber darauf verzichtet.

 

Wir waren bei Wesenstests.

 

Ich merke, ich springe hier zwischen zwei Bereichen, das macht es unklar.

 

Es gibt Wesenstests, die vor Allem der Erkenntnis über die Sozialverträglichkeit von Hunden (entsprechend der aktuellen Gesetzeslage) dienen sollen und darüber hinaus die Einschätzbarkeit von Tierheimhunden verbessern soll, um sie qualifiziert an geeignete HH (z.B. in HH *g) vermitteln zu können. Das ist gut und man bemüht (!) sich um Unvoreingenommenheit. Eine wissenschaftlich fundierte, einheitliche Prüfung wäre wünschenswert.

 

Wie da ein Hund bewertet würde, der die Jacke seines HH mit eindeutigen Drohgebärden verteidigt ohne gleichzeitig die Distanz zu vergrößern, was beides zum Aggressionsverhalten gehört, würde mich interessieren. Würde man den Druck erhöhen? Was passiert dann?

 

Es gibt Wesenstest im innerrassischen Bereich, bei denen Verhalten abgeprüft wird, das sich mit dem Wesenstest für z.B. Listenhunde (oder auffällig gewordene andere Hunde) nicht vereinbaren ließe.

 

Nicht, dass Windhunde im Verein einen Wesenstest durchlaufen müssten, aber ihre Eignung, auf der Rennbahn einem albernen bewegten Fetzen auf Sicht nachzueilen, stellen sie ja schon in großer Zahl unter Beweis. Ein Verhalten, das man im Alltag so gar nicht wünscht. Ob man nun zum Glück und zur Ausgeglichenheit eines Windhundes allwochenendlich auf die Rennbahn düsen muss, ist Ansichtssache. Ich kenne unzählige glückliche, entspannte und im Alltag frei laufende Windhunde, die nie in ihrem Leben eine Rennbahn betreten haben (und darum nebenbei auch seltener mit Verletzungen zu tun haben). Ich kenne ebenso glückliche Renner, die im Alltag entspannt sind und ich kenne Renner, die man im Alltag nie ableinen kann, weil sie immer was zum Hetzen finden. Das ist nicht nur Erziehungssache. Aber normalerweise richtet sich ihre Hetzlust nicht auf Menschen und vor allem ist sie nicht aggressiv.

 

Anders sieht es da mMn bei allen Rassen aus, denen Aggression gegen Menschen als Qualität eigen sein soll. Ich erinnere mich dunkel an die Rassebeschreibung eines Mastino Napoletano- Züchters, der einem versprach, durch Anschaffung eines solchen Tieres auf das Maschinengewehr verzichten zu können. Nun gut, inzwischen würde der Mastino den Weg zum "Gegner" vermutlich nicht mehr ohne Metacam bewältigen ( ;) ), aber zur Verdeutlichung dieses seltsamen Stolzes von Menschen auf das Aggressionspotential ihrer Hunde ist das Beispiel geeignet.

Ich denke, wie Piflo, das wir in einer Welt leben, in der aggressive Hunde weitestgehend keinen Platz mehr haben und daran sollten sich auch Rassezuchtvereine orientieren.

 

Das heißt nicht, dass man Hunden ihre Eignungen abtrainieren muss oder schnellstmöglich abzüchten sollte. Aber es könnte heißen, dass man Aggressionsbereitschaft gegen Mensch und Tier nicht mehr als Qualität bewertet, sondern z.B. im Falle Weimaraner in den Wesenstest das Abweichen von der Jacke als ausdrücklich erwünscht einbringt. Denn das gesamte Potential der aggressiven Kommunikation umfasst eben auch und hoch sinnvoll die Distanzvergrößerung.

 

Ich hoffe, so wird es klarer, was ich meine.

 

Andrea

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Dann halt hier weils oben nicht mehr geht ;)

 

 

Ich bin da ziemlich bei Fritzi,

 

der Weimaraner wurde nun mal seit Jahrhunderten mit diesen Eigenschaften gezüchtet.

Der VHD macht diesen Wesenstest, und dort gibt man die Hunde nur an Jäger ab.

 

Leute die auch heute noch einen guten Jagdgebrauchhund brauchen.

 

Der Weimaraner ist ein wahnsinnig toller Hund mit seinen ganzen Anlagen! Er braucht eine konsequente Führung (wie so viele andere Hunde auch) und auch sein Schutztrieb und die Mannschärfe, die wie ich finde nun mal zur Rasse gehören, ist mit einem guten Führer ohne Probleme händelbar.

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