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Aggression und Erregungslevel (Hundefreundin oder viele Leute)


Serenada

Empfohlene Beiträge

Liebe Lemmy, gibst du mir ein paar Beispiele wie du auf die Zeichen deines Hundes reagierst? Bin neugierig

 

Ich versuchs :)

 

Meinst du z.B. mein Hund versteift sich, weil er einen entgegenkommenden Hund sieht, worauf hin ich dann einen großen Bogen laufen soll? Wie soll ich denn reagieren wenn mir nichts anderes übrig bleibt als geradeaus zu zugehen, weil es einfach keine Ausweichmöglichkeiten gibt? Oder meinst du ganz was anderes?

 

Ja, das ist das eine. Schon mal super, dass du das Versteifen bemerkst - da bist du mit Sicherheit vielen Leuten voraus.

Aber wenn dein Hund sich versteift, ist es schon "zu spät". Bis es soweit kommt, hat er schon diverse Signale gesendet und somit "gemeldet" dass es gleich etwas gibt was er a) kennt und doof findet, b ) nicht kennt und nicht einschätzen kann oder c) interessant findet.

 

Vor dem Versteifen kommt das Ohrenspiel, in Richtung des  - ich nenne es mal so - Störfaktors. Kopf geht hoch, Ohren gehen vor, der Hundekopf ist in die Richtung des Störfaktors ausgerichtet.

Hier ist der Moment, in dem man meistens noch sehr gut mit dem Hund interagieren kann. Sprich ihn an, dann werden die Ohren sich wieder rückwärts richten und zu dir "ausgerichtet". Jetzt kann man zB schön "Halt" sagen und den Hund anleinen, oder ihn ranrufen oder ins Fuß (je nachdem was bei deinem Hund besser klappt) und dann den Weg fortsetzen. Man kann ihn auch mit einem freudigen "Heyyy" einfach mal zu sich zurück "locken". Wenn du weiter sehen kannst als dein Hund, kannst du ja schon erkennen was da kommt. Meistens kommt dann gar nichts wirklich dramatisches, vielleicht nur ein Kind mit Fahrrad oder ein Jogger. Du wirst sehen, sobald dein Hund erkannt hat was da ist, werden die Ohren wieder "schlapper", die Orientierung zum Störfaktor verschwindet und der HUnd geht wieder schnüffeln oder was auch immer er gerade macht.

Das kannst du mal einfach neutral beobachten, wenn du eine weit einsichtige Fläche vor dir hast. Einfach nur darauf achten: was macht mein Hund. Ohne direkt einzuwirken, bzw natürlich einwirken wenn es nötig ist

 

Gerade bei einem Shelti ist das Ohrenspiel sehr hilfreich - Schlappohr-Hunde sind schwieriger zu lesen. Die "nuscheln" mit den Ohren :D

 

 

Das sind so Dinge, die man beobachten kann wenn man es einfach mal probiert. Gar nicht viel, und das lässt sich am Besten machen, wenn man alleine unterwegs ist, ohne Mann, Kind oder Freunde.

 

Was ich noch mache, wenn ich so alleine mit Lemmy gehe ist, einfach mal den Blick in die Richtung werfen, in die mein Hund sich gerade orientiert. Also nicht bei jeder Kopfdrehung des Hundes, sondern wenn es eine wirkliche Ausrichtung in eine Richtung ist. Beispiel: ich gehe über eine Wiese, ziemlich mittig. Am oberen Rand der Wiese geht ein Fußgängerweg entlang, eine niedrige Hecke grenzt diesen ab durch die aber an einigen Stellen der Durchgang möglich ist.

Mein Hund schnuffelt so vor mir her, dann schaut er nach rechts richtung Weg. Ich drehe meinen Kopf ebenso dorthin, sehe nichts bzw sehe nichts was irgendwie wichtig für uns wäre, und schaue wieder gradeaus in die Richtung in die wir gehen. Meine Hoffnung dabei (ich kann ja nur interpretieren was ich sehe, fragen kann ich meinen Hund nicht bzw ich bekomme keine Antwort :D ) ist, dass er versteht "Gesehen, für unwichtig gehalten, weiter im Text"

 

Mein Hund setzt seinen Weg fort, orientiert sich auch nicht wieder zum Weg hin.

 

Kommt dort auf dem Weg ein Hund, der eventuell auch mal auf die Wiese schauen könnte, sag ich "Weiter", ganz ruhig ohne Hektik. Ich will ausdrücken: "Gesehen, ist potenziell ein Problem aber erstmal unwichtig für uns"

 

Hund setzt Weg fort, wo er früher noch hingerannt wäre zum Weg und zum Hund.

 

So nehme ich seine Meldungen wahr, schaue nach was er zu melden hat, und bewerte dann für mich, dass es uns nicht zu interessieren hat. In den allermeisten Fällen stimmt mein Hund mir zu, indem er sich mit mir weiter dem Spaziergang widmet.

 

Schwieriger ist es, wenn uns ein Hund direkt entgegen kommt und ich keine Zeit, Lust oder Gelegenheit zum Ausweichen habe.

 

Dann nehm ich meinen Hund an die Leine sofern ich den anderen Hund nicht kenne oder weiß, dass meiner den doof findet. Halte ihn kurz neben mir, aber ganz "cool", also wirklich nur Leine kurz nehmen (ich führe sie dann hinter meinem Rücken, mit einer Hand an der Leine und der anderen Hand halte ich die Leinenhand fest. So gehe ich automatisch aufrechter und ich kann nicht versehentlich mehr Leine geben als ich ursprünglich wollte, Ziehen wird dem Hund also nix bringen) und dann geh ich vorbei. Immer so, dass ich zwischen meinem Hund und dem anderen Hund bin und immer mit so viel Abstand wie es die Räumlichkeiten erlauben.

 

Ich lasse dann an der Leine KEINEN Kontakt zu, wenn beim Gespräch mit dem HH herauskommt dass beide Hunde verträglich sind, dann mach ich Lemmy ab, aber eigentlich hatte ich ja vorher schon entschieden dass ich da vorbei will, dann halte ich mich auch meistens an meinen Plan.

Sollte mein Hund dann zum anderen hinziehen oder gar pöbeln, mach ich nix weiter außer (ich muss gestehen ich weiß es nicht, das läuft bei mir immer automatisch ab) eventuell "nein, weiter". Aber nie schimpfen, nie stehenbleiben (ganz wichtig!) und einfach unbeirrt meinen Weg fortsetzen. Auch egal, was der andere Hund dann tut. Ich bin dann Bollwerk für meinen Hund, und lass den anderen nicht an ihn ran. Ich gehe ja zwischen den Hunden und kann somit abblocken ohne viel Trara. Ganz wichtig wie gesagt: nicht stehenbleiben. Nix erklären mit den HH, nicht reden außer im Vorbeigehen "Moin" (bzw Guten Tag, je nach Region :D ), aber sonst nix. Sollte der fremde Hund hinter uns herkommen, bleibe ich immer noch nicht stehen sondern geh weiter (ja, dabei ziehe ich dann den Herrn Lemmy auch mal mit... der findet das ja auch doof wenn ihn einer am Po schnüffelt und er nicht darf. Muss er dann manchmal durch.) Die allerallermeisten Hunde kommen dann maximal noch 5 m mit, dann ist ihnen das auch zu doof.

 

Sind die Hunde im Freilauf, also meiner auch, dann geh ich einfach weiter, allerdings immer so weit "bei meinem Hund", dass ich im Notfall hinsprinten und die Hunde trennen kann. Ich bleibe aber nicht in der Nähe, denn je mehr ich mitwirke, desto eher kommt es zum Zank. Meine bloße Anwesenheit kann zu Verteidigungs- oder auch Besitzdemonstrationen der Hunde kommen, und deshalb zieh ich mich da raus. Dadurch dass ich weiter gehe, verhindere ich auch ein Aufladen der Situation, denn Lemmy will ja durchaus bei mir bleiben und nicht den Anschluss verpassen. :)

 

Wenn du deine Tochter mit hast würde ich sie vor allem aus der Hunde-Kommunikationszone herausbringen, denn gerade kleine, schwache Familienmitglieder könnten Verteidigungsverhalten auslösen beim Hund. Ich seh auch immer zu, dass ich meinen Hund von anderen (fremden) Hunden wegbehalte, bei denen Kinder dabei sind. wenn da einer meint, er müsse "sein" Kind verteidigen wird's einfach nur doof für alle.

Muss ja nicht :)

 

Tja, hm. Soweit meine Vorgehensweisen.

 

Ist eiiiiigentlich ganz einfach, aber ich hab auch fast 6 Jahre dafür gebraucht das zu kapieren ;)

 

Und es ist auch kein Allheilmittel! Was es bei uns bewirkt hat ist, dass Lemmy viel mehr von sich aus auf mich achtet und zB schon sobald er etwas meldet sich an mir orientiert "was macht die Alte? Ah, ok - wir gehen jetzt links rum". Er achtet viel mehr auf mich, was ich mache, wann ich langsamer werde etc.

 

Steht doch mal ein Hund überraschend vor uns oder rennt auf uns zu obwohl wir gar nichts von dem wollten, also unterschreiten die Hunde den Raum den mein Hund für sich und mich beansprucht, dann agiert Lemmy natürlich immer noch so wie sonst auch. Kann sein, dass er rumprollt und den Macker macht (mit 13 und kastriert - also sicherlich nichts was sich so schnell legen wird :D ) oder geht einfach weiter (bei Hündinnen) oder wenn es ganz doof kommt gibt es kurzen Zank (nur Laut, kein Loch).

 

Er ist nun kein Heiliger geworden. Hat auch immer noch mal gelegentlich eigene Meinungen was mein "Nein" angeht. Aber insgesamt muss ich sagen: alles nur noch Kleinkram und nichts, was ich wirklich als Baustelle bezeichnen würde. Bzw halt nur kleine Baustellchen, die ich gar nicht wirklich ändern will weil sie nicht weiter stören und ich zu faul bin :D

 

Ich kann auch ganz ehrlich zugeben, dass ich vor meiner "ich achte jetzt auf meinen Hund"-Einstellungsänderung geschworen hätte, dass Lemmy und ich eine prima Bindung haben.

Jetzt würde ich sagen, dass das gar nichts war zu dem was ich JETZT habe mit ihm. Es geht eben doch immer noch ein klein wenig mehr als man denkt :)


 

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Schade dass man hier nur einmal gefällt mir klicken kann.
Ich finde Friederike hat das klasse beschrieben, wie das im Einzelnen aussehen kann wenn man gelernt hat, den Hund zu beachten und ernst zu nehmen. Das wird mit den Jahren ein wunderbares Miteinander statt Neben- oder gar Gegeneinander.
Wir sind auch seit Jahren am Lernen, sowas dauert. Vor allem das Auflösen eigener Denkblockaden :)



Das ist OT aber ich möchte es erwähnen, nicht zuletzt weil Ernährung Einfluss auf Verhalten haben kann:
 

Seitdem machen wir eine ziemlich einseitige Diät (90% Seelachs), damit fahren wir gut, keine Durchfälle, Blutwerte wieder ok! Schilddrüse war o.B

 

Was sind die restlichen 10%? Ich hoffe reines Fett. Seelachs, eigentlich Köhler, Nordseefisch, enthält so gut wie kein Fett, nur 1%, der Hund braucht aber etwa 15-20% des Futters. Fett ist der "gesündeste" und natürlichste Energielieferant. Fehlt es, wird die Energie aus Proteinen hergestellt, was die Entgiftungsorgane Leber und Nieren belastet.

Wie wird der Calcium-Bedarf gedeckt, bekommt er Knochen?

Wurden die SD-Werte vor dieser "Diät" getestet? Seelachs enthält sehr viel Jod, ich hätte starke Bedenken, das als Hauptnahrung zu verwenden.

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  • 1 Monat später...
Serenada

Hallo,

tut mir Leid dass ich so lange hab nichts hören lassen, war keine böse Absicht ;-)

Unser Hund hatte, in der Zeit als ich meinen Beitrag schrieb, einen Analdrüsenabszess entwickelt und scheinbar war er in dieser Zeit verstärkt genervt und extrem im Verhalten - verständlich. 

Einiges hat sich bis dahin normalisiert. Ich wechsle auch mal die Seite wenn "mir" ein Hund nicht gefällt, und so sind wir schon ziemlich aus dem Muster raus gekommen. Generell versuche ich an der Leine seine große Individualdistanz zu akzeptieren, und wenn es mal zu eng wird, steigert er sich da nicht mehr so rein wie früher, bisl Geknurre und gut ist. 

 

Was mir weniger gefällt - er möchte von vielen Hunden - offline - nicht beschnuppert werden - ich glaube alles Rüden - und springt die dann kläffend an. Lassen sie es bzw. ihn in Ruhe, folgt keine weiter "Attacke".

Also auf Kontakt mit unkastrierte Rüden möchte er gerne verzichten... Sie werden - sofern sie ihn weiter belästigen - mit gefletschten Zähnen empfangen. Also ein Rüdenfreund wird er nicht mehr :(

 

Bein Junghunden/Welpen hatte ich eine Zeit lang kein gutes Gefühl, da er da auch ähnlich reagiert; erst anspringen, oft mit knurren und kläffen, was vielen Hundebesitzern schon so viel Angst bereitet hat, dass ich solchen Begegnungen aus dem Weg ging. Dann traf ich aber jemanden der wohl etwas mehr Hundeverstand hat und derjenige meinte, ich soll ihn mal machen lassen... Na gut... Das Ergebnis war, dass Scotty und der Junghund nach dieser "Klärung wer das Sagen hat" fröhlich zusammen über die Wiese gelaufen sind... :) das hat sehr gut getan und mir wieder Vertrauen für solche Situationen gegeben.

 

Heute und vor einer Woche war Familienspaziergang angesagt... Ich bin eigentlich angenehm überrascht... :) Er ist viel besser führbar wie früher, lässt sich auch auf Distanz stoppen, was in der Vergangenheit gerade schwierig war. Hmmm.... vielleicht doch positive Wirkung des Kastra-Chips... 

 

PS. @Juline - klar bekommt mein Hund die entsprechende Menge Fett usw. wobei ich bei den 90% den Seelachs als Proteinquelle meinte. 

 

LG

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Junikind

Von der Wasserflasche rate ich dir aus eigener Erfahrung unbedingt ab!!! Das bringt zwar unter Umständen schnelle Wirkung, auf lange Sicht ändert es nur überhaupt nichts an dem Problem, höchstes, daß das Vertrauen vom Hund zu dir eher einen Knacks bekommt :( 

 

Habe diese Erfahrung leider auch machen müssen - im nachhinein hätte ich gerne darauf verzichtet........ Andere Methoden "wirken" vielleicht erst deutlich später, dafür aber nachhaltiger.

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