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Verschrobenheit im Alter


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Alte Hunde, und ich meine jetzt nicht ältere und gereifte Herrschaften, sondern richtig alte Hunde, werden mitunter ein bisschen wunderlich. Ich gebe mal ein Beispiel.

 

Unser Blacky hatte es sein ganzes Leben etwas mehr als meine anderen Hunde mit Gerüchen. Der lebte schon, wie die meisten Jagdhunde, mitunter nur in seiner Nase. Dann besteht die ganze Welt bloß noch aus den herrlichsten Düften.

 

Eines Tages, unser Blacky mag schon 16 Jahre alt gewesen sein, waren wir bei uns im stillen Winkel spazieren. Ein wunderbarer Spätsommer-Tag. Blauer Himmel ohne eine einzige Wolke. Die Sonne hatte noch Kraft und es war angenehm warm. Der Hund schnupperte hier und da. An einer Weggabelung las er sich fest. Wir, meine Frau und ich standen wenige Meter hinter ihm und ließen ihn lesen. Den alten Mann wollten wir nicht mehr hetzen und drängen. Er schnüffelte und schnupperte und war in einer ganz anderen,

verführerisch duftenden Welt.

Ach, in diesen Momenten hatten wir unseren verträumten Senior ganz besonders lieb.

 

Nach einiger Zeit konnte er sich von dieser geruchlichen Litfasssäule lösen, sah

in die entgegengesetzte Richtung den Weg entlang und trabte los.

 

Schnell.

Ohne sich umzudrehen.

Und er wurde schneller.

Wir begannen ihn zu rufen.

 

Aber sein Gehör war mit 16 Jahren nicht mehr das Allerbeste. Scheinbar glaubte er, dass wir schon voraus gegangen sein, was aber der pure Blödsinn war, denn man kann diesen geraden Weg 800 Meter weit, bis zur nächsten Abzweigung überblicken.

 

Also machten wir uns an die Verfolgung. Ich habe wirklich unterschätzt wie schnell so ein Hunde-Opi noch laufen kann. Er ist ja noch nicht einmal gerannt, sondern hat sich nur ein wenig beeilt, ist einfach munter getrabt, um uns wieder einzuholen.

Er sah allerdings schon ein wenig unsicher aus, man merkte ihm an dass er dachte:

„Boah, diese Rabenfamilie, weshalb lässt die mich denn ganz alleine?“

 

Ich machte mir richtig Sorgen: Sollte der Hirni sich richtig beeilen, weil sein alter Geist ihm einredete, jetzt mal ein wenig auf Panik zu machen, dann hätten wir kaum eine Chance, ihn einzuholen. Dafür war der Senior noch viel zu flink. Bis zur Abzweigung rannten wir dem Hund hinterher, dort bog er auf den Weg ab den wir meistens nahmen, doch scheinbar hatte er uns aus dem Augenwinkel wahrgenommen und blieb stehen um mal eben zu gucken, was für schwerfällige Menschen sich denn dort so albern abquälten.

 

Als wir wie besengt brüllten und winkten, dämmerte es dem Oldtimer, dass es seine Menschen sein mussten, die augenscheinlich durch geheime Kräfte auf einmal hinter ihm auftauchten.

 

War ich glücklich, den Senior wieder bei mir zu haben. Der hat sich natürlich auch

sehr gefreut, aber ich hatte doch das Gefühl, dass ihm diese Sache irgendwie etwas peinlich war.

 

So ein klein wenig werden alte Hunde wieder wie Welpen. Denen passieren ja auch schon mal so Sachen wie sie hier Blacky passiert sind. Man sagt, dass Menschen im Alter auch wieder zu Kindern werden. Steht bei mir allerdings nicht zu befürchten, da meine Frau sagt, dass ich eh nie richtig erwachsen geworden bin.

 

Mit welchen Beispielen der Altersverschrobeheit könnt Ihr aufwarten??

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Stefanie79

Eigentlich habe ich ja selten Hundeleckerchen mit wenn ich unterwegs bin.

Hat sich jetzt natürlich Aufgrund des Kleinteils geändert, man übt ja immer was mit dem Drops!

 

Als eine damalige Hundebekannte ins KH mußte habe ich ihre alte Airdale Terrier Hündin Vicky immer zum Gassigehen abgeholt da ihr Mann das nicht mehr konnte (selbst fast blind).

 

An manchen Tagen konnte/wollte die Omi nicht so recht laufen. Daher war unsere geheime Absprache immer ca 5 Schritte = 1 Keks

Auf jedem Spaziergang! Sie mußte auch immer an der Flexi bleiben da sie sonst Angst bekam. Es war wie eine gefühlte Nabelschnur.

Trotzdem hat sie bestimmt wo sie lang wollte. Der Rest hatte zu folgen! Stur wie ein Esel :rolleyes:

 

Ich wurde quasi zum wandelnden Futterautomaten degradiert aber das war mir egal.

Wenn sie mich kommen hörte ist sie manchmal ausgeflippt wie ein Welpe. Wenn sie nix mitbekommen hat mußte ich sie wecken.

 

Sie wurde über 15 Jahre alt (fast 16) und ist nun auf der Traumwiese.

Trotzdem vermisse ich diese schrullige Kasperkoppomitüte  :wub:

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Kenne ich von unseren alten Dame Anka, sie rennt raus in den Garten, rennt zum Baum, steht da und man sieht richtig die Fragezeichen über ihren Kopf, als ich dann wie immer gerufen habe "mach Pipi" ach ja genau, da war doch was

 

Manchmal stand sie dann nach zwei Minuten wieder vor der Tür weil sie Pipi machen wollte, sie hatte es wohl vergessen

 

Meine Hündin wird im April 13 und mittlerweile macht sie viele Kleinigkeiten wo ich dann immer denke "das hat sie ja noch nie gemacht"

Ja das Alter

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Puuh,

 

nun habe ich den Verschrobenheits-Thread eröffnet

und grübele über die Torheiten die mein über 17 Jahre gewordener Doggie in seiner letzten

Lebensphase ausgeheckt hat,

und....

......da war nichts.

Der Hund hat in seiner Jugend genug für drei Hunde angestellt,

aber die letzten 8 Jahre,

waren ein Traum.

 

Zuverlässig, nervenstark,

aufmerksam, ich höre lieber auf die Vorzüge aufzulisten.

 

Was dieser Hund nicht die Bohne war,

war vergreist. Anders als mein oben beschriebener Blackie,

war Doggie auch mit 17 noch stets im Bilde,

fröhlich und darauf bedacht seine Jobs zu erledigen.

Zeitung holen, Einkaufskorb tragen, Müll im Naturschutzgebiet aufsammeln,

Schafe verschieben,

was ein Hund eben so zu machen hat.

 

Klar, es ist ein Privileg einen Hund so lange um sich haben zu dürfen,

aber wenn er denn kommt,ea79df2d18.jpg

dann ist der Verlust echt sehr, sehr hart.

 

 

Doggie mit 17 Jahren und einem Monat.

 

Habe ich gesagt,

dass ich den Kasper geliebt habe?

Ich benutze diesen Terminus wahrlich nicht inflationär,

und eigentlich nur dann wenn er angebracht ist,

bei meiner Frau etwa,

Und doch, puuh dieser Hund war mir sehr nahe.

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So schön und so warm eure Geschichten :wub: 
Danke dafür :-)

Ich gebe später auch mal was zum Besten, bin jetzt noch auf der Arbeit...
 

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Mein alter Herr hat auch schon so seine Probleme mit dem Gehör. Er ist einmal mit der falschen Person mitgegangen, war sich sicher dass ich das wäre. Er lief völlig entspannt in einiger Entfernung zu der Person (ein mir völlig unbekannter Herr) und ich durfte hinterher rennen und rufen... nix. Bis er irgendwann mal richtig hinschaute, und man sah richtig wie es ihm aus dem Gesicht viel: :o

 

Zum Glück sah er mich dann winkend und hampelnd auf dem Weg und die Erleichterung war ihm deutlich anzusehen.

 

Das ist auch noch öfter vorgekommen bisher, allerdings hilft es meistens ziemlich gut, wenn ich fest aufstampfe um seine aufmerksamkeit zu bekommen. Hören... ist immer ein wenig tagesabhängig :D

 

Richtig spleenig ist Lemmy allerdings nicht, das meiste kann ich auf sein schlechtes Gehör zurückführen. Im Gegenteil: der Hund ist im Moment einfach ein Traum unterwegs.

 

Butch... oh man, DER ist wirklich schrullig :lol:

 

Wenn der irgendwo die Nase drin hat, ist der wie festgewachsen. Abends die Gassi-Pipirunde WILL er unbedingt einen bestimmten Weg gehen (durch die Hecke :Oo ) und zerrt einen wirklich hinterher. Leine ich ihn ab, dann läuft er leider schnurstracks zur "Säuferecke", wo tagsüber manchmal ... nun ja. Trinkende Menschen sitzen und viel Dreck machen. Das will ich nicht, aber wenn er dann doch mal abgeleint ist, läuft er ziemlich fix dorthin.

Ich also hinterher um ihn mit meinem Körper dort wegzudrängeln, dadurch kann man ihn auch mal umleiten.

 

Und wenn er dann umgeleitet wurde, "tut" er immer so, als wollte er doch SOWIESO nur NEBEN die Säuferecke. :Oo:D

 

Das ewige Gedöns mit dem Einsteigen ins Auto kann ich ja noch nachvollziehen - die Knochen halt. Aber dass er schon mehrere Meter VOR dem Auto anfängt träumerisch durch die Gegend zu wandeln nervt schon sehr. Also wieder: Hund treiben bis zum Auto.

 

Oh - Mutter hat die Hand in der Tasche? Ach, ich kann doch nicht einsteigen wenn sie vielleicht einen Keks hat!!! ... :Oo

 

 

 

(Meine Mutter zu erziehen ist allerdings  noch anstrengender, von daher pack ich mir den alten Bock und heb ihn einfach ins Auto. So. ;) )

 

 

 

 

Butch und Lemmy werden dieses Jahr 14. Und ganz sicher nächstes Jahr 15 und Lemmy wird AUF JEDEN FALL übernächstes Jahr 16 und danach 17, 18 und 19. Vielleicht noch 20. Oder auch 21... Ganz sicher :yes:

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Unsere Lara wurde fast genau 16 Jahre alt. Sie war ihr ganzes Leben (bis auf die ersten 8 Monate) bei uns und sie war so unkompliziert und lieb.

 

Ihre einzige Schrulle bestand im Alter darin, dass sie mich mit Hypnose weckte, wenn sie mal raus musste. Sie machte nicht das leiseste Geräusch, bewegte sich nicht, stupste mich nicht an oder seufzte oder so. Sie stand einfach vor meinem Bett und starrte mich an! Es hat immer funktioniert, irgendwie hat sie es immer geschafft, dass ich davon wach wurde.

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So schöne Geschichten :)
 
Meine erste Hündin wurde fast völlig unschrullig 15, nur hat sie in den letzten 2 Jahren vom Sofatisch geklaut. Immer heimlich -dachte sie!
 
Einmal lagen da diese kleinen Schoko-Ostereier in Alufolie, kennt ihr sicher, in einem Schälchen, mehr so für Gäste, wir essen die nämlich nicht.
Es wurden jeden Tag weniger, wir wunderten uns beide, dass der andere (dachten wir) die nun plötzlich doch mag. Dann fand ich die bunte Alufolie im Kackhaufen vom Klauhund, da war alles klar :D

Aber schon raffiniert, nich wahr, jeden Tag nur eins oder zwei!
 
Und das andere Mal hörte ich immer wieder ein krrrsch-krrrsch-krrrsch aus dem WoZi, wenn ich in der Küche werkelte, kapierte aber nicht, was das war.

So alle 5 Minuten: krrrsch-krrrsch-krrrsch. Rübergeguggt: Hund liegt brav auf dem Sofa.
Bis mir irgendwann aufging, dass das immer EIN Chips war, das sie gemopst hat und sich dann schnell wieder zurückgelehnt, als läge sie da ganz unschuldig rum.

Das war sehr süß. Die war überhaupt obersüß :wub:

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