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Demenz oder schwierige Eingewöhnung oder...?


Andrea und ER

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Andrea und ER

Meine Frage richtet sich an diejenigen unter Euch, die Erfahrung mit dementen Hunden und/oder alten TS- Hunden haben.  

Meine Freundin, die bis Ende letzten Jahres den uralten Podenco- Freund von Karenin hatte, hat sich Anfang des Monats einen neuen Hund aus Ibiza geholt, eine angeblich 7- jährige Podenca mit typischer Vergangenheit bei einem Jäger, der sie offenbar abschob, also aussetzte, als sie nicht mehr für die Jagd tauglich war. Mehr oder weniger sind das Vermutungen. Der Hund war ca. 2 Jahre im TH auf Ibiza, ist über und über mit Narben bedeckt, z.T. schlecht verheilt, manche sehen aus, als wäre sie durch irgendwelche Klingen oder Stacheldraht gerannt.

Sie ist überhaupt nicht ängstlich, wirkt aber auf mich orientierungslos und wirr, legt sich beim Spaziergang häufig hin, springt dann aber auch wieder schwungvoll auf und läuft weiter. Sie hat kaum Muskulatur, läuft meist deutlich schaukelnd im Passgang, stolpert viel, scheint auf Geräusche nicht zu reagieren, sucht keinen Blickkontakt, freut sich aber, wenn sie plötzlich vor einem Menschen steht.

Sie schläft im Bett, gern mit Körperkontakt, rennt dann aber zwischendurch suchend durch die Wohnung, quengelt und beginnt dann mit ihrer sehr kräftigen Blecheimerstimme zu bellen (erinnert mich stimmlich sehr an Pharaoh Sethos). Solche "Anfälle" dauern, z.T. begleitet von Sprüngen, Hüpfern und Kratzattacken an geschlossenen Türen, ein paar Minuten, dann geht sie auf ihr Kissen und schläft. Berührt man sie in einem solchen "Anfall" (auf Geräusche reagiert sie nicht), freut sie sich und ist kurz still, scheint das aber sofort wieder zu vergessen und bellt weiter.

Sie scheint völlig beziehungslos zu Menschen und auch zu Hunden zu sein. Hunden gegenüber ist sie freundlich aber desinteressiert. Sie frisst schlecht (Zähne sind saniert), hat Spondylosen, fährt gerne Auto und liebt Pappkartons. Da klettert sie ohne Rücksicht auf Verluste rein und versucht, sich hinzulegen. Dann klettert sie sofort wieder raus.

Ihr Frauchen erkennt und mag sie, jedenfalls macht sie Lärm, wenn Frauchen auf der Arbeit kurz mal rausgeht und sie verfolgt sie mit den Augen, wenn ich sie an der Leine halte und Frauchen sich von uns entfernt. Nach einigen Sekunden läuft sie dann hinterher, ist zufrieden, wenn sie Frauchen erreicht hat, sucht aber keinen weiteren Kontakt.

Morgens gehen wir oft gemeinsam Abendbrot gucken (Gassi) durch einen kleinen Park, auf dessen eingezäunter Wiese sich dutzende unerschrockene Kaninchen tummeln. WENN sie die entdeckt, kommt Leben in das Tier! Ebenso bei Erdlöchern im Wald. Also war sie wohl wirklich "berufstätig".

 

Momentan liegt sie in meinem Bett und pennt. Sie ist heute das erste Mal tagsüber bei mir und bis auf die ersten Minuten mit Rumsausen, Nörgeln und Bellen ist sie eigentlich friedlich. Aber irgendwie kommt sie mir sehr seltsam vor. Sie rempelt Oggi an, als würde sie ihn nicht wahrnehmen, läuft aber nirgendwo gegen. Sehen kann sie, da bin ich sicher (mindestens Kaninchen sieht sie). Sie lehnt sich an, sieht einen aber nie an.

Ich würde eigentlich schätzen, dass sie eher 17 als 7 Jahre alt ist, aber dann ist sie wieder so schnell in ihren Bewegungen...

 

Wie erkennt Ihr Demenz an einem alten Hund, den Ihr gerade erst kennen gelernt habt?

Wie erklärt Ihr Euch das Hinlegen beim Gassi gehen, das Lärm machen in der Wohnung, die Menschen- Freundlichkeit bei gleichzeitig scheinbar fehlender Kontaktaufnahme?

Wie kann ein 7- jähriger Hund, der immerhin im (privaten) TH Freilauf genoss, fast gar keine Muskulatur aufweisen?

Autismus bei Hunden? Kein Reizempfang durch spielende Artgenossen und Menschen? Totale Fixierung auf Kaninchen? Sie wirkt manchmal vollkommen abwesend, wie gefangen in ihrer eigenen Welt.

 

Sie ist für mich weder der erste TS- Hund, noch der erste Podenco, noch der erste alte Hund, aber sie ist mir bisher echt ein Rätsel. Oggi geht's übrigens genauso wie mir, der sieht sie auch ziemlich ratlos an.

Habt Ihr ein Gespür dafür, was dahinter stecken könnte?

 

Das ist Tinti:

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segugiospinone

Nur eben kurz: Seid Ihr sicher, dass sie nicht taub ist? Nicht alles, aber einiges klingt für mich danach.

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Bärchen

Schön das sich deine Freundin dem armen Mädchen angenommen hat.

 

Ich hab grad schon mal gesucht. Ich hab mal eine art Tagebuch über einen Windhund (evtl sogar Podenco) auch aus dem Tierschutz gelesen der tatsächlich an Autismus gelitten hat.

Auch sie hat wie in ihrer eigenen Welt gelebt und kam immer mal wieder raus... wenn man sie angesprochen hat zb. verzog sich aber immer wieder dort hin.

 

Ich such noch mal aber ich glaub nicht das ich das noch finde.

 

Edith: was ähnliches gefunden http://www.behinderte-hunde-forum.de/showthread.php?t=1579&highlight=jule%2C+autismus&page=2

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Ninchen0_15

Andrea, weisst du, ob die Schilddrüsenwerte schon mal gescheckt worden sind?

Aber auch eine subklinische Unterfunktion ruft manchmal seltsame Verhaltensweisen hervor.

An einen direkten Autismus, wie den beim Menschen, glaube ich eigentlich nicht, aber vielleicht hat das Gehirn irgendwie Schaden genommen, ist schonmal ein MRT gemacht worden?

Ich denke, ich würde versuchen, gewisse medizinische Gründe auszuschließen und dann versuchen, den Hund zu nehmen, wie er eben ist!

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Möglicherweise gibts bei Hunden soetwas wie authistische Züge? Wobei ich mich frage, wieso es bei Hunden keinen Autismus geben sollte?

 

Oder Epilepsie in Form von focalen Anfällen fiele mir noch dazu ein - wenn gesundheitlich alles andere ausgeschlossen ist.

 

Oder  Vergiftungserscheinungen, durch irgendwelche Stoffe, die die Nervenbahnen angegriffen haben.........oder Leber/Nierenschäden.....

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Fusselnase

An einen direkten Autismus, wie den beim Menschen, glaube ich eigentlich nicht, aber vielleicht hat das Gehirn irgendwie Schaden genommen, ist schonmal ein MRT gemacht worden?

 

Das kann ich mir auch vorstellen. Oft wird ohne Rücksicht auf Verluste mit Schrot auf diese armen Hunde geballert, wer weiß, ob sie nicht mal eine Ladung abbekommen hat (vielleicht daher auch einige der Narben?). Ich kannte mal einen Hund, der mit einem Metallbolzen im Kopf abgegeben wurde. Sah aus wie ein Kugelschreiber... :???

Es gibt Hunde, die an Autisten erinnern, aber ich glaube auch, dass das eher nur oberflächlich so wirkt.

 

Ich hoffe, dass was gefunden wird, was irgendwie behandelbar ist (Epilepsie fiele mir noch ein, aber ich weiß nicht, ob das da nur schubweise auftritt). Aber vielleicht wird´s auch von alleine im Laufe der Zeit besser.

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Möglicherweise gibts bei Hunden soetwas wie authistische Züge? Wobei ich mich frage, wieso es bei Hunden keinen Autismus geben sollte?

 

.

 

Oder  Vergiftungserscheinungen, durch irgendwelche Stoffe, die die Nervenbahnen angegriffen haben.........oder Leber/Nierenschäden.....

 

Oder Epilepsie in Form von focalen Anfällen fiele mir noch dazu ein - wenn gesundheitlich alles andere ausgeschlossen ist

 

http://www.xn--tierrzte-duisburg-mlheim-tbc35d.de/archiv18.htm

Zitat:

Neben dem generalisierten Anfall gibt es auch so genannte fokale Anfälle, die von Zuckungen einzelner Muskelgruppen bis hin zu komplex fokalen Anfällen in Form von halluzinativen Anfällen (Fliegenschnappen) oder Rennattacken, sog. „running fits“ reichen können. Die fokalen Anfälle können sich im weiteren Verlauf zu generalisierten Krämpfen ausweiten.

 
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Andrea und ER

Vielen Dank erst mal, sind ja schon viele gute Hinweise. Muss gleich los.

 

Ach ja, dass sie entweder extrem schwerhörig oder taub ist, glaube ich auch.

Irgendwie ist sie auch total rührend, wenn sie so leeren Blickes durch die Gegend eiert, einen entdeckt und sich dann gleich ganz doll freut bevor sie weiter eiert. :huh:

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Fusselnase

 Muss gleich los.

 

Ich auch! :huh:

 

Bin gespannt, wie sie sich entwickelt und ob was gefunden wird.

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Jetzt fällt mir gerade der Zustand meines Pferdes ein, als ich ihn gekauft hab und sehe da irgendwie Parallelen.

Anfangs schien er total in seiner eigenen Welt zu leben und nichts wahrzunehmen, koppte ununterbrochen ohne aufzusetzen. Apathisch, unansprechbar, reagierte so gut wie nicht auf Ansprache, Berührungen, Lärm, Artgenossen.

 

Heute erscheint er - bis auf "Genusskoppen" - (Nur noch wenn er Leckeres frißt - oder massiv Stress hätte, den er aber nicht mehr hat) - fast vollkommen "normal".

Der Weg bis dahin war schwierig, interessant, lehrreich und faszinierend. Der wirkte absolut autistisch - nun überhaupt nicht mehr.

 

Deshalb ne Frage: zeigt sie noch  irgendwelche Ticks, Verhaltensstereotypien, neben den "Anfällen", die sie hat? Hat sie sich in der Zeit, in der sie bei Deiner Freundin lebt, schon etwas verändert, weiter entwickelt, neue Verhaltensweisen gefunden oder bestehende sind schwächer, seltener geworden?

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