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Klein-Kunde zur Jagd mit dem Hund


Lemmy

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Hallo allerseits

Als Försterin und – wenn auch erfolglose :D – Jägerin möchte ich hier einmal eine Lanze brechen für die KORREKTE Jagd mit Hunden. Und etwas die Vorurteile abbauen, die es - leider oft durch ignorante, dumme und fehlerhaft handelnde Jäger bestätigt – immer wieder gibt.

Ich möchte dabei keine generelle Lobeshymne auf die Jagd an sich halten, sondern vor allem darauf hinweisen, dass die Verwendung von Jagdhunden KEINESWEGS eine Form von Tierquälerei darstellt (in Deutschland, ich kann nicht über andere Länder urteilen) sondern im Gegenteil die Jagd effizienter und tierschonender macht.

Der moderne Jäger hat sich mit seinem Jagdschein der „Waidgerechtigkeit“ verschrieben, welche neben einem Haufen unsinniger Wortschöpfungen :D vor allem eines bedeutet: Die Beute ist mit einem MINIMUM an Schmerzen und Stress zu erlegen.

Damit ist einerseits gemeint, dass man nur dann schießt, wenn ein Treffer gewährleistet ist, also nicht auf das nächstbeste Stück Fell gezielt wird, sondern eben im Zweifelsfall NICHT abgedrückt wird, wenn das Wild zu schnell ist, nur mit dem Hintern zu sehen, oder nur der Kopf erkennbar ist. Zusätzlich – fast noch übergeordnet – bedeutet es auch, NIEMALS ein führendes Stück – also ein Muttertier – VOR dem Jungtier zu schießen. IMMER erst das Junge, danach (wenn möglich) erst die Mutter. Oder die Verpflichtung, ein verletztes Tier unbedingt wiederzufinden und von den Schmerzen zu erlösen. Andererseits aber gilt auch, die Tiere AUSSERHALB der Jagdzeiten möglichst wenig zu beunruhigen und ihnen INNERHALB der Jagdzeit so wenig Stress wie möglich zuzumuten.

Wie das geschehen soll möchte ich in den folgenden Artikeln einmal näher erläutern. (einen hier, bei den Vorstehhunden, einen bei den Bracken und Laufhunden)

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ACHTUNG, LANG!!!!

Der Hund ist für den Menschen eine unersätzliche Stütze, um erfolgreich zu jagen.

Ohne unsere „Krücke“ Hund ist der Jäger leider nur mäßig erfolgreich, auch wenn viele Jäger gerne etwas anderes behaupten.... ;)

Es gibt verschiedene Formen, mit Hunden zu jagen. Die Jagdformen, für die in Deutschland ein Hund eingesetzt wird sind vor allem:

Stöberjagd und Drückjagd und

Treibjagd

Diese beiden Begriffe werde immer wieder verwechselt und fehlerhaft verwendet.

Treibjagd im Sinne des Gesetzes ist eine Jagd auf so genanntes „Niederwild“ (der Name bezieht sich nicht auf die Größe, sondern auf die mittelalterliche Praxis, dem „niederen“ Volk nur die Jagd auf dieses Wild zu erlauben, und die Hirsche, Steinböcke und Wildschweine (das „Hochwild“) dem Adel vorzubehalten).

Treibjagden sind IMMER Feldjagden!

Bei einer Treibjagd wird ein Feld mit einer Schar Jäger abgegangen, dabei kann entweder ein „Kessel“ gebildet werden – also alle Jäger gehen in die Mitte des Feldes – oder das Feld wird von einer Seite zur anderen durchlaufen, wobei zusätzlich noch an den Feldkanten Schützen abgestellt sind. Niemals wird in die Mitte geschossen, da dort Menschen und Hunde herumlaufen. Geschossen wird nur das, was seitlich „aus dem Treiben“ herausflüchtet.

Es wird NUR mit Schrot geschossen, da einerseits die Trefferquote höher ist (Schrot streut!) und andererseits die Verletzungsgefahr für Menschen und Hunde geringer ist. Schrot verliert seine tödliche Wirkung weitaus schneller nach dem Verlassen des Laufes als eine Kugel (mehr Feuerkraft), auch wenn ein Mensch von einer vereinzelten Schrotkugel getroffen wird, ist es kaum mehr als ein von einem Auto geschleudertes Stück Rollsplit. (Unangenehm, aber in aller Regel nicht tödlich!)

Bei Schrot gilt: die Masse machts!

Schrotkugeln töten durch ihre Schockwirkung: das Tier stirbt an einem Herzstillstand, hervorgerufen durch die Reizüberflutung, die durch das gleichzeitige Auftreffen von 100en von Munitionpartikeln ausgelöst wird. Es ist nicht der Sinn von Schrot, in ein Tier einzudringen, da ansonsten von einem Fasan zB nicht mehr viel übrig bleibt.... Gelegentlich bleiben auch Schrotkugeln stecken, das alleine würde aber nicht tödlich wirken

Beute für die Treibjagd sind Hasen, Füchse, Fasane, Rebhühner (unter Schutz gestellt!) und evtl. Tauben. NIEMALS darf mit Schrot auf ein Reh geschossen werden!

Rehe sind zu groß als dass die beschrieben Schockwirkung bei ihnen zum Tod führt. Sie werden nur verletzt und laufen durch die relativ leichten Verletzungen weit weg. Sie aufzufinden ist nahezu unmöglich, eingedrungene Schrotkugeln führen aber zu Entzündungen und dem Eindringen von Keimen, so dass die Rehe (die absurderweise als einzige Huftiere zu dem Niederwild zählen :D ) irgendwo erkranken und elendig sterben.

Für diese Form der Jagd werden die hochbeinigen Vorstehhunde verwendet. Besonders beliebt in Deutschland sind Dt. Drahthaar und Dt Kurzhaar, aber auch der Viszla hat seit einiger Zeit eine große Fangemeinde unter den Jägern aufgebaut.

Ihre Aufgabe ist es, in weiten Kreisen über das bejagde Feld zu laufen, und Hasen und Fasane aufzuscheuchen. Einer der vielen Schützen wird dann das Tier erlegen (wenn er Glück hat :D ) Einer der Hunde (es sind in aller Regel mehrere Hunde an der Jagd beteiligt) wird zum Apport geschickt.

Diese Form wird bei großen Treibjagden angewendet, es nehmen viele Jäger und auch viele Hunde teil.

Betreibt man die Feldjagd als Einzelperson oder mit nur ganz wenigen Jägern, ist die Aufgabe des Hundes zwar im Grunde gleich, nur dass hier der Hund in der typischen Haltung „vorsteht“, worauf der Jäger sich dem Hund nähern kann. Ist er in der richtigen Entfernung zu dem Tier, gibt er das Signal, worauf der Hund vorprescht und die Beute aufjad.

Diese wird dann mit Schrot erlegd, worauf der Hund – der auf Befehl liegt oder sitzt – geschickt wird, um das Tier zu apportieren. Ist es nicht sofort tot, sondern nur betäubt, schlägt es der Jäger mit einem Schlag in den Nacken tot.

Dass diese Form der Jagd funktioniert, liegt vor allem daran, dass sich die Beutetiere (Hasen, Fasane, Rebhühner etc) bei Gefahr auf den Boden ducken und hoffen, der Feind übersieht sie. Erst wenn die Distanz zum Feind zu gering geworden ist, explodieren diese Tiere förmlich aus ihrer Deckung heraus und flüchten haken – und flügelschlagend aus dem Einflussbereich des Hundes. Und damit in den Einflussbereich des Schützen....

Wichtige Voraussetzungen für ein korrekte Durchführung ist natürlich zum einen die absolute Disziplin der Schützen, zum anderen, dass die Hunde einen sehr hohen Grad an Gehorsam haben. Eigenständiges Denken und Handeln des Hundes ist in diesem Fall nicht erwünscht!!!!

Ein guter Vorstehhund LIEGT, wenn der Befehl – häufig durch Trillerpfeife – dazu kommt. Ein verantwortungsbewusster und guter Jäger LEGTseinen Hund ab, wenn er irgendwo hört oder sieht, wie ein Reh aus dem Treiben flieht.

Da diese Hund langbeinig und ausdauernd sind, sind sie dem Kurzstreckensprinter Reh haushoch überlegen. Schaffen sie es, das Reh zu fangen, „reissen“ sie es – es sind nunmal Raubtiere! – und dies widerspricht ABSOLUT der „Waidgerechtigkeit“, also dem Schutz des zu erlegenden Tieres vor unnötigen Qualen.

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Nicht nur hilftder Jagdhund bei der Jagd an sich, er ist vor allem UNERSETZLICH für das Auffinden eines (an)geschossenen Tieres. Denn auch wenn der Schuss 100% getroffen hat, läuft verletztes – eigentlich schon totes – Wild noch weiter. Es als Mensch wiederzufinden ist unmöglich.

Wie im Beitrag zum Hanoverschen Schweißhund ist die Schweißarbeit die Königsdisziplin für Hundehalter und Hund.

Geegnete Rassen sind alle, die sich lange genug auf EINE bestimmte Spur konzentrieren können. Für die schweren Fälle (zB ein schlechter Schuß, der das Tier zwar noch laufen lässt, es aber nicht in der Lage sein wird, zu überleben (zB Schuss in den Unterkiefer, Verletzung eines Beines) werden die Schwießhunderassen wie Hannoverscher oder Bayrischer Gebirgsschweißhund herangezogen. Für „Standardnachsuchen“ werden gerne Dackel oder Wachtelhunde verwendet.

Wozu also Jagd mit Hund? Wie sorgen Menschen sonst dafür, dass das Wild vor die Büchse läuft? Wer läuft schon gerne um das Feld und sammelt die toten Tier ein? Oder fängt sie, wenn sie nur verletzt sind? Und wie bekommen Menschen die Enten aus dem Teich, wenn sie sie geschossen haben? Wie riecht ein verletztes Tier?

Dummerweise ist die „Krone der Schöpfung“ nicht in der Lage, alleine erfolgreich UND tierschutzgerecht zu jagen. :D

Ohne Hund geht es in der heutigen Jagdwelt nicht! Die meisten Jäger wissen das. Und die neue Generation von Jägern lernt vielfach schon, dass auch ein Jagdhund auf sanfte Art erzogen werden kann. und sollte (leider nicht alle  ).

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Huhu!

Sehr interessanter Beitrag! :klatsch:

Ich finde es immer toll, wenn Hunde das tun können, wozu sie gezüchtet wurden (weil ich glaube, dass es das ist, was die meisten Hunde am artgerechtesten auslastet). Schade nur, dass viele Jäger noch so schlecht mit ihren Hunden umgehen. Umso schöner, dass es anscheinend auch Jäger gibt, die umdenken und ihre Hunde nicht im Zwinger halten oder mit fiesen Methoden erziehen.

Die Jagd an sich finde ich übrigens viel weniger schlimm als die industrielle "Produktion" von Fleisch (schreibt sich schon furchtbar, ist aber tatsächlich nix anderes)... aber das ist ein anderes Thema! ;)

Viele Grüße, Iris

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MUSS es eigentlich unbedingt sein, überhaupt Jungtiere zu schießen ?

Ich mein, ich hab generell kein Verständnis fürs Jagen, aber das ist nun mal so.

Aber warum müssen Jungtiere dran glauben ??

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Tina+Sammy

Ich hab zuerst Teil II gelesen :redface

Aber auch diesen Teil finde ich sehr informativ :)

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MUSS es eigentlich unbedingt sein, überhaupt Jungtiere zu schießen ?

Ich mein, ich hab generell kein Verständnis fürs Jagen, aber das ist nun mal so.

Aber warum müssen Jungtiere dran glauben ??

Liebe Lisa

Es ist leider tatsächlich so, dass durch das Ausrotten der natürlichen Feinde die Wildtierzahlen in einigen Gebieten extrem hoch sind. In Zeiten, in denen die Forstwirtschaft umdenkt und versucht, mehr Laubbäume anzupflanzen sind die kleinen, lieben Genusswurzeln (die Rehe :D ) leider zu viel. Auch wenn man als Normalmensch nur selten Rehe sieht. Das Problem ist leider: NORMALE Wilddichte hieße, NIE ein Reh als Spaziergänger zu sehen. (sie sind Einzelgänger, und ihre Reviere müssten entsprechend groß sein. SInd es aber nicht, daher fressen sie in der Enge einfach zu viel von dem Zeug, dass Mensch mit Mühe gerade angepflanzt hat.

Das die Situation menschengemacht ist, ist klar. Das die Tiere folglich unter der menschgemachten Situation leiden müssen ist auch klar. Und schade.

Warum also schießen Jäger Jungtiere?

Mehrere Gründe. Zum einen: sie schmecken besser ;)

Zum anderen: das entspricht den natürlichen Bestandesregulierungen am ehesten. Wölfe fangen auch eher Jungtiere, denn die sind nicht so schnell und so schlau wie die Alten. Wichtig für ein stabiles Sozialsystem - auch für des Einzelgänger Reh, vielmehr aber für soziale Tiere wie Hirsche und Wildschweine - sind erfahrene Alttiere. Deren Jungtiere lernen besser, wie sie überleben, was sie fressen können, wo Gefahren lauern, wie man sich "benimmt".

Was wäre denn die Alternative zum Abschuss von Jungtieren? Alttiere schießen. Entweder ganz Alte, die echt nicht mehr essbar sind - warum soll ich dann die schießen?. Verschwendung von Ressourcen, denn WENN ich schon ein Tier töte, dann sollte es auch genutzt und nicht nur irgendwo verbuddelt werden. Das hat es nicht verdient! Ausserdem sind gerade die Alten auch die, die Erfahrungen weitergeben können, durch Vormachen.

Weitere Alternative: nur ausgewachsene MÄNNCHEN schießen. Abgesehen davon, dass die meisten Jäger nur hinter dem Kopfschmuck her sind, und daher sowieso am liebsten nur Männer erlegen wollen, hat der Abschuss von ausgewachsenen Männchen zur Folge, dass für die Paarung nur die "jungen Spunde" zur Verfügung stehen. Deren Eignung für das Leben konnte aber kaum ausgetestet werden, ihre Gene sind evtl gar nicht für die Weitergabe geeignet. Die Natur hat mit ihren Balz- und Brunftmethoden dafür gesorgt, dass die Weiber den Partner bekommen können, der die größtmögliche Überlebenschancen für den Nachwuchs bietet. Schieße ich die ganzen Alten weg, habe ich diesen Mechanismus ausgehebelt und mache noch mehr kaputt.

(lange Ziet war es übrigens genau so, bedingt durch den Trophäenkult. Nur langsam haben schlaue, nachhaltig denkende Jäger dafür gesorgt, dass wieder stabilere Wildstrukturen herrschen können!)

Ausserdem ist der Abschuss der Männchen nicht das Mittel, den Bestand der Tiere zu minimieren (wenn nötig) oder zu kontrollieren. Dies gelingt nur über den Abschuss von weiblichen Tieren. Da es aber nicht Sinn der Sache sein kann, unerfahrenen Jungtieren die Mütter wegzuschießen (siehe "Bambi" ;) ), und die Kleinen dem Tod oder zumindest ein Leben am Existenzminimum (sie haben nie gelernt, was fressbar ist, wo ich mich verstecke etc) auszusetzen, schießt man die Kleinen.

So bedauerlich es scheint, und so traurig ich auch bin, wenn ich so ein kleines Geschöpf getötet habe: es ist tot. Es irrt nicht alleine im Wald herum, nur um irgendwo elendig zu verhungern. Das Muttertier kann den Verlust eines Kindes verkraften - im nächsten Jahr bekommt es wieder eins (es sind TIERE, nicht Menschen!).

Andersherum ist es nicht möglich.

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Danke für Deine Mühe mir so ausführlich zu antworten.

Naja, überzeugen tut mich das ganze nicht.

Für mich klingt es so, als würde man auf die Jungen warten um sie zu schießen.

Und wenn die Rehe halt Kinder in die Welt setzen "Ihr Pech"... Hm... Aber das ist wohl ne Grundsatzdiskussion,genauso wie in der ganzen Nahrungsmittelproduktion.

Für mich ist Wild erlegen wahrscheinlich auch deswegen unsinnig, weil ich es selbst nicht essen würde...

Allerdings ist ess ich sonst Fleisch und auch da leiden Tiere.

Ich weiß.. Ist in mir nur immer so ne komische Sache wenn ich lese "Jungtiere ermorden", auf welche Art auch immer.

Aber ich esse auch Kalbfleisch ohne drüber nachzudenken...

Wahrscheinlich darf man eigentlich nur so über das Jagen denke, wie ich es tu, wenn man Vegetarier ist. Vllt widerspreche ich mir selber.

Ich will dir das Jagen nicht schlecht machen. Versteh mich nicht falsch.

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Mal eine kleine Anmerkung zum Thema "Jungtiere schießen", nicht als Belehrung zu verstehen, nur als kleiner Denkanstoß:

In der konventionellen Nahrungsmittelproduktion

- lebt ein Hähnchen durchschnittlich 28 Tage

- ein Schwein durchschnittlich 4 Monate

- ein Rind ca. 2 Jahre

- ein Lamm ca. 6 Monate.

Bis auf das Rind, das das zweifelhafte Vergnügen hat, in einer nicht gerade erfreulichen Situation länger zu leben, und das Suppenhuhn, das auch etwas älter wird, ist also eigentlich alles, was so auf deutsche Teller kommt, ein Jungtier.

Ich will damit nicht die von Lisa erwähnte Grundsatzdiskussion vom Zaun brechen, aber ich merke immer wieder, wie wir uns in unserer Gesellschaft ziemlich was vormachen, wenn's um die Herkunft von Fleisch geht. Das beruhigt zwar das Gewissen, führt aber auch dazu, dass man die Augen gegenüber dem Leid der Schlachttiere verschließt. Deswegen rege ich gerne mal zum Nachdenken darüber an, was man so auf dem Teller hat! ;)

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Schon klar, Lisa

Auch deswegen schreibe ich es ja, denn viele denken genau so wie du.

Natürlich schießen Jäger nicht einfach so die süßen Kleinen. Und viele Jäger haben genau so viel Freude daran, den Kitzen und Kälbern, Jungfüchsen und Frischlingen beim Spielen zuzuschauen, und ich kann nicht sagen, wieviele Jäger schon den Finger wieder grade gemacht haben, als sich das Abendessen plötzlich umgedreht hat und ins Zielferrohr guckte ;)

Ich habe übrigens vor 8 Jahren noch genauso gedacht wie du! Dann kam ich an die Uni, mit dem festen Wissen, NIEMALS ein Tier zu töten. Und dann hatten wir das Fach Wildbiologie, in dem wir nicht nur viel über Tiere und ihre Biologie lernten, sondern eben auch über die verschiedenen Jagdmethoden und das Jagdhundewesen.

Und es hat mich gepackt, zu den Jägern gehören zu wollen, die dem Wild Respekt und Verstand entgegenbringen. Mich überzeugt, dass nicht alle Jäger böse Menschen sind hat mich ein Dozent, der genau das sagte. Er sagte auch, er geht nicht auf die Jagd, weil er die Bäume retten will. Er jagt, weil es ihm Freude macht. Und so wie er von den Tieren berichtet, wie er erzählte von seiner handaufgezogenen Hirschkuh, von den spielenden Dachsen und wie cool Dachse an sich sind war mir klar, dass ich auch so ein Mensch sein möchte! Einer, der zwar gerne jagd, aber nicht weil er gerne tötet. Der trotzdem er gerade den Tod dieses Tieres verursacht hat dennoch betrübt sein kann über den Verlust dieses Lebens, während er sich gleichzeitig auf den Braten zu Weihnachten freut....

Dazu gehört für MICH persönlich eben auch, kein Tier zu töten, nur weil es gerade da ist. Sein Tod muss für mich einen Sinn ergeben, sei es der Braten für mich oder Bekannte, der Schutz der neugepflanzten Bäume, sei es der Pelz, aus dem ich eine Mütze mach, oder sei es der Schutz des Tieres vor Leid, weil es verletzt ist.

Ich muss hinzufügen, ich habe nur einmal abgedrückt, und nur ein Tier getötet (siehe Beitrag Teil II, Antwort auf Tina) ;)

Eines noch: ich esse auch Fleisch, dass aus "normaler" Haltung kommt (lieber Bio, aber ich kanns mir halt nur selten leisten). Dennoch habe ich ein viel schlechteres Gewissen, ein "klassisches" Schnitzel zu kaufen, wenn ich weiß, was das arme Schwein in dem kurzen Leben das es hatte schon alles durchmachen musste. Ein Reh, das meinetwegen auch nur 1 Jahr alt ist

(es gilt bis zu seinem ersten Winter als Kitz, danach bis zum ersten Mal gedeckt werden als Schmalreh, nach dem ersten eigenen Kitz erst als Ricke) hat in dieser Zeit genau da gelebt, wo es hingehört. Es hatte bis Sekunden vor seinem Tod ein völlig normales Rehleben. Und das endete nicht in einem nach Tod und Verzweiflung stinkenden Schlachthaus, sondern auf einer Wiese oder im Wald. Schlimmstenfalls wurde es noch kurz von Hunden gestört. Den Knall hört es gar nicht....

Sicher romantisiere ich. Es gibt eine Menge Idioten unter den Jägern, die alles schießen was gerade herumläuft. und auch viele, die eigentlich zu blind sind, um noch schießen zu dürfen, aus falscher Scham niemandem Bescheid sagen und das arme Tier irgendwo verenden lassen, obwohl ein Mensch mit einem Schweißhund unentgeldlich danach suchen würde. :motz: Aber viele meiner Kommilitonen haben eine ähnliche Einstellung zur Jagd und zum Hund wie ich, und ich finde es schön zu wissen, dass diese Einstellung irgendwo weitergegeben wird. Und dass vielleicht die Ignoranten irgendwann zur Minderheit gehören könnten.

EDIT: hab zu lange geschrieben, ist schon wieder eine Art Grundsatzdiskussion...

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