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Die Hundezucht und das allgemeine Dilemma


Mark

Empfohlene Beiträge

Liebe Hundefreunde,

viele Themen, die sich mit der Hundezucht auseinandersetzen stoßen auf reges Interesse. Ab einem gewissen Punkt enden diese Themen indes gleichwohl in verhärteten Fronten.

Woran liegt es?

Es liegt an dem allgemeinen Dilemma, vor dem wir (wie vor schweren Krankheiten, dem Tod usw.) die Augen verschließen. Das Dilemma der Natur, die uns Rahmenbedingungen setzt. Dieser Rahmen bedeutet in erster Linie:

Du sollst töten, um selbst zu überleben.

Machen wir ja nun (fast) alle und alle fleischfressenden Tiere sowieso. Die Welt setzt also voraus, dass getötet wird. Wenn man jetzt mal 2 Minuten darüber nachdenkt? Tolle Welt, oder? Da sind die kleinen Lebewesen wie Viren, Bakterien oder die Entartungen im eigenen Körper wie Krebs doch "Pillepup". Da hat man zwar mal unerträgliche Schmerzen und es endet schon mal vorzeitig auf dieser Welt, aber unser Verdrängungsmechanismus funktioniert bestens. Man kann sich selbst noch nicht einmal mehr in unerträgliche Schmerzen hineinfühlen, die man mal hatte. Es verblasst - gut so.

Aber ok, lässt sich nicht ändern. Bei der Hundezucht streben wir ein Ideal an (zumindest die Leute, die im Forum aktiv sind und sich dem thematisch verbunden fühlen). Ein Ideal, das man jedoch in Bezug auf sich selbst als "Bevormundung" empfinden würde. Gesunde, aktive und langlebige Hunde - wer wünscht sich das nicht? Mal davon abgesehen, dass die "offizielle" Hundezucht jahrelang solche blödsinnigen Dinge wie das Kupieren mitgetragen hat, hat eben jene Hundezucht auch dazu geführt, dass verschiedene Rassen (Doggen, Boxer ... Riesenrassen) ihr Leben im Schnitt mit 6 Jahren beenden. Eine bravouröse Leistung der Züchter - Respekt! Ein gleich großer Wolf (ja, einige werden so groß) bringt es da schon mal auf 20 Jahre.

Trotz allem ist die Bestrebung natürlich zu unterstützen, dass Tiere möglichst gesund sein sollten, damit sie länger sich von anderen Tiere ernähren können, die eigens dazu getötet werden. Moral? Hallo - schon wieder da -> Augen zu! ;)

Jetzt stellen wir uns mal vor, dass zukünftig auch bei Menschen erst einmal das genetische Risiko der Eltern abgeklärt wird und man dann zu dem Entschluss bei 40% der Menschen kommt: Ihr beiden setzt besser keine Kinder in die Welt ... weil sie mit hoher Wahrscheinlichkeit diesen oder jenen Gendefekt aufweisen. Den Aufschrei kann man schon hören ... hört ihr ihn?

Zudem gibt es sowieso genug Kinder in anderen Ländern, die könnte man doch besser adoptieren. Man sieht, die Parallelen sind gar nicht so weit entfernt.

Unser Bestreben ist in Teilbereichen andere zu verurteilen, wo wir doch meist selbst genauso egoistisch sind, ebenso viele Fehler machen und die Welt sowieso nicht in ein Paradies verwandeln können.

Tja, die Hundezucht. Wer handelt da wohl moralisch? Derjenige, der Auslandshunde zu uns holt? Vielleicht, weil er Mitgefühl zeigt, vielleicht nicht, weil damit die Produktion nicht abnimmt. Derjenige, der Hunde züchtet, obwohl die Tierheime voll sind? Hmmm, vielleicht, weil er sich einer Rasse verpflichtet fühlt, vielleicht nicht, weil er egoistisch ist und nicht altruistisch und für neuen Nachschub sorgt, anstatt sich dahingehend zu engagieren, dass herrenlose Hunde vermittelt werden. Derjenige, der einen Mischling kauft? Vielleicht ja, weil er einem Hund ein neues zuhause geben möchte, vielleicht nein, weil Mischlinge in aller Regel keine Gesundheitskontrollen - so wie in der Natur auch nicht - haben über sich ergehen lassen müssen.

Jedenfalls handelt derjenige unmoralisch, der sehenden Augens einen Hund von jemandem kauft, der nur Geld abzocken will, dem das Wohl der Hunde egal ist, dem egal ist, wer den Hund kauft und der dies auch erkennt, darüber nachdenkt und dem es dann einfach selbst gleichgültig ist. Der "vorsätzlich" Handelnde, der intellektuell in der Lage ist diese Zusammenhänge zu erkennen und aus Böswilligkeit eben jene Hunde zu seinem eigenen Vorteil kauft ... ja nur der handelt eigentlich unmoralisch.

Alle anderen sollten sich an ihre eigene Nase fassen, bevor sie "verurteilen". Verurteilung führen nur (zu teilweise) berechtigter Abwehrhaltung, Aufklärung, sachliche Informationen zu Denkanstößen.

PS.: Wetten Dass? Ja, diese Themen werden hier immer wieder diskutiert werden ;)

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vampirehunter

Gut geschrieben Mark !  :klatsch: Überhaupt, jetzt haste mich zum Nachdenken angeregt ! :yes:

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Stefanie

*Zustimm*

Mit diesen Worten fühlt sich hier hoffentlich auch niemand mehr fehl am Platz :)

LG

Stefanie

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Hundenärrin08

Jetzt stellen wir uns mal vor, dass zukünftig auch bei Menschen erst einmal das genetische Risiko der Eltern abgeklärt wird und man dann zu dem Entschluss bei 40% der Menschen kommt: Ihr beiden setzt besser keine Kinder in die Welt ... weil sie mit hoher Wahrscheinlichkeit diesen oder jenen Gendefekt aufweisen. Den Aufschrei kann man schon hören ... hört ihr ihn?

Zudem gibt es sowieso genug Kinder in anderen Ländern, die könnte man doch besser adoptieren. Man sieht, die Parallelen sind gar nicht so weit entfernt.

Genau das ist mir gestern auch schon mehrmals beim Lesen der Diskussion durch den Kopf geschossen! Wollte es aber nicht schreiben, sonst hätte es bestimmt geheißen, man solle nicht Äpfel mit Birnen vergleichen.

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Hansini

@Mark

Ich finde gerade den oben zitierten Beitrag schon recht eigenartig. Man kann keine Erbkrankheiten gänzlich ausschliessen. Sicher. Aber ich kann genetisch bedingte "Defekte" reduzieren indem ich eine seriöse Planung einer Verpaarung durchführe. Indem ich mich informiere. Somit kann ich einem Hund, zumindest in vielen Fällen, ein gesundes Leben ermöglichen, das er nicht hätte oder zumindest wo die Wahrscheinlichkeit deutlich geringer wäre. Ich finde, dass sollte zum Wohle der Hunde oberstes Ziel sein.

Menschen entscheiden selbst, Hunde nicht. Sie sind von unseren, hoffentlich richtigen Entscheidungen abhängig. Ich finde da liegt ein Unterschied.

Für mich ist es schon ein wenig Äpfel mit Birnen zu vergleichen.

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Menschen entscheiden selbst, Hunde nicht? Wohl kaum ;) Du triffst eine Entscheidung für deine Hunde (das macht der Hund selbst nicht) und du triffst eine Entscheidung für dein (geplantes oder ungeplantes) Kind (das Kind kann die Entscheidung wohl kaum selbst treffen, wenn es noch nicht geboren ist).

Das ist doch wohl logo, oder?

In jedem Fall triffst nur du die Entscheidung und sonst niemand.

Somit kann ich einem Hund, zumindest in vielen Fällen, ein gesundes Leben ermöglichen, das er nicht hätte oder zumindest wo die Wahrscheinlichkeit deutlich geringer wäre.

Aha, sehr löblich - aber das möchtest du dann deinem Kind nicht zugestehen ... weil es ja Äpfel und Birnen sind? Jetzt mal Hand aufs Herz: Es ist doch völlig klar, dass Kinder nicht auf die Welt gesetzt werden, weil man dem Kind etwas Gutes tuen möchte, nein es ist der pure Egoismus (ohne Wertung), weil eine Familie toll ist, weil man sich das (selbst) wünscht (das Kind kann ja noch nichts wünschen, ist ja noch nicht da), es ist der Selbsterhaltungstrieb, der stärker als die meisten Triebe ist.

Das ist nun einmal so -> der Mensch ist auch nix anderes als ein Säugetier (was er ja ist) in dieser Hinsicht.

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seriöse Planung einer Verpaarung durchführe.

Auch wenn Menschen für sich selbst entscheiden, machen das die Menschen auch ???????

DIE SERIÖSE PLANUNG oder eben die NICHT-PLANUNG ....

Was machst Du wenn Dir der Mann deines Lebens über den Weg läuft und der aber von Geburt an eine krumme Nase hat, oder ne Zahnschiefstellung und ihr Euch aber unbedingt ein Kind wünscht ?

Verzichtet ihr dann auch auf das Kind, weil es lediglich einen krummen Zahn haben könnte ??? :???

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