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Verängstigten Hund in Südbrookmerland aufgegriffen


SabineG

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Möchtet ihr euch eine lange Geschichte durchlesen? Bitte sehr:

Ich fuhr heute vormittag mit Ollie gen Wald, als uns etwa in Höhe Osteel ein Hund vor´s Auto lief. Zum Glück hatte ich ihn vorher schon gesehen und hatte die Warnblinkanlage angemacht und die Geschwindigkeit sehr stark reduziert.

Ich stieg aus, der Hund befand sich ca. 10m vom Auto entfernt. Das Ganze spielte sich übrigens auf der Brookmerlander Straße ab, die Verbindungsstraße zwischen Marienhafe und Norden, wo heute wegen des Anreiseverkehrs sehr viel los war.

Ich war gerade auf die Entfernung in die Hocke gegangen um ersten Kontakt zu dem Hund aufzunehmen, als er sich auch schon umdrehte und auf ein angrenzendes Grundstück lief. Dort fand ich ihn auf dem Rasen liegend wieder. Recht weit von ihm entfernt, ca. 15 Meter, holte ich ein paar Leckerchen aus der Hosentasche um sie ihm hinzuwerfen - allein die Handbewegung reichte schon, um den Hund in Panik wieder auf die Straße rennen zu lassen.

Zurück im Auto fuhr ich dem Hund mit Warnblinklicht hinterher um so wenigstens den nachfolgenden Verkehr zu verlangsamen. Dann bog der Hund Richtung Leezdorf in eine Seitenstraße ein und ich fand ihn dort auf dem Rasen eines Grundstücks wieder. Das Wohnhaus stand leer, das war gut, so fand er dort erstmal ein wenig Ruhe. Er lag auf dem Rasen, in sicherer Entferung, und beobachtete mich.

Und dann ging die Telefoniererei los. Polizei - wollte versuchen jemanden vom Tierschutz zu finden der mir helfen könnte. Tierschutz: Lediglich eine Auszubildene des Tierheims Hage rief mich auf dem Handy zurück um mir mitzuteilen, dass der Chef im Moment unterwegs sei und daher nicht helfen könne.

Tierheim Emden: niemand da. Auf der Nummer, die auf dem AB für "dringende Tierschutzangelegenheiten" angegeben wurde, war leider niemand erreichbar.

Der Hund lag noch immer auf dem Rasen, aber direkt angrenzend an das Grundstück verlief die vielbefahrene Brookmerlander Straße, also durfte er keinesfalls dorthin laufen.

Ein weiterer Anruf bei der Polizei ergab, dass die Hundefänger "nur für Norden zuständig" seien und sich weigerten, aktiv zu werden. Mir schwoll der Kamm!

Was den Hund anging, so wurde mir schnell klar dass hier nur ein ganz langer Atem und viel Geduld helfen würden.

Ich holte erstmal Ollie aus dem Auto um zu zeigen, dass der Mensch hier in Begleitung eines Artgenossen ist.

Das Grundstück, auf dem der Hund sich befand, war rechts und links vom Haus mit einm Stahltor mit Gitterstäben verschlossen. Als der Hund sich endlich ein wenig auf Ollie zu bewegte, kam ein Nachbar vom angrenzenden Grundstück, lief auf uns zu und rief laut "Ey, komm her!" Der Blödmann, und schon zog der Hund sich wieder zurück, diesmal auf die andere Seite des Grundstücks.

Mittlerweile war sicher eine Dreiviertelstunde vergangen. Ich fuhr das Auto rücklings an das Gittertor heran, setzte Ollie auf die Rückbank und öffnete den Kofferraum, damit der Hund weiterhin Ollie sehen konnte. Und dann wartete ich ....

Nach langer Zeit wagte der Hund sich an das Tor heran. Meine Hoffnung war, das er, sollte er sich trauen herauszukommen, auf die Idee kommen würde, sich rechts zwischen Tor und Hecke durchzuquetschen.

Als er sich längere Zeit am Tor aufgehalten hatte, sprach ich ihn an und versuchte nochmals über Futter sein Vertrauen zu gewinnen. Er ging sofort wieder auf Abstand, stand da und zitterte sobald ich ihn ansprach. Ein wenig Abwehrknurren wagte er auch.

Nun denn, dann setzte ich mich ins Auto, ließ die Tür offen und beobachtete über den Rückspiegel was geschah.

Nach insgesamt knapp zwei Stunden drückte sich der Hund tatsächlich zwischen Tor und Hecke durch und blieb hinten am geöffneten Kofferraum stehen. Dann lief er langsam an mir vorbei, worauf ich noch nicht reagierte. Ich wollte ihm erstmal Sicherheit vermitteln.

Das an mir vorbeilaufen wiederholte sich noch ein paar Mal, bis er dann bei mir stehenblieb. Beim nächsten Mal schnupperte er an meiner Hand. Das Ganze noch einmal. Dann war´s soweit ok für ihn, so dass er sich immer einige Meter vom Auto entfernte um dann wieder (auf Locken) zu mir zurück zu kommen.

Ich stand mittlerweile am Kofferraum, in der Hoffnung, dass er von sich aus reinspringen würde, er nahm immer wieder Blickkontakt zu Ollie auf.

Es verging noch einige Zeit... endlich nahm er ein paar Leckerchen an und trank auch gerne das Wasser, das ich ihm hinstellte. Nach weiteren Minuten durfte ich ihm die Retrieverleine umlegen, er hatte ja kein Halsband um. Und dann, nach wiederum einigen Minuten sprang er endlich ins Auto. Ich jubelte innerlich!

Ich brachte ihn ins Tierheim.

Ich schreibe diesen langen Text hier nicht als fishing for compliments oder so, möchte nur wiedergeben wie schwierig es ist, einen ängstlichen Hund "einzufangen". Für alle, denen mal ähnliches passiert: nicht hinterher laufen, bringt viel Zeit und Geduld auf, dann kann das klappen...

Hier zwei Bilder von dem Hund - wahrscheinlich ein (junger) Aussiemix, männlich:

jjdd-87-9183.jpg

jjdd-86-16a5.jpg

Vielleicht kennt ihn jemand von euch?

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Ich finde es wirklich toll, dass Du Dir soviel Zeit genommen hast und es sich vor allem ausgezahlt hat.

Super Aktion von Dir! Respekt.

Ich hoffe, dass der Knopf schon schmerzlich vermisst wird und nicht ausgesetzt wurde. Und dann natürlich, dass es eine schönes Wiedersehen mit den Besitzern gibt.

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Es ging nur so, mit ganz viel Zeit. Ich finde es allerdings sehr ärgerlich, dass man vom gesamten Tierschutz so alleine gelassen wird.

Ich habe das Tierheim gebeten, mir Bescheid zu geben wenn es Neues zu dem Hund gibt. Man baut ja so schnell eine Beziehung zu dem Tier auf, seufz...

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Ja, schon schade. Ich verstehe ja, dass man sich nicht zweiteilen kann, aber so abgewiegelt zu werden, ist nicht nett.

Was, wenn es jemand angerufen hätte, der nicht die Geduld und Zeit und das Gefühl gehabt hätte? Dann wäre der Bube vielleicht am Ende nicht mit dem Leben davon gekommen.

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Richtig. Und vielleicht hätte es auf der stark befahrenen Straße auch noch einen Autounfall gegeben. Beides scheint in diesem Moment allen, einschließlich der Polizei, egal gewesen zu sein.

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Jasperxy

der arme Kerl, wie gut, dass er auf jemanden wie Dich getroffen ist!

Jasper ist (als er zu uns kam) gleich am zweiten Tag über unseren Gartenzaun gehüpft

(ich war von der Sprungkraft eines Borders überrumpelt) und in Panik geflohen,

nach stundenlanger Suche und nur mit Hilfe einer Freundin und ihrer läufigen Hündin

haben wir ihn wiedergefunden und mit viel Geduld und noch mehr Zeit bei strömendem

Regen (im Februar brrrr) wieder einfangen können.

Schön, dass Du so einen langen Atem hattest.

Das ist wirklich ein hübscher Kerl, hoffentlich melden sich seine Besitzer bald, wenn er

denn welche hat.

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Ich bin auf jeden Fall total erleichtert dass es so gelaufen ist. Im Nachhinein betrachtet war es sogar vermutlich gut, dass niemand zur Unterstützung gekommen ist, einfangen wäre sowieso schief gegangen.

Ich bin glücklich und auch stolz dass es mir gelungen ist, das Vertrauen des Hundes zu gewinnen. Wäre ich weggefahren, hätte ich mich noch ewig gefragt was aus ihm geworden ist.

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Absolut, und ich bin froh, dass mein Gefühl richtig war. Wenn ich dem Hund ins Gesicht sah, konnte ich erkennen dass er sich Hilfe wünschte - er traute sich nur noch nicht.

Ich bin so froh, dass es so gelaufen ist!

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