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Ruhe und Souveränität ausstrahlen


gast

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Hallo liebe Fories,

ich habe ein Problem mit meinem Odin. Ich bin fast schon dran verzweifelt. Ich versuche es mal zu schildern, aber Achtung, es wird lang:

Odin ist jetzt 2 Jahre alt und unkastriert. Er ist ein belgischer Schäferhund. Befor ich ihn bekommen habe, habe ich mich schon über diese Rasse informiert. Ist ja logisch. Es sind sportliche Hütehunde, viel Bewegungsdrang, sehr gelehrig, keine Anfängerhunde, ausgeprägter Schutztrieb.

Ich dachte mir damals in meinem naiven Optimismus, dass alles gut gehen wird, es ist ja nicht mein erster Hund. Dann kam Odin. Er wurde stubenrein, erlernte rasch Sitz, Platz, Hier, Aus und halt die ganzen Grundbegriffe (an der Leine geht er zwar immernoch nicht sehr gut, aber ich arbeite dran und das ist auch nicht mein Problem). Ich gab mir Mühe ihn zu sozialisieren. Es entwickelte sich mein stattlicher Rüde. Odin wurde erwachsen, zeigte erstes Intresse an Hündinnen. Alles kein Problem. Doch nach und nach entwickelte er, wie soll ich es nennen, eine 'Abneigung' gegenüber Rüden (egal ob kastriert oder nicht) und Menschen. Er biss mir damals auch einen Jogger.

Ich dachte mir bei seinem Verhalten nicht sonderlich viel; mit Rüden versteht er sich aus Konkurrenzgründen und Dominanz nicht (dass sich andere 'halbstarke' unkastrierte Rüden jedoch blendend mit anderen Hunden verstanden sah ich nicht und wollte ich auch nicht sehen) und bei den Menschen wollte er mich halt beschützen, es ist ja ein großer Schäferhund, die machen sowas.

Ich versuchte nicht an diesen Problemen zu arbeiten, sondern sie zu umgehen. Ich lies keine neuen Hundekontakte zu und wich Spaziergängern usw. weitläufig aus.

Durch Beiträge von verschiedenen Usern hier im Forum wurde ich aber nachdenklich. Ich zog Parallelen zwischen Odins Verhalten und anderen Hunden hier im Forum. Dabei ist mir einiges klar geworden. Erstmals interpretierte ich das Verhalten meines Hundes richtig und beobachtete ihn genauer. Erstmals viel mir seine Körperhaltung näher auf. Ich erkannte, dass mein Hund sehr sehr nervös ist (was bei belgischen Schäferhunden oft der Fall ist, dass hatte ich vorher wohl übersehen). Zu seiner erhöhten Nervosität viel mir auf, wie unsicher er ist.

Seine Abneigung gegenüber anderen Hunden war keine Abneigung sondern Unsicherheit, da er wohl die Körpersprache der Hunde nicht richtig verstand und überreagierte. Gegen Menschen ging er wohl auch aus Unsicherheit, weil er es mir wohl nicht zutraut, in seinen Augen brenzlige, Situationen zu meistern. Frei nach dem Motto: 'Oh Frauchen zeigt mir durch ihre Körpersprache, dass sie meine Hilfe braucht. Ich weiss nicht was zu tun ist. Ich habe aber Zähne, also verteidige ich mein Frauchen'

Ich habe mir äußerst viele Gedanken darüber gemacht. Ob ich nicht irgendetwas in ihn hinein interpretier. Aber es kommt mir so logisch und plausibel vor.Ein Hundetrainer hatte mir auch schonmal gesagt, wie unsicher Odin ist. Ich hab also überlegt wie ich das Problem, und die Ursache gleich mit, beheben kann. Denn ich bin nicht der Meinung, dass mein Hund sich falsch verhält, sondern, dass ICH alleine die Fehler mache. Mein Hund weiß ja nicht was richtig und falsch ist und wie man sich richtig verhält. Woher auch? Ich habe ihn von klein auf, er hatte keine 'schlimme Kindheit'. Also bin die Ursache des Problems ICH alleine. Mein Hund kann sich ja nur so verhalten wie ich ihn führe.

Nach unzähligen Stunden des Grübelns denke ich mir, ich muss Odin Sicherheit vermitteln, damit er nicht hypernervös hochpusht und unerwünschtes Verhalten zeigt. Also muss ich gelassener werden. Zu dem Entschluss bin ich gekommen, weil bei jeder Hunde- oder Menschenbegegnung war/bin ich angespannt und hatte/habe Angst vor der Reaktion meines Hundes, ich kann ihn nicht 100%ig lesen und weiß nicht wie er reagieren kann.

Kurz: ich fühl mich unwohl, dieses Gefühl überträgt sich auf den Hund und der Hund wird unsicher, nervös war er vorher schon, fährt hoch und rennt mit dem Kopf durch die Wand, befor ich irgendetwas machen kann.

Jetzt die große Preisfrage: Wie zum teufel bleibe ich ruhig und vermittel meinem Hund, dass er ein souveränes, führungstaugliches Frauchen hat??

Und an dieser Frage zerbreche ich bald. Bei Joggern, Spaziergängern oder Fußgängern in der Stadt habe ich bald den Bogen raus. Erst habe ich ihm seinen Maulkorb angezogen und in der Stadt geübt. Als das klappte, ohne Maulkorb. Jetzt ignoriert er die meisten Menschen, außer die, die frontal auf mich zukommen. Aber das bekomme ich bestimmt auch noch in den Griff.

Viel schlimmer sind die Hundebegegnungen. Ich kann ihn mit keinem Hund spielen lassen, weil in meinen Gedanken ich den fiesen Beisser sehe. Dadurch werde ich automatisch angespannt, mein Hund wieder unsicherer, er fährt wieder hoch und erfüllt das Klischee des bösen Schäferhundes. Ein Teufelskreis.

Wenn er seinen Maulkorb anhat, hab ich zwar keine Angst, aber kein Mensch will seinen Hund zu ihm lassen.

So, ich denke ich habe mein Problem geschildert. Wie ich ruhiger werde, weiss ich immernoch nicht. Gute Hundetrainer gibts in meiner nahen Umgebung nicht, man darf nicht vergessen, ich bin 16 und habe kein Auto, logischerweise. Was mich so fertig macht, ist, dass ich die Ursache allen Übels bin.

ICH habe anscheinend versäumt ihn korrekt zu sozialisieren.

ICH bin nicht souverän.

ICH gebe ihm diese Unsicherheit.

ICH weiss nicht wie ich was ändern kann.

Wie seht ihr meine Situation? Bin ich zu verkopft und denke ich zuviel nach?

Um liebe Antworten würde ich mich ganz doll freuen, denn trotz alldem liebe ich meinen Hund und will auch dieses Problem meistern.

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erstmal Respekt, dass du dir in deinem Alter so viele Gedanken machst und so viel Selbsterkenntnis zeigst!

Ich habe ganz viel in deinem Beitrag wieder erkannt!

ICH habe anscheinend versäumt ihn korrekt zu sozialisieren.

ICH bin nicht souverän.

ICH gebe ihm diese Unsicherheit.

ICH weiss nicht wie ich was ändern kann.

Selbsterkenntnis ist der Anfang von Weisheit, die das Ende der Angst bedeutet.

*Krishnamurti*

Leider bin ich auch noch nicht weiter gekommen, aber evtl. kommen hier ja noch ein paar tolle Tipps

Jetzt die große Preisfrage: Wie zum teuflich bleibe ich ruhig und vermittel meinem Hund, dass er ein souveränes, führungstaugliches Frauchen hat??

Gute Hundetrainer gibts in meiner nahen Umgebung nicht
,

ja, das Problem kenn ich auch, und ich hab Auto und bin auch schon für ne Trainerstd. bis zu 100km gefahren

Leider sind gute Trainer sehr schlecht zu finden


http://www.polar-chat.de/topic.php?id=69507&goto=1463616

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Jetzt die große Preisfrage: Wie zum teufel bleibe ich ruhig und vermittel meinem Hund, dass er ein souveränes, führungstaugliches Frauchen hat??

Hallo Madelaine, das musst DU lernen und dann Deinem Hund vermitteln,

also wenn Dein Odin sich an Dir orientieren soll, dann musst Du ihm

diese Sicherheit bieten, anders funktioniert es nicht und ich denke

das solltest Du schnell lernen, um den wuffel nicht noch mehr

zu verunsichern, schaumal Zitat vom alten Wolfspezialisten :

"Soll sich der Hund in seinem Verhalten ändern,

muss sich zunächst der Mensch verändern." Erik Zimen

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Wenn ich nur wüsste wie ich das lernen kann.

Es ärgert mich, dass in meiner Umgebung kein guter Trainer ist, denn ich denke, wenn ich gezeigt bekäme wie ich mich verhalten muss und wie ich mich beruhigen kann, wäre die ganze Sache viel einfacher.

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schwarze Kiwi

Darf ich es ganz ausdrücken?

(was NICHT heißt das ich es selber kann ;) )

Du musst ruhig und Souverän SEIN und es deinem Hund nicht nur vorgaukeln wollen ;)

Ich kann es selber weitaus nicht immer, habe aber gelernt die Momente zu erkennen wo ich es kann und wo nicht und handele entsprechend.

Ich hoffe du fasst das nun nicht irgendwie böse auf, denn so war es keinesfalls gemeint ;)

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@ schwarze Kiwi

Keine Angst, ich fasse das nicht böse auf, im Gegenteil, ich freue mich über jede Antwort :)

Ansonsten ist mein Problem halt, dass sich in solchen Situationen immer ein Kopfkino abspielt und es dann vorbei ist mit der Ruhe.

Ich weiss dann einfach nicht wie ich mich selbst wieder beruhigen kann, um meinen Hund korrekt führen zu können.

Ich bin der Meinung, dass wenn ich erst einmal diese Ruhe ausstrahlen kann, sich mein Hund anders verhält und ganz anders reagiert, als wenn sein Frauchen panisch hinter ihm steht und nicht mehr weiter weiss.

Wenn ich zuhause Stress habe, unruhig bin oder z.B. in der Schule eine wichtige Prüfung ansteht - dann trinke ich zur Beruhigung erstmal einen Tee.

Das kann ich auf der Hundewiese ja leider nicht.

Aber vielleicht kann ich dann eine leichte Übung einbauen, etwas routiniertes, damit Hund und Halter wieder runterkommen. Ich könnte mich dem problem konzentriert widmen und meinem Hund gibt das vielleicht Sicherheit. Ist diese Idee abwegig oder sollte ich das mal probieren?

Dann stellt sich nur wieder die Frage, welche Übung man dafür nehmen könnte?

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Tröte

Hallo Madelaine,

als ich das gerade gelesen habe, habe ich mich selbst auch darin wieder gefunden.

Vielen Dank für dein Thema. :kuss:

Mir selbst geht es ganz genau so mit mir und meinem Spike, obwohl mir wirklich schon oft

bewiesen wurde, das mein Spike nichts macht.

Ich bin ein paar Jahre älter wie du aber auch ich habe noch immer nicht raus gefunden, wie

ich die Unsicherheit und Angst und Angespanntheit ablegen kann.

Ein guter Tip war mal: Das man sich das was da entgegen kommt, genauestens sachlich, in seinem

Kopf, beschreiben soll. In dem Moment ist man abgelenkt und verkrampft nicht ganz so doll.

Oder, man nimmt Musik mit auf dem Gassigang und lenkt sich so ab.

Das geht alles auch eigentlich ganz gut, nur das ich halt ein Mensch bin, der trotzdem versucht alles zu vermeiden.

Aber vielleicht helfen dir diese Tipps ja. Ich werde hier auf jeden Fall intensiv weiter mitlesen und hoffe, das noch ein paar gute Ratschläge kommen, die auch mir weiter helfen.

Halte durch und mach dich nicht zur Schuldigen, denn das helft euch ganz bestimmt nicht weiter.

Ich glaube, der erste Schritt ist: Nimm dich und deinen Hund so an wie es zu Zeit ist.

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wie sieht es denn in deiner Umgebung mit anderen Hunden aus? gibts da vielleicht einen, der cool ist? und vor allem hoeflich?

Ich gehe naemlich grad mit Charlie zusammen selber mit so nem kommunikatiorischen Grobmotoriker spazieren... der Gute ist gesichert mit einem Maulkorb und hat ne lange Leine dran, damit wir im Falle eines Falles schneller dran sind...

allerdings haben wir die Beiden nicht sofort zusammen geschmissen! sondern uns langsam angenaehert...

Zu Beginn waren wir auf einer grossen Wiese und Charlie war an einen Baum gebunden (klingt fies, irgendwie :Oo ) und die Besitzerin ist mit ihrem in einem Abstand vorbeigelaufen, der fuer ihn noch OK war... der Abstand wurde immer weiter verringert... jedes Mal, wenn Grobie im Ansatz komisch zu Charlie werden wollte haben wir ihn deutlich unterbrochen... normales mal hinschauen = ok, starren, fiepsen etc. = nicht ok!

In unserem Fall war das ganz einfach, weil der gute echt langsam ist in seiner Reaktion... das heist, man sieht ihm an, dass er was vor hat, lange bevor es passiert... so wie ich Belgier kennengelernt habe, wirst du vermutlich nicht wirklich viel Zeit haben... aber wenn du deinen Hund kennst und gut beobachtet hast, dann geht das natuerlich trotzdem...

Naechste Stufe war dann, das wir an der Leine zusammen unterwegs waren... erst in grossem Abstand, dann relativ nah... damit Grobie sich mal in aller Ruhe anschauen kann, was Charlie so macht und dass der ihn gar nicht beachtet, weil er ihn komisch findet... witzigerweise hat meine Schissbuechs Charlie das "Monster" nicht wirklich fuer voll genommen... :kaffee:

als das nebeneinander laufen funktioniert hat, durfte Charlie von der Leine und sich frei bewegen... allerdings habe ich darauf geachtet, dass er Grobie nicht zu nah kommt, denn der soll ja merken, dass ihm nichts passiert...

und dann irgendwann durfte Grobie auch frei laufen... es hat zwar auch einmal gescheppert, aber auch da war es fuer alle beteiligten kein Drama... wir haben ihn halt runtergepflueckt... haben ihn sich beruhigen lassen... und dann gings weiter...

Generell war jedes auch nur in die Richtung von Charlie starren komplett verboten... das heist ihm war klar, dass er sich zusammenreissen soll...

Im Anschluss an den Spaziergang waren wir dann noch bei mir einen Kaffee trinken... beide Hunde haben einen Platz zugewiesen bekommen und da wurde dann entspannt geschlafen...

Grobie ist aber auch ein Hund, der unheimlich dankbar Verantwortung abgibt und der sich bisher um alles selber gekuemmert hat, weil seine Besitzer in ihm immer noch das arme, arme Hascherl aus dem Tierheim sehen... und das obwohl es sich um einen American Bulldog von 40 kg handelt, der auf 2 Beinen tobt, wenn er andere Hunde sieht... :D:D:D

Weitere Spaziergaenge stehen auf dem Programm... mal sehen wie weit wir das hinkriegen, dass man sich auf den Grossen verlassen kann...

Ich glaube nicht, dass der Gute jemals ungezwungen ueber eine Hundewiese laufen wird... dafuer hat er einfach zu viele Defiziete in der Kommunikation... aber ich denke sehr wohl, dass er in der Lage sein wird mit bestimmten, bekannten Hunden friedlich im gleichen Raum zu sein... ansonsten kann er sich inzwischen draussen an seinem Frauchen orientieren, die ihm klar sagt, was sie will und was nicht und dass es unnoetig ist jedes Mal Krawall zu schlagen...

Ansonsten lohnt es sich vielleicht schon mal ein Seminar bei einem guten Trainer zu machen! einfach um neue Denkanstoesse zu bekommen und vielleicht das ein oder andere Aha-Erlebnis mitzunehmen!

Drueck dir die Daumen! die Hauptsache ist doch, du hast erkannt, was passiert! denn nur dann kannst du das auch angehen!

Helena

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kikixxl

Liebe Madelaine,

es ist bestimmt nicht leicht die innere Ruhe und gelassenheit zu finden welche du in dieser Situation benötigst. Ich würde dir doch empfehlen Odin weiterhin nur mit Maulkorb auszuführen. Dieses gibt dir die Sicherheit, dass nichts passieren kann und im Laufe der Zeit wirst du deinem Hund dann auch mehr vertrauen und somit bekommst du auch die Ruhe die du brauchst. Falls es wirklich HH gibt welche ihren Hund nicht mit Odin spielen lassen wollen wegen dem Maulkorb, würde ich dir empfehlen das Gespräch mit diesen HH zu suchen und ihnen alles zu erklären. Dem fremden Hund kann ja nichts passieren wenn Odin einen Maulkorb trägt. Vielleicht findet sich ja hier im Forum jemand der sich bereit erklärt mit dir spazieren zu gehen.

Ich wünsche dir ganz viel erfolg und wenn ich in der Nähe wohnen würde wäre Taylor direkt ein Spielpartner für Odin.

LG

Kiki

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