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Die böse Vermenschlichung der Hunde


Missyble

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Hallo @ all :)

 

Mir kamen heute beim Gassigehen so einige Gedanken, die ich gerne mit euch teilen möchte und gerne auch eure Meinung zu dem Thema hören würde. Es geht wie im Titel schon erkennbar um die Vermenschlichung (Anthropomiorphismus) des Hundes.

 

Wie ist Vermenschlichung definiert? Es heißt nichts anderes, als dem Hund menschliche Eigenschaften zuzusprechen.

Was sind menschliche Eigenschaften? Z. Bsp. Sturheit, Freundlichkeit, Kontaktfreudigkeit, Egoismus, Abenteuerlustig, Aggression, Klugheit usw.

 

Im Prinzip darf man seinen Hund gar nicht beschreiben, ohne ihn zu vermenschlichen. Aber ich denke der gemeine Hundebesitzer spricht von Vermenschlichung, wenn man z. Bsp. nicht mehr auf die Bedrüfnisse des Hundes eingeht, weil man davon ausgeht, dass der Hund die gleichen Bedürfnisse wie ein Mensch hat. Oder wenn man in ihn menschliches hineininterpretiert.

 

Grade das menschliche hineininterpretieren hat mich beschäftigt. Wenn man einen Hund hat, steckt man ihn ja nicht in eine Schublade und geht nach Schema f vor. Man geht individuell auf den Hund ein und behandelt jeden Hund entsprechend. Das heißt jedoch auch, das man sich versucht in den Hund hineinzuversetzen. Man empfindet Emphatie, weil man sich vorstellen kann, wie der Hund sich fühlt wenn er z. Bsp. Angst hat. Das setzt jedoch eine Vermenschlichung vorraus. Ich kann ja nur von mir auf andere schließen. Ich weiß nicht welche Gefühle usw. ein Hund hat, wie er tatsächlich empfindet. Ich gehe jedoch davon aus, dass es sich nicht sehr von unseren Empfindungen unterscheidet. Angst ist natürlich eine sehr ursprüngliche Eigenschaft, die jedes Tier zum überleben braucht. Anders sieht es dann schon wieder bei Eigenschaften wie Liebe oder Trauer aus. Ob und wie (Ausprägung, Gefühl) Hunde (Tiere) dieses empfinden können, kann ich nicht sagen, trotzdem interpretiert man das Verhalten mancher Hunde als Trauer, wenn sie z. Bsp. nicht mehr fressen wollen, oder nach dem verstorbenen suchen.

Gefühle wie Trauer, Liebe, oder Empathie setzen ein soziales Lebewesen vorraus. Ich denke nicht, das ein Hamster soetwas empfindet, der sein Leben lang keine sozialen Kontakte pflegt. Da denke ich sind solche Gefühle überflüssig. Bei sozialen Lebewesen kann ich mir aber durchaus vorstellen, das sie diese Gefühle haben können. Wieso auch nicht? Funktioniert denn eine Gemeinschaft ohne all die Eigenschaften überhaupt?

 

Letzte Woche hatte ich Leberkäse in der Küche auf der Anrichte liegen und habe die Küche kurz verlassen. Irgendwie muss es meinen Rüden überwältigt haben, denn als ich reinkam war eine Scheibe Leberkäse weg. Seine Reaktion als ich das Zimmer betrat: Schwänzelein eingezogen, Ohren hinter geklappt, leicht geduckt mit dem Popo wackelnd kam er auf mich zu. Hätt er das nicht getan, hätt ich das Verschwinden des Leberkäses noch nicht mal gleich bemerkt. Ich glaube wirklich, das er ein schlechtes Gewissen hatte.

 

Solche Beträge kenne ich ja, da wird dann gesagt, dass der Hund aufgrund der Stimmung des Besitzers so reagiert hat. Oder aus Erfahrung schon weiß, gleich gibt es Ärger. Das kann bei meinem Hund aber nicht der Fall gewesen sein. Er hat noch nie etwas von der Anrichte geklaut. Er hat auch noch nie Ärger bekommen, wenn er was geklaut hat, weil er es natürlich, wenn überhaupt, nur tat, wenn er alleine war. Im Nachhinein korregiere ich nicht mehr. Wenn ich ihn inflagranti erwische, gibt es auch nicht mehr als ein "Hey". Er wird nicht ausgeschimpft, nicht verprügelt. Aber ich glaube das er schon irgendwie wusste, dass er das nicht tun sollte. Es hat ihn halt überkommen. Ich musste mich zusammenreisen nicht zu lachen.

 

Jetzt frage ich mich ganz ehrlich, weil die Vermenschlichung des Hundes ja so vertäufelt wird, ob Vermenschlichung per se was schlechtes ist? Ich denke nein. Ich denke sie ist sogar von Vorteil, weil ich, wenn ich einen Hund nicht vermenschlichen würde, ihn wie einen Roboter behandeln müsste. Aber das, und da denke ich sind wir uns alle einig, sind Hunde definitiv nicht. Sie haben Empfindungen, individuelle Bedürfnisse und jeder Hund ist etwas anders im Charakter.

 

Natürlich sollte die Vermenschlichung nicht so weit gehen, dass der Hund nicht mehr Hund sein darf. Das heißt, ich muss ihn nicht in ein Tütü stecken, er darf sich im Dreck wälzen. Er darf buddeln, er darf Gras fressen und auch mal Kot. Nur weil wir das eklig finden (was meist ja einfach anerzogener Ekel ist, wenn man sich überlegt was sich Kleinkinder so in den Mund stecken), sollte man das nicht zwangsläufig alles auf den Hund übertragen. Es geht die Welt nicht unter, wenn der Hund mal einen Hasenkötel frisst. Ein Hund möchte sich drausen lösen können und nicht auf die Toilette gehen usw. usf. Ich denke ihr versteht was ich meine.

 

Mir geht es auch so, das ich oft Kleinkinder mit Hunden vergleiche, was die Intelligenz, das Emotionale, die Abhängigkeit usw. betrifft. Sie sind auf uns angewiesen. Sie können nicht Gassi gehen wann sie wollen. Sie würden verhungern, würde man sie in der Wohnung zurücklassen. Sie brauchen uns also zum überleben, sie sind sozial und brauchen auch die soziale, liebevolle Interaktion, sowie die Erziehung wie ein Kleinkind. Man braucht Geduld, darf sie nicht überfordern, sieht ihnen auch dieses oder jenes einfach mal nach, versucht sie jedoch immer so in die Gesellschaft zu integrieren, das sie dort nicht negativ auffallen und zurecht kommen. Natürlich ist das Ziel von Kindererziehung ein anderes, als bei der Hundeerziehung. Das Ziel bei Kindern ist, dass sie irgendwann selbstständig zurecht kommen. Hunde bleiben immer abhängig und kommen quasi nicht aus dem Kleinkindalter heraus. Aber ist es so schlimm, einen Hund mit einem Kleinkind zu vergleichen? Natürlich bin ich nicht die Mama und selbstverständlich ist das Gefühl einer Mutter für ihr Kind ein anderes, als von Hundebesitzer zu Hund. Und selbstverständlich ist das Ziehl der Erziehung und die damit verbundene Verantwortund auch eine andere. Jedoch was geistige und emotionale Intelligenz betrifft, glaube ich nicht, das sie soooooo weit auseinanderliegen und das die Bedürfnisse auch nicht sooooooo unterschiedlich sind.

 

Sorry für den langen Text und herzlichen Glückwunsch das ihr es zum Ende geschafft habt :D Es ist halt ein schwieriges Thema und ich möchte ungern missverstanden werden.

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Sorry für den langen Text und herzlichen Glückwunsch das ihr es zum Ende geschafft habt Es ist halt ein schwieriges Thema und ich möchte ungern missverstanden werde

 

 

Das ist jetzt aber sehr Optimistisch Gedacht.   :D 

 

( Aber das wünschen wir uns Alle bei einem neuen Thema. )

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Ach ja, natürlich vermenschliche ich meine Hunde auch hier und da... z. Bsp. wenn wir abends ins Bett gehen, lässt sich Hades dort immer hintragen. Ich könnt ihm natürlich einfach "befehlen" mitzukommen, aber ich trage ihn dann halt. Beide Hunde werden dann noch zugedeckt. Hades kommt Nachts immer unter meine Decke, der braucht das irgendwie. Hera glaub ich, bräuchte das nicht, aber ich denke es schadet ihr nicht. Sie kann ja einfach unter der Decke hervor.

 

Oder wenn meine Hündin bei mir im Arm beim kuschlen einschläft, dann hab ich glaub sowas wie mütterliche Gefühle (ich habe keine Kinder und möchte auch keine, dahier weiß ich das natürlich nicht genau, aber so stelle ich mir mütterliche Gefühle vor). Diese Vertrautheit, das Geräuch des ruhigen Atems....

 

Das sind Situationen, in denen ich meine Hunde (unangebracht) vermenschliche :)

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Tolles Thema.

Ich sehe das genauso wie du.

Grade das mit dem schlechten Gewissen.

Ich habe das schon bei diversen Hunden so erlebt.

Ich schließe die Haustür auf , gut gelaunt , will Hund begrüßen wie immer , aber Hund kommt nicht wie sonst freudig angerannt sondern bleibt auf seinem Platz.

Ich besorgt , ach je , geht es dir nicht gut . Überlege was er wohl haben könnte um beim ausräumen der Einkäufe zu entdecken das nur noch halb so viele Plätzchen

in der Schale auf dem Tisch stehen.

Böse bin ich da höchstens mit mir , weil ich es sie nicht weggeräumt habe, aber wieso verhält sich der Hund anders??

Bin gespannt.......

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Schönes Thema.

 

Es gibt ja zwei Dinge, die oft als Vermenschlichung bezeichnet werden.

 

Das eine ist das Benennen von Gefühlszuständen, Eigenschaften etc. mit angeblich rein menschlichen Begriffen. Dabei sind diese Begriffe gar nicht rein menschlich. Man kann Freude, Stolz, Eifersucht, etc. pp. natürlich auch umständlich mit Hilfe von anderen Worten umschreiben. Aber am Ende ist es genau das: das gute Gefühl etwas erreicht zu haben (internes Belohnungssystem -> Stolz), das Gefühl in einer sozialen Situation ausgeschlossen, zurückgesetzt oder benachteiligt zu werden (Eifersucht), das Gefühl gerade etwas tolles erlebt zu haben (Freude). Warum soll ich seitenlang verhaltensbiologische und hirnphysiologische Vorgänge beschreiben, wenn doch mit einem Wort alles gesagt ist?

(Eine andere Frage ich, ob wir Menschen das Verhalten von Hunden oder auch anderen Menschen immer richtig interpretieren und deren Gefühlslage tatsächlich so ist wie wir das zu erkennen glauben. Aber das ändert nichts an der Existenz dieser Gefühle.)

 

Das andere ist der Luxus, der manchen Hunden aufgezwungen wird.  Wenn es Vermenschlichung genannt wird, einen Hund wie eine Puppe zu kleiden und zu frisieren und ihn auch sonst wie ein Spielzeug zu behandelt statt wie ein Lebewesen, dann ist das Wort falsch. Kein normaler Mensch würde sich so eine Behandlung gefallen lassen. Das ist also keine Vermenschlichung sondern genau genommen eine Art "Ver-Sach-lichung". Der Hund wird eher als Sache wahrgenommen und nicht als Lebewesen.

 

Zuletzt wird es oft als Vermenschlichung bezeichnet, wenn ein Hund einige luxuriöse Bequemlichkeiten bekommt. Auf dem Sofa liegen, im Bett schlafen, im Winter warm anziehen usw. usf.. Ich bin für mehr Vermenschlichung. Im Sinne des Hundes. (Bei mir schläft kein Hund im Bett, dafür haben die Hunde die besseren Betten ;))

 

Da meiner Meinung nach die einzig negative Vermenschlichungs-Version das Gegenteil von Vermenschlichung ist, habe ich mir eine andere Sicht auf "Vermenschlichung" angewöhnt. Wenn mir jemand Vermenschlichung vorwirft, dann drehe ich den Spieß um und bedanke mich für das Kompliment. Denn wenn ich meinen Hund wie einen Menschen betrachte dann bedeutet das dass ich ihn als Individuum sehe und akzeptiere und mich darauf einstelle. :D

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Mir gefällt das Thema auch gut! :)

 

Natürlich haben Hunde für mich Gefühle, die sie auch äußern und natürlich wende ich dann auch menschliche Ausdrücke an, denn andere habe ich vielleicht auch gar nicht zur Verfügung. :)

 

Ich finde es  aber auch gar nicht so wichtig, wie man die Gefühle nun benennt, sondern viel wichtiger, was bei mir als Mensch ankommt.  Ob ich nun sage, der Hund freut sich oder der Hund macht den Kasper, das was er da macht löst etwas in mir aus. :)

 

Beim Thema Freude, dass ich mich mitfreue, was mir dann ja auch  Zufriedenheit bereitet. :) 

 

Beim Thema Trauer - und hier habe ich bei Fly, als Lucky starb, ganz klar erlebt, dass sie trauerte - , dass ich mir Gedanken mache, wie kann ich helfen.

 

Meine Reaktion auf ein vom Hund durch seine Mittel gesendetes Gefühl bildet die Verbindung. Er ist der Sender, ich die Antenne, wenn man so will und oft klappt das auch störungsfrei, so dass ich reagieren kann.

 

Und um noch mal auf das Kind im Hund zu sprechen zu kommen. Irgendwo im Net las ich mal, dass man den Hund von der Intelligenz her einem etwa dreijährigen Kind zuordnet. Und glaubt mal, dreijährige Kinder können recht viel. :)

 

Deshalb glaube ich auch, dass ein Hund, wenn er etwas geklaut hat, durchaus weiß, dass da was falsch war. Er weiß ja auch, dass das was im Napf liegt, ihm gehört.

 

Er hat doch schon beobachtet, wenn ich mir ein Stück Schnitzel brate, dass ich das esse und nicht er. ;)

 

Er weiß auch bei Artgenossen (sieht man in der Mehrhundehaltung immer sehr schön) das ein Knochen seiner ist, der andere aber seinem Kumpel gehört. Der weist ihn dann im Zweifelsfall auch darauf hin, falls er versucht, den zu entwenden.

 

Deshalb denke ich schon, dass er mein und dein auseinander halten kann. :)

 

Mal noch so ein Gesichtspunkt:

Unsere Hunde haben über die Jahre, wo sie irgendwo auf einer Tenne oder im Zwinger gelebt haben, auch Züge angenommen, die man als "menschlich" betiteln könnte. Oder warum haben sie oftmals das Sofa oder das Bett für sich entdeckt? ;)

 

Die sind ja auch wieder nicht doof und wissen, wo es kuschelig und gemütlich ist und wo sie auch menschliche Wärme genießen können. Dieser Kontakt ist dann tierisch menschlich, oder wie?`:D

 

Egal, man sollte seinen Hund schon Hund sein lassen, das ist richtig, aber ich finde es auch richtig, ihm Gefühle zuzugestehen auf die ich dann menschlich, fürsorglich, freundlich, behütend, oder wie auch immer, eingehen kann. :) 

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Fusselnase

Mal noch so ein Gesichtspunkt:

Unsere Hunde haben über die Jahre, wo sie irgendwo auf einer Tenne oder im Zwinger gelebt haben, auch Züge angenommen, die man als "menschlich" betiteln könnte. Oder warum haben sie oftmals das Sofa oder das Bett für sich entdeckt? ;)

 

Weil´s bequem ist! :)

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Andrea und ER

Ich mag es einfach, Hunden Sprechblasen anzudichten. Vermenschlichung pur. 

Das kann einfach Spaß machen, es kann aber auch in unsere Sprache übersetzen, was der Hund gerade fühlt/denkt. 

Da wir nie Muttersprachler in Hündisch werden können, müssen wir Wege finden, zu verstehen. Kommunizieren können wir nur in Menschensprache, also sind wir von Sprechblasenideen abhängig, es geht gar nicht ohne Vermenschlichung. 

Das ist noch längst kein Grund, Hunden die Nägel zu lackieren.  :D

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