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Kommunikations-Aufdrösel-Thread


gast

Empfohlene Beiträge

Hier im Forum tauchen immer wieder die Themen der Marke "sprecht ordentlich miteinander" auf. Und irgendwie drehen die sich immer ein wenig im Kreis. Deshalb möchte ich gerne einen ganz allgemeinen Thread dazu aufmachen, einfach im Sinne "was läuft eigentlich bei der Kommunikation". Das reine Sachthema sozusagen. Deshalb vorweg auch meine Bitte: Es sollte immer rein um die Mechanismen und die Sache gehen. Von sich selbst darf jeder gern erzählen, aber bitte keine "du-machst-aber" Geschichten, ok? ;)

 

 

Der erste Punkt, der mir wichtig erscheint, ist die Frage:

 

Wieso schreibe ich eigentlich? Was ist mein Anliegen?

 

Ups, denken sich nun wohl viele, ist doch klar: Weil ich was dazu zu sagen habe! Stimmt, aber das ist nur der Sammelbegriff. Je nach dem, was ich tatsächlich will, unterscheidet sich der weitere Verlauf schon sehr.

 

Im Prinzip gibt es zwei Anliegen, die beide ihre Berechtigung haben. Entweder ich schreibe mit Blick auf mich selbst, oder mit Blick auf den Leser. Natürlich wird in der Realität immer beides vermischt sein, meist hat man aber einen ganz deulichen Interessenschwerpunkt. Mit den dazugehörigen Vor- und Nachteilen.

 

Nehmen wir an, ich schreibe vorwiegend für mich selbst. Dann entsteht das aus dem tiefen Bedürfnis, etwas schlicht gesagt zu haben. Was völlig in Ordnung ist! Manchmal tut es einfach gut, etwas rauszuhauen bevor es einen innerlich erstickt. Ein gutes Beispiel dafür sind die oft nicht ganz so netten Dinge, die man im Auto ablässt. Da geht es null und gar nicht darum, dem Idioten vor mit mitzuteilen, dass er mich fies geschnitten hat - der hört das eh nicht. Aber ich muss mir mal kurz Luft machen, danach geht es mir wieder besser. Genauso ist es völlig ok, wenn das ganze der Selbstdarstellung dient. Jeder wird gerne als Person und vor allem auch mit seinen Stärken wahrgenommen. Ein schönes Beispiel hierfür sind viele Reden. Ist ja nicht so, als würde dabei viel überragend neues erzählt... Aber es ist gut für das Ego, das braucht immerhin auch manchmal ein paar Streicheleinheiten, und sei es nur dass ich selbst dann voller Stolz mein Werk vor mir sehe. Tja, und manchmal geht es auch um das eigene Gewissen. Schweigen ist nicht immer Gold, wenn man sich hinterher nämlich vorwirft, etwas gewusst und verschwiegen zu haben. Dann schreibt man es besser auch, selbst wenn es keiner lesen will. Das ist die Seite der Medallie, die von vielen als besonders authentisch empfunden wird.

 

Genauso berechtigt ist es, wenn ich vorwiegend schreibe, um damit andere zu erreichen. In diesem Fall geht es darum, vorwiegend bei diesem etwas zu bewegen. Vielleicht möchte ich etwas erklären, oder jemanden unterstützen. Natürlich passiert auch das nicht selbstlos, man fühlt sich durchaus auch selbst gut dabei, wenn man helfen kann. Aber der Blick richtet sich dabei eben weniger auf meinen direkten Nutzen für mich selbst, sondern ich möchte vor allem etwas für den anderen erreichen. Möchte, dass dieser etwas versteht, erkennt, oder auch sich einfach besser fühlt. Das ist die Seite der Medallie, die von vielen als besonders einfühlsam und diplomatisch empfunden wird.

 

Beides hat natürlich auch seine Tücken. Wenn ich vorwiegend für mich selbst schreibe, dann muss ich damit rechnen, dass es bei vielen eben gar nicht oder auch komplett falsch ankommt. Was schnell zu Missverständnissen und Feindseligkeiten führen kann. Wenn ich vorwiegend für andere schreibe, muss ich mich sehr auf diese, ihre Sprache und ihr Verständnis einlassen, was dazu führen kann, dass ich mich teilweise zurücknehmen muss. Was zu Frustration führen kann.

 

 

Was bedeutet das nun für mich, wenn ich schreibe?

 

Idealerweise voher (ein wenig illusorisch, ich weiß ;) ), spätestens aber wenn es irgendwie hakt, sollte ich versuchen mir klar zu werden, welche Motivation mich beim jeweiligen Beitrag angetrieben hat. Wollte ich etwas einfach nur gesagt haben, dann brauche ich nicht beleidigt zu sein, wenn die anderen das in den falschen Hals bekommen. Denn dieses Risiko hab ich ja bewusst in Kauf genommen. Wollte ich vor allem den/die anderen erreichen, dann sollte ich mich nicht frustrieren lassen, wenn es etwas mühsam ist und ich mehrere Anläufe brauche, bis die Botschaft auch wie gewünscht ankommt. Das muss ich für mein Anliegen dann eben investieren.

 

Und was bedeutet das für mich als Leser?

 

Habe ich den Eindruck - und das ist wichtig, es ist immer nur ein persönlicher Eindruck, dazu später mehr! - dass jemand etwas einfach nur gesagt haben wollte, dann brauche ich das nicht persönlich zu nehmen. Und muss mir im Zweifel, wenn mir der Ton oder der Umfang beispielsweise nicht passen, auch gar nicht die Mühe zu machen, das komplett zu lesen oder gar darauf zu antworten. Außer natürlich, mir macht das Spaß. Aber sonst? Ich war ja nicht wirklich gemeint, der Schreiber ist schon völlig zufrieden dass es nun da steht, also was soll's.

 

Habe ich den Eindruck, jemand möchte mich mit dem Geschriebenen erreichen, dann macht es Sinn, bei Bedarf ausreichend nachzufragen. In diesem Fall kommen sicher auch gerne Antworten und Erklärungen, und zwar so lange, wie es eben braucht. Und in diesem Fall versuche ich auch, meine Sicht der Dinge darzustellen. Womit sich der Kreis schließt: Schreibe ich meine Antwort nun, um den anderen zu erreichen, oder nur, um meine Ansichte eben einfach gesagt zu haben?...

 

 

 

So viel für's erste. Diskussionen zum Thema sind natürlich erwünscht, und bei Interesse gerne auch weitere Aspekte mehr!

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KleinEmma

Oh ne oder. Wenn jetzt noch diskutiert werden muss, wann wer warum und wie schreibt, fehlt mir bald die Lust überhaupt noch zu schreiben. Das ist ja wie der Wunsch nach dem perfektem Hund samt perfektem Hundehalter. Wo bleibt da die Leichtigkeit, das Lockere?

 

Nö, finde ich nun daneben und wenn hier nun vorgeschrieben werden soll, was und wie und warum - dann war es das für mich.

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Wer schreibt dir denn etwas vor?

 

Es geht hier nur darum, ganz ohne die ständigen persönlichen Befindlichkeiten aufzuzeigen, woran es manchmal hängen kann. Wer das hilfreich findet, kann darauf schauen - wer nicht, muss ja nicht. Eher im Gegenteil: Wenn mich eine bestimmte Schreibe aus irgendeinem Grund immer mal wieder nervt, dann kann es schon sehr helfen zu sehen, dass da vielleicht gar nicht die Absicht dahinter gesteckt hat, mir etwas zu sagen - und so kann ich das viel lockerer sehen.

 

Die Reaktion, dass da gefühlt etwas vorgeschrieben werden soll, hat mit einem weiteren sehr wichtigen Mechanismus zu tun, nämlich dem der vier Seiten einer Botschaft. Dazu auch später gerne mehr, erst einmal nur so viel: Ich war beim Tippen dieses Texts rein auf der Ebene der Sachinformation unterwegs, angekommen ist bei dir offenbar die Aufforderungsebene. Im Grunde ein schönes Beispiel dafür, wo die kleinen, aber wichtigen Haken sitzen können.

 

Hier deshalb nur so viel: Es ist KEINE Aufforderung, sondern der Versuch einer ERKLÄRUNG. Nicht mehr und nicht weniger. Ok? :)

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KleinEmma

Wenn du ein Problem mit der Schreibweise eines Users hast, würde ich denjenigen per PN anschreiben. Du musst mir nicht die vier Seiten einer Botschaft erklären ;) 

 

Frage ist: Warum möchtest DU das geklärt haben? Wir sind in einem Forum mit ganz vielen und unterschiedlichen Leuten und Themen. Diese Klärung wäre sinnvoll, wenn du dich im Freundekreis, im Familienkreis usw. befindest. 

 

Wenn du schon mit Psychologie ankommst: Schau in dein Inneres und kläre mit dir, warum du eine Erklärung zur Kommunikation in einem Forum schreiben möchtest.

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Wieso ich eine Erklärung schreiben möchte? Weil ich es schade finde, dass hier so oft meinem Gefühl nach die immer gleichen Missverständnisse entstehen, und die offenbar durch die immer gleichen Aufforderungen untereinander nicht zu klären sind. Und da ist es eben oftmals ein brauchbarer Ansatz, das ganze auf die Sachebene zu holen, losgelöst von einzelnen Personen, und somit jedem, der es möchte, ein wenig Handwerkszeug an die Hand zu geben. Nebenher habe ich die leise Hoffnung, dass man dann in betreffenden Threads einfacherweise nur einen Link hierher setzen braucht, eben mit der Frage, könnte es sein dass es gerade hieran hängt?

 

So weit mein Ziel mit diesem Thread. Wie schon gesagt, wer es mag kann es annehmen, wer nicht braucht ja nicht. Was den ganzen Rest angeht, sowohl den PN-Vorschlag wie auch die gezielten Nachfragen: Genau dieses DU wollte ich hier ganz gerne eben vermeiden. Um es nämlich für jeden offen zu halten, so dass sich niemand persönlich angsprochen fühlen muss. Sondern jeder aus den Informationen das für sich herausnehmen kann, was ihm jeweils nützlich erscheint.

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Ich sehe das wie KleinEmma.

Wenn ICH ein Problem habe mit dem Geschreibsel von anderen kann ich wunderbar ignorieren:-).

Wenn ich eine verständnisfrage habe, weil ich mich missverstanden fühle, bzw. Genau wissen möchte wie das nun gemeint ist, schreibe ich pn's.

Aber das ist nur mein eigener Standpunkt :-).

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Nebelfrei

So etwas kann meines Erachtens in einer geleiteten Diskussion, mit definierten Teilnehmern, klarem Thema und einem leitenden Moderator sinnvoll sein.

Da können sich die Teilnehmer vorher einigen, evtl auch mit Redezeitbeschränkung und einem Moderator, der jeweils sagt, wer jetzt dran ist.

In offenen Diskussionen, wie solche Forenthreads eben sind, kann und will ich das nicht vorstellen.

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Ich denke auch, dass viele damit von sich aus schon super klarkommen. Und wie gesagt, es ist nicht gedacht als Aufforderung, erst recht nicht als Verpflichtung. Sondern als Erklärung, welche Mechanismen da oft dahinter stehen. Vielleicht hilft es ja auch, wenn man versteht, wieso es manchmal so derartig aneinander vorbeigeht?

 

Wie schon weiter oben geschrieben finde ich es interessant, dass einige es offenbar doch als eine Art Ansage verstehen. Dazu die angekündigte nächste Erklärung - und gleich vorweg, einige werden das mit Sicherheit schon kennen! In diesem Fall einfach überlesen, oder als Anlass nehmen, diesen Aspekt mal wieder etwas mehr an die Oberfläche zu holen.

 

 

Die vier Seiten einer Botschaft

 

Wenn wir etwas sagen (oder natürlich auch schreiben), denken wir oft, das ist völlig klar was wir damit meinen. Dabei verdrängen wir im Alltag ständig, dass jede Botschaft mehrere Aspekte hat. Meine ich nun den einen, mein Gegenüber hört/liest aber einen anderen, dann kann das ein ganz schönes Durcheinander verursachen. Wofür ich offenbar hier unfreiwillig ein tolles Beispiel geliefert habe... :blush:

 

Für das bessere Verständnis ein willkürlich erfundenes Beispiel, das aber hoffentlich gut zum Forenleben passt. Nehmen wir den Satz:

 

"Gründliches Lesen lohnt sich!"

 

Je nach dem, welche Seite man nun liest, ergibt sich eine völlig andere Aussage.

 

Sachebene: Es bedeutet nichts anderes, als dass man durch gründliches Lesen Fehler vermeiden und mehr erfahren kann. Ganz allgemein gesprochen und ohne jede Wertung. Also einfach eine Faktenaussage.

 

Aufforderungsebene: Hier könnte man beispielsweise lesen, "lies gründlicher!" Auch das zunächst wertfrei.

 

Beziehungsebene: Da kommt die persönliche Beziehung zwischen Schreiber und Leser ins Spiel, und je nach dem lässt das somit jede Menge Spielraum für Spekulationen. Zum Beispiel den Vorwurf "du liest meine Beiträge nicht gründlich".

 

Selbstoffenbarungsebene: Mehr oder weniger ungewollt sagt man damit auch immer einiges über sich selbst aus -  mit mindestens genauso viel Interpretationsmöglichkeiten. In diesem Beispiel könnte es etwa sein, der Schreiber fühlt sich in der Rolle, den Leser zu belehren. Oder zu provozieren. Vielleicht zeigt er auch eigene Unsicherheit? Oder im Gegenteil große Sicherheit? Diese Ebene ist mit Sicherheit diejenige, in der am meisten fehlinterpretiert wird.

 

 

Diese Ebenen wirken eigentlich immer. Jeder Mensch hat seine bevorzugten Aspekte, egal ob beim Sprechen oder beim Hören. Es kann sehr spaßig und auch erhellend sein, sich selbst einmal zu beobachten, welches "Ohr" man am intensivsten einsetzt - und welches einem eher fremd ist. Normalerweise läuft das aber völlig selbstverständlich nebenher, darum muss man sich keine Gedanken machen.

 

Gedanken darum werden erst dann wichtig, wenn es offenbar irgendwo klemmt. Dann kann es durchaus Sinn machen, einmal kurz in Erwägung zu ziehen, ob der andere vielleicht einfach auf einer anderen Ebene unterwegs ist als ich? Auch hier wieder, das ist nicht wertend, sondern einfach ein ganz normaler Quell für Missverständnisse.

 

Beispiel: Besuch ist da, und der Gastgeber sagt "es ist ja schon dunkel draußen!". Blöd, wenn das einfach als überraschte Feststellung gemeint war (Sachebene) oder als Selbstoffenbarung "das hat heute so viel Spaß gemacht, ich habe gar nicht gemerkt wie die Zeit rumging!" - und der Gast hört die Aufforderung, packt unter gemurmelten Entschuldigungen seine Sachen und geht... Genauso blöd aber umgekehrt, wenn der Gastgeber das als Aufforderung gemeint hat ("es ist schon spät, geh bitte!") und der Gast das als Sachaussage wahrnimmt.

 

Wie gesagt - nur ein Denkanstoß, ich bin auf der Sachebene unterwegs! :D

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Gast Fangmich

Ich mag dann nicht mehr auf der Sachebene bleiben, wenn ich davon ausgehen muss, dass die Wirkung der Ebenen einkalkuliert und gezielt genutzt wird.

Man könnte es auch Absicht nennen.

Mehr werde ich dazu unaufgefordert nicht mehr schreiben. Auch wenn ich Dein Bemühen verstehen kann, Silkies.

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wenn ich davon ausgehen muss, dass die Wirkung der Ebenen einkalkuliert und gezielt genutzt wird.

Man könnte es auch Absicht nennen.

 

Sorry, das verstehe ich jetzt nicht? Wer genau würde denn die Ebenen einkalkulieren und wofür gezielt nutzen? Ich stehe da gerade ein wenig auf dem Schlauch; wenn du es hier im Thread nicht erklären magst, gerne auch per PN, ich würde es nur gern verstehen was du damit meinst!

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