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Auswirkungen verschiedener Erziehungsformen


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Immer wieder wird propagiert, den Hunden Verhalten zu verleiden, indem man sie im Ausdrucksverhalten hemmt.

Dabei wird jedoch nicht bedacht, welche Folgen dies für das Individuum haben kann.

In einem Thread wurde behauptet, innerhalb von ca. 15 Minuten sei möglich, den Hund soweit zu hemmen, dass er sein Leben lang stressfrei sein würde. Dass innerhalb kürzester Zeit auf diese Art und Weise Leinenführigkeit hergestellt werden könnte usw.

 

 

Hemmen funktioniert tatsächlich, wenn man weiß wie, innerhalb kürzester Zeit.

 

Stressfrei sind die Hunde dadurch jedoch nicht. Nur nach außen hin wird das vom Hund nicht mehr durch den Menschen in Stress versetzende Verhaltensweisen gezeigt. Stressfrei für den Menschen : Ja.

Was jedoch innerlich im Hund abläuft, das haben sehr kompetente, erfahrene Hundefachleute, welche etwas tieferen Einblick haben, als Otto-Normalhundehalter es hat,  in vielen Publikationen bereits erklärt.

Hemmen ist lediglich unterdrücken von Verhalten und KANN, wenn danach sauber weiter gearbeitet wird und der Hund positive Lernmöglichkeiten geboten bekommt und gefördert wird, auch eine Veränderung der emotionalen Lage gegenüber Auslösern zulassen.

Oftmals findet jedoch lediglich eine Verlagerung statt, keine tatsächliche Veränderung.

Die Auswirkungen des Hemmens über psychischen Druck, indem man den Hund als Basis für die Erziehung daran hindert, sich der Umwelt sowohl positiv, als auch negativ, selbständig zuzuwenden, erscheinen zwar nach außen hin sichtbar erfolgreich, doch es macht was im Innenleben des Hundes und auch mit der Beziehung zur Umwelt und zum Halter. Es macht abhängig.

Einem Hund über psychischen Druck die Hinwendung an seine Umwelt, das "sich mit Aussenreizen befassen" zu verbieten , hat andere Auswirkungen, als dem Hund dabei zu helfen, aufregende Aussenreize wahrzunehmen und sich aktiv damit zu befassen, sodass er sie als nicht mehr aufregend einordnen lernen kann und/oder im Umgang damit alternative Verhaltenstrategien selbständig anwenden lernt. 

 

Ohne hemmende Einwirkungen läufts im Leben nicht, das ist klar. Situativ wird man nicht drum herum kommen, die ein oder andere Grenzsetzung durchzusetzen.

Man kann sich jedoch entscheiden, ob man der Chef sein möchte, der seine Untergebenen klein und abhängig halten will - oder ob man mit seinem Hund gemeinsam, so wie es ihm individuell entspricht, die Umwelt erforscht und ihm zu eigenständiger Selbstsicherheit verhilft, die es für ihn unnötig macht, unangemessen auf Aussenreize zu reagieren.

Ob man einen hörigen Nachläufer erreichen will, der es dem Menschen überlässt, alles zu regeln, weil er gelernt hat, dass er selbst nichts regeln darf und sich am Menschen orientieren muss - oder ob man einen offenen, unbefangenen Hund haben will, der sich aus eigenem Antrieb heraus, am Menschen orientieren will, weil er ihn als souverän, hilfreich und wohlwollend kennen lernt.

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segugiospinone

Ob man einen hörigen Nachläufer erreichen will, der es dem Menschen überlässt, alles zu regeln, weil er gelernt hat, dass er selbst nichts regeln darf und sich am Menschen orientieren muss - oder ob man einen offenen, unbefangenen Hund haben will, der sich aus eigenem Antrieb heraus, am Menschen orientieren will, weil er ihn als souverän, hilfreich und wohlwollend kennen lernt.

 

Ich finde nicht schlimmer, als einen gesunden Hund, der beim Spaziergang hinter mir läuft, hinter mir trottet. Was habe ich von so einem Spaziergang? Und vor allem, was hat mein Hund davon?

Ein Spaziergang soll meinem Hund - ehm, unseren Hunden, denn bei uns sind es halt fünf :) - Abwechslung bringen, Freude machen, da sollen sie Spaß haben. Dürfen das tun, was sie mögen. Da werden sie nicht ständig mit Worten oder Handzeichen vollgetextet, sondern dürfen die Zeit so genießen, wie es ihnen gefällt. Natürlich mit gewissen Einschränkungen, die im Zusammenleben mit anderen Menschen und auch Tieren nötig sind, aber ansonsten? Wir fahren dazu extra raus ins Grüne, in den Wald auf freie Flur. 

Wenn ich mir vorstelle, dass ich bei unseren Jagdnasen alles kommentiere, was die tun - au weia, das wär mächtig anstrengend. Für mich. Denn die haben ja ständig was in der Nase und oft was im Blick. Klar kommt von mir mal ein freundliches "Das ist eine Ente. Nein, lass die einfach.", wenn Zampa sehnsüchtig guckt, ob sie nicht doch .... ;). Zampa kommt damit gut klar, weil sie weiß, dass sie bei anderer Gelegenheit losflitzen darf.

Mila und Nonna scannen die Fläche im Zickzacklauf. Bei Mila ist das rassebedingt, und das gönne ich ihr auch. Warum sollte ich das unterbinden? Nonna macht das aus Lebensfreude, da sie 14 Jahre nichts kennenlernte. Wir fördern diese Spurensuche auch und haben so auch miteinander Spaß. Das heißt nicht, dass unsere Hunde Tiere jagen dürfen, aber wenn ein Hase eh übern Weg spingt und davon gehoppelt ist, oder die Rehe den Weg gekreuzt haben und in den Wald gelaufen sind, kann man diesen Spuren durchaus mal mit den Hunden folgen. Das Ziel ist Gemeinsamkeit, Miteinander.

Ja, wir haben auch zwei Hunde, die mal hinter uns laufen. Alters- und krankheitsbedingt. Pupa ist 16 und Morando 15. Aber sie laufen eben "mal" hinter uns und nicht dauerhaft. Dauerhaft würde mir auch Angst machen, denn das haben unsere Hunde immer nur getan, wenn der Abschied näher kam. Sowohl Diana, die mir 4 Jahren so schwer krank wurde, als auch Baffo und Kira, die mit 17 und 14 Jahren starben.

 

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"Ein Hund will geführt werden."

"Wie Sie in 15 Minuten zum Leader Ihres Hundes werden."

"Hunde werden mit (7) Kompetenzen geboren; werden diese berücksichtigt, haben Sie ein Leben ohne Stress mit Ihrem Hund."

 

Die Wirkung solcher scheinbar einfachen, plakativen Thesen ist als DYSS in der Gewaltforschung bekannt:

.

Do-it-Yourself-Social-Science beschreibt folgende Regel:

Je einfacher eine These aussieht, desto attraktiver und erfolgreicher ist sie für den Laien. (Heller 1986)

 

Was mich bei solchen Sachen immer wundert: Einerseits wird gefordert, dem Hund gegenüber Empathie zu zeigen. Diese geforderte Empathie wird aber von denselben Forderern ausgeblendet, wenn es um schnelle Lösungen geht.

 

Wird dann von Kritikern dieser schnellen Lösungen kognitiv versucht aufzuzeigen, welche Mechanismen mit welchen (Aus-)Wirkungen solche schnellen Lösungen beinhalten ... werde diese Kritiker als empathielos bezeichnet.

 

Verkehrte Welt  :rolleyes:

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Ich merke immer mehr, dass Luna ein sehr sensibler Hund ist.

Bei ihr würde man mit Hemmen viel kaputt machen.

Sie reagiert sehr direkt, wenn man mal strenger ist und man muss aufpassen, dass man im Affekt nicht zu schnell und hektisch auf sie zu geht. Da merkt man sofort, dass sie sehr schlechte Erfahrungen gemacht hat.

Ich möchte auch keinen devoten Hund, der nur reagiert, wenn ich es erlaube.

Sie weiß schon sehr genau, was sie darf und ich bin ziemlich sicher, dass ich bei ihr nur Erfolg haben werde, wenn ich ihr Sicherheit biete und nicht mit Dominanz arbeite.

Sie bietet uns nach so kurzer Zeit schon ihr komplettes Vertrauen. Das ist so ein großes Geschenk!

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Die Hunde laufen doch nicht ewig hinter oder neben einem. Sobald sie aufnahmebereit sind, gehen sie da wo sie wollen. Und selbstverständlich können sie auch hinter einem die Umwelt erkunden, in aller Ruhe, mit dem Gefühl der Sicherheit. Hinten ist jede Bewgungsfreiheit in 180 Grad gegeben, hinten hört die Welt nicht auf,auch da kann man Reize verarbeiten. Und selbstverständlich wird auch hinten zusätzlich positiv gearbeitet, motiviert, wenn es Gelegenheit gibt. Ich und chau77 haben das oft genug betont. Wo sind denn die Menschen, die nur hemmen? Ich kenne solche nicht. Es gehört immer eine Balance zwischen hemmen und fördern her. Zuneigung ist auch immens wichtig. Ich seh die Folgen die du schilderst nicht. Das meiste reimst du dir zusammen, bzw sind Unterstellungen wie in meinem Beispiel mit der Biene. Zu der Zeit war sie 4 Monate und hat das 1 mal Regen bei mir erlebt und von hts oder sonstigen Hundeschulen hatte ich keinen Schimmer. Chiqui war ein Traumhund, wir konnten gegenseitig quasi unsere Gedanken lesen, es brauchte kaum Worte, die lief ihr Leben lang ohne Leine, kam mit jedem Hund und Mensch klar, und wenn mal Ausnahmsweise nicht, hatte das einen triftigen Grund. Sie hatte ihren eigenen Kopf und traf eigene Entscheidungen gier mich und das Rudel, aber immer mit Verstand so dass man dankbar war, sie anzunehmen. Ich konnte mich immer auf sie verlassen und sie sich auf mich.

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Juline

Im Prinzip stimme ich dir in vielen Punkten zu.
Nur dieses eine:
 

Man kann sich jedoch entscheiden, ob man der Chef sein möchte, der seine Untergebenen klein und abhängig halten will - oder ob man mit seinem Hund gemeinsam, so wie es ihm individuell entspricht, die Umwelt erforscht und ihm zu eigenständiger Selbstsicherheit verhilft, die es für ihn unnötig macht, unangemessen auf Aussenreize zu reagieren.


Der Begriff "unangemessen" steckt mir etwas quer, denn das ist wieder unsere Beurteilung.
 
Um es zu verdeutlichen: Hütehund, sehr territorial, sehr starkes Schutzverhalten, wird zur letzten Pipirunde spätabends um`s Viertel geführt. Für den Hund ist es logisch, normal und angemessen, andere Hunde /Leute die sich seltsam bewegen / schreiende, rennende Kinder... anzubellen. Ob das Melden, Vertreiben, territoriale Aggression ist, das ist jetzt mal nicht Thema.

 

Ich hemme dieses Verhalten, sonst fiele Abend für Abend das ganze Viertel aus dem Bett :D  und biete Alternativen, die sie aber nicht gut annimmt, das Verhalten liegt ihr zu sehr im Blut, sozusagen.

In dem Fall muss ich also sagen, lass das, ich regel das, geht dich nichts an, (lauf hinter mir), Ausdrucksverhalten untersagt, und "souverän, hilfreich und wohlwollend" komme ich dabei sicher nicht an bei ihr.

 

Natürlich kann man jetzt sagen, dann ist das der falsche Hund für eine dichtbesiedelte Kleinstadt, der gehört auf einen Aussiedlerhof -was ja im Prinzip stimmt.

 

Aber wie gehst du mit solchen Verhaltensweisen um, die für den Hund und sein Wesen völlig normal und angemessen sind, aber uns /unsere Mitmenschen stören? Aber so tief im Hund verankert sind, dass sie nicht mit Training umlenkbar sind?

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Hemmungslosigkeit ist kein erstrebenswerter Zustand. Die Welpen wachsen bereits mit einem gewissen Mass an Hemmung auf, bei Muttern im Rudel das schadet ihnen keineswegs. Beim Menschen angekommen ist erstmal das Mass an Hemmung völlig bis fast weg, der Hund wird dann oft hemmungslos. In dem Fall nur muss man eine kurze Zeit lang mehr Hemmung anwenden, bis die Balance wieder hergestellt ist. Haette man gleich das richtige Mass angewendet, waere es nicht nötig Hunde eine gewisse Zeit hinten laufen zu lassen.der Rahmen den man steckt ist dem Hund angepasst und variabel.

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segugiospinone

Aber wie gehst du mit solchen Verhaltensweisen um, die für den Hund und sein Wesen völlig normal und angemessen sind, aber uns /unsere Mitmenschen stören? Aber so tief im Hund verankert sind, dass sie nicht mit Training umlenkbar sind?

 

Wenn wir mit Mila und Nonna rausgehen, hört man das bis in weite Ferne, denn die beiden haben zumeist eine Spur in der Nase und zeigen das auch mit entsprechendem Laut. Dieser Laut mag für uns unangemessen sein, aber wenn ich solch einen Laut nicht mag, hole ich mir keinen solchen Hund.

Bei Nonna kommt dazu, dass sie jedes Rausgehen lautstark kommentiert und auch auf dem Weg. Frühmorgens um 5 Uhr oder nachts um 23 Uhr wäre das im Wohnviertel unangemessen, also geht sie da in den Garten. Ansonsten darf sie ihrer Lebensfreude, wozu durchaus aufgrund ihrer Herkunft auch mal Überforderung mit den vielen Reizen gehört, freien Lauf lassen und sich ihrer Art entsprechen äußern.

Pupa macht das mit welpen-/junghundmäßigem Herumtollen mit ihren 16 Jahren, Nonna eben durch Geheule.

Und für mich ist hinter mir laufen für einen Hund einfach nicht normal. Es mag einzelne Ausnahmen geben, aber ein Hund läuft oder springt oder rennt um einen herum, vorneweg und MAL hinterher. Dauerhaftes Hinterherlaufen ist aus meiner Sicht Unterdrückung pur. Würde ich für meine Hunde nicht wollen und auch nicht für mich. Finde ich nämlich total unsinnig, weil ich hinten keine Augen habe und so meine Hunde nicht im Blick habe!

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@Juline: Dein Beispiel - sowas meinte ich mit situativ mal hemmend eine Grenze aufzeigen, was vollkommen real und normal ist.

 

Souverän, hilfreich und wohlwollend - als Basis und Grundlage für die Erziehung, dann kommt situatives Hemmen ganz anders an, als einen Hund durch Hemmen "aufnahmebereit"  zu machen, was auch immer darunter verstanden wird.

 

Niemand erstrebt das Ziel einen sich hemmungslos verhaltenden Hund zu erzeugen.

Jedoch kann ein Hund sehr gut lernen, angemessen auf Umweltreize zu reagieren, indem man ihn kennenlernen läßt, was es mit den Reizen auf sich hat und ihm Möglichkeiten bietet, ein erwünschtes Verhalten zu zeigen.

Dazu muss man bei einem Hund, der von Haus aus eh schon eine gute Kinderstube mitbekommen hat, mit einer Hundemutter, die ihn auch mal situativ ausgebremst hat, nicht zwingend auf Hemmen als Grundlage für Ansprechbarkeit zurückgreifen.

Die lernen über lobendes Bestätigen im Zusammenleben mit dem Menschen viel schneller, WAS an Verhalten erwünscht ist.

Wird erwünschtes Verhalten gezeigt, wird unerwünschtes eben nicht gezeigt und man kann es sich in den allermeisten Situationen sparen, korrigieren und hemmen zu müssen, weil Verhalten auch abgebrochen werden kann durch eine freundliche Aufforderung.

Ist man da als Mensch aufmerksam, entstehen erst gar keine unerwünschten Verhaltensweisen, die man hemmen müsste.

 

Sogar bei hemmungslos aufgewachsenen Hunden klappt das hervorragend.

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Ich finde nicht schlimmer, als einen gesunden Hund, der beim Spaziergang hinter mir läuft, hinter mir trottet. Was habe ich von so einem Spaziergang? Und vor allem, was hat mein Hund davon?

Was ist daran schlimm?

Julchen läuft meist hinter mir her,  weil sie gern trödelt, an Mauselöcher, Grasbüschel usw  schnuppert und das dauert halt manchmal länger.

Was habe ich von so einem Spaziergang? Ich lauf halt dann gemütlich mit, obwohl ich gern schneller laufen würde, hänge meinen Gedanken nach, ist sehr entspannend. Aber zum schnelleren laufen hab ich meinen Tommy, mit dem NW oder jogge ich dann alleine.

Was hat mein Hund davon? Sie ist zufrieden, weil sie in Ruhe ihre Zeitung lesen darf. Ich würde sie hemmen, wenn ich sie ständig weiterziehen oder vor mir hertreiben würde.

Manchmal nehme ich sie auch bewusst hinter mich zu ihrer Sicherheit, wenn fremde Hunde, Jogger, Traktoren oder so entgegenkommen.

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