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Auswirkungen verschiedener Erziehungsformen


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Aggressor ist eine Bewertung und in aller Regel eine sehr einseitige, da nur wahrgenommen wird, was für den Beurteilenden  an Aggression einfließt, die er in der Lage ist auch wahrzunehmen. Was vorher eingeflossen ist, ggf. auch schon in vorherigen Begegnungen, die er nicht mehr erinnert, nicht wahrgenommen hat oder, was er nicht wahrnehmen kann, weil eine andere Kommunikationsebene hat, wird nicht berücksichtigt, daher kommt nicht in die Bewertung, was der Auslöser war, für die von ihm wahrnehmbare Aggression, und damit eine Schuldzuweisung, was sehr oft auch zu Konsequenzen (allein schon die innere mentale Einstellung zum Hund führt zu einer Blockade) führt, die in aller Regel immer sehr ungerecht sind und sich negativ auswirken, Frust, Gefühl von Hilflosigkeit beim sog Aggressor, was zur Verstärkung des Verhaltens führt, Stärkung des anderen Beteiligten, was noch mehr Aggression beim anderen führt.

 

Aggressor ist sicherlich mit unterschiedlichen Assoziationen belegt. Meine Assoziation unterscheidet sich deutlich von der hier aufgeführten.

 

So frage ich bei einem Konflikt grundsätzlich nicht, wer daran nun schuld ist, weil solche Schuldzuweisungen erstens nicht zielführend sind und zweitens von der eigentlichen Aufgabe, nämlich dem LÖSEN eines Konfliktes, wegführen.

 

Dazu ein Beispiel: Ein unbedarfter Jungspund spielt einen anderen Hund an, es entsteht eine Art Jagdspiel. Da der Jungspund - altersentsprechend - noch nicht so geschult ist in seiner Wahrnehmung, bemerkt er nicht, dass es dem anderen Hund zu viel wird. Dieser fühlt sich zunehmend bedrängt. Irgendwann macht der verfolgte Hund also einen Stopp und weist den Jungspund deutlich zurecht.

Aggressor ist in diesem Fall der Jungspund, der aufgrund seiner Unerfahrenheit nicht frühzeitig auf die Signale des anderen Hundes eingegangen ist.

 

Obwohl nicht der Jungspund, sondern der verfolgte Hund aggressive Verhaltensweisen zeigte, ist der Jungspund eindeutig der Aggressor. ER hat diesen Konflikt verursacht.

 

Ihm jetzt dafür die Schuld zuzuweisen, würde mir im Traum nicht einfallen. Eine Schuldzuweisung mache ich allerhöchstens den beteiligten Menschen gegenüber, die es tatenlos zu dieser Situation haben kommen lassen. Die Betonung liegt auf "allerhöchstens" - denn auch Menschen machen (aus unterschiedlichen Gründen, mangelnde Erfahrung z. B.) Fehler.

 

Ich habe es schon häufiger erlebt, dass z. B. mein Vasco solche Entwicklungen sehr frühzeitig erkennt und dort splittend eingreift. WIE er das macht, ist mir allerdings ein Rätsel - das Einzige, was ich beobachten kann ist: Er rennt zügig, aber unaufgeregt zu den beteiligten Hunden und es kommt immer zu einer Interaktion mit dem Aggressor, in diesem Fall also dem Jungspund. Irgendwie zieht er die Aufmerksamkeit dieses Aggressors auf sich, und zieht ihn somit weg von dem bedrängten Hund.

 

Nur weil vielleicht manche (viele?) Menschen die Bezeichnung Aggressor mit einer Schuldzuweisung assoziieren, heißt das nicht, dass Jeder das tut.

 

Aggressor ist der, der den Konflikt auslöst. Mehr erst mal nicht.

 

 

Duoungleich: 

Denn was zuvor gewesen ist weiß nur der Hund.

 

Letztendlich ja - denn wir können keine Gedanken lesen.

Aber wir können lernen, über genaues Beobachten z. B.

 

Wobei ich für mich die Erfahrung gemacht habe, dass es mir scheinbar "Pluspunkte" bei fremden Hunden einbringt, wenn ich in entsprechenden Situationen regulierend eingreife.

Das ist z. B. der Fall, wenn ein anderer Hund sich von einem meiner Hunde, oder auch beiden, bedrängt fühlt. 

Zwar weiß ich, meine Zwei "überrollen" keine anderen Hunde und agieren eher deeskalierend; trotzdem kann sich ein anderer Hund aus nur ihm bekannten Gründen bedrängt fühlen - und das ist sein gutes Recht!

 

Sehe ich das, greife ich mit ein, und zwar (selbstredend ;) ) überaus freundlich, indem ich einen oder auch beide Hunde von mir freundlich anspreche, sie bitte, etwas Abstand zu nehmen, oder zu mir zu kommen, um dem anderen Hund mehr Raum zu lassen.

Ich kann sehen, wie während dieser Aktion der Blick des fremden Hundes zwischen mir und meinen Hunden hin und her wandert, und ich kann sehen, wieviel Spannung vom anderen Hund in dem Moment abfällt.

 

Scheinbar hat es eine große Wirkung gerade bei solchen Interaktionen, wenn ich mich als "Big Brother" bei gegebenem Anlass einbringe, und gerade das freundliche, aber wirkungsvolle (ich mag jetzt nicht "bestimmte" anwenden, weil dies wieder mit allen möglichen negativen Assoziationen verbunden werden könnte) Einbringen von mir als Mensch scheint dazu beizutragen, Spannungen abzubauen und Interaktionen komplikationsloser ablaufen zu lassen.

 

Hunde dürfen bei mir Lefzen hochziehen, knurren, Ansagen machen - und ich nehme diese Kommunikationssignale zum Anlass, aktiv dazu beizutragen, die für die jeweilige Konstellation notwendigen Rahmenbedingen mit zu schaffen.

Meine Hunde helfen mir dabei und sind mir gegenüber äußerst kooperativ.

 

Ich gestehe ihnen allerdings auch zu, andere Hunde nicht zu mögen. Da gehen wir aus dem Weg - die Welt ist groß genug ;)

 

Sie müssen nicht mit jedem Spielen - ihre Spielepartner suchen sie sich selber aus (Nachdem wir Menschen eine entsprechende Absprache getroffen haben).

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Aggressor ist der, der den Konflikt auslöst. Mehr erst mal nicht.

 

 

Genau so verstehe ich das Wort Aggressor. Ohne jeglichen Beigeschmack oder irgendwelchen Interpretationen des Verhaltens. Wertfrei.

Danke Moni!

Deine Erfahrungen, die Du beschrieben hast kann ich ebenfalls aus eigenen Erfahrungen heraus bestätigen.

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Und da ich den Begriff hier eingebracht hatte - ohne zu ahnen, dass es für manche offenbar so einen negativen Beigeschmack hat - kann ich auch nur für diese treffende Definition und das tolle Beispiel danken. Genau so war es gemeint, einfach als Bezeichnung für denjenigen, der den Konflikt auslöst bzw. aktiv am Laufen hält. Und nur um klarzustellen, an welcher Stelle ein gutes Splitting ansetzt, nämlich mit dem freundlichen "abpflücken" des aktiven Teils. Was ja auch völlig Sinn macht, den ohnehin eher in der Defensive befindlichen Teil abzusammeln würde ja nix bringen, wenn der andere trotzdem nachsetzt. Während so der eher aktive Part anderweitig beschäftigt wird und der eher defensive den Raum bekommt, sich zurückzuziehen.

 

Ich glaube, da zeigen sich einfach die unterschiedlichen Denkweisen in der Lesart. Geht es um ein richtig oder falsch, Recht oder Unrecht, Schuld oder Unschuld, Täter oder Opfer - ja, dann ist der Begriff Aggressor sicher negativ belegt. Aber diese Denkweise steht hier gar nicht dahinter, nicht bei mir jedenfalls und ganz sicher nicht beim friedenstiftenden Hund. Da geht es schlicht darum, eine für alle unangenehme Situation wieder in eine angenehme zu verwandeln. Mit den Mitteln, die dem jeweiligen Individuum gerade zur Verfügung stehen. Wer vor allem Einschränkung kennt, wird das mit Einschränkung tun. Wer vor allem freundliche Angebote kennt, wird es mit freundlichen Angeboten versuchen. Jeder eben so, wie er meint dass es klappen könnte.

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