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Deprivationssyndrom


gast

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Zuerst einmal finde ich dein Misstrauen mir gegenüber schon fast krankhaft. Und ja, ich habe mir das ernsthaft interessiert durch gelesen und ja, ich kenne sehr wohl (leider ) genug Hunde, die in frühen Entwicklungsphasen fehlkonditioniert wurde. Und ja, ich habe unvoreingenommen nur auf deinen post zu antworten. Traurig, dass du darin nur ein "zuschlagen" erkennst.

Und widersprechen muss ich dir dennoch. Man kann zwar keine Uhr zurück drehen, man kann etwas verpasstes ( fast ) nicht aufholen, aber man kann sehr wohl therapieren. Nicht "weg", aber immer!!!! zu einem anderen Verhalten. Unnötig stressen entfällt da eh, weil der Hund so wieso gestresst ist. Und genau lesen: die genannte Dinge ( Spielen, Unterordnung usw ) waren deutlich beispielhaft und von Wesenszügen abhängig erklärt. Stramme Unterordnung bei Angst? Ja, absolut!!! Das hilft bei gut 95% der Hunde. Und genau damit erreicht man .a. auch Selbstvertrauen, Vertrauen zum HH und Fokus weg von der Belastung.

Nimm das jetzt einfach mal konstruktiv und nicht als Kriegserklärung. Es geht doch hier um den Hund, oder?

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Ich muss Gerhard in dem Sinne Recht geben, dass ich die Abhandlung zum Thema auch eher dürftig finde. Es gibt so viele verschiedene Einflussfaktoren bei der Entwicklung, ja und auch bei der Weiterentwicklung in einem neuen empathischen Zuhause bei solchen Tieren. Auch tue ich mich mit dieser Aussage sehr schwer.

 

 

Kann das Gehirn diese Defizite wieder dauerhaft korrigieren?

Nein. Dieses schnelle und intensive Lernen findet nur in dieser sensiblen Lebensphase von 3 Wochen bis 3 Monaten statt. Nachträgliches Lernen ist natürlich noch möglich, aber langsam und mühselig gegenüber der frühen Phase.

Quelle: http://angsthund.de/content/deprivation/scholl/

 

Ich habe dazu einfach bei meiner deprivierten Hündin mit über dreizehn Jahren verfestigtem und erlerntem Verhalten, trotz dieser immens langen Zeitspanne in reizarmer Umgebung, enorme Fortschritte innerhalb von nur zwei Jahren live erleben dürfen.

.

Auch widerstrebt es mir, dass Deprivation ausschließlich defizitär wahrgenommen wird. Diese Hunde haben durch ihre extreme Sensibilität ein unglaublich hohes "Plus" in einem Bereich, der bei "nomal" sozialisierten Tieren nicht annähernd so stark ausgeprägt ist. 

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gebemeinensenfdazu

Um welche Zeiträume, die zur Deprivation führten, handelt es sich bei den bisher erwähnten Hunden? Nur zum (hinkenden, da auch vom Individuum abhängigen) Vergleich für die von mir erwähnte und immer noch nicht vermittelte Hündin, die war ungefähr die ersten zwei Jahre ihres Lebens völlig abgeschottet im Zinger im Schrebergarten.

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@Gerhard
Das kam nicht so bei mir an - denn ansonsten hättest du nachgefragt, warum ich ihn für dieses Video (und zwar nur für dieses) "alleingelassen" habe.


Ich habe Akuma sehr gut hinbekommen, wie du gelesen haben dürftest, ich habe ihn hier als Beispiel für die Vielfalt des Deprivationssyndrom genommen und keine Hilfe erbeten in dieser deiner Form, entschuldige bitte, wenn sich diene Formulierungen wie Hohn für mich gelesen haben. Ich danke dir für deine aufrichtige Anteilnahme, ich habe mich eben geirrt,

Und doch, man kann auch einen deprivationsgeschädigten Hund unnötig stressen. Und ja, auch diese Hunde können entspannt in der richtigen Umgebung sein, mit viel Routine und wenig Reizen, Liebe und Verständnis. Aber im Gegensatz zu einem "normalen Hund", auch "Angsthund", sind da Dinge, die "gehen nicht". Diese Dinge werden seltener, dafür bin ich dankbar.





@frederica
Das ist keine Abhandlung, sondern ein Interview ohne weiterführende Literatur.

Da steht nirgends, dass man keine Fortschritte erzielen kann? Und ja, ich empfinde die Art Reize zu verarbeiten, neue Dinge kennenzulernen, für Akuma sehr "defizitär" - wenn ich ihn mit anderen Hunde vergleiche, die eine ängstigende Situation mit einigen Tricks und Geduld schnell abspeichern können, das kann Akuma nicht. Er bleibt, selbst  bei Überwindung in seinen Mustern gefangen. Und das geht auch Kaya, der deprivierten Huskyhündin so, die Akumas "mentale Schwester" ist. Bei ihr äußern sich viele Dinge ganz ähnlich.

Welches Plus haben sie denn?
Akuma ist so oder so sensibel, das hat nichts mit dem Deprivations_schaden_ zu tun. Das ist keine Besonderheit wie Synästhesie... von der man profitieren könnte in meinen Augen.

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Meine Hündin wuchs vermutlich wild mit ihrer Mutter in den sardischen Bergen auf. Im Welpen/Junghundenalter muss auf sie geschossen worden sein, denn sie hatte noch verwachsene Projektile im Bein. Das wurde erst hier in Deutschland bei meinem Tierarzt festgestellt. Sie kam dann in die Lida und saß dort seit gesichert dem Jahr 2000, vielleicht auch schon seit 1999. Im April 2012 hab ich sie mit nach Deutschland genommen. Sie stand nie öffentlich in der Vermittlung, lies sich bis dato von niemanden anfassen und hatte auch ungeheure Angst vor den anderen Hunden im Tierheim.

 

Hier im Video schleicht sie sich bei 0:15 hinten ins Bild. Es war das letzte Gehege, dass sie im Tierheim sehen und erleben musste. Sie war mein absoluter Seelenstern  :wub:

 

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gebemeinensenfdazu

Die von mir erwähnte wurde recht früh wegen Fehlfarbe vom "Züchter" oder wahrscheinlich eher Vermehrer aussortiert und kam dann allein in diesen Garten.

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Die von mir erwähnte wurde recht früh wegen Fehlfarbe vom "Züchter" oder wahrscheinlich eher Vermehrer aussortiert und kam dann allein in diesen Garten.

 

Wie ist sie denn? Beschreib mal.

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Um welche Zeiträume, die zur Deprivation führten, handelt es sich bei den bisher erwähnten Hunden? Nur zum (hinkenden, da auch vom Individuum abhängigen) Vergleich für die von mir erwähnte und immer noch nicht vermittelte Hündin, die war ungefähr die ersten zwei Jahre ihres Lebens völlig abgeschottet im Zinger im Schrebergarten.

Das, was man darunter versteht, spielt sich in den ersten Lebenswochen ab. Primär meint man darunter die erste Sozialisierungsphase. Ich muss in dem Zusammenhang aber auch betonen, dass Sozialisierungs- und Prägungsphasen oft und gerne von HH durch einander geworfen werden. Bei deinem genannten Beispiel Hund mit 2 Jahren sind offensichtlich alle!!! Entwicklungsphasen nicht günstig verlaufen. Da müsste man aber einzeln drauf eingehen und mehr Infos haben. Und zudem: wenn es so umfangreich ist, lässt sich so was nicht schriftlich bewältigen und schon gar nicht ohne den Hund zu sehen.
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Ich hole jetzt noch mal meinen Beitrag aus dem von Silkies hier verlinkten Thema heraus und kopiere ihn hier rein:

 

Ich muss dazu sagen, als Minos vor sechseinhalb Jahren zu uns kam, hatte ich den Begriff Deprivation noch nie gehört. 

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Text von damals:

 

Als Minos mit 5 Monaten aus Griechenland zu uns kam, kam er mit seinen Wurfgeschwistern, noch einem Buben und 2 Mädels. Die Sozialisierung war also vorhanden, aber dann ging es los.

 

Minos war mit allem überreizt und so schnell so hoch mit gewissen Dingen, die ihn hier bei uns erwarteten, dass er für mich in dem Moment auch nicht mehr erreichbar war. Das konnten Pferde sein, dass konnte Straßenverkehr sein, das konnten Kinder auf Rollern sein. Er reagierte sofort panisch und wollte weg.

 

Was aber noch erschwerend dazu kam war, dass er sich nicht zeigen konnte.

 

Das war dann auch der springende Punkt, dass Minos zusätzlich zu der Reizüberflutung überhaupt nicht gelernt hatte, seine Gefühle zu zeigen. Wenn man ihn ansprach reagierte er gen Null. Kein Schauen, kein Wedeln, kein Nichts. Wie will man so einem Hund begegnen, wo man nicht weiß, ob die gut gemeinte Streicheleinheit nicht noch zusätzlichen Stress verursacht? Zulassen tat er das, war auch niemals böse oder aggressiv dabei, aber Freude kam auch nicht auf.

 

Ich will jetzt einfach mal unseren Weg beschreiben, wie wir dem begegnet sind, denn irgendwann verlor Minos Fell und ein kreisrundes Loch ohne Haare bildete sich. Wir fuhren zur Tierklinik, ließen Tests machen, Hautgeschabsel nehmen, doch alles ohne Ergebnis.

 

Dann gingen wir einen anderen Weg und ließen eine Bioresonanz-Untersuchung bei Minos machen. Dabei kam heraus, dass die Lymphe nicht richtig transportierten, einige Organe nicht 100 %ig arbeiten würden und - oh Wunder - die Nerven völlig überreizt waren.

 

Minos bekam Globulis erst über 3 Monate. In der Zeit war dieser Hund dann aber noch überreizter, wie bei einer Erstverschlimmerung, die man aus der Homöopathie kennt. Wenn ich ihm abends die Globulis gab zeigte sich dann noch ein Phänomen. Seine Ohren wurden für zwanzig Minuten krebsrot und wenn man an dem Ohr gerochen hat, roch es nach Schwefel? jedenfalls irgendetwas setzten die Globulis frei.

Nach den 3 Monaten gab es eine Pause in der Behandlung. Dann wieder 3 Monate Globulis und wieder Pause. Insgesamt hatten wir ein Dreivierteljahr Behandlungszeit.

 

So hoch, wie der Hund in der Behandlungsphase war, umso mehr konnte man in den Pausen merken, dass er runter kam. Viele Dinge, die ihn vorher völlig aus der Bahn geworfen hatten, waren auf einmal uninteressant.

 

Wenn ich jetzt daran zurück denke, dann spüre ich immer noch, dass das unser Weg war und er brachte uns vorran. Das Fell kam wieder, Minos konnte endlich Dinge beobachten, ohne aus der Bahn geworfen zu werden. Ich weiß noch wie dieser Hund völlig verzückt im Wald die herabfallenden Blätter angeschaut hat.

 

Und dann endlich konnte er auf Ansprache reagieren. Er konnte sich freuen, wedeln, er konnte von sich aus Kontaktliegen. Er konnte auch verarbeiten oder besser gesagt, wenn er auf mich achtete annehmen, wenn eine Situation eigentlich furchtbar für ihn war, dass er sie mit mir meistern konnte. Mich annehmen.

 

Mit Minos habe ich jedenfalls im Gegensatz zu meinen anderen Hunden gelernt, dass Ängste schon aus minimalen Kleinigkeiten bestehen können und was eine Reizüberflutung verursachen kann.

 

Und ich bin heilfroh, dass wir aus dieser Spirale raus sind. 

 

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Auch heute ist Minos ein Hund, der nach außen reagiert. Laufen hinter uns Personen, dreht er sich z. B. um. Da steckt aber mehr Interesse dahinter, als Angst oder Stress. Er will wissen, was da ist.

In vielem anderen ist er heute sehr sicher geworden. 

Ein schönes Erlebnis, was wir hatten war, dass er Schnauze an Nüstern mit einem Pferd stand und die Beiden sich ganz sanft beschnupperten. Als er zu uns kam, geriet er alleine beim Anblick eines Pferdes auf der Koppel, was Meter enfernt stand, schon in Panik und ich meine Panik.

 

Und übrigens, man meint ja immer, ein sicherer Zweithund kann helfen. Das wird sicherlich bei Alltagsdingen so sein, aber gerät ein deprivierter Hund richtig unter Druck, bringt einem der gelassene Hund (Zweithund) gar nichts.

 

Was ich noch interessant finde, Minos ist ein Hund, der eigentlich sehr schnell etwas versteht und lernt. Aber wenn er in dem Zustand steckt, in sich so dermaßen gestresst ist, kann er nicht mal mehr "Kleinigkeiten", oder eigentlich sicher Erlerntes ausführen. Ich schätze diese Panik, die er dann hat, ähnelt in der Stärke einer lebensbedrohlichen Situation, in der Flucht der einzige Weg ist. 

Von dem Gesichtspunkt aus muss man als Halter auch agieren. In der Hochphase der Situation erreicht man nichts. Entweder man kann vorher noch managen, oder nachher, wenn der Stressmoment vorbei ist, Einfluss nehmen, mittendrin kann man eigentlich nur halten, trösten, oder eben mit ausweichen, je nach Intensität.

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Akuma blendet Yoma aus, wenn er in so einem Tunnel ist. Geb dir recht, Fiona01!

Überhaupt deckt sich das mit meinen Erlebnissen, fast alles, was du so schreibst. Die Sache mit dem Pferd: Toll.
Das war bei uns os ähnlich mit Wasser. Heute schwimmt Akuma. Aber sobald wir an unbekanntes Gewässer kommen, scheint es wieder etwas durch. Da muss ich an der Stelle nochmal von vorne anfangen.
Und das halte ich für den Knackpunkt dabei...


Ach ja, Akuma lern unheimlich schnell, kriegt alles mit: Aber im Stress oder gar in der Angst... da ist das eben nicht so.

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