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Philosophiestunde


Lique

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Ich habe mit den ganzen Wir-Formulierungen ein Problem. Das habe ich aber generell, ich mag mir nicht eintrichtern lassen, wie ich zu fühlen habe, wie ich zu sein habe. Das ist mir zu manipulativ. Ich gehöre nicht zu diesem "wir". (Und sehr viele andere Menschen ebenfalls nicht.) "Wir" hätten uns von etwas entfernt. "Wir" tun dies nicht, tun das nicht. "Wir" dies, "wir" das.

Nein, einfach nein.

 

Man weiß nicht, ob das Tier etwas dagegen hätte, nach dem Tod gegessen zu werden. (Aussage aus dem anderen Thread.) Würde man Menschenfleisch essen (als Normalität), dann gäbe es mit Sicherheit auch Menschen, die sagen würden "jo mei, iss halt". Genauso wie es Menschen geben würde, denen der Gedanke zuwider ist. Siehe Organspende. Die einen sind dafür ("Wenn ich tot bin, bin ich tot"), die anderen aus den unterschiedlichsten Gründen dagegen.

Ich finde es daher sehr schwierig sich zu einer Stimme zu erheben, wo man gar nicht weiß wie zutreffend es tatsächlich wäre. 

 

Dass man sich so unglaublich viel besser fühlt, wenn man auf Fleisch verzichtet, erlebe ich z.B. nicht.

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vor 2 Stunden schrieb Lique:

 

Wenn es denn irgendetwas gibt, was uns von Tieren unterscheidet, dann doch die Möglichkeit uns aufgrund eines abstrakten Denkprozesses für oder gegen ein Verhalten zu entscheiden, das uns im Blut liegt. Wir machen täglich davon Gebrauch, hunderte Male, immer dann, wenn es uns in den Kram passt. Wir können kein Fleisch essen. Wenn wir also gedanklich zu dem Ergebnis kämen, dass es richtig wäre, keines zu essen, könnten wir nach dieser Erkenntnis handeln. 

 

 

Stellt sich die Frage, ob es denn faktisch richtig ist, keines zu essen.


Da mache ich aus der Philosophie-Stunde gerne kurz einen Abstecher in die Anatomie. Schaut man sich das Gebiss des Menschen an, sieht man ganz klar das eines Allesfressers. Heißt also im Umkehrschluss, dass Mutter Natur für den Menschen grundsätzlich erstmal keine fleischlose Ernährung vorgesehen hat. Diese Erkenntnis trifft allerdings, global gesehen, auf eine ziemliche Bandbreite: Die Ausprägung reicht von fast ausschließlich pflanzlicher Nahrung einiger Buschvölker bis zur sehr fleischlastigen Ernährung der Eskimo-Stämme. Innerhalb dieser Bandbreite haben sich menschliche Nahrungsspezialisten entwickeln können, die mit der jeweiligen Ausprägung ihrer Nahrung offensichtlich auch ohne Mangelerscheinungen klarkommen. Aber könnten wir (Mitteleuropäer) das auch, würden wir uns einem dieser Extreme anschließen, oder fehlt uns da genetisch was in unserer abweichenden Ahnentafel?

 

Ich komme vielmehr an einem anderen Punkt ins Nachdenken: Werden wir unserer Verantwortung gegenüber den Ressourcen dieser Welt gerecht? Wenn man diese Frage global mit - JA - beantworten kann, braucht man auch kein schlechtes Gewissen beim Fleischkonsum haben. Aber davon ist die Menschheit weit entfernt.

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gebemeinensenfdazu

und das Gebiß eines Pandas und das eines Gorillas?

Ich gebe Lique recht, daß die kognitiven und konstruktiven Fähigkeiten des bewußten Denkens die bestimmenden Faktoren sind und letztendlich die Mündigkeit ausschlaggebend ist.

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vor 20 Minuten schrieb Amaterasu:

 

Ich finde es daher sehr schwierig sich zu einer Stimme zu erheben, wo man gar nicht weiß wie zutreffend es tatsächlich wäre. 

 

Ich weiß nicht, wie oft ich schreiben soll, dass ich nur für mich und meine Meinung schreibe. Ich hatte gehofft, dass deshalb auch ankommt, dass wenn ich mit "wir" schreibe, eigentlich "die Menschheit unterm Strich, wie ICH sie sehe" meine. Aber ich kann das so formulieren, wenn es hilft. 

 

Dass Du nach den Formulierungen,die ich gewählt habe, denkst, ich wöllte jemandem eintrichtern, wie er zu fühlen habe, bestürzt mich fast. Ich wollte erklären wie ich fühle und warum ich so fühle. Und hatte gehofft, dass als Antwort andere schreiben, wie sie sich fühlen und warm. Statt nein, einfach nein. 

 

Aber ich akzeptiere natürlich auch ein nein. Und ich werde nicht mehr wir schreiben. 

 

@Sax

 

Ich stimme zu, die Menschen sind Allesfresser von Natur aus. Anders wären wir eher schlecht klargekommen in der letzten Kaltzeit. Nur für mich, nach meinem Gefühl und empfinden bindet uns das nicht. Die Menschen sind auch anatomisch sicher nicht dafür gemacht, auf 10 cm hohen Absätzen rumzulaufen. Sehr viele Menschen tun es dennoch.

 

Am Ende des Tages bleibt für mich Fleisch essen in unserer heutigen Wohlfühl-Rundumversorgungs-Gesellschaft eine Entscheidung des freien Willens.  Jeder kann sich entscheiden wie er möchte, aber man kann die eine Variante besser finden als die andere. Und ich habe die Hoffnung, dass man da irgendwie doch mit einigen Menschen abstrakt, sachlich darüber diskutieren kann. Gerade auch weil ich bis letztes Jahr selbst Fleisch gegessen habe. Ich wäre lächerlich mich hier zum Moralapostel aufzuschwingen. 

 

(Deshalb möchte ich es mir aber auch gleichzeitig nicht unterstellen lassen)

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gebemeinensenfdazu
vor 3 Minuten schrieb Lique:

Jeder kann sich entscheiden wie er möchte, aber man kann die eine Variante besser finden als die andere.

Global gesehen trifft das nicht zu, der Ressourcen-Punkt ist schon ein wichtiger.

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vor 7 Minuten schrieb gebemeinensenfdazu:

und das Gebiß eines Pandas und das eines Gorillas?

 

 

... sind an ihre jeweilige Nahrung angepasst.

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gebemeinensenfdazu

Herbivore brauchen normalerweise keine Reißzähne, da gibt es "passendere" Lösungen, aber das hindert sie nicht daran Pflanzen zu essen.

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Wie gesagt, für mich ist es beim Menschen so wie er heute lebt, nur noch eingeschränkt von Bedeutung, wofür er anatomisch gedacht war. Es schadet meinem Gebiss jedenfalls nicht, wenn es kein Fleisch bekommt. 

 

Am Ende des Tages war es bei mir durchaus die Hundeanschaffung, die das Thema noch mehr nach vorne gebracht hat.

 

Ich habe für mich (!) einfach irgendwann eine Doppelmoral darin gesehen, es schlimm zu finden wenn ein Halter seinen Hund in die Seite stupst, und andererseits ohne Problem ein in den Kopf geschossenes Reh zu genießen. 

 

Das ist primär ein Gefühl, dass ich für mich "im Herzen" habe, kein Argument. Nichts, weshalb ich mich überlegen fühle. So fühle ich einfach. Für mich. 

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gebemeinensenfdazu

Mit Ressourcen ist wie immer z.B. Ackerland gemeint. Und die alte Rechnung, daß zuviel davon für Tierfutter belegt ist und das mit der Weltbevölkerungsernährung auf die Dauer so nicht klappt.

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@Lique

Ich hab Dein Anliegen mit dem Thema durchaus verstanden und lege das auch nicht moralapostel-mäßig aus. Insoweit alles gut.

Ich hab ja auch nur meine Sichtweise beschrieben.

Nur weil ich Mensch bin, muss ich nicht jeden Schwachsinn mitmachen, den sich Menschen irgendwann erdacht haben. Das geht beim Houserunning für mich los und hört bei Fertigfutter für Mensch oder Tier noch lange nicht auf.

Die Kernproblematik sehe ich im vorhandenen Überfluss, in der Maßlosigkeit, mit der der Mensch sein Leben gestaltet. Würden wir für unseren Fleischverzehr nur "erlegen", was wir wirklich benötigen, sähe es auf der Welt anders aus. Dann müssten wir uns um Massentierhaltung keine Gedanken machen. Und ich denke mal, wenn diese vielen negativen Begleiterscheinungen der Nahrungsmittelindustrie durch ein verändertes Konsumverhalten des Menschen hinfällig wären, könnten wir ein- bis zweimal wöchentlich eine Fleischmahlzeit auch wieder genießen.

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