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Belohnen ist das neue Bestrafen (?)


acerino

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Was geht neurobiolohisch ab im Hund? Wie lässt sich Stress reduzieren, wie viel Aufregung verbessert das Lernen? Usw.

Nix mit Blackbox, was nicht mal Skinner himself postulierte!

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gebemeinensenfdazu

So wie ich es verstanden habe richtet sich die Kritik vor allem dagegen, daß zuwenig andere Lernformen schwerpunktmäßig zum Einsatz kommen in der Hundeerziehung, nicht gegen das Belohnen, daß dem Hund immerhin vermittelt, was der Mensch gut findet. Das muß den Hund ja nicht davon abhalten auch etwas auszuprobieren, was der Mensch auch gut findet.

Häufiges Beispiel: Am Strassenrand absitzen, damit der Hund nicht eigenständig die Straße überquert. Absitzen muß nicht unbedingt sein, aber das  S tehenbleiben ist schon, sinnvoll - nichtsdestotrotz können einige Hunde auch lernen erst  zu gucken und dann Weiterzugehen (zumindest da, wo wenig Verkehr ist), weil sie den Zusammenhang verstehen, daß man vor Fahrzeugen aufpasssen muß.

Will ein Hund das zeigen bzw. "austesten" (guck' mal- kein Auto da) wird es leider meistens als Ungehorsam ausgelegt .

Es gibt tatsächlich diese begrenzte Sicht auf den HUnd, daß die Wissenschaft KOnditionierung mittlerweile als komplexeren Vorgang begreift und als eine mögliche Lernform unter mehreren, die untereinander wirken, hindert leider den durchschnittlichen althergebrachten SVler nicht daran, es trotzdem weiterhin falsch zu verstehen. Da ist es schon ein Fortschritt, wenn mit Belohnung und positiver Verstärkung konditioniert wird. Aber gerade auf dem Hundeplatz könnte es bestimmt nicht schaden andere Lernmodelle zu probieren.

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Habt ihr schon mal Schreibmaschine-Schreiben gelernt? Das Zehn-Finger-System?

Reine Konditionierung.

Das kleine Ein-mal-Eins, Buchstaben die sich zu Worten zusammen fügen, Autofahren... so viele Dinge des alltäglichen Lebens bedürfen zumindest als Basis des Lernens über Konditionierung. Vieles wird unbewusst als Gedächtnisinhalt in unserem Gehirn verankert, beim gezielten Lernen wird diese Verankerung auch gezielt genutzt.

Erst die Verknüpfung von Gedächtnisinhalten befähigt uns zu komplexeren Denkprozessen, wobei die Gedächtnisinhalte, die uns schneller zur Verfügung stehen, einen größeren Einfluss auf die weiteren Prozesse haben. Daran ist grundsätzlich erst mal nichts Schlechtes, weshalb es falsch ist, Konditionierung zu verteufeln.

Konditioniert werden zu KÖNNEN ist eine lebensnotwendige Fähigkeit.

Schlecht wird es dann, wenn überkonditioniert wird, weil das die komplexeren Denkprozesse einschränkt; bei der erlernten Hilflosigkeit sind sie sogar (partiell oder auch gänzlich) ausgeschaltet - es wird nicht mehr nach eigenen Lösungen gesucht.

Schlecht ist aber auch eine ungenügende, nicht sorgfältige Konditionierung, weil hier keinerlei Eingrenzung (in die gewünschte Richtung) der komplexeren Denkvorgänge vorliegt.

Einem 3-jährigen Kind kann man ein Buch mit Bildern und den dazugehörigen Buchstaben zum Erwecken des Interesses am Lesen geben.

Das Kind kann aber mit den Buchstaben noch nichts anfangen, und es ist sicher sehr konstruktiv, wenn es die Seiten kleinreißt und mit den Schnippseln das Lager des Hamsters auspolstert. Ist nur nicht das, was wir uns eigentlich erhofft haben.

 

Kritisiert der Text das Konditionieren?

Nein - er kritisiert, dass Belohnung instrumentalisiert angewendet wird, und dadurch die gewünschte Wirkung der Verhaltensverstärkung zu sehr vernachlässigt wird. Es wird nicht mehr belohnt, sondern bestochen und bezahlt. Konditionierung über Bestechung und Bezahlung wird kritisiert. Vor Allem deshalb, weil damit das Ergebnis betont wird. Der Blick auf die Motivation, der eigentlichen Freude an der Tätigkeit an sich, geht damit verloren.

 

Diese Kritik ist berechtigt, und wie falsch das Belohnungsprinzip an sich oft verstanden und damit auch angewandt wird, bestätigt sich in solchen Äußerungen wie: "Ich mache mich doch nicht von Leckerchen abhängig." 

 

Leider differenziert der Text aber nur ungenügend zwischen Belohnung als Verhaltensverstärker und falsch verstandener Belohnung - die ja nicht Belohnung, sondern Bestechung und Bezahlung ist. Damit spielt dieser Text den Belohnungsgegnern zu, statt ihnen Argumente zu liefern, die sie doch eigentlich zum Nachdenken über ihren Standpunkt bringen sollten.

 

Verstärkt wird dies noch, indem Belohnung und Bestrafung als zwei Seiten derselben Medaille bezeichnet werden. Auch hier kann man nur bei näherer Betrachtung den eigentlichen - richtigen! - Hintergrund dieser Aussage feststellen. Mit Belohnung sind nämlich auch bei dieser Aussage eigentlich Bestechung und Bezahlung gemeint, und diese haben eine ähnliche Auswirkung auf die intrinsische Motivation wie Bestrafung: Sie wird verringert oder gar völlig ausgelöscht.

 

Was dabei aber völlig verloren geht, sind die unterschiedlichen Prozesse, mit denen diese destruktive Wirkung auf die innere Motivation erreicht wird: Bestrafung ist eine aversiv wirkende, unangenehme  Erfahrung, die ein Meideverhalten auslöst, Lernerfahrungen auf dieser Basis sind immer mit dem Gefühl der Angst (vor Bestrafung) verknüpft.

Auch das Gefühl des Bestochen- oder Bezahlt-Werdens kann eine unangenehme Erfahrung auslösen, allerdings ohne mit dem Gefühl von Angst verbunden sein. 

 

Eine Belohnung löst dagegen niemals ein unangenehmes Gefühl aus, die verhaltensverstärkende Wirkung ist IMMER eine angenehme Erfahrung.

Damit ist das Pappen von Belohnung und Bestrafung auf "eine Medaille" sowas von Dummfug ... :angry:

 

Wenn ich also feststelle, mein Hund führt das was ich möchte nur dann aus, wenn ich als Leckerchenwurfmaschine fungiere - dann sollte ich nicht Belohnung per se verteufeln, sondern mich mal fragen, was an meinem Belohnungssystem falsch ist. Das ist dann nämlich oft nicht Belohnung, sondern Bestechung und Bezahlung.

Wie das wirkt - siehe oben :)

 

 

 

 

 

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