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Leinenaggression - Auslösereiz, Routine, Belohnung


Mark

Empfohlene Beiträge

 

vor 3 Stunden schrieb Mark:

 

Dazu muss man sich Fragen stellen, die gar nicht so leicht zu beantworten sind.

 

  1. Was ist der Auslöser für das Leinenaggressionsverhalten?
    - immer ein anderer Hund egal welcher Rasse?
    - ein anderer Hund, der bestimmten Rassen angehört?
    - ein kleiner Hund, großer Hund?
    - ein anderer Hund, egal ob an der Leine oder nicht?
    - zwei oder mehrere Hunde?
    - ein anderer Hund, dem man auf bestimmten Wegen begegnet?
    - .... lässt sich beliebig fortführen

 

 

- Tatsächlich waren es früher Rüden gleicher Größe und an der Leine bei Minos

- Bei meinen vorherigen Hunden samt Fly nur die, die angefangen haben zu pöbeln.

 

vor 3 Stunden schrieb Mark:


 

2. Was ist überhaupt die Belohnung?
- das Aggressionsverhalten selbst?
(wobei das immer in den Fokus rückt, wenn man eigentlich die Belohnung überhaupt nicht identifizieren kann)
- die vorübergehende Zerstreuung?
- der Adrenalinspiegel?
- der Kontakt zu Artgenossen?
- das Vertreiben des Artgenossen?
- ... lässt sich beliebig fortsetzen
 

Was ist also der exakte Auslösereiz? Was stellt für den Hund konkret die Belohnung dar?

 

Die Belohnung:

Ich hab es dir jetzt aber gezeigt und Eindruck bei dir geschindet. Und an der Leine kann ich auch so richtig schön rummotzen, weil ich ganz genau weiß, du kommst an mich nicht heran. Und durch die Distanz kannst du wiederum nicht einschätzen, wie ich wirklich ticke. (Ich beziehe das jetzt alles auf das angeleinte Pöbeln)

 

Bei Rüden vermute ich mal, das werhatdiegrößerenEier-Syndrom.

Bei jungen Rüden, vielleicht auch gerade in der Pubertät, die Unsicherheit, fremde Rüden noch nicht einschätzen zu können und auch noch nicht zu wissen, wie genau diese auf einen selber reagieren. Man nimmt da quasi vorweg, womöglich schlechter abzuschneiden und macht einen auf dicke Hose. 

 

vor 3 Stunden schrieb Mark:

 

Losgelöst von der Leinenaggression:

 

Welche Auslösereize habt ihr bei Euren Hunden festmachen können?
Zu welchem Verhalten führen die Auslöser?
Was ist jeweils die Belohnung?

 

 

 

(Ich bleibe hier mal bei Minos, weil der als junger Hund eine Leinenaggression hatte

 

1. Mich!

Fange ich an, einen mir entgegen kommenden fremden Hund zu fokussieren, rücke ich ihn automatisch auch in den Focus meines Hundes. Und da ich auf Entfernung nicht unterscheiden kann, ob es sich bei dem fremden Hund um eine Hündin, oder einen Rüden, handelt, habe ich Minos verunsichert. Ich habe dem fremden Hund dann wohl auch schon einen gewissen Argwohn entgegen gebracht und das hat er gemerkt. Prompt fing er an zu stänkern.

 

2. Es gab aber auch eine Phase, als er pubertierte, wo er generell alle angeleinten Hunde angepampt hat. Das hatte mit mir dann nichts zutun, sondern damit, dass er erst noch lernen musste, welche Stellung er so im Hundeuntereinander hat.

 

3. Die Distanz

Hunde bewegen sich an der Leine anders, weil sie eingeschränkt sind. Und weil sie sich an der Leine nicht so höflich bewegen können und das Hunde einmaleins herunterbeten können, fangen sie an abzuwehren.

Höflich im Freilauf wäre u. a. in einem Bogen zum anderen Hund hinlaufen und/oder Beschwichtigungssignale zeigen und noch ein paar andere Dinge, je nach Gegenüber.

 

Meine Lösung, bei Punkt 1.

war einfach.

Ich habe dem mir entgegen kommenden Hund keine Beachtung mehr geschenkt. Kurz angeschaut, innerlich eingeordnet nach "kenne ich" oder "kenne ich nicht" und dann ganz woanders hingeschaut. Mir dann bildlich auch etwas angeschaut, oder vorgestellt, was mich locker macht. Oder innerlich ein Lied gesungen.

Außerdem habe ich Minos auf die abgewandte Seite genommen. Ein "Aus" im Vorfeld hat dann auch noch dazu geführt, dass ich ihm Bescheid gegeben habe, du musst jetzt nicht pöbeln. So sind wir unsere (extra unsere, weil ich ja der Auslöser war) Leinenaggression los geworden. 

 

Lösung für Punkt 2., die Pubertät:

Ging einerseits durch das Erwachsenwerden weg, andererseits aber auch durch viele soziale und/oder gute Kontakte mit anderen Hunden weg. Hier bei uns haben wir eine hohe Hundedichte. Die Halter sind sehr daran interessiert, ein Miteinander hinzukriegen. Man spricht sich an, ob man Hunde zusammen laufen lassen möchte, oder auch nicht. Gibt es ein Geschlechterproblem, so spricht man das auch an. 

Und jungen Hunden gegenüber sind die Leute hier generell sehr offen gegenüber. Hans hat nicht verlernt, dass er auch mal ein Hänschen hatte. ;)

Da wird ein Rückruf, der nicht funktioniert, oder ein anderes Kommando, was der junge Hund nicht befolgt, eher freundlich belächelt. So macht man es den Hunden hier um einiges leichter und Herrchen und Frauchen auch. 

 

 

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lapardia

Meinen Beobachtungen nach sind die Pöbler in den meisten Fällen unsicher und erfahren nicht die richtige Unterstützung durch den Menschen. Der Mensch reagiert ja meistens durch stramm ziehen der Leine bis würgen des Hundes, in dem die ihn hochziehen. Der Reiz ist immer der andere Hund, denn ein Leinenpöbler, der Menschen und anderen Reizen aggressiv begegnet, würde dies auch ohne Leine tun. Ein LP kann aber ohne Leine Hundebegegnungen durchaus angemessen absolvieren. Meine als Welpen angeschafften Hunde waren nie LP, weil sie die Leine nur sehr selten von klein an angeknüpft bekamen und viele Hundekontakte hatten, auch schon mal unangenehme, die sie aber alleine gut regeln könnten, ohne dass es zu Beschädigungen kam.  Meine beiden letzten Rüden aus dem Tierheim waren extreme LP. Einer verhielt sich auch im Freilauf aggressiv, der andere ist im Freilauf dagegen ein grosser Spieler und geht bei Konfrontationen lieber weg. Bei beiden Hunden habe ich durch selbst sehr ruhiges Verhalten und beruhigende Ansprache ohne Druck auf das Halsband es geschafft, dass die Hunde das LP ganz eingestellt haben. Der Rüde, der auch im Freilauf aggressiv war, hat es auch irgendwann gelernt, nicht jeden Rüden als Feind zu betrachten. Dazu waren aber viele positive Kontakte von Nöten und ein zuvor eingeübter sehr guter gehorsam, um ihn  rechtzeitig abrufen zu können.  Meine Beobachtungen bei anderen Hunden in meiner Umgebung, die sich vom freundlichen verspielten  Welpen  und Junghund zu einem LP entwickelt haben ist, dass der Mensch keine Kontakte zu anderen Hunden zulässt. Die Schlussfolgerung muss also eigentlich sein, dass LP i.d.R. frustriert sind, den anderen Hund nicht abchecken zu können und sich daraus eine generelle Unsicherheit ergibt, die sich zunächst in frustriertes Bellen entlädt, das sich bis zur Agression steigern kann, weil der Mensch mit seinem knebelnden Verhalten dem Hund noch zusätzlich ein unbehaglichess Gefühl hinzufügt. Wieso der Hund bei so manchem Hundtrainer das LP nicht zeigt, ist für mich ganz logisch :-, der andere Mensch verunsichert ihn mehr als der andere Hund. Würde der Hundetrainer den Hund an mehreren Tagen ständig führen ohne weitere Beeinflussung, würde der LP wieder aktiv werden. Habe ich schon selbst bei dem Hund einer Freundin erlebt. Ich glaube nicht, dass LP sich durch ihr Verhalten selbst belohnen und es deswegen immer wieder zeigen. Ich bin kein Experte, sondern nur jahrelanger Hundehalter. Dennoch denke ich, sind wohl die wenigsten LP wirklich aggressiv sondern nur extrem frustriert. Letztlich denke ich, dass solchen Hunden nicht mit Gegendruck die LP ausgetrieben werden kann, sondern nur mit einer entsprechenden Verständigung, dass WIR jetzt was anderes zu tun haben, als den anderen Hund abzuchecken.

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gebemeinensenfdazu
vor 41 Minuten schrieb lapardia:

Meine Beobachtungen bei anderen Hunden in meiner Umgebung, die sich vom freundlichen verspielten  Welpen  und Junghund zu einem LP entwickelt haben ist, dass der Mensch keine Kontakte zu anderen Hunden zulässt.

Das haben neben mir auch schon viele hier bestätigt, vor allem Leinenkontakte halte ich dabei für wichtig.

 

Mein Beitrag im Thread bezieht sich übrigens nicht auf Leinengepöbel, damit gibt es kein Problem bei uns, auch nicht, wenn wir extremen Leinenpöblern begegnen. Einem haben wir sogar ein bißchen da herausgeholfen. Hunde sind für sie viel berechenbarer als Menschen.

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Leinenaggrsssion folgt zwei grundlegenden Motivationen:

 

-Unsicherheit bzw. Angst - mit und ohne Abneigung

-Frustration

 

Bei Unsicherheit bzw. Angst möchte der Hund Abstand, bei Frustration das Gegenteil.

 

Yoma war ein Hund und ist es wieder, der an der Leine zu vielen Kontakt haben kann. Hier in der größten Hundeschule wars auch ein Credo: "Nicht an der Leine" - ich hab dennoch genügend Leinenkontakte gefunden. Notfalls lasse ich die Leine los, sollte sich da was verheddern. 

 

Als Akuma kam, der definitiv Kontakt nicht mochte, wars schlagartig vorbei. Ich hatte alle Hände damit zu tun, dass Akuma nicht auf Yoma losging... 

Ich habe dann viel mit Distanzvergrößerung gearbeitet, war für Akuma sehr wichtig. 

 

Ich habe gar nicht gemerkt, wie sich bei Yoma der Frust aufgebaut hat. Zunächst dachte ich, er kopiert Akumas Verhalten und hab mit mehr Distanz reagiert...

 

Als es dann noch schlimmer wurde, war mir klar, die Motivation ist eine andere. 

 

Also bin ich Einzelrunden gelaufen. Problem: 

Die Leinenaggression hatte sich schon manifestiert, einfach hinlassen ging nicht mehr. 

 

Also auf die Wiese gesetzt, Hunde beobachten lassen an der Schleppleine, Distanz verringert, Yoma an Duftmarken schnuppern lassen, ggf. Kontakt mit freilaufenden Hunden + Z&B nur statt Ausweichen eben mit Annäherung.

 

Es ging auch darum, ihm beizubringen, dass er nicht zu jedem kann, was auch geklappt hat. 

 

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Freefalling

Also bei uns ist es vermutlich so:

Er ist unsicher und in den meisten Fällen, wenn die Hunde weiter weg sind, hängt er sich in die Leine um dahin zu kommen. Er würde ohne Leine zu jedem Hund laufen. Wenn das nicht geht, bellt er. Also ist es Frustration. Er will allerdings vor allem deswegen dahin, um die Fronten zu klären und die Hunde loszuwerden. Besonders bei anderen Rüden oder Hunden, die ihn fixieren. Da fühlt er sich bedroht, würde sich aber nie zurückziehen.

Besonders stark ist das an der Straße. Vermutlich durch den zusätzlichen Stress und die Tatsache, dass er da oft keinen Kontakt haben darf. Da kann man schonmal prophylaktisch abschrecken. ;)

 

Wir bemühen uns um Leinenkontakte. Allerdings löst er dadurch zwar mittlerweile später aus, aber zieht umso mehr dahin. Das finde ich auch unbefriedigend und das stört mich viel mehr als das Bellen. 

Je mehr positive oder neutrale Kontakte er mit oder ohne Leine hat und je entspannter er insgesamt ist, desto besser ansprechbar ist er bzw. desto weniger Interesse zeigt er an den Hunden. 

 

Belohnung... tja. Ich glaube, das Verscheuchen bzw. Unterbuttern anderer Hunde ist belohnend. Ich vermute bei ihm ja auch Schutztrieb mir gegenüber. 

 

Wir machen Zeigen und Benennen und Gegenkonditionierung. Beides hilft, das Auslösen zu verzögern bzw dass er besser ansprechbar ist. Wir haben da schon viel geschafft und kommen besser durch einige Situationen. Aber es löst nicht das Problem, dass er sich krass in die Leine hängt in gewissen Situationen und sich immer mehr reinsteigert und unbedingt hin muss. 

 

 

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Hier waren auch Hundetrainer dabei, die der Meinung waren, dass "Hund aus der Hand nehmen und der Trainer zeigt mal, dass es am Menschen liegt" funktioniert.

Und sind damit bei meinem Rüden gänzlich auf die Nase gefallen, weil seine Reaktion mit Fremden am anderen Ende der Leine nochmal um einiges heftiger war.

 

Ursache hier war eine sehr schlechte Erfahrung mit einem anderen Hund in der Junghundzeit und dann die Strategie "Angriff ist die beste Verteidigung". Eine Motivation die man ihm auch beim Pöbeln stark ansieht an der Körpersprache.

Erfolgreich dran arbeiten konnten wir dann letztlich über Zeigen- und Benennen - hauptsächlich mit Distanz als Belohnung. Ich bin zwar rückblickend der Meinung, dass es für uns alle - ins Besondere für ihn - stressfreier gewesen wäre, wenn ich in einem früheren Stadium auch einfach mal gesagt hätte "Das Pöbeln als Konfliktlösungsstrategie möchte ich nicht - lass es bleiben. Schau hier ist die Alternative". Das habe ich mich auf Grund der Ursache aber nicht getraut und bin dann letztlich auch in den späteren Trainingsstadien nie dazu übergegangen, weil es für uns über das Z&B dann einfach schon gut klappte.

 

"Ganz weg" ist das Pöbeln hier nicht. Wird es vermutlich auch nie sein und das ist auch ok so.

Bei Hunden die sehr stark einschüchternd auftreten / selbst pöbeln, braucht er eine größere Distanz um nicht selbst auch auszulösen und um entspannt zu bleiben. Aber da weichen wir dann einfach etwas aus und machen unser "Zeigen- und Benennen-Spiel" mit etwas Abstand.

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Freefalling

Jetzt wo ich drüber nachdenke... Interessanterweise löst meiner bei bellenden Hunden eher nicht aus, wenn sie nicht zu nah sind. Vielleicht, weil er ja dann schon eine Ansage hat? Er wird dann zwar nervös, aber will dann auch nicht mehr unbedingt hin. Wir können dann meist weitergehen. Wir haben dafür auch ein “ist egal“ oder ein deutlicheres “Du nicht“. 

 

Mit anderen Leuten ist er “schlimmer“ als mit mir, weil die a) zu spät reagieren und b) unseren Ablauf nicht drauf haben.

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