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Will to please - was ist das eigentlich


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gebemeinensenfdazu
vor 7 Minuten schrieb Annali:

Hmm, verstehe ich dich richtig, dass du das Erdulden so verstehst, dass der Hund überhaupt kein Meideverhalten zeigt? Also kein Wegschauen, kein Schmatzen, usw., gar nix? Bzw. wo würdest du die Grenze ziehen zwischen Erdulden und nicht Erdulden?

Nein-zumindest nicht so- natürlich erduldet der Hund indem er meidet aufgrund einer Aversivmaßnahmen. Dann zeigt er auch die Symptome wie Schmatzen, Züngeln, Weggucken usw.

Kein Meideverhalten bezog sich auf die Hunde, die sich bei einer Aversivmaßnahme nicht wehren, aber auch nicht kooperieren- die erdulden die Aversivmaßnahme ja damit auch. Sie nehmen das dann netterweise nicht ernst oder ignorieren es  aus reiner Freundlichkeit.

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Annali

Ah ok, so wird es klarer - danke.

Also bei meiner Hündin würde ich es schon als eine Art Will-to-please interpretieren bzw. als Zeichen der Bindung.

 

Ich wende ja im Grunde täglich Aversivmaßnahmen an, nicht als Erziehungsmethode, aber ich tue ständig Dinge, die Linnie unangemessen findet: Ich lege ihr das Geschirr an (weil sie zum ziehen neigt, also nix mit Halsband), ich fummel an ihr rum, um Zecken abzusammeln, bürste ihre Rute durch, weil sie sonst verfilzt, fasse ihre heiligen Pfoten an und kürze sogar ab und zu die Krallen,... Empfindet sie alles als aversiv und zeigt das auch (durch Kopf abwenden oder durch unwilliges Schmatzen) - aber oftmals kommt das Schmatzen auch erst nach ein paar Minuten und vorher erduldet sie das. Klassisches Beispiel ist Rute ausbürsten - das mag sie nicht besonders, aber sie legt sich brav hin und lässt mich machen. Für etwa zwei Minuten, dann fängt sie an zu schmatzen und unwillig den Kopf zu drehen, nach ner weiteren Minute steht sie dann auf, schnaubt kurz und geht dann weg ("Ich hab dir jetzt nen Gefallen getan und mit gemacht, weil ich dich lieb habe - aber jetzt reichts..."). 

 

Bei Linnie hat man auch sehr deutlich gemerkt, dass sie umso mehr von uns erduldet (oder auch mit uns mitmacht, z.B. ein kurzer Ausflug in die Fußgängerzone), je länger sie bei uns ist und je stärker die Bindung geworden ist und je mehr sie uns vertraut und sich auf uns verlässt - ich glaube, das hängt alles stark zusammen.

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Zenta
vor 1 Stunde schrieb gebemeinensenfdazu:

Ja sicher- wenn auch nicht mit der Gedankenkette.

Aber es sind auch schon Hunde abgehauen und haben sich dann für die "neue "Familie entschieden, die den Hund nicht bei Auffinden ins Tierheim gebracht hat. Ich kenne davon zwei Fälle:

Eine regelmäßige Ausreißerin landete im Tierheim und irgendwann wollte die Halterin sie nicht mehr (ein Dobi) , die andere (Pitbullmix) ht sich 2km weiter eine neue Familie gesucht, die mehr Zeit für sie hatte.

 

Es ist aber ein Unterschied ob ein Hund auszieht weil die Familie keine Zeit hatte oder weil dort grobe Methoden angewendet wurden. Dass sich ein Hund anderweitig umschaut wenn ihm zuhause langweilig ist und er die Möglichkeit dazu bekommt kann ich mir vorstellen. Einen Hund der weggelaufen ist weil er schlecht behandelt wurde habe ich noch nie erlebt und da gäbe es ja gerade wenn ich an die Hundehaltung im Ausland denke viele.

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gebemeinensenfdazu

Gut möglich. Wenn zu stark gehemmt wird, dann wirkt die Hemmung generalisiert. Der Hund traut sich dann fast nichts mehr.

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Lissy-und-Missy
vor 12 Minuten schrieb Zenta:

Einen Hund der weggelaufen ist weil er schlecht behandelt wurde habe ich noch nie erlebt und da gäbe es ja gerade wenn ich an die Hundehaltung im Ausland denke viele.

 

Ich könnte mir vorstellen, dass ich hier so ein Exemplar habe. Esmi lebt jetzt fast zwei Jahre bei mir. Ursprünglich aus Rumänien, hat sie noch mal 2 1/2 Jahre in einem Tierheim in Deutschland verbracht. Während dieser Tierheimzeit hat sie des Öfteren versucht, abzuhauen und hat sich teilweise dabei auch ordentlich verletzt. Das endete darin, dass sie in einem Quarantänezwinger saß, weil dieser als einziger ein Dach aus Gitter hatte. Sie klettert nämlich hervorragend über mehrere Meter Zaun. 

 

Esmi ist der Typ Hund, der immer mit Flucht reagiert, wenn ihr etwas unangenehm ist. Und sie sucht(e) gezielt nach Fluchtmöglichkeiten. Dabei beweist sie eine Engelsgeduld und wartet einfach ab, bis sich eine Chance ergibt. Und dann ist sie weg... 

 

Auch jetzt noch würde sie flüchten. Der Unterschied zu damals ist jedoch, dass sie in der Nähe bleibt, solange ich da bin. Wenn ich nicht da bin, würde sie mich suchen gehen. Hat sie schon getan und das war echt eine ganz, ganz üble Situation für meinen Mann. Ich scheine also ziemlich wichtig geworden zu sein. 

 

Würde ich nun aber mit Bestrafungen beginnen, bin ich fest von überzeugt, dass sie über kurz oder lang verschwinden würde - endgültig. 

 

Ich glaube, dass das an ihrer Vergangenheit liegt. Die Strategie hat halt funktioniert, ihr Leben lang. Damit hat sie vermutlich überlebt. 

 

Persönliche Erfahrung steht da m.E. deutlich über genetischer Veranlagung. 

 

vor 2 Stunden schrieb Annali:

ei Linnie hat man auch sehr deutlich gemerkt, dass sie umso mehr von uns erduldet (oder auch mit uns mitmacht, z.B. ein kurzer Ausflug in die Fußgängerzone), je länger sie bei uns ist und je stärker die Bindung geworden ist und je mehr sie uns vertraut und sich auf uns verlässt - ich glaube, das hängt alles stark zusammen

 

Ist bei uns ganz genau so! 

 

Esmi hat gelernt, dass Menschen nicht notwendig sind, um zu überleben. Mittlerweile hat sie auch gelernt, dass das dennoch viele Annehmlichkeiten mit sich bringt, die sie sehr ausgiebig genießen kann. Und dafür nimmt sie auch mal Sachen oder Situationen in Kauf, die ihr unangenehm sind und denen sie sich am liebsten entziehen würde.

 

Ich bezweifle aber, dass ihre Bindung/ Loyalität mir gegenüber so groß ist (oder werden könnte), dass ich mir alles erlauben könnte. Ich glaube, sie würde einfach verschwinden. 

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Hoellenhunde

@Graustufe

Warum sollte sich irgendwer steinigen, weil du diese Fehler begangen hast, die du eingesehen und geändert hast?

 

Aber ich finde das schon ein anschauliches Beispiel. Denn die meisten Menschen werden bei so einem Hund dann immer heftiger, weil "der braucht das".

 

Oder argumentieren: "Der hat ja dennoch ne Bibdung tu mir."

 

Der Wille zur Kooperation und der Wille sich anzuschließen, sind bei diesen Hunderassen besonders stark ausgeprägt.

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