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Und plötzlich waren wir ein "Der tut nix!"


acerino

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acerino

Wie der sperrige Titel sagt, hatte ich heute Nachmittag Gelegenheit den verbotensten aller Sätze aus dem Hundeuniversum zu bringen: "Es ist alles gut."; "Der tut nix!".

Wie konnte es dazu kommen?

Der Rüde musste heute den ganzen Tag furchtbar brav rumsitzen/rumliegen/rumstehen, weil ich ihn zu beruflichen Terminen dabei hatte.
Endlich fertig damit sausten wir gleich zum Auslaufgebiet (Waldrand, keine Leinenpflicht); Kofferraumklappe auf, Hund leinenlos raus, hurra hurra.
Ein paar Meter weiter kommen hinter Bäumen plötzlich zwei Hundehalterinnen in Sicht, drei kleine angeleinte Hunde dabei (Terriergröße).

Die eine ruft mir direkt entgegen, dass ich meinen Hund anleinen soll, während die andere ihre zwei Terrier sofort auf den Arm nimmt.


Noch ehe ich überhaupt feststellen kann, dass ich meine Hundepfeiffe im Auto vergessen hab (und dass ich sie aber vermutlich auch vergeblich genutzt hätte, hinge sie um meinen Hals), ist das Huskytier auch schon am ersten Hund angekommen (der einzige, der noch am Boden bleiben durfte/musste).
Es passierte natürlich nichts außer gegenseitigem Geschnüffel; Hunde entspannt.

Hundehalterin 1 fragt, ob das ein Rüde sei. "Ja."
"Der geht nicht weg. Kommen Sie schnell. Ich wurde mal von einem gebissen."
Ich komme schnell, sage dabei diesen unverzeilichen Satz und das Huskytier läuft unaufgefordert mit mir weiter.
Die Terrier eine Etage höher hat er ignoriert. Vielleicht einfach nicht gesehen/gerochen.

Die andere Dame, noch mit Armen voller Terrier, gibt zu verstehen, dass auch sie schon schlechte Erfahrung gemacht habe.
Ich habe es nicht ganz verstanden, nur so viel, dass sie mal eine Hundebegegnung hatte, wo sie ihre Hunde nicht auf den Arm genommen hat und am Ende war einer tot.

So weit, so unspektakulär. Und dennoch lässt es mich jetzt nicht los.

Wir brauchen nicht drüber diskutieren, dass man nicht erklären muss, wieso man keinen Hundekontakt wünscht. Dem Wunsch sollte unaufgeregt und zügig nachgegangen werden. Fertig.
Hätte ich den energiegeladenen Husky promt abgerufen, hätte in mir den Dialog gespart und ich würde dieses Thema nicht schreiben.
Der Rüde wurde nicht abgerufen und wenn, hätte er in diesem Zustand vermutlich nicht gehört.
Mea culpa.


Aber.... ja, wirklich es kommt ein nachdenkliches ABER:
Ich denke darüber nach, dass die beiden Damen einzig und allein aus Angst heraus, einen Hundekontakt vermeiden wollten.
Die Hunde (und zwar alle, soweit ich die im Arm befindlichen Terrier einschätzen konnte) waren nämlich entspannt und haben sich eindeutig hundlich nett kontaktiert.
Allein die Tatsache, dass es ein großer (vermutlich alles über Terrierhöhe) fremder Hund ist, versetzte die beiden also in Alarmbereitschaft.

Wieso?
Muss ich auf sowas Rücksicht nehmen?
Muss ich mich jetzt schlecht fühlen?
Werde ich nun eine dieser beliebten "Der tut nix"-Geschichten im Netz (wobei die ja nur gut ankommen, wenn der dann doch was tut)?
Ist es von mir nun wiederrum irrational, wenn ich vor solchen Hundehalter Angst bekomme, weil ich mir überlege, dass evt genau jene irgendwann anfangen sich zu bewaffnen und ziemlich wahllos alles zu verkloppen, was nicht direkt angeleint und bei Fuß genommen wird?
Ist es unangemessen, wenn ich mir nen Hundeführerschein auch für solche Hundehalter wünsche, auch wenn deren Hunde an der Leine waren und meiner nicht?
Ist es übertrieben ein wenig Augenmaß und Verhältnismäßigkeit zu erwarten, auch wenn die Menschen Angst haben (nicht die Hunde)?
Wie viel Kompetenz im Umgang mit Hunden dürfen wir voneinander erwarten?

Wie sehr darf einen die eigene Angst im Alltag bestimmen?

Geht mich das überhaupt was an (die Ängste anderer)?
 

Diese und viele Fragen kreisen in meinem Kopf, weil ich über diese gänzlich unterschiedlichen Wahrnehmungen verwundert bin und eben heute ganz bewusst ein "Tut nix" war.

Das geht schneller als man denkt.

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Ja, man sollte darauf Rücksicht nehmen

und 

nein, ich würde mich jetzt nicht in schlechtem Gewissen suhlen. 

Passiert ist passiert. Sollte nicht, aber keiner von uns kann sich davon freisprechen, dass es einem Noch nie passiert ist. Außer man hat Hunde, die selbst nie zu anderen hin würden (egal aus welchen Gründen).

ich hin ganz ehrlich, all deine Fragen, die das ganze ausgelöst hat würden mir nicht mal im Ansatz durch den Kopf schießen :D unterschiedliche Menschen, unterschiedliche Wahrnehmungen. 

Abhaken und gut is... Die Damen scheinen ja jetzt auch kein Riesen Drama draus gemacht zu haben, außer darauf hinzuweisen, dass es ihnen nicht ganz geheuer ist. Was ja auch deren gutes Recht ist.

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Hm.

 

Versuch mal, dich gedanklich und soweit möglich emotional in die Lage eines Menschen zu versetzen, dessen Hund von einem Fremdhund totgebissen wurde. Das beantwortet vielleicht einige deiner Fragen.

 

Ich denke, dass ich schwer traumatisiert wäre und mich vielleicht (vielleicht auch nur eine Zeit lang) ebenso **beknackt* verhalten würde wie das ängstliche Frauchen, das du heute trafst.

 

vor 25 Minuten schrieb acerino:

Geht mich das überhaupt was an (die Ängste anderer)?

 

Ja, wenn du den dir gehörenden Angstauslöser auf sie zulaufen lässt, schon :D

 

vor 27 Minuten schrieb acerino:

Muss ich auf sowas Rücksicht nehmen?
Muss ich mich jetzt schlecht fühlen?

 

1. ja 2. nein

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gebemeinensenfdazu

Es hat halt alles zwei Seiten und es gibt keine Standardlösung, die am richtigsten für alle wäre. Irgendwo in der Mitte müssen sich alle treffen. Das geht leichter, wenn keiner anfängt auf seinem Recht zu pochen. Und irgendwie ist es eingelöst, wenn es für die Hunde in Ordnung war.

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gebemeinensenfdazu
vor 9 Minuten schrieb Juline:

 

Versuch mal, dich gedanklich und soweit möglich emotional in die Lage eines Menschen zu versetzen, dessen Hund von einem Fremdhund totgebissen wurde. Das beantwortet vielleicht einige deiner Fragen.

Ja- aber was macht es mit dem Hund, wenn Frauchen in Panik verfällt? Auch nicht gut. Das war ja nicht absichtlich und irgendwie ist es dich auch erleichternd, wenn trotz Fehler alles gut geht.

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Naschkatze
vor 36 Minuten schrieb acerino:

Ist es übertrieben ein wenig Augenmaß und Verhältnismäßigkeit zu erwarten, auch wenn die Menschen Angst haben (nicht die Hunde)?

 

Ja, jemand der sich in einer Angstsituation befindet ist nicht in der Lage rational zu denken/handeln. So sehr man sich das auch wünschen mag. Betroffene Person vermutlich auch.

 

 

  • Gefällt mir 1
  • Danke 1
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Nebelfrei

Naja, es ist halt so, dass man in einem Auslaufgebiet ohne Leinenpflicht, den Hund nicht bei Fuss hat. Also nicht auf jedem Meter unter Kontrolle, wenn da jemand um die Kurve kommt kann es zu Begegnungen kommen. Umd wenn der Hund nix tut, finde ich das an sich ok.

 

So läuft es jedenfalls bei uns, diejenigen mit Sonderwünschen müssen den anderen genug Zeit geben zu reagieren.

 

Anders ist es natürlich bei den Hunden, die keine  Tutnixe sind. Da ist deren Halter in der Pflicht.

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Hoellenhunde

Ich würde da gedanklich gar nicht dran hängenbleiben. War ein Versehen. 

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Onyx2012

Ich denk auch, ist ja nix schlimmes passiert. 

 

Nein, mach dir keine Gedanken. 

Klar solltest du Rücksicht nehmen, aber das der Hund mal wohin läuft, wo er nicht hingesollt hätte, ist denke ich eine Sache die so ziemlich jedem mal passieren kann! 

 

 

  • Gefällt mir 2
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Es war ein Versehen, es ist nichts passiert, aber trotzdem sollte man in Zukunft darauf achten, dass es nicht nochmal passiert. 

Ich habe die Woche auch Angst bekommen. Wir sind an einem Haus vorbei und zwei Hunde sind bellend aus dem Garten heraus auf uns zugestürzt, beide größer und viel fitter als mein Ömchen. In so Momenten denkt man nicht rational, man hat Angst. Der Halter brüllte auch nur "Die wollen normalerweise nur spielen" aber das weckt dann in mir auch kein Vertrauen mehr und ich hab mich vor das Ömchen gestellt. Die Hunde sind dann mit einem Meter Abstand pöbelnd stehen geblieben. Ich war da dann auch einfach nur noch sauer, weil sowas für mich wirklich nicht geht, auch wenn im Endeffekt nichts passiert ist. Die Hunde kamen hinter dem Haus hervor, ich hatte keine Chance sie vorher zu sehen und war einfach ehrlich erschrocken. 

 

Freilaufgebiete gibt es hier nicht, da kann ich nicht mitreden. Innerhalb des Ortes ist Leinenpflicht, außerhalb des Ortes ist überall Freilauf erlaubt, aber man ist zeitgleich immer verpflichtet anzuleinen, wenn einem jemand entgegen kommt, mit oder ohne Hund. Man kann ja auch erst mal anleinen und sich dann absprechen, ob Kontakt erwünscht ist. Wenn ich mir einen positiven Sozialkontakt erhoffe, sage ich da nie nein. 

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