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Drei Tage mit Apollo


Gast

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vor 44 Minuten schrieb gebemeinensenfdazu:

Nochmal kurz zur Laufleine: Das war ja etwas, was wir auch kurz im Garten überlegt hatten. Das haben wir aber gestrichen- es hätte eine Kette sein müssen. Leinen lassen sich zerbeissen und Geschirre auch. Es kann sein, daß er das toleriert und nicht anfängt zu zerbeissen, aber wenn doch muß man sich eben mit dieser Halsband/Kette-Problematik auseinandersetzen.

 

Es wird sich um eine Kette an einem Metallseil handeln. Die Konstruktion habe ich schon mal vor 8 Jahren, als der jüngste Sohn in Rumänien in einem privaten Kinderheim gearbeitet hat, dort im Baumarkt gekauft und angebracht. (Dort lebte seit mehreren Jahren ein namenloser Hund an einer 2m Kette in einem selbstgegrabenen Loch unter einem Maisständer). Die Anleitung hatte ich von einer Hilfsseite für griechische Kettenhunde. Das Seil wird mit Wantenspannern irgendwo in der Höhe angebracht, daran läuft die Kette, mit der der Hund sich in alle vier Richtungen bewegen kann. Man muss nur darauf achten, dass sie sich nirgendwo verheddert. Es gibt erheblich mehr Bewegungsfreiheit als eine normale Leine, die mit Sicherheit durchgebissen wird.

Die Halsbänder, die man in diesen Ländern für Hunde kaufen kann, sind solche nicht mit einem Ring, sondern mit einer drehbaren Öse - schon für die Kette gedacht.

An ein Geschirr würde ich dort nicht denken, da sich niemand um den Sitz, Passform etc. kümmert. Es würde nur sehr sehr eng gestellt und nachts nicht abgenommen. Das würde ich nicht wollen.

 

http://phok.eu/laufleine-statt-kette/

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Ich habe gerade auf dem Spaziergang an Deine Geschichte gedacht und wie man langfristig die Situation verbessern könnte ;)
Vielleicht kannst Du die Leute dazu animieren, ihm einen Artgenossen dazu zu holen?
Dann hat er immerhin einen dauerhaften Sozialkontakt, das würde sein Dasein extrem aufwerten, meinst Du, das könnte eine Möglichkeit sein?

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Es gibt ja immer wieder Besucherhunde dort. Und sehr viele wilde und halbwilde Hunde drumherum, die auch zum Haus kommen. Sie fressen dort Reste und Futter, was Apollo stehen gelassen hat.

Apollo war ca. 10 Monate, als er auf Jaques, den Tervueren, das erste Mal traf. Ganz naiv war von den Besitzern eine intensive Hundefreundschaft angedacht. Apollo wurde aber in seiner Welpenzeit nicht genug sozialisiert. Kontakte zu den Streunern wurden verhindert (immerhin hatte er eine Menge Geld gekostet, das war das Argument der Leute dort, neben Flöhen und anderen Krankheiten). Er reagiert äußerst agressiv auf ihn, egal ob an der Leine oder nicht.

 

Von seinen Ausflügen kam er wohl nicht nur einmal ziemlich zerrupft zurück, einmal mit einem blutigen Ohr. Da hat er sich wohl mit den wilden Hunden angelegt.

Also alles in allem: er scheint nicht wirklich an einem hündischen Freund Interesse zu haben.

Er ist definitiv am Menschen interessiert. (Carlos hier bei uns ist auch so ein Typ. Als wir seine Pflegestelle besuchten, hat er sich über die Menschen sehr gefreut, seine Hundekumpels, mit denen er auch mehrere Monate gelebt hatte, keines Blickes gewürdigt.)

 

Es gibt natürlich läufige Hündinnen dort überall, wild, halbwild - die wird er anziehend finden. Wir sahen etwas vom Haus entfernt einen Hund über die Wiese laufen, der Apollo ähnlich sah - vielleicht hat er ja schon seine Gene gestreut.

Ich hatte mich bei verschiedenen Leuten informiert, ob eine Kastration für den Hund in seiner Situation anzuraten wäre - seine Besitzer dachten das in der Hoffnung, er würde dann zum Couchpotato mutieren.

Allgemein ist man aber der Meinung - die ich teile - das eine Kastration ungünstig ist.

 

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  • 10 Monate später...

Ein Update in Sachen Apollo:

 

Ich war gerade ganze 10 Tage wieder an diesem wunderschönen Ort.

 

Gleich nach der Ankunft bin ich hin zu seinem Gehege (kein Zwinger, locker 500 m2 gross), er stand hinter der Balustrade und schaute, ich kam näher, er richtete sich plötzlich auf und fing an zu wedeln - da bin ich davon ausgegangen, dass er mich erkannt hat. Das hat mich gefreut!

 

Am nächsten Morgen gleich mit ihm raus an der Leine.

Und siehe da - Apollo hat sich massiv verändert. Er hat sehr viel mehr Substanz bekommen in dem letzten Jahr - er wird jetzt 3 - wiegt gute 10 Kilo mehr (auch wenn ich nur schätzen kann auf ca. 40 Kilo). Er ist nicht dick.

Er ist nicht mehr unsicher und will dieses und jenes nicht - nein - er will! Er will laufen und schnüffeln und markieren (letztes Jahr hat er außerhalb seines Geheges überhaupt nichts von sich gegeben).

So lässt man sich halt von ihm erstmal durch die Gegend ziehen, eine Einflussnahme ist nur beschränkt möglich und nur, wenn man seiner Energie etwas entgegen zu setzen hat. Da ich immer noch mehr als doppelt so viel wiege wie er war das nicht das Problem. Eine andere Spaziergängerin mit ihm landete dann doch mal im Blumenbeet mit ihm und die Rosen sahen danach etwas gerupft aus.

Mein Problem - und auch das der anderen Spaziergängerin - war, dass er zwar unentwegt nach einem Ausschau hält, wenn er in seinem Gehege ist, dann aber, hat man ihn an der Leine, man für ihn  sowas von uninteressant ist, er macht nur noch sein Ding.

 

Meine Tipps hier im Polar für andere Hundehalter, dass man interessanter werden muss für seinen Hund und er sich dadurch mehr auf einen bezieht - tja - guter Tipp. Aber der Hund fand halt nichts von dem interessant, was ich zu bieten hatte.

So was von überhaupt nicht.

Mittendrin dachte ich sogar, er ist taub. Aber da er Autos schon hört, wenn ich sie noch nicht einmal erahnen kann, ist dies sicher nicht der Fall.

 

Er ist immer noch der Typ Hund, dem durchgeknuddelt zu werden über alles geht. Fiddlen hin oder her. Das funktioniert immer wieder.

Und ist er überfordert (er etwas will, was er nicht bekommt etc., er überdreht, was auch immer), kaut er einen immer noch massiv an. Ganz zärtlich. Aber er kaut. Und bedrängt. Und springt einen an. Springt auf einen drauf, wenn man sitzt. Das muss man auch erst mal aushalten über längere Zeit. Dann habe ich ihn immer wieder zurück in sein Gehege getan.

 

Und - sobald er das bemerkt, haut er die Bremse rein.

Da hilft kein gutes Zureden, kein Knuddeln, keine Tubenleberwurst.

Aber da es für ihn nur dort Wasser gab und es doch zeitweilig für ihn wirklich warm wurde (wir standen in der Sonne bei seinen Bemühungen, nicht in das Gehege zurück zu müssen), hat er einfach irgendwann seinen Wiederstand aufgegeben und ging zu seinem Napf. Und ich konnte die Türe hinter ihm schließen.

So war es halt.

Rein theoretisch hätte ich mir vieles ganz anders gewünscht. Die Praxis sah halt anders aus.

Wasser draußen (es steht da immer etwas für Jaques, den Tervueren (Besucherhund), nahm er nicht. Kennt er nicht. "Ist das trinkbar? Nein. Besser nicht".

 

Am zweiten Tag ging ich mit ihm auf das Feld hinter den Häusern, Müll einsammeln. Und da das mit seinem Drive sich nicht so ganz einfach gestaltete, habe ich ihm eine Art Schlepp gebastelt mit einem fetten Ast am Ende.

Das die Bewohner dort registrierten, dass er frei lief, er aber nicht weg lief und ich mit ihm an der Leine wieder in den Hof kam, festigte meinen Ruf als "Hundeflüsterin" - ungeachtet der Tatsache, dass er sich mit dem angehängten Ast immer wieder irgendwo verfing und ich ihn einfach wieder einsammelte.

Meine Probleme - er achtete null!!! auf mich - bekam ich nicht geändert.

Im Gegenteil.

Soweit zu meiner Fähigkeit, zu "flüstern".

 

Ich habe nun diesmal sehr genau gemerkt, was es bedeutet, einen großen, schweren Hund voller Energie an der Leine zu haben, der überhaupt nie gelernt hat, an der Leine zu gehen. Und nicht mehr vorsichtig ist. Und nicht mehr zurückhaltend.

Sachen, die irgendwie bei meine drei Hunde selbstverständlich funktionieren, über die ich nie mehr nachdenken musste (Leine unter Bein, ein kurzer Hüpfer. Leine um Hindernis, geht man zurück. Leine verwickelt, Hund bleibt stehen. Tisch im Weg, Hund geht darum herum. Was auch immer.......), das funktioniert bei ihm überhaupt nicht.

Er kennt dieses Jahr nur: mit Energie nach vorne gehen. Und das ist in 10 Tagen nicht zu verändern. Und es ist bei einem Hund dieser Größe und Energie höllisch anstrengend.

 

An einem dieser Tage dort fing ich an, in seinem Raum die leeren Hundefutterdosen einzusammeln und in Mülltüten zu stecken. Es füllte sich Tüte um Tüte.

Plötzlich fand er es unheimlich lustig, mit den Mülltüten davon zu rennen und diese zu zerreissen und auf den leeren Dosen herumzukauen.

Ich hinter ihm her.

Schlechte Idee.

Ich bin in einem seiner Löcher gelandet, mein Knöchel machte Krack und den Rest der Zeit war ich dann gehbehindert.

 

 

Die Laufleine - eine Kette, über den Hof gespannt - wurde von den Bewohnern zugegebenermaßen NICHT genutzt. Er springt alles an, was in seinen Bereich kommt. Und will unbedingt in die Küche. Ich habe ihn selbst dort angehangen, er reisst alles um. Und die Zeit, dass er irgendwann mal lernt, dies nicht zu tun, war nicht. Und die dort wohnen, tun es nicht.

Außerdem: die Gefahr, dass sie es letztendlich mit massiv aversiven Methoden tun, ist durchaus gegeben. Gab es, soweit ich es beurteilen kann, bisher nicht. Und soll es nicht geben. Also lassen wir das.

Also bleibt diese Leine nur ab und zu für ihn ein Intermezzo. In erster Linie bleibt sie für die freilaufenden Besucherhunde (der immer freilaufende Jaques verschwand in einem anderen Jahr einmal 2 Tage aufgrund eines plötzlichen Gewitters, alle suchten ihn, er wurde zum Glück gefunden. Jetzt wird er bei dem kleinsten Anzeichen einer ähnlichen Situation dort "gesichert".).

 

 

 

Was mir noch einfällt, werd ich erzählen.

 

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Apollo!

polllo.......

Mein Hühnchen............

 

 

 

 

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Renegade

Was für ein wunderschönes Tier - und leider wohl völlig unterfordert.

Toll, dass du ihm diese 10 Tage schenkst.

Kein Wunder, dass er dich wieder erkannt hat!

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Freefalling

Ich finde es schön, dass du wieder dort warst und mit ihm “spazieren“ gegangen bist. 

vor 27 Minuten schrieb gatil:

Aber er kaut. Und bedrängt. Und springt einen an. Springt auf einen drauf, wenn man sitzt. Das muss man auch erst mal aushalten über längere Zeit. Dann habe ich ihn immer wieder zurück in sein Gehege getan.

Oh das kommt mir bekannt vor. :D

Es ist traurig.... mit etwas Zuwendung und Abenteuer täglich würde sich das bestimmt reduzieren. 

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Jaques, der Tervueren, Besucherhund für einige Tage, ist immer noch der gleiche Stöckchen- Junkie wie im vorigen Jahr. Er läuft immer frei (außer bei einem nahenden Gewitter) und folgt seinem Halter überall hin. Wenn er nicht gerade die Menschen, die dort zu Besuch sind, überreden will, eines seiner unzähligen Stöckchen zu werfen. An den Tagen, an denen es wirklich viele Besucher gab, habe ich ihn nicht eine Minute ruhen sehen.

 

Er ist ein extrem wohlerzogener Hund, sehr zurückhaltend in allem. Das Gegenteil von Apollo. An der Leine geht er wie eine Feder neben einem, nicht zu spüren, er richtet sich perfekt nach jeder Bewegung.

 

Er kam frisch gebadet an und hatte noch seine ganze Unterwolle, die ich an einem Tag soweit es ging ausgekämmt habe. Er verlor sie vorher bei jedem Schritt in kleinen Wölckchen.

Ich denke, ich weiß nun, warum @Regenmacher ihren "Flusentier" nennt.

 

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Apollo hat sehr viel weniger Unterwolle, da waren es nach dem Kämmen nur zwei Hände voll.

Dafür hat er aber anscheinend ein Fell, was sich binnen kürzester Zeit selber reinigt. Er rennt natürlich auch bei Regen seine Laufwege, die sind aber lehmig. Er hat dann den Dreck bis hinter die Ohren. Er schüttelt sich - wenn er dann trocken ist, ist vom Dreck nichts mehr zu sehen.

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Fiona01

Ich finde es total rührend, wie du dich um Apollo kümmerst und ihm Nähe und Zuneigung gibst.   

Das mit dem Ausblenden darf man echt nicht persönlich nehmen, was ist eine Einzelperson schon gegen die Welt da draußen, die Apollo eigentlich entdecken sollte. ;) 

  • Daumen hoch 1
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Es ist halt so, dass, bei allem, was ich in den letzten Jahren über Hunde gelernt habe, ich doch keine Erfahrung mit einem solchen Hund, seiner Energie und seinem "Unerzogensein" habe.

In der Theorie habe ich auf vieles eine Antwort bzw. eine Strategie. Die Praxis sieht anders aus. Und selbst erfolgversprechende Strategien greifen hier sicherlich erst nach Wochen oder Monaten.

Dadurch, dass meine Hunde ganz normal aus Familien kamen bzw. bei mir selbst aufgewachsen sind, gibt es keine schwerwiegenden Probleme. Und sie sind ja auch aufgrund ihrer Größe viel besser zu händeln.

Ich kann ihn nicht bei Kontakt mit anderen Hunden wie Phoebe einfach unter den Arm klemmen.

 

Würde ich ihm ein Leben ermöglichen können, wie meine Hunde es bei mir haben, gäbe es so viele Baustellen, dass auch dann Freilauf erst nach sehr langer Zeit möglich wäre. Seine Leinenführigkeit ist eher das geringste Problem.

Ein simples Zusammenleben ist schon nicht so einfach möglich.

Ich müsste ihn an einen normalen, möglichst beschädigungsfreien Umgang z.B. mit Möbeln heranführen, ihn mit anderen Hunde sozialisieren, ihm das Jagen von Autos abgewöhnen, ihm beibringen, keine anderen Tiere zu erlegen.

Zudem ihn körperlich und geistig auslasten.

Das ist ein Fulltimejob.

Würde ich den übernehmen wollen?

 

Meinen Respekt allen, die eine solche Aufgabe übernehmen!!!!

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gebemeinensenfdazu

Wie hast du dich denn interessant gemacht?

Sicher- gegen den Aufholbedarf kommt man erstmal schwer an- dann heisst es Rückdämpfer und lange Leine. Aber nach ca. 1h sollte auch Interessantmachen klappen, Voraussetzung dafür wäre ein springender Schnurball und vor allem diverse Beisskissen, evtl auch ein Kong-flyer. Den Typ Hund kenne ich ja nun ziemlich gut und ein nettes Beute-Abjagen Spiel ist nach einer Akklimatisierung bestimmt interessant, vor allem, wenn ihr euch dafür eine Wiese aussucht, die ihr immer für Spiel- und Suchzwecke nutzt.

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