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Die ersten Tage mit Lilli


phea

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Hallo!

Wie vielleicht schon der ein oder andere im Tierschutz-Bereich gelesen hat, haben wir eine 1-jährige Hündin aus dem Tierheim adoptiert. Ich habe vorher viel gelesen, mich gut vorbereitet und mir über sehr viele Fragen im Vorfeld Gedanken gemacht. Ehrlich gesagt war ich überrascht, wie viele Situationen schon nach kurzer Zeit auf mich zukommen, bei denen ich trotz aller Vorbereitung keinen Schimmer habe, wie ich richtig reagiere oder was zutun ist. Ich wurde so nett und kompetent bei der Adoption beraten, dass ich meine offenen Fragen gerne hier stellen möchte. 

 

1. Die Nähe: Lilli hat sich recht schnell auf mich fixiert. Das ist bestimmt gut, aber sie ist sehr unruhig, wenn ich den Raum verlasse. Sie kann sich nur ausruhen und entspannen, wenn ich in der Nähe bleibe und keine Anstalten mache, mich evtl. wegzubewegen. Sie wacht auch aus dem "Tiefschlaf" auf, wenn ich aufstehe. Wenn ich das Stockwerk wechsle um z.B. etwas zu holen, stellt sie sich unten an die Treppe und wartet auf mich. Sie ist ja erst wenige Tage hier und ich vermute, dass das ganz normal ist. Ich frage mich jedoch, wie ich sie in ihrer Sicherheit unterstützen kann, denn ich stelle es mir für sie auch sehr stressig vor, nicht zur Ruhe kommen zu können, wenn ich mich bewege. Mein Ansatz ist derzeit, regelmäßig und oft die Räume zu wechseln und mal hoch oder runter zu gehen, damit sie merkt, dass nichts dabei ist und auch kein Aufhebens darum gemacht wird.

 

Haltet ihr das für den richtigen Weg?

 

2. Die Treppe: Und wir so während der Planung: "Ja und dann kommt der Hund abends immer mit nach oben ins Schlafzimmer!" Tja, wir haben eine offene Treppe und haben offenbar maßlos unterschätzt, wie einschüchternd so eine wirken kann. Lilli kommt nicht mal in die Nähe der Treppe, obwohl sie ja noch keine schlechten Erfahrungen mit ihr gemacht hat (und vermutlich auch in Rumänien keine gekannt hat). Wenn ich auf der 1. Stufe der Treppe sitze (!) kommt sie nicht zu mir, obwohl sie es sehr will - so interpretiere ich es zumindest, weil sie mich fixiert, fiept, springt, hinsetzt, etc. aber näher kommen ist nicht. Es ist, als wollte sie sagen "Komm schnell runter da! Das ist gefährlich!" Ich trage sie abends hoch. Im Schlafzimmer ist sie auch wieder total locker und macht es sich sofort auf ihrem Platz gemütlich. Ich habe jetzt Stufenmatten bestellt und werde in einer größeren Bastelaktion die Zwischenräume mit Pappe zukleben. Dann würde ich sie einfach so lange hoch tragen, bis sie sich irgendwann von allein traut. Ich habe allerdings mal eine Folge "Hundeprofi" gesehen, wo ein Hund sich so sehr daran gewöhnt hat, die Treppen hochgetragen zu werden, dass es ihm nur noch mit sehr viel Mühe abtrainiert werden konnte. Können wir das irgendwie verhindern? Ich will sie auch nicht zu früh damit malträtieren, Dinge lernen zu müssen, die ihr nicht geheuer sind. Es sind so schon genug Sachen, an das sie sich gewöhnen muss (wie unsere lauten Kinder!).

 

3. Das Spiel: Ich habe schon jetzt das Gefühl, dass Lilli sich gerne etwas mehr auspowern würde. Manchmal springt sie wild im Garten herum und rennt einfach mal von links nach rechts, halber Radschlag, zurück, Purzelbaum, auf mich zu. Ich denke, sie will Action, aber ich bin offenbar nicht in der Lage, ihr die zu geben. Ich kann ihr sämtliches Spielzeug anbieten, sie schnüffelt nur daran und wirkt eher eingeschüchtert, wenn ich anfange, damit rumzuwedeln. Wir haben halt natürlich noch keine super-enge Bindung und ich bin ratlos, was ich ihr da zu diesem Zeitpunkt bieten kann, um sie ordentlich zu beschäftigen. Ich habe (aus einer irgendwas-muss-ich-doch-machen-Situation heraus) einen Futterbeutel mit Putenwurst gefüllt und ihn geworfen. Das findet sie super, rennt hin, trägt ihn auch, aber versteckt sich damit dann im Gebüsch, in der Hoffnung, sie kriegt ihn auch selber auf.

 

Macht es Sinn, das weiter zu verfolgen und zu üben, oder ist das noch zu früh?

 

4. Die Leckerlies: In meiner naiven Planung hatte ich fest vor, die Trockenfutterrationen (Wolfsblut) zum Spielen, Lernen und Konditionieren zu verwenden. Pustekuchen. Lilli findet Trockenfutter total blöd und es interessiert sie nicht die Bohne, wie viel das gekostet hat. Ich habe immerhin eine hochwertige Nassfuttersorte gefunden, die sie gut findet, so dass ich ihr nicht die Cäsar-Pampe geben muss, die sie aus dem Tierheim gewohnt ist. Aber als Leckerli ist das natürlich eher ungeeignet. Ich habe also im Zoofachgeschäft so ziemlich alle Leckerlies eingepackt, die irgendwie hochwertig und lecker aussahen (verdammt, hab ich viel Geld ausgegeben). Aber abgesehen von der oben angesprochenen Putenwurst zieht einfach gar nix das Interesse auf sich. Zuhause nascht sie aus Höflichkeit mal 1-2 von den gekauften Teilen, aber es ist nicht interessant genug, um mich im Blick zu behalten. Draußen würdigt sie die "Lecker"lies nicht mal eines Blickes. So kann man natürlich gar kein Verhalten ordentlich belohnen. Ich sag immer "Tooooll, Lilli, hier" und halte ihr das Leckerli unter die Nase, und sie: "Äh, nein, danke, lass mal stecken und streichle mich lieber."

 

Irgendwelche Tipps für wählerische Hunde? 

 

5. Das Spazieren: Lilli ist ein Naturtalent an der Leine. Wir waren viel draußen (besonders viel, weil sie ja noch nicht stubenrein ist), so hat sie sich schnell an die nahen Wege gewöhnt und fühlt sich beim spazieren sichtlich wohl. Ich gebe ihr Zeit, stehen zu bleiben und zu erschnüffeln was gerade interessant ist. Aber schon, wenn sie anfängt Gras, Blätter oder Nüsse zu knabbern, stelle ich fest, dass ich nicht weiß, ob das in Ordnung geht. Ich habe das bisher laufen lassen, aber was ist mit giftigen Pflanzen? Und Nüsse.. ist das ungefährlich? Tja, da merkt man eben direkt mal hautnah, dass man keine Ahnung hat.

Und dann sind da die anderen Hunde. Anfangs dachte ich, sie hätte Angst vor ihnen, weil sie aufgeregt reagiert und auch mal bellt. Ich bin den Begegnungen dann aus dem Weg gegangen. Mittlerweile frage ich mich, ob das gut ist.. vielleicht will sie ja gerne mit denen interagieren? Wie erkenne ich den Unterschied und wann und wie kann ich dazwischen gehen, wenn Lilli sich bedrängt fühlt?

 

4. Das Bellen: Wir haben viele Hunde in der Nachbarschaft. Abends reagiert Lilli darauf offenbar ganz besonders sensibel (auch im TV). Es hatte sich vorgestern schon verhalten angekündigt, gestern Abend ist sie dann richtig abgegangen und hat aufgeregt und laut Richtung Küchenfenster gebellt (in dieser Richtung ist der naheste große Nachbarshund). Ich war gestern richtig ratlos und verzweifelt, weil ich noch gar nicht weiß, wie ich diese Situation auflösen kann. Normalerweise bekomme ich Lillis Aufmerksamkeit, wenn ich mich vor sie stelle - aber keine Chance. Sie ist total fixiert auf das Küchenfenster und will sich auch nicht den Weg abschneiden lassen. Ich weiß dann nicht weiter, denn ich will sie nicht körperlich maßregeln und sie auch nicht einschüchtern. Sie ignoriert mich dann aber und steigert sich immer weiter hinein. Die Gardinen zuziehen hat auch nichts gebracht. Ich habe sie dann durch meine.. ich sag mal.. "körperliche Präsenz" in ihr Körbchen gedrängt. Also mich vor sie gestellt, damit sie mich nicht ignorieren kann und ihr immer wieder den Weg abgeschnitten, wenn sie an mir vorbei zum (bodentiefen) Küchenfenster wollte. Sie wusste letztlich auch ziemlich sicher, dass ich wollte, dass sie ins Körbchen geht, und hat sich dann daneben (!) gesetzt. Ich habe ihr die Decke unter dem Po weg gezogen, dann ging sie erst ins Körbchen. Dort kam sie dann auch langsam zur Ruhe! Ich bin aber soooo unsicher, ob das die richtige Vorgehensweise ist. Ich hoffe auf ein bisschen Feedback zu der Situation, denn ich befürchte, wir bekommen heute Abend die Fortsetzung.

 

7. Der Kindergarten: Bitte bitte fragt mich nicht, warum wir das nicht bis zum Ende durchdacht haben - keine Ahnung - vielleicht haben wir diesen Part bei der Planung weggelassen, weil uns unterbewusst klar war, dass es schwierig ist. Ich weiß es nicht, jedenfalls haben wir nun folgendes (völlig unvorhersehbares, hust) Problem: Die Kinder müssen jeden Tag zu Kindergarten und Schule gebracht werden und nachmittags wieder abgeholt. Ein paar Tage lang wird mein Mann das nun übernehmen, aber auf Dauer würde er einfach zu wenig arbeiten, um die Bring- und Abholzeiten einzuhalten. Ich muss es also früher oder später (und hier gilt, je früher desto besser) selber machen. Der Kindergarten liegt an einer vielbefahrenen Straße. Bis in die Nähe habe ich es mit Lilli schon geschafft, aber die ganze Straße entlang ist für sie noch zu viel. Sie ist noch sehr auf Dinge fixiert, die ihr unheimlich sind und ich kann ihre Aufmerksamkeit nicht wieder einfangen (und ein interessantes Leckerli hab ich ja auch nicht...). Zu Fuß hingehen wird also noch eine Weile dauern, denke ich. 

Wir haben außerdem ein heißbeliebtes Lastenfahrrad, in das vorn 4 Kinder hineinpassen. Das langfristige Ziel ist, Lilli mit zwei Kindern darin fahren zu lassen, und der dritte fährt mit seinem eigenen Rad daneben. Das ist aber auch ganz schön viel verlangt. In dem Lastend ruckelt und rubbelt es und die Eindrücke an der vielbefahrenen Straße sind vermutlich auch nicht weniger einschüchternd. Ich habe damit begonnen, sie jeden Tag mal hinein zu setzen und ihr darin Leckerlies zu geben (ha ha ha), damit sie sich dran gewöhnt. Mein Eindruck ist, dass das noch länger dauern wird, als zu Fuß hinzugehen.

Ein Auto haben wir auch. Ich fahre total ungern damit, weil Schule und Kita nicht weit sind und ich die Kinder gern an der frischen Luft hab. Morgen kommt der bestellte Anschnallgurt für Lilli an und wir können mit ihr Autofahren. Eine Option wäre also auch, mit dem Auto zur Kita zu fahren. Dann müsste Lilli jedoch im Auto warten, wenn ich die Kinder rein bringe - aber möglicher Weise ist das gar angenehmer als draußen vor der Tür zu warten. 

Hach, ich bin ratlos, merke aber auch, dass es meinen Mann arg belastet, den Goodwill seines Arbeitgebers so auf die Probe zu stellen. 

 

Was würdet ihr vorschlagen?

 

Ich freue mich wirklich sehr über Tipps zu dem einen oder anderen aufgeführten Punkt. Ich versuche, alles richtig zu machen und ich spüre, dass ich mir mit meinem Perfektionismus eine große Last auferlegt habe. Im Umgang mit meinen Kindern wusste ich immer sicher, wie ich reagiere und was ich ihnen vermitteln will - irgendwie dachte ich, das wäre mit Hund auch so. Ich hoffe sehr, ihr könnt mir helfen, Souveränität zu gewinnen.

 

Danke!

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Freefalling

Hallo...

Ich kann gerade nicht viel schreiben, versuche aber, alles mal zu kommentieren. 

 

1. Ja. Habe ich genauso gemacht. Nicht wie ein aufgescheuchtes Huhn durch die Gegend rennen, aber häufiger mal ruhig den Raum wechseln. Lass sie ruhig mitgehen.

 

2. Ich würde sie ja unten schlafen lassen bis sie sich die (modifizierte) Treppe selbst hochtraut. Aber da gibt es sicher auch andere Meinungen.

 

3. Das Futterbeutel-Prinzip verstehen gerade Straßenhunde zu Beginn nicht. Meiner denkt bis heute, das sei ein besonders schwieriges Rätsel, das er allein lösen muss. Apportieren und DANN Belohnung versteht er mittlerweile. 

Ich würde an deiner Stelle beides erstmal lassen, außer sie bietet es von sich aus an.

 

Versuche mal, ein vorsichtiges körperliches Spiel mit ihr. Vielleicht im Sitzen. 

 

4. Gib ihr auf jeden Fall ihr Futter ohne dass sie was dafür tun muss.

Belohne sie halt mit Streicheln und Putenbrust. 

 

Später mehr (sorry)

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Simona1711

Ich würde ihr einfach mehr Zeit lassen um anzukommen, alles kennenzulernen.

Ich finde, es passiert ziemlich viel in ihrem neuen Leben.

 

Und wenn die Kinder in den Kindergarten/Schule gebracht werden - kann sie da nicht erstmal zuhause bleiben?

Es ist ja nicht so weit, hast du geschrieben, oder kann sie gar nicht alleine bleiben?

 

Ansonsten viel Freude mit Lilly - das wird schon! 😉

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vor einer Stunde schrieb Freefalling:

2. Ich würde sie ja unten schlafen lassen bis sie sich die (modifizierte) Treppe selbst hochtraut. Aber da gibt es sicher auch andere Meinungen.

 

vor 15 Minuten schrieb Simona1711:

Und wenn die Kinder in den Kindergarten/Schule gebracht werden - kann sie da nicht erstmal zuhause bleiben?

Es ist ja nicht so weit, hast du geschrieben, oder kann sie gar nicht alleine bleiben?

 

Sowohl zum unten schlafen als auch zum alleine bleiben kann ich nur sagen: Wenn ich das Stockwerk wechsle, und nicht nach 2 Minuten wieder da bin, fängt sie an zu jaulen und wird minütlich unruhiger, selbst, wenn mein Mann bei ihr ist. Ich würde sie daher (noch) nicht so gern allein lassen. 

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zu:

1.

Ich würde zulassen, dass sie momentan so eine Fixierung auf dich hat. Carlos ist nun über ein Jahr bei uns - jetzt wird es besser.

Hunde, die ihr angestammtes Zuhause - davon habe ich momentan 2 - schon mal verloren haben (ungeachtet dessen, ob es ein gutes oder ein in unseren Augen schlechtes Zuhause war) haben Verlustängste, die Hunde, die schon als Welpe zu einem kamen, nicht haben.

 

2.

Hunde haben oft mit "durchsichtigen" Treppen Probleme.

Ich fänd es jetzt wichtiger, dass sie im Schlafzimmer schläft und würde sie tragen. Irgendwann kommt sicherlich die Zeit, in der sie sich dann selbst auf den Weg macht.

 

3.

Spiel und Spass kommt noch. Auspowern gezielt würde ich jetzt auch noch nicht. Auf der anderen seite dient freies Laufen dem Stressabbau, doch jetzt erst ist das sicherlich noch mit zuviel Stress durch zuviel neues verbunden.

 

4.

Viele Hunde aus dem Ausland halten Hundefutter nicht für essbar. Ich kann dir sagen, es braucht Zeit, aber es ändert sich. Jetzt ist sie auch noch zu sehr mit allem anderen beschäftigt, um sich auf die Essensgeschichte einzulassen.

 

5.

Anstürmende Hunde würde ich abblocken. Immer gut beobachten, nichts erzwingen.

 

6.

Mach dich mal mit "Zeigen und Benennen" vertraut. Gibt es hier schon mehrfach erklärt.

Braucht Zeit.

 

7.

Vielleicht geht es ja, wenn dein Mann die Kinder nur hinbringt.

Und beim Abholen du dir vorher genug Zeit nimmst, die Strecke mit Hund zu gehen. Vielleicht kannst du sie auch stückweise tragen? Das hat bei meinem 4 kg Hund sehr geholfen.

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Eifelkater
vor 2 Stunden schrieb phea:

Hallo!

Wie vielleicht schon der ein oder andere im Tierschutz-Bereich gelesen hat, haben wir eine 1-jährige Hündin aus dem Tierheim adoptiert. Ich habe vorher viel gelesen, mich gut vorbereitet und mir über sehr viele Fragen im Vorfeld Gedanken gemacht. Ehrlich gesagt war ich überrascht, wie viele Situationen schon nach kurzer Zeit auf mich zukommen, bei denen ich trotz aller Vorbereitung keinen Schimmer habe, wie ich richtig reagiere oder was zutun ist. Ich wurde so nett und kompetent bei der Adoption beraten, dass ich meine offenen Fragen gerne hier stellen möchte. 

 

1. Die Nähe: Lilli hat sich recht schnell auf mich fixiert. Das ist bestimmt gut, aber sie ist sehr unruhig, wenn ich den Raum verlasse. Sie kann sich nur ausruhen und entspannen, wenn ich in der Nähe bleibe und keine Anstalten mache, mich evtl. wegzubewegen. Sie wacht auch aus dem "Tiefschlaf" auf, wenn ich aufstehe. Wenn ich das Stockwerk wechsle um z.B. etwas zu holen, stellt sie sich unten an die Treppe und wartet auf mich. Sie ist ja erst wenige Tage hier und ich vermute, dass das ganz normal ist. Ich frage mich jedoch, wie ich sie in ihrer Sicherheit unterstützen kann, denn ich stelle es mir für sie auch sehr stressig vor, nicht zur Ruhe kommen zu können, wenn ich mich bewege. Mein Ansatz ist derzeit, regelmäßig und oft die Räume zu wechseln und mal hoch oder runter zu gehen, damit sie merkt, dass nichts dabei ist und auch kein Aufhebens darum gemacht wird.

 

Haltet ihr das für den richtigen Weg?

 

2. Die Treppe: Und wir so während der Planung: "Ja und dann kommt der Hund abends immer mit nach oben ins Schlafzimmer!" Tja, wir haben eine offene Treppe und haben offenbar maßlos unterschätzt, wie einschüchternd so eine wirken kann. Lilli kommt nicht mal in die Nähe der Treppe, obwohl sie ja noch keine schlechten Erfahrungen mit ihr gemacht hat (und vermutlich auch in Rumänien keine gekannt hat). Wenn ich auf der 1. Stufe der Treppe sitze (!) kommt sie nicht zu mir, obwohl sie es sehr will - so interpretiere ich es zumindest, weil sie mich fixiert, fiept, springt, hinsetzt, etc. aber näher kommen ist nicht. Es ist, als wollte sie sagen "Komm schnell runter da! Das ist gefährlich!" Ich trage sie abends hoch. Im Schlafzimmer ist sie auch wieder total locker und macht es sich sofort auf ihrem Platz gemütlich. Ich habe jetzt Stufenmatten bestellt und werde in einer größeren Bastelaktion die Zwischenräume mit Pappe zukleben. Dann würde ich sie einfach so lange hoch tragen, bis sie sich irgendwann von allein traut. Ich habe allerdings mal eine Folge "Hundeprofi" gesehen, wo ein Hund sich so sehr daran gewöhnt hat, die Treppen hochgetragen zu werden, dass es ihm nur noch mit sehr viel Mühe abtrainiert werden konnte. Können wir das irgendwie verhindern? Ich will sie auch nicht zu früh damit malträtieren, Dinge lernen zu müssen, die ihr nicht geheuer sind. Es sind so schon genug Sachen, an das sie sich gewöhnen muss (wie unsere lauten Kinder!).

 

3. Das Spiel: Ich habe schon jetzt das Gefühl, dass Lilli sich gerne etwas mehr auspowern würde. Manchmal springt sie wild im Garten herum und rennt einfach mal von links nach rechts, halber Radschlag, zurück, Purzelbaum, auf mich zu. Ich denke, sie will Action, aber ich bin offenbar nicht in der Lage, ihr die zu geben. Ich kann ihr sämtliches Spielzeug anbieten, sie schnüffelt nur daran und wirkt eher eingeschüchtert, wenn ich anfange, damit rumzuwedeln. Wir haben halt natürlich noch keine super-enge Bindung und ich bin ratlos, was ich ihr da zu diesem Zeitpunkt bieten kann, um sie ordentlich zu beschäftigen. Ich habe (aus einer irgendwas-muss-ich-doch-machen-Situation heraus) einen Futterbeutel mit Putenwurst gefüllt und ihn geworfen. Das findet sie super, rennt hin, trägt ihn auch, aber versteckt sich damit dann im Gebüsch, in der Hoffnung, sie kriegt ihn auch selber auf.

 

Macht es Sinn, das weiter zu verfolgen und zu üben, oder ist das noch zu früh?

 

4. Die Leckerlies: In meiner naiven Planung hatte ich fest vor, die Trockenfutterrationen (Wolfsblut) zum Spielen, Lernen und Konditionieren zu verwenden. Pustekuchen. Lilli findet Trockenfutter total blöd und es interessiert sie nicht die Bohne, wie viel das gekostet hat. Ich habe immerhin eine hochwertige Nassfuttersorte gefunden, die sie gut findet, so dass ich ihr nicht die Cäsar-Pampe geben muss, die sie aus dem Tierheim gewohnt ist. Aber als Leckerli ist das natürlich eher ungeeignet. Ich habe also im Zoofachgeschäft so ziemlich alle Leckerlies eingepackt, die irgendwie hochwertig und lecker aussahen (verdammt, hab ich viel Geld ausgegeben). Aber abgesehen von der oben angesprochenen Putenwurst zieht einfach gar nix das Interesse auf sich. Zuhause nascht sie aus Höflichkeit mal 1-2 von den gekauften Teilen, aber es ist nicht interessant genug, um mich im Blick zu behalten. Draußen würdigt sie die "Lecker"lies nicht mal eines Blickes. So kann man natürlich gar kein Verhalten ordentlich belohnen. Ich sag immer "Tooooll, Lilli, hier" und halte ihr das Leckerli unter die Nase, und sie: "Äh, nein, danke, lass mal stecken und streichle mich lieber."

 

Irgendwelche Tipps für wählerische Hunde? 

 

5. Das Spazieren: Lilli ist ein Naturtalent an der Leine. Wir waren viel draußen (besonders viel, weil sie ja noch nicht stubenrein ist), so hat sie sich schnell an die nahen Wege gewöhnt und fühlt sich beim spazieren sichtlich wohl. Ich gebe ihr Zeit, stehen zu bleiben und zu erschnüffeln was gerade interessant ist. Aber schon, wenn sie anfängt Gras, Blätter oder Nüsse zu knabbern, stelle ich fest, dass ich nicht weiß, ob das in Ordnung geht. Ich habe das bisher laufen lassen, aber was ist mit giftigen Pflanzen? Und Nüsse.. ist das ungefährlich? Tja, da merkt man eben direkt mal hautnah, dass man keine Ahnung hat.

Und dann sind da die anderen Hunde. Anfangs dachte ich, sie hätte Angst vor ihnen, weil sie aufgeregt reagiert und auch mal bellt. Ich bin den Begegnungen dann aus dem Weg gegangen. Mittlerweile frage ich mich, ob das gut ist.. vielleicht will sie ja gerne mit denen interagieren? Wie erkenne ich den Unterschied und wann und wie kann ich dazwischen gehen, wenn Lilli sich bedrängt fühlt?

 

4. Das Bellen: Wir haben viele Hunde in der Nachbarschaft. Abends reagiert Lilli darauf offenbar ganz besonders sensibel (auch im TV). Es hatte sich vorgestern schon verhalten angekündigt, gestern Abend ist sie dann richtig abgegangen und hat aufgeregt und laut Richtung Küchenfenster gebellt (in dieser Richtung ist der naheste große Nachbarshund). Ich war gestern richtig ratlos und verzweifelt, weil ich noch gar nicht weiß, wie ich diese Situation auflösen kann. Normalerweise bekomme ich Lillis Aufmerksamkeit, wenn ich mich vor sie stelle - aber keine Chance. Sie ist total fixiert auf das Küchenfenster und will sich auch nicht den Weg abschneiden lassen. Ich weiß dann nicht weiter, denn ich will sie nicht körperlich maßregeln und sie auch nicht einschüchtern. Sie ignoriert mich dann aber und steigert sich immer weiter hinein. Die Gardinen zuziehen hat auch nichts gebracht. Ich habe sie dann durch meine.. ich sag mal.. "körperliche Präsenz" in ihr Körbchen gedrängt. Also mich vor sie gestellt, damit sie mich nicht ignorieren kann und ihr immer wieder den Weg abgeschnitten, wenn sie an mir vorbei zum (bodentiefen) Küchenfenster wollte. Sie wusste letztlich auch ziemlich sicher, dass ich wollte, dass sie ins Körbchen geht, und hat sich dann daneben (!) gesetzt. Ich habe ihr die Decke unter dem Po weg gezogen, dann ging sie erst ins Körbchen. Dort kam sie dann auch langsam zur Ruhe! Ich bin aber soooo unsicher, ob das die richtige Vorgehensweise ist. Ich hoffe auf ein bisschen Feedback zu der Situation, denn ich befürchte, wir bekommen heute Abend die Fortsetzung.

 

7. Der Kindergarten: Bitte bitte fragt mich nicht, warum wir das nicht bis zum Ende durchdacht haben - keine Ahnung - vielleicht haben wir diesen Part bei der Planung weggelassen, weil uns unterbewusst klar war, dass es schwierig ist. Ich weiß es nicht, jedenfalls haben wir nun folgendes (völlig unvorhersehbares, hust) Problem: Die Kinder müssen jeden Tag zu Kindergarten und Schule gebracht werden und nachmittags wieder abgeholt. Ein paar Tage lang wird mein Mann das nun übernehmen, aber auf Dauer würde er einfach zu wenig arbeiten, um die Bring- und Abholzeiten einzuhalten. Ich muss es also früher oder später (und hier gilt, je früher desto besser) selber machen. Der Kindergarten liegt an einer vielbefahrenen Straße. Bis in die Nähe habe ich es mit Lilli schon geschafft, aber die ganze Straße entlang ist für sie noch zu viel. Sie ist noch sehr auf Dinge fixiert, die ihr unheimlich sind und ich kann ihre Aufmerksamkeit nicht wieder einfangen (und ein interessantes Leckerli hab ich ja auch nicht...). Zu Fuß hingehen wird also noch eine Weile dauern, denke ich. 

Wir haben außerdem ein heißbeliebtes Lastenfahrrad, in das vorn 4 Kinder hineinpassen. Das langfristige Ziel ist, Lilli mit zwei Kindern darin fahren zu lassen, und der dritte fährt mit seinem eigenen Rad daneben. Das ist aber auch ganz schön viel verlangt. In dem Lastend ruckelt und rubbelt es und die Eindrücke an der vielbefahrenen Straße sind vermutlich auch nicht weniger einschüchternd. Ich habe damit begonnen, sie jeden Tag mal hinein zu setzen und ihr darin Leckerlies zu geben (ha ha ha), damit sie sich dran gewöhnt. Mein Eindruck ist, dass das noch länger dauern wird, als zu Fuß hinzugehen.

Ein Auto haben wir auch. Ich fahre total ungern damit, weil Schule und Kita nicht weit sind und ich die Kinder gern an der frischen Luft hab. Morgen kommt der bestellte Anschnallgurt für Lilli an und wir können mit ihr Autofahren. Eine Option wäre also auch, mit dem Auto zur Kita zu fahren. Dann müsste Lilli jedoch im Auto warten, wenn ich die Kinder rein bringe - aber möglicher Weise ist das gar angenehmer als draußen vor der Tür zu warten. 

Hach, ich bin ratlos, merke aber auch, dass es meinen Mann arg belastet, den Goodwill seines Arbeitgebers so auf die Probe zu stellen. 

 

Was würdet ihr vorschlagen?

 

Ich freue mich wirklich sehr über Tipps zu dem einen oder anderen aufgeführten Punkt. Ich versuche, alles richtig zu machen und ich spüre, dass ich mir mit meinem Perfektionismus eine große Last auferlegt habe. Im Umgang mit meinen Kindern wusste ich immer sicher, wie ich reagiere und was ich ihnen vermitteln will - irgendwie dachte ich, das wäre mit Hund auch so. Ich hoffe sehr, ihr könnt mir helfen, Souveränität zu gewinnen.

 

Danke!

Zu eins: Versuche einfach deinen normalen Tagesablauf zu leben. In der Regel läuft man ja doch den ganzen tag durch die Gegend....

Vll können die Kinder oder dein Mann ihr ja auch beim Fernsehen liegen bleiben durch entspannte Krauleinheiten schmackhaft machen.

 

2. Ich würde sie hochtragen, allerdings nur zum schlafen.

 

3. vll. läßt sie sich ja für Schnüffelspiele begeistern...Ansonsten...ab an die Schleppleine und laufenlassen...

 

4. Wenn sie mit streicheln als Belohnung zufrieden ist, ist das doch optimal.

5. Gräser und Co sind in der Regel ungefährlich. Bei Nüssen, Eicheln und Kastanien würde ich vorsichtig sein. Die können im ganzen verschlucckt Darmverschlüsse verursachen. 

 

6. Kannst du erstmal einen Sichtschutz ans Fenster bauen, oder das erst einmal großflächig abschranken? Ansonsten vll mit ihr aus dem Zimmer gehen. 

 

7. Wie groß ist Lilli denn? Ich würde einen Hundebuggy vorschlagen. Dann kann sie ein Stück laufen und den Rest des Weges in " Sicherheit" mitkommen.

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NannyPlum

Erstmal - ich finde es toll, wie viele Gedanken du dir um euren gemeinsamen Alltag machst! Das Wichtigste bei allem ist wirklich, sich und dem Hund Zeit zu geben. Lilli lebt ja erst sehr kurz bei euch.

Wenn ich auf meine Anfangszeit mit Leni zurückblicke, dann erinnere ich mich, dass mit jedem Funken mehr Vertrauen in mich auch immer mehr Dinge möglich waren.

Was das Hinterherlaufen angeht - ziemlich normal. Und da finde ich den Tipp von @Eifelkater wichtig, seinen gewohnten Alltag (soweit als möglich) zu leben. Lilli muss sich erst einmal mit allem vertraut machen und eure/deine Abläufe kennen lernen. 

Schwierigkeiten mit dem Futter kenne ich auch noch. Letztlich hat Leni die Reste vom Kinderessen gemischt mit etwas Trockenfutter bekommen, bevor wir dann auf Dosenfutter umgestiegen sind. 

Das wilde Toben kann auch eine Form von Stressabbau sein, weil sie so viel zu verarbeiten hat. Da würde ich einfach ein bisschen ausprobieren. Suchspiele sind ein guter Tipp, bei Leni ist es bis heute eine Runde Zieh- und Zergelspiele, allerdings nicht zu lange. 

Was den Straßenverkehr angeht - da musste ich mich für das Mitkommen entscheiden, weil es nicht anders ging. Ganz wichtig war da auch wieder das Stichwort "Zeit". Leni wollte sich die gruseligen Dinge immer recht lange anzuschauen, dann ließ sie sich auch mitlocken. An der Straße habe ich sie oft auf den Arm genommen. Aber es war halt eine Sache, die sein musste, ich habe sie stimmlich sehr motiviert, weil bei Angst auch kein Keks funktioniert. Immer wieder bestätigt, gelobt. Daraus wurde unser selbstbewusstes "Alles Ok!"- Mantra, dem Leni bis heute vertraut und folgt. Mein spontanes Gefühl ist übrigens, dass es sinnvoller (und einfacher) sein könnte, Lilli an den Straßenverkehr zu gewöhnen als an euer Lastenfahrrad. Je enger die Bindung zu euch als Familie, desto eher wird sie euch auch durch gruseliges Gelände folgen.

Könnt ihr nicht einmal alle gemeinsam den Weg zur Kita gehen, du oder dein Mann nimmt Lilli und gibt ihr Zeit, sich alles anzusehen, während die anderen langsam weitergehen? 

 

Das wären meine ersten Ideen zu einigen deiner Fragen.

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gebemeinensenfdazu

Super überlegt, wie du da herangehst! Es wurden ja schon viele gute Vorschläge gemacht, zu ein paar Punkten würde mir noch einfallen:

1. Alltag ritualsieren hilft wirklich gut. Meinem Hund hilft es, wenn ich mich verbschiede und sage, was ich mache, wenn es länger dauert. Ein Entspannungsritual hilft auch für später- mit Enspannungsmusik und bestimmten Gerüchen. Das kannst du jetzt schon aufbauen und später gezielt einsetzen.

 

2.(bzw.5.) Frühe Spielzeugsozialisation hat einen gewissen Einfluß darauf, wie spielzeugbegeisert ein Hund ist. Das ist bei STraßenhunden oft nicht besonders ausgeprägt. Sie können dann mit künstlichen Beutereizen nicht so  viel anfangen. Also- wenn es auch nach Monaten kein besonders Interesse auslöst, kann es einfach daran liegen. Dann würde ich wirklich mit Futtersuchen usw. arbeiten. Da ist uch bei solchen Hunden genug Anreiz.

Nach allem wie sich das angehört hat würde ich vermuten, daß sie das Spiel mit Artgenossen sucht, am besten netten Junghunden, die ähnlich schwer sind und ähnliches Spielverhalten zeigen. Ich würde sie also beim Spazerengehen interagieren im Freilauf interagieren lassen, Anfangs in einem sicher eingezäunten Freilaufgebiet mit einem bereits vertrauten Hund, erst später mit mehreren.

 

4. Da geht noch was;) Wie is es mit Käse, Wurst, gebratenen Hühnerherzen etc? Auf Futterbelohnung würde ich nicht verzichten wollen, weil man eben damit besser zum Suchen motivieren kann und damit die Spiel-und Beschäftigungsmöglichkeiten besser sind.

 

7. Da würde ich das Auto vorziehen. Auf keinen Fall würde ich sie draußen anbinden. Ein angebundener Hund kann schnell bedrängt oder geklaut werden. Beim Auto unbedingt an Hitzestau denken, deshalb immer auf Luftzug im Auto (idealerweise Kofferraum und Fenster auf), Parken im Schatten usw. achten. Ab bestimmten Temperaturen würde ich den Hund lieber zuhause lassen.

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Ich kann dir leider keine Tipps geben aber finde das Thema unheimlich interessant, weil ich vermutlich irgendwann in derselben Situation sein werde. Viel Erfolg weiterhin mit Lili:) Hast du irgendwo ein Bild von ihr gepostet? 

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Oh, da werden Erinnerungen wach an letztes Jahr - da ging es mir so wie dir, der erste Hund und plötzlich Fragen über Fragen.

 

Vorab: Das ist schwer, ich weiß, aber versucht bei allem was ihr tut immer gelassen und ruhig zu sein, möglichst tiefenentspannt. Wenn ihr eine entspannte Grundhaltung habt, dann überträgt sich das auf Lili und gibt ihr Sicherheit. Und als zweites: habt Geduld! Ganz viele kleine und große Dinge werden von Tag zu Tag besser, einige von Woche zu Woche und manches von Monat zu Monat. Uns haben ganz am Anfang, da war Linnie erst eine Woche oder so bei uns, fremde Hundebesitzer gesagt: "Denkt an unsere Wort, so richtig richtig angekommen sein wird sie erst in nem halben Jahr!". Wollten wir nicht glauben - aber die hatten Recht! Natürlich war schon nach ein paar Tagen eine gewissen Bindung da und ständig gab es Veränderungen und Entwicklungen, aber so eine richtige Bindung, so richtig angekommen war sie tatsächlich erst nach mehreren Monaten. So nach 7-8 Monaten haben wir dan übereinstimmend festgestellt, dass sich in den letzten Wochen bindungstechnisch nix mehr verändert hatte bei ihr.

 

zu 1.

Hier finde ich deinen Ansatz gut, aber keinen Stress. Lass sie erst einmal ankommen und euren Alltag kennenlernen.

 

zu 2.

Ich würde sie auch zunächst tragen, aber nur zum schlafen. Ansonsten auch hier erstmal abwarten und Ruhe bewahren. Unsere Linnie hatte anfangs - warum auch immer - Angst vor der Küche. Also haben wir Futter- und Wassernapf in den Flur gestellt und irgendwann, so nach 1-2 Wochen, haben wir damit angefangen interessante oder leckere Sachen in die Küche zu legen (ein Ball, was tolles zu fressen). Heute ist es (wie könnte es anders sein) ihr Lieblingsplatz. Bei der Treppe werden die Ängste sicherlich größer sein, so eine offene Treppe kann ja durchaus ein gruseliger Anblick für Hundeaugen sein. Lass sie erstmal lernen, dass sie Treppe da halt so rumsteht und im Grunde niemandem was tut. Und dann irgendwann, wenn ihr herausgefunden habt, wofür sie brennt, dann könnt ihr versuchen, sie Stück für Stück näher heranzuführen.

 

zu 3.

Wenn sie den Leckerli-Beutel schon mal toll findet und wegschleppt, dann ist das doch ein super Anfang! Klar kann man das ausbauen. Aber auch hier: nix überstürzen. Und: dieses wilde Herumgetolle, das machen viele Hunde. Das heißt nicht unbedingt, dass sie nix mit dir anfangen kann. Unsere macht das auch, ihre bekloppten 5 Minuten, wie wir immer sagen. Übrigens macht sie das am liebsten, wenn sie unbeobachtet ist. Bekommt sie mit, dass einer von uns sie beobachtet (oder gar filmt oder fotografiert), dann hört sie auf ("Was denn? Hier gibt's nix zu sehen!"). 

 

zu 4.

Vielleicht habt ihr noch nicht die richtigen Leckerlies gefunden oder, wie schon geschrieben wurde, sie kann als Straßenhund damit einfach (noch) nix anfangen. Wenn Wurst funktioniert, so what, dann würde ich die nehmen. Viele Hunde lieben auch Käse (unsere würde für Käse töten). Vielleicht wird sie auch niemals so richtig auf Leckerlies anspringen. Probiert aus, was euer Hund als Belohnung empfindet. Das kann Futter sein oder ein Spielzeug oder Streicheln und Knuddeln oder ein Stück gemeinsam Rennen/Toben, oder einfach nur ein Lob - da sind die Hunde ganz unterschiedlich drauf. Ein verfressener Hund ist einerseits super praktisch - unsere tut alles für Leckerlie und solange ich selbiges in der Hand habe, ist sie der besterzogenste Hund der Welt. Nachteil: Du musst ständig höllisch aufpassen, weil der Hund wie ein kleiner Staubsauger alles (vermeintlich) Fressbare von der Straße aufsammelt. Ich habe ständig eine latente Angst vor Giftködern im Hinterkopf, aber auch anderes kann gefährlich sein (wir sind z.B. schon wegen verschlungenen Meisenködeln - samt Kunststoffnetz -  beim Tierarzt gelandet).

 

zu 5.

Natürlich gibt es auch giftige Pflanzen, aber da würde ich mich erstmal nicht verrückt machen. Gras fressen ist ganz normal, das machen alle Hunde, die ich kenne, sehr gern. Nur wenn der Hund völlig hektisch große Mengen Gras frisst, dann solltest du ihn im Auge behalten, das kann auf Magenprobleme hinweisen (Hunde fressen dann Gras um das Erbrechen zu erleichtern). Unsere frisst Gras normalerweise entweder aus Genuss oder aus Langeweile (damit versucht sie uns dann zu einem Spiel zu animieren), selten auch mal als Überprungshandlung oder Konfliktbewältigung ("Ich weiß gerade nicht, wie ich damit umgehen soll, also fresse ich erstmal Gras!"). Nüsse sind unproblematisch, unreife Nüsse oder Nüsse in großen Mengen können aber schon Magenprobleme verursachen. Vorsicht vor der grünen Schale um die (unreifen) Walnüsse, die ist giftig und bei uns schon mal für "Seele aus dem Leib gek..." gesorgt - nachdem es raus war, war es allerdings auch wieder gut. Unsere frisst auch gern Fallobst (wir haben hier extrem viele Obstbäume). Na ja, aber unsere frisst eigentlich eh alles (außer Blaubeeren, die mag sie nur zerdrückt in Joghurt oder Hüttenkäse :ph34r:).

Andere Hunde: hier finde ich es besonders wichtig, dass ihr ruhig sein, gerade bei Begegnungen mit Hunden (aber natürlich auch mit Menschen) überträgt sich die Ruhe sehr auf den Hund. Ansonsten würde ich sie hier ruhig Kontakt aufnehmen lassen (sehr polterigen oder pöbelnden Hunden würde ich erstmal ausweichen). Falls du das Gefühl hast, dass Lili sich bedrängt fühlt, ruhig dazwischentreten und den anderen Hund damit abblocken. Aber auf lange Sicht würde ich sie schon eher ihre Hundebegegnungen selber meistern lassen.

 

zu 6.

Ich schließe mich an: Das Zauberwort heißt "Zeigen und Benennen" (ja, sind mehrere Wörter, ich weiß) :D. Lies dich da mal ein.

 

zu 7.

Ich würde Lili erstmal zu nix drängen und sie nicht nötigen, den Weg sofort zu laufen, sondern erstmal die Kinder mit dem Auto fahren, das nimmt den Druck raus. Lili ruhig mal rausschauen lassen und dann kann sie sich erstmal an den Anblick von dem Ort gewöhnen. Parallel dazu würde ich immer mal wieder mit ihr in Richtung Kindergarten gehen, aber immer nur soweit wie Lili sich sicherfühlt und dann wieder umdrehen und dann irgendwohin, wo sie es richtig toll findet. Du wirst merken, dass ihr von Mal zu Mal weiterkommt und irgendwann habt ihr dann den ganzen Weg zum Kindergarten geschafft. Bei Linnie haben wir Anfangs gedacht, dass wir niemals auf der anderen Seite des Dorfes mit ihr laufen können - das war viel zu viel Zivilisation für sie... Nach dem ersten Versuch mit ihr unsere Dorf-Hauptstraße ein Stück entlangzugehen, waren wir alle drei traumatisiert. Letztlich ist sie aber schon nach wenigen Wochen munter mit uns durchs Dorf gelaufen. Lili wird von Tag zu Tag mehr Vertrauen gewinnen - in euch, in euer zu Hause, in eure Umgebung. Habt Geduld! ;)

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