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Ausschließlich positiver Umgang mit Hunden - Warum nicht?


Zurimor

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denny

Ehrlich gesagt kenne ich den Begriff "aversiv" im Zusammenhang mit Hundeerziehung, seit dem ich in diesem Forum bin.

Wie ich schon mehrfach schrieb, habe ich bei Frau Feltmann den Umgang mit Hunden erlernt. Sie erzieht mit dem Mittel der liebevollen Konsequenz, das ich mir zu eigen gemacht habe.

 

Es gibt aber Situationen, in denen ich den Hund von seinem Tun abhalten möchte, z.B. jagen oder aber an der andere Hunde anpöbeln etc. Ich kann meinem Hund ja schlecht sagen: "Wenn du das nicht lässt, gibt es heute keine Sesamstraße". 

Liebevolle Konsequenz bedeutet daher auch für mich, dass ich meinem Hund auch mit Konsequenz bei absolut unerwünschtem Verhalten begegnen muss. Manch einer mag es für aversiv halten, wenn ich meinen Hund, wenn er an der Leine pöbelt, so lange fest halte, bis er sich beruhigt hat. Mit einem pöbelnden Hund kann ich nicht kommunizieren, genau so wenig, wie mit einem vor Wut schreienden Kleinkind. Ich muss abwarten, bis wieder Ruhe einkehrt.

 

Und bei einem Hund erreiche ich das eben, indem ich ihn so festhalte, dass er nicht an der Leine rumspringen kann, nicht mit ihm spreche oder sonst wie auf ihn einwirke. Nach einer Weile beruhigt sich der Hund und ich kann wieder mit ihm kommunizieren. Meiner Erfahrung nach lernt der Hund so, dass sein gezeigtes Verhalten eine für ihn negative Konsequenz hat. Er durfte z.B. nicht quer über die Straße laufen und einem anderen Kumpel mal kurz den Marsch blasen.

 

Welche Alternative gäbe es in so einem Fall? Der Hund ist in einem hohen Erregungszustand. Der wird wahrscheinlich nicht auf einen Keks reagieren. Ok, er nimmt ihn, aber das Gekläffe geht weiter.

Ich habe mit dieser Art Training meinen Hunden nachhaltig zeigen können, dass sowohl bellen an der Leine als auch Jagdverhalten nicht erwünscht sind. Natürlich habe ich ruhiges Verhalten im Anschluss belohnt. Natürlich empfindet der Hund das Halten an der Leine doof. Aber er wird belohnt, wenn er wieder mit mir spricht, d.h. die gesamte Situation hat für den Hund einen positiven Abschluss. Da ich den gesamten Vorgang als eine "Übung" betrachte, ist das für mich persönlich keine aversive Geschichte. Entscheidend, und das möchte ich noch mal betonen, ist für mich der positive Abschluss. Und das sollte immer das Ziel sein, bei allem, was man mit dem Hund macht.

 

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HansMueller

Weil ich es manchmal nicht besser weiss. 

Weil ich manchmal zumindest kurzzeitig nicht daran glaube. 

Weil ich manchmal zu viel erwarte. 

Weil ich manchmal geduldiger sein müsste, als ich bin. 
Weil ich es mir manchmal einfacher machen möchte. 

Weil ich manchmal faul oder unkonzentriert bin. 

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KleinEmma
vor 21 Minuten schrieb denny:

als auch Jagdverhalten

 

Wie? Also wie hast du das gemacht? Das kann ich mir gerade gar nicht vorstellen. Dein Hund wollte jagen und was hast du dann gemacht? Hast du das mit Hund an der langen Leine geübt und wie wurde das später im Freilauf umgesetzt?

 

Die Frage ist ernst gemeint, weil es mich interessiert. 

 

 

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@denny Danke dir für deine ausführliche Meinung.

 

Ich teile sie zwar so in der Form nicht, klar hast du recht, wenn der Erregungszustand auf 1000 ist, geht nichts mehr, aber dann müssen wir doch üben oder umlenken, dass es in Zukunft gar nicht erst dazu kommt. Bist du da bei mir?

 

Also üben wir den Ansatz zu verändern, Hund sieht in 100 m seinen Kumpel oder Feind und will da hin, das merken wir dann im Ansatz und bieten Alternativmöglichkeiten an. So mache ich es zumindest, zur Not gehe ich einen anderen Weg und gehe der Situation aus dem Weg, solange das geübte anwendbar ist. Irgendwann gibt es doch meist den "klick" im Kopf, ok, ich weis als Hund ich soll nicht so hochfahren, ist auch egal, ich freu mich viel mehr auf das Stück Käse als Belohnung oder mein Teampartner spielt danach auf der tollen Wiese mit mit, so in der Art.

 

Jegliches fest halten, also Einschränkung und jetzt körperlich wollen und sollten wir ja nicht vermitteln denke ich.

 

Also suche ich nach Alternativen die ich aufbauen kann, dass diese Situation in Zukunft im Idealfall nicht mehr passiert oder halt ganz selten.

 

Und ich bin bei dir, ich habe aversiv in dieser Form auch erst durch das Forum gehört, oder von mir aus gelernt, so zu 100 % verstehe ich den Spagat trotzdem immer noch nicht. Auch wenn es den alten Hasen hier im Forum wohl eher zum Hals raus hängt.

 

Und meine Hündin, die mehr oder weniger den ganzen Tag bei mir ist und sehr viel ohne Leine und im Freilauf, da meine Werkstatt im Grünen liegt und wir gleich auf der Wiese sind, fast immer mit anderen Hunden, bekommt von mir, wenn mir was völlig quer geht, eine Ansage, oder von mir aus eine Grenze gesetzt. Es genügt heute allerdings mit 6 Jahren ein hey, oder ein lass es. Ich schreie hier nicht rum, ist nicht mein naturell.

 

Dennoch lerne ich hier durch die vielen Meinungen immer dazu und wäge für mich ab, was ich gut finde und umsetzen und nutzen werde, oder was für mich eher falsch erscheint oder evtl. in meinem, unseren, Fall nicht passt.

 

 

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"Liebevolle Konsequenz" ist ja auch eher so ein Begriff zum Schönreden, in meinen Augen.

 

Und ja, das ist auch so ein Ding. Viele denken, solange man die Strafe mit einem Leckerchen abschließt, war das schon alles gar nicht so schlimm und eigentlich doch ganz positiv. Aber ist es nun mal nicht.

 

So inszenierte Beispiele mag ich nicht, egal was ich antworten würde, man würde ja doch etwas finden, oder eine weitere Prämisse dazunehmen, warum dies nicht funktioniere, oder jenes so gemacht werden müsse.

 

Aber so viel will gesagt sein; wenn der Erregungszustand auf so einem Level ist, dass der Hund noch Leckerchen nimmt und ansprechbar ist, dann kann man damit auch arbeiten. Viele nutzen diese Chance aber nicht, sehen nur das unliebsame Verhalten, das schnellstens abgestellt werden muss. Ist mein Hund komplett am Ausrasten, weil ein Auslöser zu nah ist, dann hat das mit Training so gar nichts mehr am Hut. Und es geht bitte nicht um irgendwelche Ausnahmesituationen, in denen man ja scheisse sein *müsse*.

 

Dennoch kann man mit einem Markersignal arbeiten, auch wenn der Erregungszustand sehr hoch ist. Selbst wenn es in dieser Situation nicht durchdringen mag, beim nächsten oder übernächsten Mal allerdings schon. Das ist ja etwas Konstantes, an dem man da arbeitet. 

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Haben nicht vor kurzem nicht noch ein paar in diesem Thread geschrieben das man durchaus auch mal "managen" muss?

Dann sind es keine 100% mehr. :) Trotzdem gehe ich bei "so positiv wie möglich" gerne mit, aber 100% neee das nicht und ausschließlich sind 100%.

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KleinEmma
vor 3 Minuten schrieb Amaterasu:

"Liebevolle Konsequenz" ist ja auch eher so ein Begriff zum Schönreden, in meinen Augen.

 

Und ja, das ist auch so ein Ding. Viele denken, solange man die Strafe mit einem Leckerchen abschließt, war das schon alles gar nicht so schlimm und eigentlich doch ganz positiv. Aber ist es nun mal nicht.

 

So inszenierte Beispiele mag ich nicht, egal was ich antworten würde, man würde ja doch etwas finden, oder eine weitere Prämisse dazunehmen, warum dies nicht funktioniere, oder jenes so gemacht werden müsse.

 

Aber so viel will gesagt sein; wenn der Erregungszustand auf so einem Level ist, dass der Hund noch Leckerchen nimmt und ansprechbar ist, dann kann man damit auch arbeiten. Viele nutzen diese Chance aber nicht, sehen nur das unliebsame Verhalten, das schnellstens abgestellt werden muss. Ist mein Hund komplett am Ausrasten, weil ein Auslöser zu nah ist, dann hat das mit Training so gar nichts mehr am Hut. Und es geht bitte nicht um irgendwelche Ausnahmesituationen, in denen man ja scheisse sein *müsse*.

 

Dennoch kann man mit einem Markersignal arbeiten, auch wenn der Erregungszustand sehr hoch ist. Selbst wenn es in dieser Situation nicht durchdringen mag, beim nächsten oder übernächsten Mal allerdings schon. Das ist ja etwas Konstantes, an dem man da arbeitet. 

 

 

Vielleicht verstehe ich dich jetzt falsch. Alsooo. Meine Meinung ist: Es muss doch gar nicht an jedem "Problemchen" gearbeitet werden. So sehe ich das jedenfalls.

 

Mein Hund ist zwischendurch auch mal nah an einem Auslöser. Zum Beispiel marschierte gestern Abend eine fremde Katze (keine Ahnung, wo die herkam) an unserem Gartenzaun vorbei. Das fand Emma unverschämt und sagte das der Katze in sehr lautem Ton :D Da trainiere ich gar nix. Wenn da ein Tier vorbei marschiert, dann bellt sie halt und kann auch mal ausrasten. 

 

Genauso kann es unterwegs passieren, dass vielleicht mal der Feind direkt um die Ecke kommt oder irgendwas anderes den Puls kurzzeitig mal in die Höhe treibt.

 

Für mich ist es ganz befremdlich, dass scheinbar ständig am Hund rumerzogen oder trainiert werden muss. 

 

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Meine Hunde sind untereinander ruppig, Menschen gegenüber nicht und wir Ihnen gegenüber nicht. 

 

Vorhin beim Autofahren dachte es ist vergleichbar, ich muss die Regeln kennen innerhalb  Straßenverkehr funktioniert, dann fahre ich automatisch. 

 

Bestimmt macht manche Regel erstmal keinen  Sinn  (oder auch länger nicht :) )

So sehe ich meinen Auftrag, den Hunden Regeln zu vermitteln damit sie sich gelassen und sicher in ihrer Umgebung bewegen können. 

 

 

Das nicht zu tun finde ich sehr unfair dem Hund gegenüber. 

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Annali
vor 22 Minuten schrieb denny:

Welche Alternative gäbe es in so einem Fall? Der Hund ist in einem hohen Erregungszustand. Der wird wahrscheinlich nicht auf einen Keks reagieren. Ok, er nimmt ihn, aber das Gekläffe geht weiter.

 

Ist bei Linnie so ähnlich, nicht bei anderen Hunden aber beim jagen, bei Wildsichtung zum Beispiel. Sie würde nicht mal mehr den Keks nehmen. Ich halte sie dann auch fest bzw. setze ihr durch die Leine die Grenze. Und auf lange Sicht bzw. parallel trainieren wir, Wild aus der Ferne gemeinsam beobachten zum Beispiel.

 

Beim pöbeln an der Leine würde ich halt auch parallel daran arbeiten, dass es besser wird. Also klassisch mit Zeigen und Benennen und dann frühzeitig den Keks, solange der Hund noch ansprechbar ist und dann ganz langsam die Distanz verringern.

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Gast
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