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Austauschthread reaktiver Hunde


Freefalling

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Ich finde es persönlich auch nicht unbedingt erstrebenswert, wenn ein Hund nicht wirklich zwischen "echter Gefahr/ Bedrohung" und "ungefährlich" unterscheiden kann. Das schreibt sich allerdings leichter als es ist, da man ja selber auch erst einmal wissen muss, warum der Hund sich gerade so auf dieses Situation oder Person fixiert. Ich hab da für mich immer sehr frei gehandelt: Wenn ich nicht sehen kann, warum sie aktiv agiert, dann lasse ich sie tatsächlich so reagieren. Passiert das vielleicht an einer ungelegenen Stelle, oder Zeit, dann versuche ich eben sehr schnell mit ihr den Ort zu verlassen. Zumindest für einen kurzen Augenblick, bis für sie alles wieder in Butter ist.

Bei "Bedrohungen" die ich erkennen kann und klar als ungefährlich einstufen kann, spreche ich natürlich mit ihr und sage ihr, dass das völlig ungefährlich ist. Beispielsweise Rollstuhlfahrer, Radfahrer, Menschen mit Kopftüchern, Gehstöcken, Inlinern, Skateboards usw. Hab ich gemacht, als sie ein Welpe war, und hat sehr gut geklappt.

Ich vertraue dadurch mittlerweile auf Quintas Reaktivität, wenn sie einsetzt. Wenn sie einsetzt, dann auch meist mit aller Heftigkeit; tiefem Grollen, Bellen, ggf in die Leine steigen, wenn die Person "zu nah an uns dran ist" sie hat dann aber auch vorher schon ordentlich gewarnt. Das kommt sehr selten vor (bisher 2-3 Mal) und meistens schon aus einer erheblichen Distanz heraus.

Beim ersten Mal hatte ich das noch gar nicht verstanden (das war aber auch die prägende Situation, warum ich ihr in dem Punkt einfach vertraue), weil sie Nachts einfach stocksteig mitten im Spazieren stehen blieb, die Bürste ihres Lebens machte und so tief gegrollt hat, wie ich das noch nie zuvor bei ihr gehört hatte. Ich dachte da im ersten Moment auch kurz, dass sie das wegen mir täte und ich gleich Hackfleisch wäre :ph34r:🙈 Sie drehte sich dann aber mit einem Satz um und sprang sehr gewaltvoll in die Leine (was sie sonst noch nie getan hatte). Ich drehte mich da im Affekt um und sah einen dunkel gekleideten Mann gegen die Brust, der einfach verdammt dicht hinter mir stand. Also schon in einem sehr persönlichen Bereich meiner Wohlfühlzone. Durch Quintas Reaktion hat er sich dann ohne ein Wort zu sagen umgedreht und ging den Weg zurück (da ist halt keine Abbiegung und nichts, er hätte also an mir vorbei müssen, wenn er nur unschuldig den Weg lang gehen wollte.) Ich hatte mich da tierisch erschreckt, weil ich das gar nicht mitbekommen hatte, dass ich "verfolgt" wurde. Also keine Schrittgeräusche oder sonst irgendwas, geschweige denn gemerkt, dass der Kerl direkt hinter mir stand.

Hätte er Angst vor Hunden gehabt, wäre er auch nicht so nah an uns rangetreten, es war also eher unwahrscheinlich, dass er nicht einfach an uns hätte vorbeigehen können, wenn er nichts "vorgehabt" hätte. Sie war auch mit Leuchthalsband bestückt, also nicht "unsichtbar".

Da sich diese heftige Reaktivität nur auf diese und ähnliche Reaktionen beschränkt, vertraue ich ihr da also.

 

Bei "netten" unbekannten Personen macht sie das auch nicht. Je nach Person geht die Spannweite da zu "ignorieren" oder "krasses Schwanzwedeln mit Begrüßungsgejaule", obwohl ich die Personen gar nicht kenne. Letzendlich ja auch eine Form von Reaktivität, wenn auch mal eine sehr positive. Neulich stand ein Nachbar, den ich gar nicht kannte bei sich im Vorgarten und Quinta hat sich gefreut, als würde sie ihn schon eeeeeeewig kennen und als wäre er sonst immer täglich zu Besuch bei uns gewesen. Hat ihm dann tatsächlich ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert und ein kleines Gespräch beschert, wie lieb sie doch ist ;) Aber mittlerweile ist Quinta in der fast ganzen Nachbarschaft sowieso "Everybodys Darling".

 

Zur reizoffenheit gesellen sich dann wohl positive, wie auch "negative" Aspekte der Reaktivität. Reaktivität muss also nicht immer laut sein, sondern ist in vielen Fällen auch einfach nur Spür- und/oder Sichtbar.  Ich denke da gibt es eben auch viele Hunde die nur einen Bereich abdecken, meistens den positiven Begrüßungsteil.

Zumindest bei uns ergeben diese Reaktionen immer ein Gespräch in dem sich herausstellt, dass sich diese Person gern einen Hund wünscht, Jahrelang selber Hunde hatte oder im Tierschutz o.ä arbeitet. Ich finde sowas immer sehr interessant, was Hunde alles zwischen den Ebenen spüren.

 

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gebemeinensenfdazu
Am 19.10.2019 um 13:16 schrieb Shyruka:

Bei "netten" unbekannten Personen macht sie das auch nicht. Je nach Person geht die Spannweite da zu "ignorieren" oder "krasses Schwanzwedeln mit Begrüßungsgejaule", obwohl ich die Personen gar nicht kenne. Letzendlich ja auch eine Form von Reaktivität, wenn auch mal eine sehr positive.

Ich finde e auch grundsätzlich poitiv, wenn der Hund mehr als eine Konfliktstrategie beherrscht. Dennoch lase ich meine auch beim Fiddlen nicht ganz alleine und gebe sowohl ihr als auch der Person Verhaltenstips- auch wenn der Hund"gesellschaftlich akzeptierter" deeskaliert it es ja immer noch ein Konflikt für sie und sie mus den nicht alleine austragen.

Dass sich wirklich spontan über ganz Fremde gefreut wird, halte ich eigentlich für ziemlich unmöglich (und ich glaube auch nicht, dass du das so siehst).

Wenn sie einen Keks in der Tasche haben, wird sich darüber gefreut, den gleich erbeuten zu können, aber dass da einfach nur wer ist, der fremd ist und mit dem man spontan sonst nichts anfangen kann- darüber kann sich ein Hund glaube ich gar nicht freuen (ich könnte das ja auch nicht).

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gebemeinensenfdazu
Am 19.10.2019 um 12:36 schrieb black jack:

Schwierig, die  Frage  ist  löst ein  Hund  nur  in "echten "Bedrohungssituationen aus oder nimmt er ungefiltert  viele  Situationen als  Bedrohung  wahr.

 

Das ist glaube ich gar nicht die Frage. Es geht ihm glaube ich ums Einschreitendürfen, er muss den Auslöser dabei gar nicht als Bedrohung empfinden. Regelverstoss oder "Seltsam" bzw. "Beurteilenswert" Melden reicht schon- ganz abgesehen von freudigen Anlässen, die natürlich auch angezeigt werden. Ein Hund kann das GERNE machen, zum Einen, weil er weiss, dass er etwas gut kann (z.B. Verbellen/Wissen, was verboten ist), zum Anderen, weil er sehr viel wissen will und Zusammenhänge erkennen.

Mein Hund zeigt mir auch an, wenn jemand Walnüsse im Gebüsch sucht. Das ist keine Bedrohung , sondern ein "Guck mal schon wieder so einer" und sie will mir lediglich sagen,dass sie den gesehen hat und dass sie weiss, dass das "so einer" ist. Sie interessiert das eben.

 

Am 19.10.2019 um 12:36 schrieb black jack:

sehe ich das schon  als Aufgabe  des Menschen  dem Hund  diesen Stress  zu nehmen. 

Das sehe ich auch so, deshalb plädiere ich für wechselseitiges Teamwork :Anzeigen/Benennen/Handlungsvorschlag. Bei mir darf ein Hund auch Bellen zum Anzeigen.

Man lässt einen Hund da nicht alleine, ganz klar, Gewöhnung hilft auch, dass etwas unerwähnenswerter wird, aber man darf nicht fordern, dass der Hund gar nicht mehr auslöst, das wäre sehr unfair ihm gegenüber. Das entspricht einfach nicht seinem Wesen- dazu ist er zu interessiert.

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