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Tierschutzhündin, Gassi gehen und die liebe Angst


KaliKala

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KaliKala

Hallo in die Runde,

Ich bin ganz neu hier und auch neue Hundehalterin. Vor etwas über einer Woche haben wir unsere Kleine adoptiert. Sie ist eine ca. 4 Jahre alte Hündin, die in Griechenland erst bei einem Mann lebte und dann in einem riesigen Tierheim. Danach kam eine ganz liebe Pflegestelle und jetzt ist sie bei uns. Die Kleene ist wirklich toll, ist aber verständlicherweise oft noch unsicher und ängstlich. In den ersten Tagen konnte die Pflegestelle nur auf dem Grünstreifen vor dem Haus mit ihr raus. Bei uns ist es so, dass wir ein Haus in einer ruhigen Gegend haben.  Dort läuft sie schon ganz sicher.  Jetzt habe ich aber auch noch meine kleine Wohnung in der Stadt und da liegt das Problem.  Es ist hier natürlich viel lauter und es prasseln viele Reize ein.  Heute morgen z.B. lief das Gassi relativ gut.  Heute Nachmittag war es sehr anstrengend.  Wie liefen den gleichen Weg. Sie will einfach nicht in bestimmte Richtungen oder lieber auf der Strasse oder dem Radweg laufen.  Das geht natürlich nicht unbedingt weil gefährlich.  Sie krallt sich dann richtig in den Boden.  Da sie nur 5 Kilo wiegt zerreisst es mir jedesmal das Herz,  wenn ich sie ziehen muss und sie richtig über dem Boden ratscht. Manchmal agiert sie aus Unsicherheit und Angst,  dass sehe ich an der Haltung.  Manchmal bin ich mir nicht sicher.  Ich will ihr halt nicht beibringen,  dass sie den Weg bestimmt.  Anderseits will ich sie auch nicht zu sehr stressen und überfordern. Ich habe es schon mit stehenbleiben und abwarten probiert.  In die andere Richtung geguckt.  Manchmal locke ich sie. Das klappt aber nur ab und zu. Wie bin ich ihr ein guter Mensch?  Wie kann ich ihr Sicherheit vermitteln und Bindung aufbauen und es aber so hinbekommen, dass sie meinen Weg läuft.  Ich will diesen kleinen Hund nicht zerren. Muss ich kleinere Runden laufen? Will ich zu viel?  Ich wäre über Tipp von erfahrenen Menschen dankbar.  LG 

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Ich kenne das Dilemma. Meine Hünding wiegt 10 kg und war auch sehr ängstlich, auch erster Hund. Es kommt natürlich auf den Hund an, aber ich habe irgendwann folgende Haltung angenommen:

 

Gassizeit ist für den Hund, da geht es weder darum was ich will, noch darum was ich denke, wie ein Gassigang mit Hund aussehen sollte. Wenn es also sein musste, dass wir 50 % des geplanten Spaziergangs damit verbracht haben, einen knisternden gelben Sack anzustarren und dann wieder heimzugehen, dann war das eben so. Ich bin auch durchaus dann mal 45 Minuten an einer Kreuzung gesessen.

 

Bei meiner Hündin war dies abzugrenzen von "ich will aber jetzt lieber da lang", den Unterschied erkennen habe ich halt gelernt. Da muss sie dann durch. Ich zerre sie nicht, sondern laufe langsam weiter. 

 

Wenn es keine Gassirunde ist, sondern man Zeitdruck hat von A nach B zu kommen, habe ich meine Hündin auf den Arm genommen, weil ihr das Sicherheit gab. Ob das für deine Hündin gilt, weiß ich nicht. Und bitte, vergiss das Klischee des herumgetragenen Kleinhundes, falls du es im Kopf hast. Es gibt - wie bei fast allem im Leben - Situationen, in denen es hilft und Situationen, in denen es Schadet -. Mein Hund kann von meinem Arm aus Dinge ruhig beobachten, vor der sie sonst Angst hätte - das ist etwas gutes. 

 

Da du gesagt hast, sie krallt sich in den Boden, könnte natürlich auch langsam weitergehen in ein Schleifen übergehen, eine Alternative wäre deshalb für solche Situationen (also nicht Angst, sondern eigener Wille als Ursache) den Hund hochzunehmen und nach 5-10 Metern wieder abzusetzen. Hund ist dann in einer neuen Situation und oft läuft meine dann einfach los.

 

Kurzes Beispiel für "eigener Wille": https://www.youtube.com/watch?v=2UBsSPWqYcE

In dem Video habe ich versucht, es auszusitzen. Da gewinnt aber idR mein Hund.

 

Es gibt also m.E. verschiedene Methoden, aber das sind so die Werkzeuge mit denen ich rumbastel. 

 

Edit: Außerdem haben wir bewusst Spaziergänge, wo sie den Weg bestimmt. Da stiefel ich auch kreuz und quer durch die Pampa, wenn sie so will. 

 

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Im Moment ist es sicherlich noch zuviel für den Hund.

Warum nimmst du sie nicht auf den Arm?

Ich habe auch zwei Hunde in der Gewichtsklasse. Vorher hatte ich grössere, es hiess immer, man soll kleine Hunde nicht auf den Arm nehmen.

Heute, nach vielen Jahren sehe ich das anders.

Der kleine Hund fühlt sich eher überfordert und besonders auch ausgeliefert. Unten auf der Erde ist es schwer, ihm Schutz zu geben. Daher nehme ich meine dann hoch. Sie beruhigen sich dann schneller.

Bei meiner kleinen Hündin ist es so, dass ich ihr meine Hand über dem Boden anbiete. Will sie hoch, schiebt sie sich drüber.

 

Wichtig aber finde ich, wenn der Hund sich beruhigt hat, wenn sich die Situation als harmlos herausgestellt hat, ihn wieder auf die Erde zu setzen und dann aus dieser Perspektive auch in die Entspannung (soweit möglich) zu kommen. Das braucht oft Zeit und Geduld. Das muss man oft aussitzen.

Er soll ja lernen, damit umzugehen.

Nur auf den Arm ist nicht die Lösung.

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Erst mal herzlich willkommen und schön, dass Du Dich für einen Tierschutzhund entschieden hast.
Zu Deinen Fragen:
 

Ja, Du solltest wenn möglich, sie erst mal nur in der ruhigen Gegend spazieren führen, Du merkst ja selbst, dass die Kleine überfordert ist. Das ist auch nicht erstaunlich, der Hund ist ja erst eine Woche bei Dir, hat wieder ein Zuhause verloren. Das ist schon sehr viel Stress für einen Hund und fördert ängstliches Verhalten.

Gib ihr Zeit, sei geduldig, nehme sie nur ganz dosiert mit in die Stadt und lasse sie bestimmen, wie lange es dauern soll.
Sie muss ja erst mal richtig ankommen und auch zu Dir Vertrauen bekommen, das geht nicht von jetzt auf gleich 😉
Alles Gute für euch 🙂

vor 14 Minuten schrieb KaliKala:

 Muss ich kleinere Runden laufen? Will ich zu viel?  Ich wäre über Tipp von erfahrenen Menschen dankbar.  LG 

 

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1 Woche ist ja gar nichts ... Da werden noch nicht mal die Stresshormone durch den Umzug von der Pflegestelle zu dir im Körper abgebaut.

Jeder kleine neue Stress (selbst "positiver" Stress) bei schüttet wieder Stresshormone in den Körper aus und so wird sich das immer weiter aufschaukeln.

Die Hündin braucht viele Stunden Ruhe (jeder Hund braucht tgl. 16-18 Std Schlaf, Dösen, Ruhe) in einer Umgebung, in der sie sich sicher fühlt, um die Stresshormone über viel Tage wieder abzubauen.

Daher: extrem ruhige Dinge mit ihr machen, so wenige neue Reize wie möglich und ganz behutsam bei dir "ankommen" lassen. Das kann schon ein paar Wochen dauern. Du wirst es merken, wenn sich das Verhalten ändert, weil sich Selbstvertrauen und Sicherheit aufbaut.

Stadtwohnung würde ich in den nächsten Wochen so oft vermeiden, wie es sich einrichten lässt.

 

Bei nur 5 kg Gewicht würde ich die Hündin auch immer wieder kurze Strecken tragen (nur wenn sie sich dabei wohl fühlt!) und sie dann wieder ermutigen, selbst zu laufen.

Jeden Schritt, zu dem sie sich selber durchgerungen hat, extrem loben!

Wenn du merkst, sie "macht dicht", biete ihr an, dass du sie (kurz) trägst - mit dem Ziel, ihr das Tragen schnell wieder abzugewöhnen. Aber sie wird sich später immer daran erinnern und bei Bedarf deine Hilfe anfordern.

 

Zum Thema unsicherer Hund und wie mache ich als Anfängerin alles so gut wie möglich (immer nur richtig geht sowieso nicht ...) kann ich dir eine Trainerin empfehlen, von der ich sehr viel halte. Auf der Website gibt es einen Blog mit vielen guten Informationen. Wenn du du dich für den Newsletter anmeldest, gibt es einmal pro Woche (meist sonntags) eine Mail mit einem neuen Blogartikel und du wirst alle paar Wochen zu einem kostenlosen Webinar eingeladen.

Du bekommst auch auf Fragen per Mail gute Antworten (so gut man etwas aus der Ferne beurteilen kann), bevor verständlicherweise der Hinweis auf einen kostenpflichtigen Kurs kommt.

Viele Kurse funktionieren "auf Distanz" übers Internet und werden per Facebook (geschlossene Gruppe) begleitet.

So, jetzt ist genug Schleichwerbung ... ;)

 

Und, ganz wichtig: Neue Mitglieder im Forum bekommen eigentlich überhaupt keine Antworten, wenn sie nicht mindestens ein Hundefoto posten!

:clown

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KaliKala

Hallo und danke für so schnelle Antworten 🙂

Ich nehme sie dann auch hoch,  war ein Tipp der Pflegestelle. Ich war mir jetzt nur unsicher ob ich sie damit zu sehr verwöhne und verziehe. Leider wird ja gerne mal beim Gassi gehen von fremden Menschen kommentiert:  "Das ist doch kein Baby,  ein Hund kann laufen. " Hatte ich schon. Da muss ich wahrscheinlich selbstsicherer werden und  mehr dahinter stehen. 

Zuhause bei den Fliesen und der Tür hat es auch geholfen. Die ersten zwei Tage ging da gar nichts. Da habe ich sie getragen und mittlerweile ist beides okay für sie.

 

Nur in der ruhigen Gegend kann ich leider nicht spazieren gehen.  Das wäre schön.  Aber Kala pendelt mit mir zusammen auch in die Stadt.  In dwr Wohnung fühlt sich auch auch pudelwohl und schnorchelt gerade neben mir gemütlich vor sich hin.

 

Dann werde ich auf der Strasse mal drei Gänge zurück fahren und ganz viel warten. Und wenn gar nichts mehr geht nehme ich sie ein paar Meter auf den Arm .

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vor 4 Minuten schrieb KaliKala:

Leider wird ja gerne mal beim Gassi gehen von fremden Menschen kommentiert:  "Das ist doch kein Baby,  ein Hund kann laufen. "

 

An anderer Stelle schrieb ich schon mal vor längerer Zeit: "Wer einen Hund hat und/oder in einem Online-Forum aktiv ist, braucht ein sehr dickes Fell!" :)

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KaliKala
vor 2 Minuten schrieb DerOlleHansen:

 

An anderer Stelle schrieb ich schon mal vor längerer Zeit: "Wer einen Hund hat und/oder in einem Online-Forum aktiv ist, braucht ein sehr dickes Fell!" :)

Sehr gut👍

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