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~*~*~Adventskalender 2019~*~*~


Freefalling

Empfohlene Beiträge

Nebelfrei

Nr 19

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Nebelfrei

Von guten Mächten treu und still umgeben

Von guten Mächten treu und still umgeben,
behütet und getröstet wunderbar,
so will ich diese Tage mit euch leben
und mit euch gehen in ein neues Jahr.

Noch will das alte unsre Herzen quälen,
noch drückt uns böser Tage schwere Last.
Ach Herr, gib unsern aufgeschreckten Seelen
das Heil, für das du uns geschaffen hast.

Und reichst du uns den schweren Kelch, den bittern
des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand,
so nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern
aus deiner guten und geliebten Hand.

Doch willst du uns noch einmal Freude schenken
an dieser Welt und ihrer Sonne Glanz,
dann wolln wir des Vergangenen gedenken,
und dann gehört dir unser Leben ganz.

Lass warm und hell die Kerzen heute flammen,
die du in unsre Dunkelheit gebracht,
führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen.
Wir wissen es, dein Licht scheint in der Nacht.

Wenn sich die Stille nun tief um uns breitet,
so lass uns hören jenen vollen Klang
der Welt, die unsichtbar sich um uns weitet,
all deiner Kinder hohen Lobgesang.

Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

 

 

 


Gedicht von Dietrich Bonhoeffer, 1906-1945, deutscher evangelischer Theologe und NS-Widerstandskämpfers
Das Gedicht ist das letzte Werk Bonhoeffers, verfasst im Dezember 1944 in Gestapo-Haft, am 9. April 1945 wurde Bonhoeffer im KZ Flossenbürg hingerichtet

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Dietrich_Bonhoeffer
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Von_guten_Mächten_treu_und_still_umgeben

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Die vorweihnachtliche Zeit sorgt doch manchmal für Besinnlichkeit und die Nähe zum Jahreswechsel lässt auch schon mal Raum für einen Blick zurück.

Viele von uns mussten heißgeliebten Vierbeiner gehen lassen, einige auch in diesem Jahr. Darum möchte stellvertretend von meinen beiden Havanesern Gismo und Denny berichten..

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Gismo war unser 1. Hund. Wir haben ihn 2002 mit 9 Wochen von der Züchterin abgeholt und ich saß auf der Heimfahrt mit 1,1 kg Hund im Auto und weinte vor lauter Freude. Gismo war ein raffinierter kleiner Drecksack. Sein Selbstbewusstsein reichte schon nahe an Arroganz.

Sein Witz zeichnete ihn aus. So durfte man auf keinen Fall lachen, wenn er Blödsinn gemacht hatte, denn auf der Stelle wiederholte er diesen Blödsinn. Er suchte sehr unsere Nähe und liebte es, seine 'Kiste' (Hintern) an uns ran zu schmeißen.

Leider war oft sehr krank und wir mussten ihn mit nicht ganz 8 Jahren erlösen. Es war so schlimm für uns, denn das hatten wir noch nicht erlebt. Aber Gott sein Dank war zu diesem Punkt schon unser Eisbär im Haus.

 

Denny kam im Oktober 2005 zu uns. Er war als Welpe eine kleine Katastrophe, da er sehr lebhaft und keinerlei Erziehungsversuchen zugänglich war. Aber irgendwann war, als hätte er einen inneren Schalter umgelegt und er begann, uns zuzuhören.

Es war ein langer Weg, bis wir ihm vertrauen und ihn sein Ding machen lassen konnten. Er entwickelte sich zu einem Charmeur allererster Klasse und ich bekam viele 'Übernahmeangebote".

Bis zum Schluss blieb er unabhängig, fröhlich und frech. Er war 13, als wir ihn gehen lassen mussten, aber bis auf diesen Sch...Tumor topfit.

Der Dicke, wie er von mit genannt wurde, war mein seelisches Spiegelbild. Obwohl ich auch Gismo sehr lieb hatte, war Denny einfach mein Dicker.

 

 

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Freefalling

Das Wichtelgeschenk 

- Eine lange Reise

 

Heute geht es endlich los,

das wird 'ne lange Reise.

Ich mache mich ganz still und leise

Auf den Weg zu Klein und Groß. 

 

Auf 'nem Schlitten fahr' ich nicht!

Den Weihnachtsmann, den gibt's doch nicht!

Das Christkind? - Nein, das kenn' ich nicht.

Mein Patron ist fla-hau-schig.

 

Dunkel ist's, kein Mond scheint helle,

Ich - ja ich! - hüpf hin und her,

Ich warn' euch: Krieg ich eine Delle,

War es das mit der Bescher

 

-ung und -mann - was steht denn da

Auf meinem Deckel ach so fein?

Kann's nicht lesen (war ja klar...).

Hier drinnen riecht's nach Innerei'n.

 

Bin ich endlich angekommen,

reißt man schon an mir herum.

Und ich Armes leide stumm;

Alles hat man mir genommen!

 

Doch was hör' ich, gar ein Schmatzen?

Trippel trappel leise Pfoten?

Eine warme feuchte Nas' liebkost mich

Und ein Rieselschauer Flaum

 

Der sich legt auf meinen Rücken

Ach - das kann mich wohl entzücken

Und die Sorgen tun verblassen

(Die Sprach', sie hat mich fast verlassen)

 

Denn in diesem neuen Haus

scheint es auch sehr schön zu sein.

Mit Freud' verbleib' ich Wichtelein.

(Nur mein Gedicht, das ist jetzt aus).

 

 

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Das wundersame Weihnachtstürchen. Eine Shyruka-Patlican-Koproduktion, Pt. I:

 

 

Wenn Tuuli träumt. Ein Weihnachtsmärchen

 

 

Unter dem hell erleuchteten Tannenbaum lag Quinta wohlig auf ihrem Rücken und tat emsig so, als ob sie schliefe. So verharrte sie schon seit Stunden, denn ihre Zweibeins waren heute Abend ausgesprochen aktiv; nicht einmal die Samtpfoten kamen angemessen zur Ruhe. Natürlich lag ihr das Wachen ein wenig im Blut, aber heute… Sie durfte sich ja noch nicht einmal anmerken lassen, dass sie wachte! Nein, die Zweibeins durften von nichts erfahren!

Die Aufregung, die sich seit Tagen schon aufgebaut hatte, wollte sich in einem angespannten Zittern Luft machen, doch sie brachte alle Selbstbeherrschung auf, zu der ein quirliger Wirbelwind wie sie nur fähig war. Dass die heutige Nacht eine besondere war, auf die sie das ganze Jahr hin fieberte, war zwar abzusehen gewesen. Nachdem sie jedoch, wie üblich sieben Tage und sieben Nächte, bevor der heilige Abend anbrach, ihre persönliche Raunwurzel im Wald ausgegraben und diese ihr die Nachricht aus dem Lichterwald zugewispert hatte, die anders, einfach anders klang als erwartet – nun, seitdem wusste Quinta, dass sich etwas anbahnte, das nie zuvor geschehen war.

"Tuulikki träumt. Lasst die Schellen klingen." So hatte es geheißen.

Ein Sturm zog herauf, und Quinta spürte ihn kommen. Unglaublich, dass die Zweibeins nicht den Hauch einer Ahnung hatten: Den ganzen Tag schon verpackten sie liebliche Päckchen, buken duftende Walnussplätzchen, kochten himmlische Speisen, schmückten jeden Winkel des Rudeldomizils und waren überhaupt unmäßig geschäftig – und bestens gelaunt. Am liebsten hätte Quinta ihnen gezeigt, was sie wusste, sich an ihre schützenden Seiten geschmiegt… Das hätte sie jedoch sicherlich verraten – und so riss sie sich zusammen, so gut sie es vermochte. Und wachte. Bäuchlings, unter dem Weihnachtsbaum.

"Tuulikki träumt. Lasst die Schellen klingen." Noch nie zuvor hatte man sie gehört.

Stunde um Stunde verging, Mitternacht war längst vergangen, der bleiche Mond stand hoch am Himmelszelt und die Geisternebel waren heraufgezogen, als Quinta sich endlich sicher war, dass ihre Zweibeins schliefen. Ein vorsichtiger Kontrollbesuch verriet ihr: Ja, und wie sie schnarchten! Da hielt sich das tapfere kleine Pelzmädchen nicht mehr länger zurück, und leise, so leise sie konnte, auf trippelnden Pfoten huschte sie in Windeseile in ihr Körbchen. Obwohl sie gut versteckt waren, musste sie nicht lange suchen, und sie lagen vor ihr: das Silberglöckchen, das ihr ihre Mutter einst geschenkt hatte; die erste Socke, die sie heimlich, nachdem ihre Zweibeins sich endgültig als ihrer würdig erwiesen hatten, gemopst hatte; und die so vertraut duftende, weiche Flanelldecke, auf der sie gelegen hatte – damals, als Tuuli sie erstmals in ihren tiefsten Winterträumen heimgesucht hatte.

"Tuulikki träumt. Lasst die Schellen klingen." Ein Hauch von Schicksal wehte durch die Nacht.

Quinta holte tief Luft, nahm ihren Mut zusammen – und wirbelte das Glöckchen durch die Nacht, ließ die kleine Goldschelle so klar und so lieblich klingeln, wie sie es nie zuvor und nie danach von einer Schelle jemals hören sollte.

Und in dem Moment, als es erschallte, stand die Zeit still. Die Flammen der Kerzen froren ein, als wären sie zu uraltem Stein erstarrt. Die Samtpfote, die sich soeben anschickte, ihren Hochsitz zu verlassen, um sich an ein paar Paketchen gütlich zu tun, verharrte noch im Flug, als sei sie plötzlich schwerelos. Von den Zweibeins war derweil kein Laut mehr zu hören. Nun wusste Quinta: Der Zauber war vollendet. Es war Zeit, dem Lichterwald die Ehre zu geben.

So kaute sie haargenau siebenmal auf der würzigen alten Socke, legte sie auf ihre gekreuzten Pfoten, schloss die Augen und dachte an ihr innerstes Geheimnis. In dem Moment, als sie dieses so fest vor Augen hatte, dass es sie beinahe schmerzte, es je wieder loszulassen, hob sich jedoch, so zuverlässig wie Jahr für Jahr bewiesen, die Flanelldecke, auf der sie lag, in die Lüfte; und auf ihr schwebte Quinta hinaus in die Nacht, über die Dächer der Häuser und die Wipfel der Bäume, hinein in die Wolken, dem Polarlicht entgegen; und erst, als das sanfte, überirdische Glimmen des Lichterwalds inmitten der Anderswelt am Horizont erstrahlte und immer näher rückte, begann die pflichtbewusste Decke, sich langsam, langsam wieder Richtung Boden zu senken, den glühenden Strahlen entgegen zu schweben und Quinta, sanft und sicher, vor den mächtigen Eingangstoren des Wunderforsts abzusetzen. Dann rollte sie sich samt Socke und Schelle wie von Geisterhand ein und reihte sich ordentlich und akkurat bei den vielen anderen bunten Decken ein, die sich auf ihre Fellnasen zu warten anschickten.

Jedes Jahr kamen sie nur in dieser einen Nacht hierher. Quinta kannte dennoch den Weg, den sie als Welpe schon zu gehen gelernt hatte, und konnte ihn niemals verfehlen – weil es der richtige Weg für ihre Pfötchen war. Was sie aber immer wieder neu überwältigte, sie in ein beinahe kindliches Staunen versetzte, war der Anblick des magischen Lichterwalds selbst. All diese in sanften, edlen Tönen erstrahlenden Bäume, aus denen unaufhörlich Licht wie ein goldener, silberner, bronzener, kupferner Schneefall hinabzufließen schien; und wie seine Perlen sich an ihrem Wurzelwerk im sanften Gras wie kleine Irrlichter sammelten, dass es eine Freude war, sie anzusehen! Geschwind huschte Quinta an mehr und mehr der wunderlichen, selbst zu atmen scheinenden Gebilde vorbei, denn sie wollte, ihrem, einzig ihrem Wunderbaum noch einen kurzen Besuch abstatten, bevor der Rat sich versammelte.

Aufmerksam registrierte sie, wie viele schon solch zeitiger Stunde bei ihren Bäumen angekommen waren. Wega, die Wegesfinderin, lag aufmerksam unter ihrer rotgolden glimmenden Erle und hielt alle Pfade stets fest im Blick. Unweit entfernt von ihr putzte sich die stolze Lady Kitty, als Brecherin der Eismeere bekannt, für die Versammlung heraus. Währenddessen wachte unter einer mächtigen, knorrigen Kupfereiche Femo, der Beschützer und Exekutive, so wie es seit jeher seine Bestimmung war, und unter der silbrig schimmernden Linde nahe bei ihm schlummerte eng eingekringelt Saga, die Hüterin der Geschichten, und träumte wohl von alten und neuen Märchen. Es war offensichtlich: Alle waren gekommen – allein schon dadurch, dass Quinta bei einer Gruppe nahe beieinander stehender, bronzefarbener Kastanien sogar jene im Verborgenen wirkenden Fellnasen, die dem Rat als geheimer Ermittlungsorden dienten und allen nur als Holos Zirkel bekannt waren, entdeckte, wurde ihr das eindrucksvoll bewusst. "Tuulikki träumt. Lasst die Schellen klingen." Natürlich. Wer hätte sich schon diesem Ruf verweigert?

Zur Ruhe kamen Quintas Gedanken erst, als sie selbst im Schutz der Zweige ihrer golden erstrahlenden, sanften Trauerweide lag. Trauerweide – welch ein unpassender Name; Liebesweide sollte man sie nennen, das fand Quinta schon immer. Ob sie heute dazu käme, diese Neuerung bei Minos, der den Dingen wahre Namen gab, zu beantragen? Ein wenig hoffte sie darauf, auch wenn es nicht wahrscheinlich war. Zumindest wollte sie dieses Vorhaben vielleicht am Rande des Rats schon kurz mit ihm besprechen. So viel Zeit musste schon sein.

Der Rat! Rasch sprang Quinta auf, die sich in ihrer Freude, bei ihrem Baum zu sein, wohl ein wenig in ihrer Terminplanung verzettelt hatte; und in hastigen Sprüngen fegte sie durch den Wunderforst, hin zur großen Lichtung, auf der die Versammlung stattfinden würde.

Zwar hatte sie es schon vermutet, doch als sie mit eigenen Augen sah, wie viele gekommen waren, kam sie nicht umhin, in Ehrfurcht zu erstarren. Es schien, als seien sie alle bereits hier – und nicht wenige Blicke huschten wieder und wieder hinauf zu den mächtigen, stahlgrauen Felsbrocken, auf denen Tuuli, die Träumerin, auf steinernem, doch mit Myrrhe, würzigem Moos und weichen Gräsern reich bedecktem Sofa, wie es ihre Natur war, schlief. Und zu dem Vorsprung unterhalb von ihrer Schlafstatt, auf der der Verkünder brennend erwartet wurde.

Immerhin waren dies seine Worte gewesen: "Tuulikki träumt. Lasst die Schellen klingen." So lautete die Nachricht, die die Raunwurzeln verschickten…

Das vielstimmige Geplauder und Geplapper, das Quinta umgab, ließ zwar einen nervösen Unterton nicht verkennen; doch umso mehr war es Balsam für ihre Seele, wieviel Wiedersehensfreude, Leidenschaft und Energie sich in den vielfältigen Szenen um sie herum spüren ließ. Besonders rührte sie der Übermut, mit dem Sunny, auch genannt die Waage alles Fremden, und seine Gefährtin Luzie, die stille Macht der Wiesen, ihre alte Freundin Kitty begrüßten; das war ein Gehopse, Gewedel und Gejubel, wie man es nur bisweilen aus Märchen kennt – und stand bei aller Gegensätzlichkeit jener Zärtlichkeit, mit der die sanfte Zyra und das fröhliche Duo, das man an Bachläufen stets als Julikas Wassergeister anrief und begrüßte, an Schönheit in nichts nach. Quinta indes beschloss, sich zu Rieka und Eddy, den Ernährern und Verzehrern, die über den Fortbestand der Dinge entscheiden, zu gesellen; man kannte sich bereits aus früheren Jahren, und sie schätzte die Beherztheit und das Überlegte dieses eingespielten Teams.

Kaum, dass sie sich begrüßt und einige freundliche Worte der Begrüßung ausgetauscht hatten, legte sich eine fast schon gespenstische Stille über die Menge. Quinta blickte hinauf zu den Felsen – und sah, dass Minyok, der vielgesichtige Wächter der Zauberbäume im Walde, stolz und erhaben an die Seite seiner schlafenden Gefährtin Tuulikki trat. Einen Moment lang blickte er ernst und gewichtig in die Gesichter der versammelten Pelzkinder. Dann erhob er seine melodische Stimme:

"Freunde der Nacht, die Schellen sind also erklungen; die Zeit steht für uns still, um unseren Rat zu ehren. Es ist wahr, was euch eure Raunwurzeln in den Wäldern und Feldern eurer Heimat zuwisperten; Tuuli träumt; doch es sind gefährliche Visionen, die sie an uns hinausschickt, seit Wochen schon, Tag für Tag. Lange haben wir die Augen verschlossen, doch müssen wir der Wahrheit ins Gesicht blicken; als Hüter dieses Waldes weiß ich, wovon ich spreche, denn die Zauberbäume dieses Forsts stocken im Wachstum. Lange hielt mich das Warum als mein Rätsel in Atem, bis ich sah, was die wissende Tuuli sah…"

Eine viel zu lange Weile musterte er die ihn beinahe verschlingenden, sorgenvollen Blicke. Dann schloss er seine Augen: "Ich will keine unnützen Reden schwingen. Seht selbst." Und im Schlummer ließ Tuulikki einen verstörenden Seufzer erklingen…

Da war es Quinta, als würde ihr schwarz vor Augen, als griffe eine Eisenfaust nach ihrem Herzen, und vor ihrem Geiste fielen Bilder des Schreckens, Gerüche des Verwesens, Gefühle der Machtlosigkeit, Schreie der Verzweiflung wie ein alles verheerender Orkan über sie her. Wie Höllenfeuer brannte die Sonne darnieder und verätzte ihre plötzlich knorrige Haut, während sie vor Durst zu kreieren schien; winzige Wesen, tausende, ja abertausende kleiner, beißender Geschöpfe gruben sich in ihr Fleisch hinein; Regen stürzte wie eine tödliche Welle über ihr Haupt hinweg, sodass sie ihn zwar spürte ihn all seiner Gnadenlosigkeit, ihn jedoch nicht zu fassen bekam; und sauer war das wenige Nass, das über den Waldboden in ihre Adern floss, dort pulsierte und ihr Blut im Fluss noch gerinnen zu lassen schien. Die Angst, der Schmerz waren unerträglich, Quinta wollte aufschreien, doch war sie stumm, reglos, wehrlos, schutzlos – und Hilfe, die Hilfe, sie kam nicht, sie würde nie kommen, sie konnte nicht, sollte nicht, sollte nicht…

Gerade als Quinta meinte, nun müssten ihr Leib und Seele in Millionen Eiskristalle zersplittern, fand sie sich, wie aus dem Nichts, inmitten des großen Rates wieder. Noch keuchte sie vor Überwältigung, und ihren Nächsten ging es wohl genauso, wenn nicht schlimmer. Sie zitterte, und sie verstand die Welt nicht mehr. Was zur Hölle, hatte Tuuli ihnen da denn bloß gezeigt? Wovon hatte sie geträumt, worin bestand die Gefahr, wie sollte man das namenlose Grauen bloß benennen?

"Der Wald stirbt", wisperte Minos, der Namensgeber, in die Stille. Und lauter, fest und voll der Überzeugung: "Ihr alle habt‘s gesehen. Der Wald, er stirbt!"

"Ich habe es geahnt", erwiderte Wega. "Auf all den Pfaden, die ich hüte, habe ich es gesehen. Langsam, manchmal kaum merklich – doch im Grunde unaufhaltsam. Der Wald stirbt uns von innen fort. Wir haben es gesehen."

"Vertraut euren Zweibeins etwas mehr, wenn ihr das könnt; sie haben es verstanden und werden dagegen einstehen, das habe ich in der Nase, davon habe ich von den Wald- und den Schneegeistlein daheim gehört… Zumindest werden sie alles versuchen, uns unsere Wälder zu bewahren. Wenn der Wald aber, ganz genau jetzt, bereits stirbt, wenn er wirklich schon stirbt, und wenn hier dann unser Lichterwald sich diesem Schicksal zu beugen beginnt… Wie sollen denn dann all die jungen Bäume für Neuankömmlinge in ihm fortan erwachsen?"

Diese leise Frage Zyras, deren goldene Seele seit jeher jedes Herz bewegen konnte, rief erschrockenes Schweigen hervor – und alsdann einen Tumult. Aufgewühlt zeterten, diskutierten, jammerten, schimpften, fabulierten all diese Pelznasen vor sich hin, bis Tuuli im Schlaf aufheulte und ihr gebieterischer Ruf das Fußvolk verstummen ließ. Minyok erst brach die Stille:

"Einer aus unserer eigenen Mitte möchte heute Nacht nun zu uns sprechen."

Und aus der dicht gedrängten Menge nahe bei dem Felsen trat Nuka, der Sänger, dessen Stimme die Völker vereint, gefolgt von einem Quinta unbekannten, schönen Hund hervor. Gespannt hing die Menge an Nukas Lefzen, als er zu sprechen begann:

"Die Nacht vor dem heiligen Abend ist das große Geheimnis, das uns alle verbindet. Jedes Jahr schleichen wir uns fort von daheim und versammeln uns in diesem magischen Wald; und jedes Jahr sucht ein jeder in diesem Forst seinen eigenen, lieblichen Wunderbaum auf, um ihn kräftig zu rütteln und zu schütteln, mit selbst erdachten Liedern zu besingen und ein Zweiglein von ihm abzubrechen. Dieses Zweiglein bringen wir unseren Zweibeins und legen sie heimlich in ihr Bett, auf dass dadurch unser schönster Wunsch für sie von den himmlischen Mächten erfüllt werde. Das ist das Vorrecht und das Geschenk jeder Pelznase, die bei einem Zweibein mit goldener Seele endlich sein Glück finden durfte – und so wird jedes Jahr all jenen, die die Heimat ihres Herzens neu gefunden haben, ein eigener Wunderbaum zuteil, der nur ihnen, ihnen allein gehört, damit sich der Zauber vollziehen kann. Minyok hütet den Forst das ganze Jahr, um ihn auf die Neuen in unseren Reihen vorzubereiten und Sorge zu tragen, dass dieser Brauch überdauert. So war es stets, und so wird’s immer sein."

Er blickte den schwarzen Hund, der sich an seine Seite schmiegte, fest an. "Mein Bruder Taavi, der Brecher der Flüche, hat dieses Jahr bei meinem Zweibein endlich sein Glück, seine Heimat gefunden. Nun führte sein Weg ihn, wie jeden von uns einst, mit uns in den magischen Lichterwald. Doch erstmals seit Anbeginn der Zeiten – ist nicht zur rechten Zeit ein Baum für ihn gesprossen. Der Zauberforst, so scheint es, befindet sich im Streik, denn er trauert um seine weltlichen Brüder. Wie soll aber nun Taavi seinen Wunsch für unser Zweibein sprechen können, wenn sich das Wunder nur beim Baum, der die eigene Seele spiegelt, vollzieht? Was soll er rütteln und schütteln, wo soll er singen, und wie soll er ein Zweiglein nach Hause entführen? Ich spreche für meinen Bruder Taavi und all die anderen Neuen in dieser Weihnachtsrunde. Freunde, es muss sich doch ein Weg für sie finden lassen! Weiß denn niemand hier einen Rat?"

Und bittend schaute er sich in der Menge um, doch die betroffen dreinblickenden Pelznasen blieben stumm. Ratlos ließen sie ihre Gedanken kreisen, überlegten hin, überlegten her, doch niemals war solch ein Unglück geschehen, und so sehr sie auch suchten, kam doch nichts in ihren Sinn.

"Es ist ja nun auch so", sagte Kitty leise und bekümmert, "dass wir schon mehrere neue Wunderbäumchen bräuchten. Taavi, Erna, George… Nicht wenige haben dieses Jahr den Weg zu uns gefunden."

"Woher kommen die neuen Zauberbäume denn eigentlich?", fragte Rieka, die den Nagel recht gerne auf den Kopf traf. "Quinta, Minyok und all die anderen blickten fragend zu Saga, die die Geschichten, Lieder und Geheimnisse hütete. Mit weicher, sanfter Stimme antwortete sie: "Die alten und ältesten unserer Mythen berichten uns in vielen Gesängen von diesem Zauber. In dem Moment, in dem das Herz eines Hundes sich gänzlich an ein Zweibein verschenkt und dieses sich vor den Göttern als dieser Gabe würdig erweist, fällt ein einzelner, funkelnder Stern demnach vom Himmel hinab in den Zauberwald. Denn die Sterne sind eigentlich Samenkörner, die friedlich und voll der Hoffnung schlummern, bis ihre Zeit gekommen ist. Erst dann begeben sie sich für jenen Hund, dem sie immer schon bestimmt sind, auf die Reise, um hier in den uralten Zaubern zu erblühen als die Seele spiegelnder Wunderbaum, der das magische Band zwischen Pelzkind und Zweibein bis in alle Ewigkeit bezeugt."

"Heißt das, wenn wir mal logische Schlüsse ziehen, letztlich hat der eklatante Zauberbaummangel mit dem Sterben der Wälder gar nichts zu tun? Es sind nur diesmal nicht genug Sternsamenkörner rechtzeitig in den Lichterforst geplumpst?", fragte Femo seine Liebste, dem Quinta schon aus der Ferne ansah, dass er innerlich Ränke und Pläne schmiedete, den alten Brauch für all die lieben Freunde hier zu verteidigen – und diesen nachlässigen Zaubersternchen eine Lektion, die sich gewaschen hatte, zu erteilen. Das schöne Schattenwölfchen blickte zu Minyok auf: "Sind die Sterne denn gar nicht hier angekommen, Minyok? Haben sie das Gesetz alter Zeiten gebrochen?"

Minyok dachte angestrengt nach, bevor er entgegnete: "Nein, Sterne sind wie üblich einige aus dem Himmel herabgefallen... Nur das mit dem Sprießen schienen sie diesmal nicht allzu genau zu nehmen. Ein wenig scheint’s, als wären die kleinen Schlafmützen trotz ihres Falls nicht recht aufgewacht…"

"Dann haben die Lichtgeister dieses Waldes sich wohl in ihrer Verzweiflung geweigert, ihnen all jene Runen und Sprüche zuzuflüstern, die sie zu sprießendem Leben erwecken", vermutete Saga und blickte bekümmert zu Tuuli hinauf. "Vielleicht ist es das, wovon Tuuli träumt. Das Gleichgewicht der Mächte ist zu sehr gestört."

"Können wir denn die Zaubersprüche nicht sprechen, um sie aus ihrem Schlafe aufzuwekcne?, überlegte Eddy, den es zutiefst wurmte, dass er sich zwar in seinem weisen Urteil für den Fortestand der Wunderbäume entschieden hatte, diese nun aber einfach blau zu machen schienen – ein Schlupfloch, mit dem er nie und nimmer gerechnet hätte.

"Die Worte müssen von sphärischen, himmelsgesandten Irrlichtern eingesungen werden, die nur in den Tiefen des Wunderwalds leuchten und keinem anderen Gesetz gehorchen als dem des Waldes. Das Geheimnis liegt in ihrer Ewigkeit. Uns Sterblichen bleibt dieses Vorrecht verwehrt." So verriet Saga, die Silbrige, ihren Gefährten und verfiel alsdann in nachdenkliches Schweigen.

"Ich wünschte", murmelte Zyra, "ich könnte meine rosegoldene Birke mit dem lieben Taavi und unseren anderen Neuen teilen. Ein bisschen Zauber gäbe ich gerne ab, wenn sie das aus der Not erlösen würde."

"Und ich wünschte, wir fänden eine Spur, der wir zu den Irrlichtern folgen könnten. Vielleicht würden sie einige der schönsten Zapfen meiner Zaubertanne dazu bewegen, sich doch noch in Bewegung zu setzen und den Himmelssamen ihre Lieder zu singen", seufzte Wega, die sich unwillkürlich schon die Wege nach der richtigen Fährte absuchen sah.

Quinta jedoch, die diesen Diskussionen so erstaunt wie aufmerksam gefolgt war, kam auf einmal eine neue Idee. Wahnwitzig und ein bisschen verwegen, ja, so mochte man sie wohl nennen – doch ob man es nicht in dieser Ausweglosigkeit dennoch wagen sollte? Ob so nur ein klein wenig Hoffnung bestand, die Wundermisere des Waldes zu lindern?

Sie zögerte kurz, obwohl sie vor Aufregung zitterte, doch dann fasste sie sich endlich ein Herz. "Liebe Freunde! Und wenn wir ein wenig von dem, was Zyra und Wega sich wünschten, selbst in unsere fleißigen Pfoten nehmen? Man sagt doch durchaus: Der Himmel hilft dem, der sich selber hilft. Lasst es uns doch zumindest gemeinsam versuchen! Wenn jeder ein zweites Zweiglein heute von seinem heiligen Bäumchen bricht; und wir sie zu schillernden, ganz neuen Bäumen mit Segenswünschen zusammensetzen; und wir aus tausend sterblichen Stimmen eine einzige, ewige Melodie singen, die von den kleinen, hilfreichen Schellen und der Zeitlosigkeit hier im Lichterwald spricht – vielleicht werden wir den Wunderbaummangel zumindest ein wenig lindern können?"

"Das hat es noch nie zuvor gegeben", murmelte Saga mit leiser Stimme – um dann umso fester fortzufahren: "Doch Märchen erzählen sich nicht von selbst. Es ist Zeit, eine neue Geschichte zu schreiben.

Und Khan, der Vermittler zwischen den Welten, fügte überzeugt hinzu: "Ihr wisst, dass Grenzen gesprengt werden müssen, will man neue Ufer für sich entdecken. Niemand weiß das hier besser als ich. Und wenn Hund, Pferd und Zweibein, ja Katzen selbst sich verständigen, einander lieb gewinnen können und zu einem Rudel zusammenwachsen – warum sollten sich tausend Zauberzweige nicht miteinander zu einem Bäumchen vereinigen?"

Dieser Gedanke leuchtete den Fellnasen um ihn herum durchaus ein. Gespannt blickten sie nun alle zu Minyok hinauf, unter dessen Schutz und Verwaltung der Lichterwald immerhin stand. Behände sprang er nun zu Tuuli hinauf und flüsterte etwas in ihren Schlummer. Dann lauschte er gespannt der süßen Musik ihrer sanften, verschlafenen Atemzügen; und nach einer Weile grinste er und nickte der Menge begeistert zu.

Ein Jubel und große Geschäftigkeit brach da unter all diesen Felsnasen aus, und nicht wenige stupsten die kleine Quinta anerkennend im Vorbeilaufen an, während jeder zu seinem Bäumchen eilte, um ein winziges Zweiglein von ihm zu brechen. Auch Quinta rannte zu ihrer Weide und suchte das schillerndste, filigranste Ästchen aus, das sie in ihr finden konnte; sanft umschloss sie sie mit ihren Zähnen und brachte sie zur großen Lichtung zurück. Dort hatte sich, ganz zentral in der Mitte, bereits eine Menge an Zweigen versammelt, und mit jeder Fellnase, die begeistert dazustieß und seine kleine Gabe behutsam zu den anderen legte, wuchs und wuchs der in allen Farben glimmende Berg an Geäst stetig an. Sunny und Luzie, die fleißigen Wirbelwinde, wuselten geschäftig über und unter und durch diesen Hügel der Anmut hindurch. Während Sunny entschied, welcher Zweig wo genau im entstehenden Kunstwerk angebracht werden müsse, und Luzie das Blätterwerk nach ihren vielen Erfahrungen im Wald- und Wiesengeschäft emsig und mit fachkundigen Pfoten sortierte, wuchs mit und mit manch ein provisorischer Zauberbaum aus all diesem Blätterwerk heran, dem man zumindest ansehen konnte, dass ein Baum ihm als Vorbild gedient haben mochte.

Als endlich jedes Zweiglein seinen Patz gefunden und alles nach bestem Wissen und Gewissen sortiert und platziert war, kehrte langsam wieder Ruhe ein. Quinta stellte sich indes zu Nuka, dem Sänger, und bat: "Lass uns jetzt ein Lied von der Ewigkeit singen, wie es in diesem Wald nie zu hören war." Und lächelnd, mit lauter, klarer Stimme stimmte Nuka für sie eine Weise an. Taavi, Khan und Zyra fielen nach wenigen Takten als erste in sie ein; Kitty und Quinta, Rieka und Eddy folgten alsbald in der Melodie; und es dauerte nicht lange, bis das ganze Polarhundevolk aus hoffnungsvollen Kehlen ein machtvolles Lied zu den Sternen am Himmel und den gefallenen Lichtern auf Erden ihnen sang, als ein polyphoner, wundersamer Choral, wie es ihn nie gegeben hatte auf der weiten Welt. Sie sangen ein goldenes Willkommen für all ihre neuen und alten Freunde, die sich in ihren Reihen gefunden hatten. Und Taavi und all die anderen Neuen trippelten ehrfürchtig und mit gerührten Seelen vorsichtig und andächtig hinüber zu ihren neuen Bäumchen, um sie in Augenschein zu nehmen und sich dankbar mit ihnen bekannt zu machen. Quinta lächelte still in sich hinein; zugegeben, richtige Wunderbäumchen waren das vielleicht nicht – doch sie waren da, sie waren entstanden, sie stammten aus Herzblut, und sie waren gut.

Es wäre wohl nicht die magische Nacht direkt vor dem heiligen Abend gewesen, hätte der große Zusammenhalt und der Einsatz der Fellnasen all die himmlischen Mächte, die über ihnen wachten, nicht zu einem göttlichen Wunder gerührt. Und so taten sich mit einem Mal die Himmelstore über der Lichtung auf, und die Engel warfen ein goldenes Marienlicht hinab auf die selbst zusammengefügten Bäume. Sowie dieses aber die schillernden Zweige in all ihrer Vielfalt zur Gänze getränkt hatte, erwachten diese zu gleichsam zum Leben, fügten sich anders und neu zusammen, verflochten, verschmolzen sich miteinander, griffen gemeinsam nach allen Himmeln und betteten sich in dem würzigen, weichen Boden der Lichtung – und vor den erstaunten Augen des Polarhundevolks ließen die Engel aus den selbstlosen Gaben richtige, echte Trauerweiden erwachsen, eine jede in anderer glimmender Schattierung – und genug, dass jedem Neuling sein eigener Wunderbaum endlich zukommen konnte. Ihre Herzen erkannten auf der Stelle,welcher Baum für welchen Hund bestimmt war; und unter Tränen der Rührung schmiegten Taavi und seine Kumpane sich an die gesegneten Goldgewächse, um sich mit diesen Herzenswunderbäumen erstmals bekannt zu machen.

Trauerweiden waren es. Quinta war zutiefst bewegt. Ob dieser Gruß der Engel wohl für sie bestimmt war?

Ja, es konnte wohl keinen Zweifel mehr geben – erst recht nicht, als Minos, der Namensgeber, der ihn schon umzingelnden Menge verkündete: "Von Trauer sind diese Weiden wahrlich nicht, und nach dieser Nacht soll keiner von uns, wenn er solche Bäume hier oder anderswo auf Erden erblickt, an Schmerz, Verlust und Traurigkeit denken müssen. Lasst sie uns Liebesbäume nennen! Denn das ist der wahre Kern ihrer Natur."

Und also sollte es, zu Quintas allerhöchstem Glück, in dieser Nacht doch noch geschehen, dass die Trauerweide fortan unter den Fellnasen auf dieser Erde nur noch als Liebesweide bekannt war – und das zu Recht, wie Quinta fand. Das Pfotenvolk aber, das in dieser Nacht im Lichterwald versammelt war, feierte nun ein ausgelassenes, glückliches, nie dagewesenes Fest, für das selbst Tuulikki, die Träumerin, zur höchsten Freude all ihrer Kumpane ihre weiche Schlafstätte gerne einmal verließ, um sich dem Trubel anzuschließen und den Neulingen die örtlichen Loipen zu zeigen. Es wurde gesungen, getobt und gelacht; Minyok und Saga wiesen alle Neuen, allen voran die kleinen Welpchen, ihren jeweiligen Pflichten gemäß in die hohe Kunst der Pflege und der Handhabung des eigenen Wunderbäumchens ein und halfen ihnen, ihre eigenen Raunwurzeln aus dem magischen Wurzelwerk herauszulösen, und jeder, wirklich jeder im Wunderforst konnte nun sein einziges und eigenes Bäumchen rütteln und schütteln, ihm wunderschöne Seelenlieder singen und ein kleines Zweiglein von ihm brechen, um es seinen Zweibeins ins Bett zu legen – und so seinen innersten Herzenswunsch für die liebsten Zweibeins zu erfüllen.

Nach Stunden und Stunden der freudigen, heiteren Geselligkeit und einer friedlichen, die Seele erquickenden Zeit bei ihrer eigenen, leuchtenden Liebesweide war Quinta auf ihrem treu wartenden Flanelldeckchen und mit ihrer Lieblingssocke unter den Pfötchen kurz vor Morgengrauen erst wieder nach Hause zurückgekehrt. Nachdem sie ihr helles Glöckchen erneut geschellt und den Lauf der Zeit in ihrem Heim wieder still und heimlich in Gang gesetzt hatte, tapste sie müde, aber mit leuchtenden Augen zur Schlafstätte ihrer Zweibeins. Das sanft strahlende Zweiglein, das sie mitgebracht hatte, hielt sie zärtlich zwischen den Zähnen. Liebevoll betrachtete Quinta die Pelzlosen, die sie doch so sehr liebte - und die, wie es seit jeher schon geschah, in ihren Träumen gerade all jenen anmutigen, schönen Liedern lauschten, die Quinta an ihrer Liebesweide und mit ihren Gefährten gesungen hatte; und sachte, ganz sachte und sorgfältig legte das kleine Pelzmädchen ihr wundersames Ästchen inmitten der zahlreichen weichen Kissen und Decken ab. Dann kringelte sie sich mit zufriedenem Seufzen zu den Füßen ihrer Zweibeins ein, und während sie ins Reich der wundersamen Weihnachtsträume hinüberglitt, dachte sie, so fest sie es nur konnte, an den Wunsch, den der Zauber ihren Zweibeins heute Nacht noch erfüllen sollte. Was sie sich wünschte? Das wollte sie zwar niemandem jemals genau verraten. Doch der Wunsch war von Hoffnung und Liebe getragen. Und ist das nicht alles, was wirklich zählt?

 

(von S. K. Geicht a.k.a. Patlican, 24.12.2019)

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Das wundersame Weihnachtstürchen. Eine Shyruka-Patlican-Koproduktion, Pt. II:

 

Des Himmels Boten

 

 

Im Himmel droben, im silbernen Reich der wolkigen Paläste

Da rührte der Wolfswünsche Widerhall die lieblichen, ewigen Mächte.

Sie hatten gesehen, wie all diese Kinder gemeinsam Sorge getragen,

Dass keiner von ihnen ein Leuchten entbehre an diesen heiligen Tagen.

Die Bäume, die sie in ihrer Not aus Zusammenhalt hatten geflochten,

hatten die Engel zum Leben erweckt, so gut sie es eben vermochten.

Was aber konnten sie tun für den Wald, der dahinsiechte, leidend und schwindend?

Die Fellnasen hatten sein Flehen gehört – doch ein Heilmittel für ihn zu finden,

fehlte die Macht dem warmherzigen Volk, mochte es noch so sehr davon träumen.

Und hätte man irgendein Mittel gekannt, würde keiner von ihnen versäumen,

zu lindern das Leid, und die Wunden zu heilen: zum Leben den Forst zu erwecken.

Welcher Wolf ließe denn schon den uralten Hain, als das Heim seines Herzens, verrecken?

Und von all den innigsten Wünschen, die an Wunderbäumen pelzige Nasen

Gen Himmel gesandt diese heilige Nacht, gleich glitzernden Seifenblasen,

baten nicht wenige, Zweibeins zuliebe, um jeglichen Walds Überleben.

Die Zweibeins wissen es nämlich nicht – doch kann’s sie ohne Wälder nicht geben…

So fassten die Engel alsbald einen Plan, ließen walten die himmlische Gnade,

schickten einen Traum ganz aus Mondenlicht hinab auf die irdischen Pfade

direkt in die Herzen der Zweibeins hinein, auf dass diese danach streben,

zu kämpfen, mit aller gemeinsamen Kraft, um des Zauberwalds Überleben,

und mit ihm um das aller Wälder, die ihnen so viel an Freude schenken.

Er sollte ihr Denken, ihr Handeln, ihr Sehnen von dieser Nacht an lenken.

Ob er uns erreicht hat? Ich weiß es zwar nicht. Doch horchen wir einmal nach innen:

Keimt dort nicht ein göttliches Samenkorn, tief in unserem Hoffen und Sinnen?

Und könnt ihr es fühlen, das kleine Geschenk, seid selig. Verliert es nur nicht!

Die Treuen an unserer Seite schenkten uns dieses flammende Licht.

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