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Hilfe ich bin überfordert


Gast

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Hallo alle Zusammen,

 

dieser Beitrag kostet mich Überwindung und ich habe auch Angst meine Gedanken zu teilen. Ich bin ein sehr positiver Mensch aber grade habe ich eine Grenze erreicht, und muss einfach mal ehrlich meine Gedanken teilen, so viel Überwindung mich das auch kostet.

Ich habe vor ca. 3 Wochen einen Husky-Schäferhund-Labrabor Rüden aus Kroatien adoptiert. Er kam gegen Weihnachten nach Deutschland und war noch ca. 3 Wochen bei einer Pflegestelle, bevor ich bei einer Tierschutz Seite auf Facebook sein Gesicht sah habe und mich sofort verliebt habe. Ich spiele schon lange mit dem Gedanke, einen Hund zu adoptieren aber hatte einen Job bei dem ich ihn nicht mitbringen konnte und wusste nicht, was meine Vermieter zu einem Hund sagen würden. Long Story short- ich habe mich gemeldet und dachte um ehrlich zu sein dass es eh nicht klappen wird. Die Frau vom Tierschutzverein war sehr nett und auch die Vorkontrolle war sehr positiv. Also begann ich all meine Nachbarn und meinen Vermieter um Erlaubnis zu fragen, einen Hund zu halten. Alle stimmten zu! Auch mein Chef und meine Kollegen freuten sich sehr, dass ich bald einen Hund mit zur Arbeit bringen würde. Also kam der kleine zu mir und ich war total überwältigt.

 

Er war anfangs sehr zurückhaltend, taut aber immer mehr auf und ist lieb zu Menschen. Leider kannte er wohl vorher nicht viel, und da ich recht zentral in der Stadt wohne ist jeder Gang vor die Tür purer Stress für ihn. Er zieht wie verrückt an der Leine und will nach dem Geschäft sofort wieder nach Hause, ich kann ihn kaum von einem 2 Minuten Weg zu einem nahgelegenen Park überzeugen. Er hat vor allem Angst und bekommt sofort Durchfall. Andere Hunde bellt und knurrt er an, hat Angst oder wirkt Agressiv/Unsicher. Er will nach Hundebegegnungen immer panisch nach Hause und zieht mit voller Wucht an der Leine. Zuhause will er weder aufs Sofa, inzwischen lässt er sich ein wenig streicheln und mag es auch aber kratzt sich danach immer extrem. (Er hat noch Demotex Milben, ich vermute die werden durch Berührung irgendwie angeregt?)

Nun hat leider der Vermieter unserer Büroräume ein Hundeverbot ausgesprochen. Ich habe mich darauf verlassen, dass mein Chef das vorher abgeklärt hat- das war wohl ein großer Fehler. Jedenfalls muss ich ihn nun für 2 Monate tagsüber abgeben (danach ziehen wir in ein neues Büro, da darf er wieder mit) und habe ein super schlechtes Gewissen deswegen. Er kann überhaupt nicht allein bleiben, ist schon total fertig wenn ich im Büro 3 Minuten ohne ihn auf Toilette gehe. Ich frage mich einfach grade ob ich die richtige Halterin für ihn bin, ob er nicht eher jemand braucht der in einer ruhigeren Gegend wohnt und ihm mehr bieten kann. Zudem muss ich zugeben dass mir die Spaziergänge grade gar keinen Spaß machen, und ich mich auch nicht traue ihn von der Leine zu lassen weil er so krass auf andere Hunde reagiert. Auch dass er nicht kuscheln will (oder wegen den Milben kann?) belastet mich sehr. Ich habe einfach Angst eine falsche Entscheidung getroffen zu haben und ihm nicht das Leben geben zu können, dass er braucht und verdient hat. Und ja wir sind in einer Hundeschule, und er macht kleine Fortschritte, ich wusste dass die Anfangszeit nicht leicht werden kann aber aktuell habe ich das Gefühl mein Leben ist zu 90% fremdbestimmt. Ich habe mir gewünscht schöne, lange Spaziergänge im Wald zu machen und einen besten Freund an meiner Seite zu haben, klar passiert das nicht über Nacht und ist Arbeit, aber von meinem Standpunkt grade sind wir so meilenweit davon entfernt. 

 

Habt ihr Anfangs auch solche Schwierigkeiten mit euren Hunden gehabt und was hat euch geholfen? Kennt ihr das Gefühl, sich komplett überfordert und hilflos zu fühlen mit der neuen Aufgabe, so sehr ihr sie euch auch gewünscht habt?

Ich suche wirklich Rat und bin dankbar für jeden Tipp.  

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sampower

Hallo erst mal.

Das Problem von Auslandshunden ist dass die wenigsten von ihnen vorher ein ähnliches Umfeld kennen. Das heißt sie sind völlig überfordert mit dem was hier auf sie einprasselt. Viele Mensch, Geräusche, Autos usw. usw.

Es gibt Hunde die damit gut klar kommen und dann gibt es die Hunde, die dann völlig dicht machen und nur noch Angst haben.

War der Hund bei der Pflegestelle auch schon so ängstlich?

 

3 Wochen sind halt nichts. Dass er mit dir noch nicht schmusen möchte würde ich gar nicht überbewerten. Er kennt dich ja quasi noch gar nicht. Und kuscheln möchte man nur wenn man vertraut und entspannt ist.

Ich würde mir einen Hundetrainer an die Seite holen, der mit euch positiv an euren Problemen arbeitet und ansonsten versuchen von deinem Hund erst mal nichts zu erwarten. Hast du ein Auto und kannst zum spazieren gehen irgendwo hin fahren wo nichts los ist? Dann kann dein Hund mal wieder runter kommen und mit dir positive Erlebnisse verbinden. Der Dauerstress sorgt nicht gerade dafür dass er lernen kann.

 

Ich hoffe ihr findet einen Weg für euch

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gebemeinensenfdazu

Wie alt ist denn der Hund? Dass er Probleme mit Artgenossen hat, ist bedauerlich,weil damit ein Sozialisationshelfer wegfällt. Alles Andere klingt relativ normal für einen Hund, der gerade einen Kulturschock überwinden muss.

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@sampower Hallo sampower, danke schon mal für deine Antwort. Leider hat er noch sehr viel Angst im dunkeln, sodass ich vor der Arbeit nicht mit ihm auf die Felder fahren kann, und nach dee Arbeit ist es auch schon wieder dunkel. Am Wochenende waren wir schon im Wald, da wars leider auch nicht viel besser- andere Geräusche, und noch viel mehr Hunde. 

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@gebemeinensenfdazu Er ist 7 Monate alt. Bislang hatten wir noch nicht die Gelegenheit, mal auszuprobieren wenn man beide Hunde abgeleihnt wie der dann reagiert. Habe ich mich einfach nicht getraut, ich hoffe in der Hundeschule kann man mir mehr zu seinem Verhalten sagen, ob es wirklich Angst oder Aggressivität ist.

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Dem stimme ich zu: 3 Wochen sind nichts!

Neue Umgebung, neue Bezugsperson, neue Tagesabläufe, ...

 

Du solltest Dir öfter das positive vor Augen führen: Er hat kein Problem mit anderen Menschen, kommt so langsam an und flüchtet aus unangenehmen Situationen nach Hause statt kopflos einfach nur schnell weg! Das ist schon mal ein Fundament, auf dem man aufbauen kann.

 

vor 19 Minuten schrieb thewizard:

ich mich auch nicht traue ihn von der Leine zu lassen

 

Das wäre auch viel zu früh. Dass solltest Du nach der kurzen Zeit nur auf eingezäunten Flächen tun.

 

vor 22 Minuten schrieb thewizard:

Auch dass er nicht kuscheln will

 

Zerbrich Dir darüber nicht zu sehr den Kopf. Unser Husky ist zwar total gechillt und völlig angstbefreit, hat aber trotzdem Monate gebraucht um wenigstens mal ansatzweise mit uns zu kuscheln bzw. unsere Nähe zu suchen. Aufs Sofa will er auch fast nie und so richtig liegend ankuscheln schon gar nicht, höchstens mal den Kopf auf mein Bein legen oder wenn ich mich zur Begrüßung hinhocke gegen meinen Bauch drücken und sich kraulen und massieren lassen. Er hat kein grundsätzliches Problem mit der Berührung, man kann ihn auch in den Arm nehmen usw. -er kuschelt halt nur nicht gern so intensiv. Manche Hunde sind halt so. Und wenn er den Kopf unterm Couchtisch auf meinen Fuß legt, macht mich das auch glücklich... 🥰

 

vor 30 Minuten schrieb thewizard:

Jedenfalls muss ich ihn nun für 2 Monate tagsüber abgeben

 

Das ist so kurz nach der Übernahme tatsächlich doof. Aber wenn Du eine gute Betreuung hast, bei der er sich wohlfühlt, nicht unbedingt eine Katastrophe und für die erste Zeit für ihn evtl. sogar leichter als im Büro.

Aber ich würde meinem Chef für diese Zeit etwas Urlaub abpressen (schließlich hat er Dir leere Versprechungen gemacht 😉), vielleicht jeden Mittwoch oder so, dann kannst Du etwas mehr Zeit mit Deinem Hund verbringen.

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gebemeinensenfdazu

Dann ist er ja zusätzlich noch in einer körperlichen Umbruchphase, mit Begiinn der Pubertät sind viele Hunde verunsichert. Das kommt bei ihm also noch zusätzlich erschwerend dazu. Souveräner Althund, netter Junghund (evtl. Hündin) unter Aufsicht in größerem eingezäunten Gebiet frei begegnen lassen- das würde ich mit der Trainerin üben.

Ein Hund in diesem Alter braucht ein souveränes Beispiel, an dem er sich orientieren kann. Die Leine macht das nicht einfacher (auch wenn es sein kann, dass es nicht primär an der leine hängt).

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gebemeinensenfdazu

Oh und ganz wichtig: Ein Hund muss nicht kuscheln. Sehr viele Hunde mögen das gar nicht so.

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Bitte lasse ihn nie, und ich meine wirklich niiiie von der Leine, solange er noch keine wirklich feste Bindung zu dir aufgebaut hat. 

Es gibt bei euch in der Stadt bestimmt mehrere Hundetagesstätten. Such dir für die zwei Monate eine nette ruhige  aus.

Ansonsten hört sich alles völlig normal an für einen 7 Monate alten Hund. 

Wenn du es wirklich möchtest, dann werdet ihr beiden das schaffen und in ein paar Wochen werden eure Spaziergänge weitaus entspannter sein.

Wenn du aber jetzt schon sicher bist, dass das nichts für dich ist, dann such ihm ein anderes zuhause, bevor er sich zu sehr an dich gewöhnt hat,

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vor 6 Minuten schrieb thewizard:

Bislang hatten wir noch nicht die Gelegenheit, mal auszuprobieren wenn man beide Hunde abgeleihnt wie der dann reagiert. Habe ich mich einfach nicht getraut

 

Das ist auch ganz gut so. Gerade auch weil er ein ängstlicher Hund ist - da kann es leicht passieren, dass er erschrickt und dann wegrennt. Und es ist extrem schwierig, einen verängstigten Hund wieder "einzufangen". Hundeschule halte ich für eine gute Idee, dort wird es bestimmt auch einen sicher eingezäunten Bereich geben. Achte darauf, dass es eine Hundeschule ist, die positiv arbeitet, also belohnungsbasiert und nicht mit Strafen. 

 

Ansonsten stimme ich zu - drei Wochen sind noch nix. Bei uns hat es ca. ein halbes Jahr gedauert, bis wir gesagt haben - joa, jetzt ist sie angekommen. Und wieder ein halbes Jahr später haben wir es wieder gesagt... Da tut sich noch wahnsinnig viel in den nächsten Monaten. 

 

Auch dass ein Hund im Dunkeln ängstlicher reagiert als im hellen ist nicht unüblich - das tun sehr viele Hunde. Hier ist die Zeit auf eurer Seite. Die Tage werden länger und dann habt ihr auch mehr Spielraum. Ich würde versuchen, so oft wie möglich mit dem Kleinen in eine möglichst reizarme Gegend zu fahren - viel Natur, wenig Menschen. Unsere Hündin war anfangs auch so, wie du deinen beschreibst. Selbst ein einsames Haus an einem Waldweg hat anfangs ausgereicht, dass sie da nicht lang wollte und wie verrückt in die andere Richtung gezogen hat. Und da mussten noch nicht mal Menschen gewesen sein - die pure Möglichkeit, dass da jemand sein könnte, war schon genug für ein "Bloß schnell weg". Nach ca. 6 Monaten konnte sie dann entspannt durch kleinere Ortschaften gehen, heute marschiert sie mit mit sogar durch die Braunschweiger Innenstadt - keine Metropole, aber doch eine Großstadt. Sie tut das nicht gerne und guckt ein bissl unglücklich/missmutig, aber sie tut es angstfrei und weitestgehend stressfrei (ein bisschen stressig wird es immer bleiben - auch das ist nicht ungewöhnlich, viele Hunde fühlen sich einfach in "Einsamkeit" und in der Natur am wohlsten). 

 

Die Überbrückungszeit bis dein Büro in neue Räume umzieht ist blöd, ja. Aber da sehe ich es wie @KuK - kann auch positiv sein, wenn du einen ruhigen Platz findest. So oder so ist es ein absehbarer Zeitraum - ich glaube, ich würde es riskieren und dabei so stressfrei wie möglich für den Kleine gestalten.

 

Das wichtigste ist wirklich Zeit und Geduld - so blöd es klingt, aber vieles kommt von allein mit der Zeit, einfach weil dein Hund "richtig ankommt" und immer mehr Vertrauen zu dir fasst. 

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