Wachhund und hohe Fluktuation

[gebemeinensenfdazu]

Letzten Herbst kann ich mich erinnern, dass eine NeuUserin, die wirklich einen sehr einfühlsamen und kompetenten Eindruck machte, ihren nach ein paar Monaten sehr liebgewonnenen Hund, doch abgab wegen  WG- Wohnumfeld. Trainer hatte zur Abgabe geraten usw. , hört man ja meistens.Und damit sich hier die Aussagen nicht einseitig häufen, dass das auf keinen Fall ginge, z.T. im Netz schon Tierquälerei vorgeworfen wird, wollte ich mal was dagegensetzen,  damals hatte ich das schon schreiben wollen:

Kann gehen. Gar nicht unmöglich. Einiges an Management nötig, aber Gewöhnung und Gegenkonditionierung wirkt auch hier.  Dauert halt. Hallo stiller Mitleser, hier hast du mal ein paar Gegenbeispiele.

 

Hab' das ja auch hier bei mir und diverse Fallberichte aus dem Freundeskreis, weil wir alle  so wohnen, z.T. mit deutlich höherem Durchsatz an Gästen, Fremden, KATZEN  als in einer Durchschnitts WG. Also ich weiss schon wovon ich da rede und einen Trainer, der das selber schon hatte, kann ich auch dazuschmeissen...Leicht erregbarer , reizoffener Hund mit hoher Schutz-und Wachmotivation  und ein Wohnumfeld mit hoher Fluktuation an Gästen, Fremden , Leuten mit engen und losen Kontakten . klar passt da der Hund auf- die Aufgabe nimmt er nämlich sehr ernst.

 

Wie haben wir Ausgleich geschaffen:

• Tagesroutinen: die ruhigsten Phasen hier nutzen wir zum Schlafen, bei uns ist das nachts und morgens und nach dem großen Spaziergang
•  vormittags/mittags ausgiebiger Spaziergang mit Freilauf, Verweilen, eingestreut Schnupperaufgaben, Such und Spielsequenzen, mind. 1,5 bis zu 3 h draußen Feld, Wiesen, Bäche, wenig Leute und wenn dann auch mit Hund unterwegs (also auch Artgenossenkontakte je nach Sympathie), da entspannt der Hund, da kriegt er Auslastung und Erfolgserlebnisse fürs Selbstbewusstsein, genug Abstand um sich an Auslöser zu gewöhnen und umzuverknüpfen- wir gehen möglichst nie dieselbe Route vom Tag davor, sondern sorgen für Abwechslung, danach essen und schlafen
• Spätnachmittag, wenn es allgemein unruhiger wird drinnen was suchen oder Spiele im Garten im abgetrennten Bereich - (in unsere Zimmer kommt ohne uns kein Gast hinein, und auch das passiert selten) Privaträume sind verlässliche Zonen für den Hund. Da stolpert keiner einfach rein
• -Abends Abendrunde ca. 1h- 1,5h essen schlafen
• Zeigen und Benennen (und Beurteilen) aktiv (hund zeigt an) und passiv (ich kündige dem hund an) mit anschließendem Alternativverhalten und Belohnung (Kekse und Spiele)
• Alleinebleibenphasen so wählen, dass der Hund ausreichend Schlaf kriegt und nicht durchwacht.
• selber gelassen bleiben , auch das Management im Notfall (Geschirrgriff, umlenken) mit ruhiger Bewegung , teilweise flüsternd...

 Dadurch dass wir Auslöser nie ganz meiden, hat der Hund gelernt schnweller herunterzuschalten, sich zu verlassen, gemeinsam Sachen zu regeln und Toleranz aufzubauen. Und sie hat gelernt sehr gut zwischen Menschen zu unterscheiden, sie merkt sofort , ob es jemand gut mit ihr meint- derjenige kann noch so fremd sein.

Aber: das geht nicht in ein paar Monaten. Das braucht eine gewisse Kontinuität und ein Gespür für Überreiztheit, Übersprung, Trigger und Voraussicht. Idealerweise nutzt man das, was das Problem scheint, aber gleichzeitig auch der größte Vorteil ist: Leute. Nämlich die Näherstehenden, die sich auch mal um den Hund kümmern, Alleinebleiben (Wach)phasen überbrücken und auch mal einen Gassigang übernehmen.

 

[gebemeinensenfdazu]

Auch Letzteres ist eine Sache langsamen Aufbaus, Beständigkeit und regelmäßiger Wiederauffrischung- insbesondere bei jungen Hunden (die im Thead damals war auch jung) kommen ja auch pubertätsbedingte Schwankungen ins Spiel, deshalb darf man da echt nicht in Monaten rechnen.