Kuhls-Oppermann 11. Januar 2021 Teilen 11. Januar 2021 Lange hat er diese Welt schon verlassen, unvergessen wie die, die vor ihm oder danach die Reise antraten. Ein Teil seiner Geschichte kurz kopiert. "Zwei fielen aus dem Rahmen. Nicht nur ihr Äußeres, auch ihr Wesen war ein ganz anderes. Sie waren nicht mehr die Jüngsten, etwas zurückhaltend. Bis das Eis brach, brauchte man eine Weile. Was das für Hunde waren, wusste ich nicht. Es spielte für mich ohnehin keine Rolle. Es waren ihre Persönlichkeiten, die mich magisch anzogen. Im Gespräch erklärte ich dem Musher, sollte er diese eines Tages nicht mehr gebrauchen können, werde ich sie ihm abkaufen. Er war einverstanden. Natürlich hatte ich vorher mit meiner Frau gesprochen und ihr die Hunde gezeigt. Ich weiß nicht mehr wie oft wir bei Reisen durch Skandinavien dort ein paar Tage rasteten, wir fuhren mehrfach im Jahr. Mein erster Weg führte immer zu diesen beiden Hunden. Doch eines Tages fehlte einer der beiden.Sofort ging ich zum Musher. Zu hören bekam ich eine schon bekannte Geschichte. Der Hund hatte in der letzten Saison nach 10km aufgehört zu ziehen, wurde dann nicht mehr eingespannt und im Zwinger irgendwie aggressiv. Was viele Schlittenhunderennfahrer unter aggressiv verstehen, das gehört ins Thema Verhalten. Wir hatten ohne jemals viele Worte zu verlieren, ein freundschaftliches Verhältnis. Nun merkte er an meiner Reaktion, dass es unsere letzten Worte sein könnten, die wir wechselten, sollte dem Bruder ein ähnliches Schicksal zuteil werden. Einige Wochen später kam eine E-Mail, wir könnten ihn holen. Ich schrieb: «Ich komme sofort, koste es mich meinen Job. Oder wir kommen im Urlaub in zwei Monaten. Wir bezahlen Dir dann ein paar Säcke Futter.» Seine Antwort folgte prompt: «Komm, wenn Du Urlaub hast, er wird weiter gefüttert, bezahlen brauchst Du nichts, ich bin froh wenn er bei euch ein Zuhause findet». Unter den Mushern gehörte er wirklich zu den Guten. Der große Thaisson zog bei uns ein. Er war groß, in jeder Hinsicht. Nur seine Zähne waren abgebrochene braune Stumpen. Ich rätselte, wie er damit überhaupt noch fressen konnte. Wer ein wenig die Geschichte der Siberian Huskies, die Rennen laufen, kennt, kennt auch Sue und Leigh Gilchrist, die den Lokiboden Kennel in Kanada führten. Ihre Siege auf Rennen - in Amerika mit viel Geld verbunden - und ihre Hunde waren legendär. In einem Interview bezeichnete Leigh den Hund Fox als seinen besten noch lebenden Athleten, der war Thaissons Vater, und Waterloo als besten Schlittenhund, den sie jemals hatten, das war Thaissons Oma. Wie viele Siege Thaisson selbst in Europa eingefahren hat, kann niemand sagen ... und dann solche Zähne ! Wir bekamen seine Geschichte erzählt an dem Tag, als wir ihn holten. Schon als mein Bekannter ihn bekam, waren seine Zähne Ruinen. Die ersten 5 Jahre seines Lebens verbrachte Thaisson zumeist angepflockt an einer Kette im südlichen Europa. Er versuchte diese Kette durchzubeißen. Doch vergeblich. Die Bedingungen in diesem europäischen Kennel waren so katastrophal, dass die Familie Gilchrist „ihre" Hunde von diesem Musher wegholen ließen. Sie übernahmen die Kosten und für die Hilfe durften die beteiligten Schlittenhundhalter diese Hunde nutzen, nur nicht damit züchten. Als Thaisson in sein neues Zuhause kam, lief er zunächst tagelang im großen Zwinger nur ganz kleine Kreise. Seine Kette war vorher wenig länger als einen Meter. Als er zum ersten Mal in seinem Leben mit anderen Hunden in den über 5.000 Quadratmeter großen Auslauf kam, blieb er wie versteinert stehen. Dieser Hund, der in der Lage war gigantische Sätze zu machen, Stunde für Stunde, Tag für Tag einen Schlitten vorwärts zu ziehen, war einfach überwältigt von der Freiheit. Unsere Tierärztin stellte später bei ihm ein sehr großes Herz fest, für einen Spitzenathlet ist dies nicht ungewöhnlich. Für mich blieb immer unbegreiflich, wie es so groß sein konnte, dass trotz der schrecklichen Erlebnisse in seinem Leben, für die Menschen darin immer noch ein Platz zu finden war. Bevor Thaisson dann seine Fahrt nach Deutschland antrat sagte sein Besitzer zum Abschied: «Vielleicht lebt er ja bei euch noch ein halbes Jahr oder Jahr, das wäre ihm zu wünschen.» Es wurden mehr als sechs !" 3 2 Link zu diesem Kommentar
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