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Der MDR1-Defekt - ein tödlicher Gendefekt


Finwe

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Zunächst mal: Hallo Kris, schön, dich hier auch zu lesen!

Dann mal *fingerheb*

Also bei uns im Verein ist vor Zuchteinsatz ein MDR1-Test vorgeschrieben. Bei den Verpaarungen werden ausschließlich +/+ - Hunde mit +/- -Hunde verparrt.

Ziel ist es bei uns, durch genaue Zuchtplanung auch mal die +/- Hunde aus der Zucht draußen zu haben, aber das geht leider nicht von heute auf morgen.

Anfangs haben wir immer die kompletten Würfe schon beim Züchter untersuchen lassen, was aber inzwischen, da die Studie, an der wir teilnahmen, nun schon abgeschlossen ist, finanziell einfach nicht mehr machbar ist. Nun werden nur noch die Hunde vor Zuchteinsatz getestet.

Was mir etwas Bauch grummeln bereitet - aber wohl in Absprache mit Herrn Prof. Geyer so gemacht wird - ist die Tatsache, dass Welpen von zwei +/+-Eltern nicht mehr getestet werden. Inwiefern es da evtl. zu Mutationen kommen kann, ist wohl noch nicht ganz ausgeschlossen aber wohl sehr unwahrscheinlich.

So, das war mein Wort zum Donnerstag und ich denke auch, dass Kris öfter mal poltern kann! ;)

Liebe Grüße

Rosi

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Finwe

Hi Rosi!

Ach prima! Aber warum steht das nicht auf der Homepage des Wäller-Clubs oder in der Zuchtordnung? Das wäre doch mal ein Vorbild!

Leider ist ja (meines Wissens nach) bisher kein Verein der betroffenen Rassen hingegangen und hat Öffentlichkeitsarbeit auch außerhalb des Vereins gemacht. (Na ja, bei dem, was manche Züchter so an Weisheiten von sich geben, ist das vielleicht auch besser so...)

Dass viele Züchter ihre Welpenkäufer auch nachträglich über das Risiko des Defektes informiert haben, kann ich nur bezweifeln. Ja, es gibt auch immer noch junge Hunde, deren Besitzer rein gar nichts wissen.

So wie es aussieht, sind wir die einzigen, die an die breite Öffentlichkeit gehen - und zwar vereinsunabhängig und länderübergreifend. Aber selbst daraus wird versucht, uns einen Strick zu drehen - aktuell an anderer Stelle z. B. mit dem Hinweis, dass für unsere Homepage eine "objektive Aufsicht" fehle.

*seufz*

Da der Schreiber aber auch der festen Überzeugung ist, es gäbe KEINE objektive Studie zum Thema MDR1-Defekt, kann ich nur bezweifeln, dass er überhaupt weiß, wie sich Objektivität z. B. innerhalb der Wissenschaftsgemeinde definiert. Auch ist mir nicht ganz klar, was etwa "beaufsichtigt" werden müsse.

Aber es ist eben einfacher, jemandem mal schnell die Objektivität abzusprechen, wenn man schon inhaltlich nichts anbringen kann.

Aber wieder zurück zu Infos zum Defekt.

Du hast von Bauchgrummeln geschrieben, weil Hunde aus +/+ - Verpaarungen nicht mehr getestet werden sollen. Mal abgesehen davon, dass das ja keiner verbietet - ;) -, ist es wirklich so, dass es (statistisch gesehen) unnötig ist.

Warum das so ist, dazu muss man schon ein wenig tiefer in die Genetik schauen.

1.

Mutationen kommen dauernd vor und sind der Motor der Evolution - so sie denn einen Selektionsvorteil bewirken. Die meisten aber tun rein gar nichts, andere werden sogar wieder repariert und nur einige wenige sind so gravierend, dass sie das betroffene Lebewesen sofort aussortieren - und sich damit natürlich auch. Und wo nichts mehr lebt, kann auch nichts weitervererbt werden.

Nur relativ wenige Mutationen sind also schädlich und nicht alle davon werden überhaupt weitervererbt!

2.

Mutationen haben mit Chromosomen und DNA etc. zu tun. Die DNA besteht u. a. aus Basen, die sich miteinander zu der berühmten Doppelhelix verbinden (Basenpaare) und die Chromosomen bilden. Die Reihenfolge der Basen ist wichtig und bestimmt z. B. letztendlich über solche Dinge wie Geschlecht, Augenfarbe etc. Durch eine Mutation kann z. B. eine Base verloren gehen und sich damit die gesamte Erbinformation ändern. Allerdings kann so ein Chromosom verdammt viele Basen haben - das größte menschliche Chromosom hat z. B. 247 Millionen Basenpaare! Und beim Hund ist das nicht viel anders - er hat 39 Chromosomen, etwa 20 000 Gene (eines davon ist das MDR1-Gen) und 2,4 Milliarden DNA-Bausteine (also Basen plus das Rundum).

Das macht eine verdammt große Anzahl verschiedener Mutationsmöglichkeiten!

Zwar sind bei der DNA Stellen bekannt, die anfällig für Mutationen sind, aber die dem MDR1-Defekt zu Grunde liegende Mutationsstelle gehört nach dem Stand der Wissenschaft nicht dazu.

Ergo:

Es ist unwahrscheinlich, dass es erneut eine Mutation gibt, die ebenfalls zu einem Totalausfall des MDR1-Gens führt.

So jedenfalls nach der Statistik und Wahrscheinlichkeitsrechnung. Und da möglicherweise die Chancen auf einen Lottogewinn höher sind als die auf eine Mutation mit gleichen Folgen, kann man sein Geld auch gut zur Lottostelle tragen anstatt Welpen aus +/+ - Verpaarungen zu testen.

(Wenn denn der Vater zweifelsfrei der Vater ist UND die sicherere Testmethode des Bluttests gewählt UND die Blutampulle mit dem Namen des richtigen Hundes beschriftet wurde UND auch im Labor niemand was durcheinander gebracht UND auch niemand ein Testergebnis gefälscht hat...)

Du siehst also, von der Planung abweichende Testergebnisse können bei Welpen vorkommen - allerdings hat dann meist der Mensch was verfuscht.

;)

Kris

P.S.

Ich habe gerade entdeckt, dass, während ich diese Antwort geschrieben habe, unsere Webmistress zwei Artikel zur Hundegenetik online gestellt hat! :D

Da gibt es dann diesem spannenden Thema noch jede Menge nachzulesen!

Link 1: http://www.mdr1-defekt.de//texte/KSArtikel.pdf

Link 2: http://www.mdr1-defekt.de/texte/Molekulargenetik-Epplen.pdf

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Hallo Kris,

vielen dank für die Ausführung, dadurch ist mein Bauchgrummeln doch deutlich weniger geworden!

Steht das mit dem MDR1-Defekt und der Zuchtauswahl nicht auf unseren Seiten? Da muss ich mal suchen gehen und unserem Vorstand bescheid geben, dass ein entsprechender Artikl noch eingefügt wird.

Ach ja, bei Wikipedia - so schlecht es auch oftmals ist - steht diese Info beim MDR1-Gen dabei!

Liebe Grüße

Rosi

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Bärenkind

Und da möglicherweise die Chancen auf einen Lottogewinn höher sind als die auf eine Mutation mit gleichen Folgen, kann man sein Geld auch gut zur Lottostelle tragen anstatt Welpen aus +/+ - Verpaarungen zu testen.

Bei allem Ernst der Sache... DER Spruch ist mal richtig gut :) .

LG Anja

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  • 2 Monate später...

Hallo Finwe, habe deinen Bericht gelesen.Habe zwei Collies , der eine ist -/- .Nach einer Vergiftung im Januar 2007 ist er nun Epileptiker.Es ist ganz schön blöd, wenn man einen Hund mit diesem Gendefekt hat. Man weiß nie, wie er auf die Medikamente reagiert.Gibt es homeop.

Medikamente gegen Epilepsie? Wäre über Hinweise sehr dankbar.

Liebe Grüße

Benita

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  • 4 Wochen später...

Hi!

Tut mir Leid, dass es mit dieser Antwort ein wenig gedauert hat - aber mich hatte u. a. der Urlaub gepackt.

Und, Benita, ich habe keine guten Nachrichten.

Eine chronische Erkrankung, die eine Dauermedikation erforderlich macht, ist für mich als Besitzerin eines -/- - Hundes schier die Horrorvorstellung (neben Krebs, Not-Ops und ein "paar" anderen Dingen).

Die, die ich bisher befragt habe, konnten mir wirklich keine homöopathischen oder pflanzlichen Medikamente nennen, die die normale Einstellung ersetzen können.

Ich würde die Einstellung gut mit dem TA, nötigenfalls mit den Experten der Universität Gießen, besprechen. Und auf selbst kleinste Anzeichen einer Unverträglichkeit (fängt oft mit Hecheln und Speicheln an, dann kommen Erbrechen und Durchfall...) achten.

Was war denn genau mit deinem Hund?

Grüße,

Kris

P.S.

Am 9.9. kommt der Defekt sogar bei Dr. House vor...

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  • 8 Monate später...

Ich wollte diesen Beitrag noch mal hoch schubsen, vielleicht finden es neue Foris interessant.

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DieDiva

Danke für diese tollen Informationen!

Ich wusste zwar einiges darüber, aber nicht alles:-)

Meine wird nächste Wo. getestet.

Darf ich den Tread (1. Text) auf meine Homepage packen???

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Graefin

Rein theoretisch müsste das die Themenstarterin entscheiden, die war aber das letzte Mal vor mehr als einem Jahr hier online.

Sprich doch mal einen Mod oder den Admin drauf an

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