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Die "dunklen" Seiten der Rettungshunde-Arbeit


Mimivi

Empfohlene Beiträge

Ja, nu ist es passiert... kaum les ich das Forum hier juckt es mich in den Fingern, nach jahrelanger Abstinenz mich wieder mit der RH-Arbeit zu beschäftigen, dass ich für mich noch einmal die Gründe zusammenfassen musste, die (aus persönlicher) Sicht gegen die RH-Arbeit sprechen und mich daran zu erinnern, warum ich damit überhaupt aufgehört habe oder mit meinem neuen Hund dieses "Hobby" nicht machen möchte:

Die "unbequemen" Dinge

Rettungshundearbeit kostet viel viel Zeit

- statt 2-3 Stunden am Samstag + einmal in der Woche mit meinem Hund auf dem Platz zu stehen (Schutzdienst, Agility etc) habe ich als RHF ersteinmal lange Anfahrtzeiten (verschiedene Gelände, Trümmerplätze) bevor ich dort nocheinmal locker 6 Stunden trainiere, weil ich nicht nur meinen Hund, sonern die der Gruppe trainiere.

- Regelmäßig gehen ganze Wochenende oder halbe Wochen *drauf* für Katastrophen- Übungen in teilweise anderen Bundesländern oder zu Trainingstagen in Nachbarländern, weil gerade dort ein sehr gutes Gelände vorhanden ist (z.B. Wien das hervorragende, große Trümmergelände)

Dabei steht man als RHF immer in dem Konflikt, möglichst gewissenhaft sich und seinen RH ausbilden zu wollen, da es einfach mehr als nur ein Hobby ist, schließlich geht es hier um Menschenleben das man eine gewisse Verantwortung für die Qualität seiner Arbeit hat- aber im Leben nun,al auch anderen Verpflichtungen nachgeht, Freunden, Arbeit, Familie etc..

Rettungshundearbeit ist teuer

- die Ausrüstung ist ja fast schon nebensache ;)

- Sprit! Einsätze wurden zwar bezahlt, aber irgendwie musste man ja zu all den Orten hinkommen und das ist leider sehr teuer...weite Strecken an jedem Wochenende sind da leider keine Ausnahmen..von genommenen Überstunden oder (unbezahlter) Freistellung für Einsätze mal ganz abgesehen

Die echten Schattenseiten

Gefährdung des Hundes

- Verletzungsgefahr: Gerade in unbekanntem Gelände ist die Verletzungsgefahr nicht unerheblich. Angefangen bei *kleineren* Blessuren der Pfoten, Schnittverletzungen (auch wenn es Pfotenschuhe gibt) kann es sogar bis zu weitgehenden Schäden oder sogar Todesfall kommen (Absturz oder (leider einmal erlebt) Sprung des Hundes aus 3 Stockwerk der Witterung hinterher)

- Gelenkverschleiß: Es ist Höchstleistung was von den Hunden verlangt wird und leider (gerade für triebstarke Hunde) Belastungen vorallem in der Trümmerarbeit nicht immer zu vermeiden. Durch oben genannte Verletzungen kann der Hund dauerhaften Schaden mit der Zeit bekommen..

Psychische Belastung des HFs

- Die gesuchte Person zu finden ist manchmal nicht angenehm. Ich spreche hier aus Erfahrung, wo es sich bei der gesuchten Person um jemand suizidgefährdeten handelte, der schließlich mit selbtzugefügten , massiven Verletzungen (Messer) tot aufgefunden wurde. Auch die Alarmierung von der Polizei mit dem Wortlaut: Mann mit Kind an Raststätte mit Kind in Wald- ohne Kind iweder raus, lässt das Herz doch in die Hose rutschen. Der Fall "Jacob Metzler" ist in de Art sicher der bekannteste

- Die Angst das Opfer zu "überlaufen". Das Aufgabe eine Fläche freigeben zu müssen mit dem Wissen, das dort dann niemand für längere Zeit mehr suchen wird und der Verantwortung, bei einem Fehler diesem Menschen ein ganzes Stück Überlebenschance zu nehmen.. (das ist wirklich wirklich schwer)

- die Belastung anderer (frauenfeindlicher) Kulturen bei Auslandseinsätzen. Die Erfahrung das Flugzeug nur mit Kopfbedeckung und großen Auflagen hinsichtlich Kleidung, Waschen und Schlafordnung befolgen zu müssen- obwohl man eigentlich *nur* helfen will.. und die Einsicht das man z.B. nur hinter Sichtschutz Zähneputzen darf, einem mehr als nur hirnrissig vorkommt und sehr schwer fällt..

- der Zeitdruck: gerade bei einem großen Erdbeben hinter sich schon die großen Räumfahrzeuge zu sehen, die das Gelände was man gerade freigegeben hat bereits *beackern*und große Stücke frei räumen, wobei die ERschütterungen eine Gefährdung für eventeull noch Lebende bedeutet... und die Angst etwas übersehen zu haben...aber auf Grund der riesigen Fläche nur eine Grobsuche machen zu können/dürfen..

- die Frustration einfach keinen *Lebenden* zu finden..

- die Angst um den eigenen Hund

- die ständige Vertrauensfrage mit dem Hund

Ich muß ganz ehrlich gestehen, solange sich mein Hund in Ausbildung befand, habe ich mich mit dem Thema "Einsätze2 sehr wenig befasst oder dem, was das für mich und meinen Hund wirklich bedeutet und es als die schönste und sinnvollste Beschäftigung für mich und meinen Hund gesehen. Nachdem es endlich (es war ja auch ersehnt!) so weit war und ich mit den Schattenseiten dieser Arbeit konfrontiert wurde, musste ich mich immer öfter fragen: Warum tue ich mir das an? Schlussendlich war mir niucth nur die GEsundheit meines Hundes wichtig (sie ist sehr triebstark gewesen) sondenr auch meine eigene psychische gewesen, weswegen ich damit aufgehört hatte.

Wie geht ihr damit um? Natürlich wird (zumidnest war es bei uns so) psychologische Beratung angeboten, aber nach einigen sehr unschönen Opferfunden und Belastungen war ich nicht der einzige RHF der das *Handtuch* geworfen hat und die negativen Seiten der RH-Arbeit wurde bei uns sehr stark diskutiert..

Sry wenn es etwas lang geworden ist...

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Olga & Percy

jaa.... du sagst es, ich bin 15, darf noch nicht mit in Einsätze, Klamottoen habe ich mir auch schon gekauft bis auf die 'Einsatzjacke...

Das ist alles teuer... Nichts bekommt man gestellt...

Aber du sagst es, Angst um den eigenen Hund im dunklen Wald, weißt du ja nie, wie das Gelände aussieht....

Nachts...durch den Wald stöbern.. die Angst das opfer zu überlaufen.. du sagst es...

Zum Glück bin ich erst 15, und gucke mir die Eisatzüberprüfungen und sowas an, ERFAHRUNG SAMMELN (WICHTIG!!!!)

Soo.. da ich die Erfahrung noch nicht gemacht hatte, Einsatzfeeling... kann ich nur das erzählen,

LG

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So richtig Angst vor unangenehmen Auffindesituationen hätte ich nicht, aber was ist mit dem Hund? Okay kleinere Verletzungen sind ja ok, die kann er auch beim Toben mit andren Hunden bekommen, aber was ist mit den schwerwiegerenden Verletzungen oder gar Tod? Wie häufig kommt sowas vor?!

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Hallo!

Ich finde es spannend, dass Du auch diese Seite nochmal dokumentierst.

In meinen 10 Jahren Rettungshundearbeit war ich nie im Ausland und habe es in absehbarer Zeit auch nicht vor, somit fallen für mich schonmal so einige Punkte aus.

Die Gefährdung für den Hund in unserem Gelände ist meines Erachtens nach nicht so sehr hoch. "Unfälle" können mir als aktivem Hundebesitzer auch passieren. Dafür braucht es kein RH-Training oder Einsätze.

Die Situation im Ausland ist eine andere...

Die psychische Belastung ist sicherlich nicht zu unterschätzen. Was ich mir mit diesem "Hobby" eigentlich psychisch zumute, ist mir erst in meinem ersten Einsatz bewusst geworden.

Bilder, die ich aus Einsätzen schlecht verdaute, haben mich eine Weile begleitet, aber ich habe liebe und wertvolle Menschen um mich herum, die mich in diesen Situationen aufgefangen haben.

Auch die Betreuung über die Staffel /Notfallseelsorge spielt hier eine große Rolle.

LG Tanja

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Ich habe vor 1,5 Jahren mit der Rettungshundearbeit begonnen ( ja, mit einem Großpudel!).

Das mit dem Pudel lässt ja immer wieder Mitglieder aus anderen Staffeln milde lächeln, meine

Staffelmitglieder grinsen nicht mehr. Aber das ist ein anderes Thema, nur am Rande.

Mein Hund ist noch nicht geprüft, aber ich gehe seit letztem Jahr als Helfer zu Einsätzen mit.

Daher habe ich auch schon einiges erlebt.

Das mit den Fahrkosten ist schon enorm, aber wenn ich sehe, das andere z.B. aus dem Hundeverein jedes Wochenende auf ein anderes Agilityturnier fahren, dort noch Startgebühr bezahlen..., Oder wäre mein Hobby das Reiten, was das kostet-

Auf Auslandseinsätze werden ich nicht gehen, ich werde keinen Trümmer-Suchhund haben. Das wäre mir auch zu aufwändig und zu zeitintensiv. Von der psychischen Belastung gar nicht zu sprechen.

Was die psychische Belastung bei Sucheinsätzen angeht, ich glaube, da hab ich ganz gute Nerven.

Ich stelle mir vor, was ein Rettungssani oder ein Feuerwehrler, der zum Unfall gerufen wird, TÄGLICH sieht und verarbeiten muß, und wann findet man im Vergleich schon einen Gesuchten, der dann auch noch schrecklich zugerichtet ist?

Was ist es dagegen für ein Glücksgefühl und was für eine Befriedigung, wenn man jemanden vor dem Erfrieren oder vor sonstigem Schaden bewahren kann, weil er rechtzeitig gefunden wird?

Für mich überwiegt dieser Aspekt vor allen anderen Widrigkeiten.

Gruß Birgit

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Ich lese hier ganz interessiert mit und überlege, wie das für mich wäre.

Ganz schlimm finde ich die Vorstellung des "Überlaufens". Wie geht ihr damit um oder gibt man die Verantwortung hierfür ab. Wie kann ich mir das vorstellen?

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Du sagst es...ein Gebiet freizugeben ist das Schwierigste überhaupt und setzt voraus, deinem Hund absolutes Vertrauen zu schenken!

Letztendlich sind wir alle fehlbar...nur so kann ich mit dieser Verantwortung umgehen. Ich gebe mein Möglichstes, bilde meinen Hund nach bestem Wissen und Gewissen aus und gehe nur als sicheres Team in den Einsatz.

Unfehlbar werden wir trotzdem nie sein...

LG Tanja

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Hallo,

eine sehr gute Beleuchtung der "dunklen Seiten", vielen Dank dafür.

Ich hatte mir jetzt ca. ein halbes Jahr Auszeit gegönnt, einfach wegen dem riesigen Zeitaufwand und der ständigen Fahrerei - Spritkosten.

Wobei ich sagen muss, dass es bei uns eigentlich nur die Spritkosten sind, die man selber tragen muss, die Ausrüstung wird komplett gestellt. Aber man fährt ja nicht nur zum Hundetraining zur Staffel, es sind ja auch die sonstigen Dienste, Katastrophenschutzausbildung, Sanitätsausbildung, Technik und Sicherheit, Betreuung und und und.....!

Naja, nun bin ich wieder dabei, irgendwie hat mir doch was gefehlt ;)

Gruß Ian

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Zunächst finde ich es gut, dass auch die negativen Seiten beleuchtet werden. Denn sie gehören dazu, und jeder Interessierte sollte gut abwägen. Ich bin jetzt 5 Jahre dabei, und bei mir liegt die Gewichtung woanders.

Zu Überlaufen ist meine größte Sorge. Deshalb bilden wir sehr sorgfältig aus. Zusätzlich hat die Einsatzleitung immer noch die "Gewalt", darüber zu entscheiden, ob ein z.B. frischgeprüftes Team in den Einsatz geht.

Eine Person vor ihrem Tod finden zu können überwiegt bei mir auch die Angst, jemanden im schlimmsten Zustand aufzufinden.

Ich mache keine Trümmerarbeit (vom Mann verboten :so ) und somit fällt auch bei mir die Auslandshilfe weg.

Bei uns gehen alle noch nicht Geprüften, sobald sie Mitglied sind, als Helfer für die HF mit in den Einsatz. Sie werden vorher gut auf ihre Aufgaben eingewiesen (Zeiten notieren, funken...). Sie entlasten die HF damit. Somit kennen sie als Geprüfte dann schon den Ablauf.

Bei einem unschönen Fund bekommen wir Unterstützung durch das KIT o.ä. Unser staffelinterner Zusammenhalt ist zusätzlich noch sehr hilfreich.

Die Rettungssanitäter machen ihre Arbeit in Vollzeit und hauptberuflich. Sie sind zusätzlich noch anders geschult, als wir Ehrenamtliche. Und auch die sind größtenteils nach ein paar Jahren "durch".

Die Belastung ist nicht zu unterschätzen, aber auch nicht überzubewerten.

Die Verletzungsgefahr des Hundes sehe ich auch nicht so dramatisch. Verunfallen können Hunde überall. Aber wie gesagt, ich mache keine Trümmerarbeit. Da ist die Gewichtung noch anders. Allerdings achte ich auch bei Häusersuchen sehr auf offene Fenster, denn meine beiden würden evtl. im Suchrausch auch der Witterung hinterherhüppen. :Oo

Wie oft kommen Todesfälle vor? Ich denke nicht oft. Zumindest liest man davon nicht oft. Und im Rettungshundeforum würde davon sicher berichtet.

Wichtig ist in jedem Fall, sich genau den Beitritt einer Staffel zu überlegen. Jedes Mensch-Hund-Team bedeutet einen großen Zeitaufwand für die Staffel. Es ist sehr schade, wenn sich die Staffel mit der Ausbildung bemüht und ein HF kurz vor der Prüfung feststellt, dass es doch nicht das rechte Hobby ist - alles schon erlebt. :o Um sich darüber klar werden zu können, haben wir eine 3monatige Probezeit. Dann erst entscheiden sich beide Parteien.

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