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Witterung einer Leiche


Mama Cass

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Mama Cass

Ich versuche mal, die Ereignisse chronologisch zu schildern:

Am 2.8. haben wir die Person zuletzt gesehen.

Am 6.8. war Cassy morgens noch ganz normal. Als ich mittags von der Arbeit nach Hause kam wirkte sie nervös und war am speicheln ohne Ende und suchte ganz massiv Körperkontakt zu mir. Da sie auch ständig winselte ging ich mit ihr raus. Draußen im Gelände war sie wie immer, hat allerdings jede Menge Gras gefressen und dann anschließend auch erbrochen. Danach hat sie sich komplett entleert bis hin zum Durchfall, was sie in Stress-Situationen häufig macht. Im weiteren Verlauf des Spaziergangs war sie wieder völlig normal, hat getobt und gespielt und zu Hause auch normal gefressen. Ich hab sie beobachtet und vorsichtshalber beim Tierarzt angerufen, um eine eventuelle Vergiftung auszuschließen. Unser Tierarzt war aber im Urlaub und da sie sich scheinbar langsam beruhigt hat, keinen weiteren Stuhldrang hatte und ihr Fressen gut vertragen hat, beschloss ich, erst mal abzuwarten. Merkwürdig war allerdings immer noch das extreme Speicheln, vor allem in ihrem Körbchen und im Flur. In ihrem Körbchen sah es aus, als hätte ich dort ein volles Glas Wasser ausgeschüttet und im Flur bildeten sich regelmäßig Pfützen unter ihrem Maul. Nur im Wohnzimmer war es besser. Der Abendspaziergang verlief normal, nur beim nach Hause kommen wollte sie unten an der Treppe stehen bleiben und kam nur sehr zögerlich mit nach oben. Am nächsten Morgen war das Speicheln schon besser und bis zum Mittag hatte es ganz aufgehört. Das war am Samstag, am Sonntag setzte ihre Läufigkeit ein, so dass wir vieles damit in Verbindung gebracht haben. Außerdem konnte ich eine leichte Rötung des Zahnfleischs über ihrem Eckzahn feststellen und dachte, dass das vermutlich das starke Speicheln ausgelöst hat oder aber, dass sie vielleicht Sodbrennen hatte, was auch den Durchfall und das Gras fressen erklären würde. Ansonsten verlief das Wochenende wieder im grünen Bereich.

9.8. - ich komme mittags von der Arbeit nach Hause und Cassy schmeißt sich mehr als sonst an mich ran und liegt mir praktisch ständig auf den Füßen. Ok, denk ich, sie ist läufig und wieder mal extrem schmusebedürftig. Nicht weiter darüber nachgedacht.

10.8. - Polizei steht vor der Tür und will zu unserem Mieter. Der macht nicht auf und als ich mit dem Nachschlüssel hoch gehe, steckt der Schlüssel von innen. Dann das volle Programm, Feuerwehr, RTW, NAW, Kripo, Spusi und zum Schluss der Leichenwagen. Als die Wohnung von innen geöffnet wurde, zog natürlich ein bestialischer Gestank durchs ganze Haus und als ich aus meiner Wohnung etwas holen musste, stand Cassy direkt an der Tür, hat eine Duftwolke abbekommen und ging sofort drei Schritte rückwärts, was sie normalerweise nicht macht. Danach war sie wieder voll neben der Spur, nicht zuletzt wegen der Aufruhr bei uns im Haus und weil sie natürlich auch meinen Schockzustand gespürt hat. Außerdem hatte ich sicher den Leichengeruch an mir haften, weil ich, nachdem die Leiche abtransportiert worden war, noch mit einem Beamten in der Wohnung war, um das Gröbste wegzuwischen. Ich wollte vermeiden, dass sich die Viecher da oben bei der Hitze explosionsartig vermehren, so lange die Wohnung versiegelt war.

Nun haben wir erfahren, dass der Todeszeitpunkt ca. zwischen dem 3. und 6.8. gelegen haben muss. Ich überlege halt immer noch, ob dieses massive Speicheln nicht eventuell damit zusammen hängen könnte.

Entweder hat sie an dem Freitag morgen (6.8.) schon den ersten Verwesungsgeruch gewittert, als bedrohlich empfunden und ist in Stress geraten, weil sie ihn nicht einordnen konnte; hat sich wieder entspannt, als wir alle zu Hause waren und uns völlig normal verhalten haben und somit scheinbar alles in Ordnung war.

Oder aber der Tod trat irgendwann vom 5. auf den 6.8. ein und Cassy hat das gespürt. Es soll ja Hunde geben, die auf sowas reagieren.

Logisch, dass mich diese Situation belastet, zumal wir uns alle fragen, ob wir es hätten verhindern können, was bei plötzlichem Herztod aber nur möglich gewesen wären, wenn wir direkt nebendran gesessen hätten, um sofort zu reanimieren. Wir hätten ihn vielleicht etwas früher finden und sowohl uns, als auch den Eltern einiges ersparen können.

Selbstverständlich möchte ich nicht meine eigene Aufarbeitung auf den Hund übertragen. Ich möchte halt nur gerne meine fröhliche, verspielte Maus wieder haben, aber dazu muss ich wahrscheinlich erst selbst mal wieder zur Ruhe kommen, was mir zugegebenermaßen sehr schwer fällt. Aber das wird schon.

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Also um mal von den hier geschilderten Begebenheiten auszugehen schienen ja alle Hunde, die Probleme damit hatten, gut damit klarzukommen, sobald die Situation vorbei war. Somit würde ich hier wohl auch eher vermuten, dass sie Deine Unruhe spürt (inwieweit der Verwesungsgeruch für den Hund trotz Reinigungsmaßnahmen noch riechbar ist, kann ich natürlich nicht sagen).

Aber sehr interessant, dass Hunde da so verschieden reagieren. Da ich Forensik studiere, hoffe ich, dass meine Maus damit kein Problem hat (sonst hab ich dann wohl eins).

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Mama Cass
Also um mal von den hier geschilderten Begebenheiten auszugehen schienen ja alle Hunde, die Probleme damit hatten, gut damit klarzukommen, sobald die Situation vorbei war. Somit würde ich hier wohl auch eher vermuten, dass sie Deine Unruhe spürt (inwieweit der Verwesungsgeruch für den Hund trotz Reinigungsmaßnahmen noch riechbar ist, kann ich natürlich nicht sagen).

Aber sehr interessant, dass Hunde da so verschieden reagieren. Da ich Forensik studiere, hoffe ich, dass meine Maus damit kein Problem hat (sonst hab ich dann wohl eins).
http://www.polar-chat.de/topic.php?id=59824&goto=1217428

Interessant war, dass Cassy urplötzlich die ganze Treppe nach oben bis in die hinterste Ecke abgeschnüffelt hat, nachdem meine Schwiegermutter das Treppenhaus geputzt hatte, als alle Einsatzkräfte aus dem Haus waren.

P.S.

Der Verwesungsgeruch hängt immer noch in der Luft, da die Reinigungsmaßnahmen noch nicht abgeschlossen sind. Wie es aussieht, müssen wir komplett sanieren.

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Alexandra

Hallo,

zuerst einmal ist es eher unwahrscheinlich das ein Hund "traumatisiert" ist, wenn er mit einer "Leiche" in Kontakt kommt, oder dies riecht!

Falls dies der Fall sein sollte, müsste der Hund schon selbst involviert sein, durch einen Unfall e.t.c, dann wäre das Trauma aber auch nur durch den Unfall zu erklären, und nicht durch einen Toten.

Dazu müsste ein Hund ein komplexes Denkvermögen haben, sich mit Gefühlen e.t.c auseinandersetzen.

Da Hunde dies nicht haben, ist dies auch nicht möglich.

Hunde leben im Hier und Jetzt ohne Vergangenheit, Zukunft und dergleichen wie wir Menschen. Natürlich haben Hunde auch Ängste aber anders als wir Menschen.

Zweifelsfrei kann ein Hund, eher als der Mensch, Gerüche auch Negative wahrnehmen die ein "Toter"(egal ob Mensch, oder Tier) verströmt.

Da der Hund diesen Geruch nicht einschätzen kann, wird er auch nervös oder anders reagieren.

Aus keinem anderen Grund werden Hunde ausgebildet um verschiedenste Dienste für den Menschen zu tun, vor allem als Rettungshund e.t.c.

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P.S.

Der Verwesungsgeruch hängt immer noch in der Luft, da die Reinigungsmaßnahmen noch nicht abgeschlossen sind. Wie es aussieht, müssen wir komplett sanieren.
http://www.polar-chat.de/topic.php?id=59824&goto=1217430

Dann kann es bestimmt auch daran liegen.

Wow, da kommt ja was auf Euch zu. Schlimme Sache!

Was ich noch sagen wollte: Ich glaube nicht, dass Ihr es irgendwie hättet verhindern können. Mach Dir keine Vorwürfe!

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Hunde riechen das sehr wohl, denke ich....River ist ein Hund, der andere Hunde alle extrem mag, und auf alle schwanzwedelnd hinläuft, begrüsst, beschnuppert usw..bisher waren 2 Hunde dabei, vor denen er wirklich Angst hatte, er ging Schritte nach hinten, vermeidete jeglichen Blickkontakt, war gestresst...war uns unerklärlich....die Hunde starben 1 Woche später, der eine an Krebs, der andere an Altersschwäche....der hat das damals bei beiden Hunde (war ein unterschiedlicher Zeitpunkt) gerochen.

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Ich versuche mal, die Ereignisse chronologisch zu schildern:

Am 6.8. war Cassy morgens noch ganz normal. Als ich mittags von der Arbeit nach Hause kam wirkte sie nervös und war am speicheln ohne Ende und suchte ganz massiv Körperkontakt zu mir. Da sie auch ständig winselte ging ich mit ihr raus. Draußen im Gelände war sie wie immer, hat allerdings jede Menge Gras gefressen und dann anschließend auch erbrochen. Danach hat sie sich komplett entleert bis hin zum Durchfall, was sie in Stress-Situationen häufig macht. Im weiteren Verlauf des Spaziergangs war sie wieder völlig normal, hat getobt und gespielt und zu Hause auch normal gefressen. Ich hab sie beobachtet und vorsichtshalber beim Tierarzt angerufen, um eine eventuelle Vergiftung auszuschließen. Unser Tierarzt war aber im Urlaub und da sie sich scheinbar langsam beruhigt hat, keinen weiteren Stuhldrang hatte und ihr Fressen gut vertragen hat, beschloss ich, erst mal abzuwarten. Merkwürdig war allerdings immer noch das extreme Speicheln, vor allem in ihrem Körbchen und im Flur. In ihrem Körbchen sah es aus, als hätte ich dort ein volles Glas Wasser ausgeschüttet und im Flur bildeten sich regelmäßig Pfützen unter ihrem Maul. Nur im Wohnzimmer war es besser


http://www.polar-chat.de/topic.php?id=59824&goto=1217420

Mein Paula hatte letzte Woche eine Ohrentzündung. Ich war beim Tierarzt und da mein Hund sich nicht gerne in das Ohr schauen lässt und sie den Tierarzt schon einmal gezwickt hat, bekam sie erstmalig einen Stoffmaulkorb aufgesetzt. Sie war ganz steif, hat sich aber das Ohr spiegeln lassen. Zuletzt bekam sie noch eine Spritze mit Antibiotika und Cortison. Bei der Fahrt nach Hause speichelte mein Hund und es tropfte aus der Nase, so etwas hab ich noch nie erlebt. Im Garten musste sie sich entleeren und erbrach sich, sie war sehr still und ich hab sie in das Körbchen gelegt. Da war nach kurzer Zeit die Decke und sogar die Pfoten ganz nass.

Da der Tierarzt Mittagspause hatte, konnte ich ihn erst drei Stunden später sprechen. Er meinte, dass sei definitiv keine Nebenwirkung der Spritze. Eine Unverträglichkeitsreaktion könne sie nicht haben, das Medikament hat sie schon des öfteren gehabt. Ich vermute im Nachhinein, dass das eine Stressreaktion war.

Angst beim TA, Manipulation am kranken Ohr, erstmalig ein Maulkorb.

Deinem Hund ging es wahrscheinlich ähnlich.

Bei ihr haben sich die Symptome nach einem langen Schlaf gelegt.

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Hallo!

Ich bin seit 10 Jahren Mitglied einer Rettungshundestaffel und war bei diversen Funden von Leichen dabei.

Unsere Hunde werden in der Regel nicht auf die Suche nach Leichen trainiert, Rettungshunde sollen Lebendgeruch anzeigen.

Dennoch reagierten alle Hunde, die ich im Einsatz erlebte auch auf den Geruch der Toten. Sie zeigten diese nur selten so an, wie sie es bei lebenden Menschen tun.

Ich habe noch keinen Hund in Panik geraten sehen, eher waren sie irritiert und hielten ein wenig mehr Abstand.

Wie reagiert Dein Hund denn sonst auf fremde Situationen?

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Lastrami

Mein Nachbar lag etwa 10 Tage tot in der Wohnung. Ich habe das gerochen (sonst keiner im Haus) und nach einigen Tagen war ich, als ich mit meinen Hunden gassi gegangen bin, ganz dicht an seiner Wohnungstür, aus der deutlicher Leichengeruch gedrungen ist. Ich habe die Polizei angerufen und bin weiter zum Gassi. Als ich zurückgekommen bin, war die Polizei gerade am Tür öffnen, da kam ein infernalischer Gestank raus, ich bin vielleicht gerannt (leider hab ich noch einen Blick in die Wohnung geworfen, das hätte ich mal besserbleiben lassen..,), in meine Bude und hab die Tür unten mit Handtüchern abgedichtet, so hat das gestunken. Seitens meiner Hunde kam aber null Reaktion, weder beim gehen noch beim zurückkommen. Die hat's nur gewundert wieso ich plötzlich so schnell in meine Wohnung gerannt bin.

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Mama Cass

@Alexandra - danke für deine beruhigende Antwort. Ich habe mich wahrscheinlich etwas falsch ausgedrückt. Ich glaube auch nicht wirklich, dass Cassy traumatisiert ist, aber ich bin sicher, dass sie schon alleine durch unsere Anspannung spürt, dass gerade mal nichts mehr so ist wie vorher. Wir müssen irgendwie wieder zur Normalität finden und ich möchte einfach auch vermeiden, dass der Hund unter unserem derzeit etwas "gestörtes" Verhalten leidet. Deshalb hat es mir auch sehr geholfen, hier darüber zu schreiben und eure Antworten zu lesen, obwohl ich vorher lange mit mir gerungen habe, ob ich das wirklich so öffentlich machen soll.

@Cassya - mein Hund reagiert normalerweise auf alles Fremde ziemlich neugierig. Wenn sie dann verunsichert ist, kommt es vor, dass sie erst mal bellt oder auch nur leise knurrt, je nach dem, ob es sich um einen Gegenstand oder Mensch/Tier handelt. Bei Gerüchen, egal ob Hund, Katze, Maus, Vogel, tot oder lebendig, rennt sie sofort hin und muss das intensiv erschnüffeln. Dabei ist sie mir einen Tick zu unvorsichtig. Deshalb ist mir ihr "Rückzug" auch sofort aufgefallen. Sie zeigt eher selten Meideverhalten. Außer bei Pferdeäpfeln, nachdem sie mal mit einem stiften gehen wollte und dabei in einen Elektrozaun gerannt ist. Seither sind Pferdeäpfel tatsächlich tabu für sie und sie macht einen riesen Bogen drumherum.

Auf alle Fälle danke ich euch für die vielen Antworten. Vielleicht kommt ja noch der ein oder andere mit ähnlichen Erlebnissen dazu.

Da ich ein Mensch bin, der nicht an Zufälle glaubt, bin ich überzeugt, dass auch dieses Vorkommnis einen bestimmten Grund hat, der sich uns nur leider noch nicht erschließt. Aber wir werden mit der Zeit sehen, warum ausgerechnet uns das passiert ist.

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