Alles versucht - jetzt doch kastrieren?

[LaFleur]

Wir haben unseren Hund mit einem Jahr aus dem Tierheim geholt. Er ist gegenüber Menschen und Kindern total lieb, mag alle, er ist zutraulich - kein Problem. Von Anfang an hatte er aber ziemliche Probleme mit Rüden. Sobald er einen sieht, fängt er an mit Bellen und Knurren, steigt in die Leine, etc.

Uns wurde von verschiedenen Seiten zur Kastration geraten, ich habe auch hier im Forum gefragt. Allgemeiner Tenor war, dass die Kastration nicht unbedingt gegen diese Aggressivität helfen wird.

Wir waren in verschiedenen Hundeschulen. In der letzten haben wir mit anderen Rüden zusammen geübt. Das hat meistens geklappt, ein oder zweimal ging unser Hund aber heftig auf einen anderen los und hat auch nicht aufgehört, als dieser sich unterworfen hat.

Nach 9 Monaten haben wir unseren Hund chemisch chippen lassen, einfach um zu sehen, wie sich eine Kastration auswirken würde.

Was sich positiv verändert hat: der Hund wurde ruhiger, anhänglicher, war extrem kuschelbedürftig :-)

Was sich gar nicht verändert hat: er hat nach wie vor jeden Rüden verbellt... Wir sind in eine neue Hundeschule, wir haben Hundebegegungen geübt - in der Hundeschule bekamen wir ihn dann auch oft an anderen Rüden vorbei, mit Ablenkung, Leckerlies, etc. Wenn wir alleine mit ihm unterwegs waren, hat er meistens die anderen Rüden verbellt.

Jetzt lässt seit einigen Wochen die Wirkung des Chips nach - und der arme Hund ist völlig durch den Wind: er läuft durch das Haus und jammert, er findet keine Ruhe, liegt ein paar Minuten in seinem Korb, dann wieder auf dem Sofa, dann wieder auf dem Boden, ständig hin und her... Er frisst sehr schlecht, will keine Leckerlies mehr... Ich muss dazu sagen, dass wir genau an der "Hunde-Autobahn" wohnen, hier kommt absolut jeder Hundehalter vorbei.

Am schlimmsten ist aber, dass unser Hund in den letzten zwei Wochen zweimal zugebissen hat. Einmal war er an der Leine, ein andere Rüde kam unangeleint auf uns zu - so schnell konnte ich nicht reagieren, auf einmal sind die zwei aufeinander los und haben sich ineinander verbissen. Die waren nicht mehr zu trennen.... Verletzt war nachher aber niemand.

Das zweite mal hat mein Hund mit einem anderen ohne Leine gespielt. Auf der anderen Seite des Flusses lief ein Rüde - meiner ist durch den Fluss auf den anderen zugerast und hat wohl gleich zugebissen (ich habe es nicht gesehen). Der andere Hund ist ein sehr ruhiger, ängstlicher Hund, deutlich größer als meiner. Warum beisst meiner da zu??

Während der Monate des Chips hat unser Hund zwar gepöbelt, aber nicht gebissen. Wir wissen nixht mehr, was wir noch versuchen sollen.

Ist es hier vielleicht wirklich am besten zu kastrieren? Da war er deutlich ruhiger und gelassener. Achja, unser Rüde ist jetzt 2 Jahre alt geworden.....

Er ist so ein lieber und toller Hund, aber es macht wirklich keinen Spaß mehr, mit ihm Gassi zu gehen....

[Miemingborders]

Ich kann dir bei der Kastrationssorge nicht helfen. Zum einen finde ich es relativ unseriös über ein Forum darüber zu urteilen und zum anderen bin ich wirklich eigentlich massiver Kastrationsgegner, außer es liegen medizinische Gründe vor.

Als Tipp für Gassigänge würde ich aber sagen: Maulkorb aktuell drauf. So lange ihr "Hundestraßen" geht wo viele Rüden sind sollte dein Hund ein Maulkorb tragen und du solltest immer schauen, dass die Hunde nicht direkt aneinander vorbei gehen, sondern beide Menschen dazwischen sind.

Eventuell können dir andere noch hilfreichere Tipps geben, ich finde es als "Ferndiagnose" schwer.

Grüße

Saskia

Ps.: Das der Hund jetzt beißt kann auch einfach durch diesen "durch den Wind" Zustand kommen. Muss also nichts direkt mit der Kastration zu tun haben. Du wirst sicherlich durch seine Angespantheit auch nicht so sein wie sonst, eventuell hast du bei Rüdenbegegnungen auch mal einen "Film" innerlich laufen und all das zusammen kann dann dieses "beißen" ergeben.

Alles Gute euch!

[anke304]

hallo,

chemisch chippen???? hab ich noch nix von gehört,was ist das genau?

habe auch nen Rüden,ist vielen anderen Rüden gegenüber auch sehr zickig sag ich mal aber gebissen hat er noch nie,ich habe ihm es mit einem ball abgewöhnt,

ich habe ihn im prinzip so ballgeil gemacht,das er jetzt wenn er rausgeht immer seinen ball im maul hat und solange es so ist interessiert er sich nicht für andere hunde.

[LaFleur]

Anke, man kann die Kastration sozusagen "testen", dazu wird dem Hund einen Chip gespritzt, der ein Hormon abgibt, so dass der Hund wie kastriert ist. Die Wirkung hält einige Monate an.

Bälle mag meiner leider gar nicht...

Saskia, an einen Maulkorb habe ich auch schon gedacht. Aber wenn er an der Leine ist passiert ja nix. Und ohne Leine hätte ich Angst, dass meiner sich weiterhin aggressiv benimmt und deswegen von den anderen eins auf die Mütze bekommt - und sich dann nicht wehren kann...

[Lars1970]

Ball ist gut! Damit habe ich es damals auch geschafft.

Ich will noch ein entscheidendes Argument anführen: Zeit.

Lass dir einfach etwas Zeit. Dein Hund ist noch jung. In dem Alter war mein Hund auch noch so.

Viele Hunde werden erst später ruhiger.

Aber nicht sofort rumschnippeln. Das wird immer schlimmer.

Früher hat da kein Mensch was gesagt wenn Hunde sich mal gezofft haben. Da hat man mit gelebt. Rangkämpfe laufen i.d.R. ritualisiert ab und sehen für uns schlimmer aus als sie sind.

[gast]

Ich kann dir nichts raten leider kenne den kleinen Burschen nicht, jedoch wird es aller wahrscheinlich so sein das es sich mittlerweile um selbst belohnendes Verhalten handelt dabei spielen die Eier dann keine Rolle .

Kastration kann helfen muss aber nicht und löst nie Erziehungsdefizite.

[gast]

Hallo,

also ich weiß nicht welche Rasse dein Hundi in sich hat, aber er ist noch sehr jung und wird vielleicht gerade erst richtig erwachsen. So ein Chip verzögert dies vielleicht.

Was mir aber auffällt, die ca. letzten 6 Monate war er durch den Chip gedämpft. Zuvor war er ein Junghund mit Pubertät und allem was dazu gehört. Jetzt aber geht es gerade erst so richtig los... eine Hündin nach der anderen wird hier läufig und das macht intakten Rüden durchaus zu schaffen. Wenn sein Hormonhaushalt jetzt so langsam "normal" läuft will er sich natürlich nicht von den "leckeren Mädels" anhalten lassen und versteht andere Rüden "berechtigt" als Rivalen.

Zu den Hundeschulen; lobenswert, das ihr das Problem angegangen seit, aber man weiß eigentlich nicht ob auch alles so richtig war, das man dort gelehrt bekam. Gab es da Übungen,wie Rüden im Freilauf zu lassen und bei Randale geht Frauchen/Herrchen?

Oftmals unterstützen wir Hundehalter das Fehlverhalten unserer Vierbeiner indem wir uns aus Angst eben genau verkehrt verhalten und dem Hund falsche Signale geben (nach dem Motto ...ich muß Frauchen beschützen usw.)

Bitte übereile die OP nicht, denn du wirst es dir nicht verzeihen, wenn die Zeugungsfähigkeit weg ist (mit allen Risiken die damit verbunden sind) und das Problem nicht nur bleibt, sondern neue dazu kommen. Grüßele Nana

[LaFleur]

Kastration kann helfen muss aber nicht und löst nie Erziehungsdefizite.

http://www.polar-chat.de/topic.php?id=68726&goto=1443025

Nein, natürlich nicht, aber wir erziehen jetzt seit einem Jahr sehr intensiv, mit Hundeschule, Einzelunterricht, etc. Und wissen so langsam einfach nicht mehr weiter...

Nana, nein, wir wollen nix übereilen, aber sind jetzt schon ein Jahr an dem Thema dran. Und sehen halt keine Besserung....

In der Hundeschule haben wir die Rüdenbegegnung noch nie ohne Leine geübt - weil er sofort auf den anderen Rüden losgeht, was nicht forciert werden soll....

Ich möchte den Hund wirklich nicht grundlos kastrieren, aber ich habe manchmal richtig Panik vor dem Gassi gehen, und wenn ich dann einen anderen Rüden sehe und das Gebelle und Gezerre losgeht - ich könnte manchmal nur noch heulen... :-(

[gast]

Hallo,

sag mal, kennt Hundi denn überhaupt Hundetreff ohne Leine?

Meine kleine Gina hat 3 sehr große Lieblings-Kumpels und wenn die loslegen sieht das nicht nur gefährlich aus sondern jemand ohne Hundekenntnisse würde "Tote" erwarten. Dabei ist es wirklich nur spielerisches Gerangel wobei meine Lütte schon ein hervorragendes Reaktions-Deckungsvermögen erworben hat. Da wird gezerrt, gerempelt, geknurrt, gekläfft aber höchstens mal aus Versehen gekratzt

Kann es sein, das ihr euch einfach nicht mehr traut, es einfach mal darauf ankommen zu lassen? Ein Junghund lernt gerade in dem Zusammenspiel mit älteren Hunden seine Grenzen und bekommt auch mal eine drauf wenn er zu rotzig wird. Vielleicht ist es diese Erfahrung die Eurem Hundi fehlt?

Wenn dies sein könnte, würde ich persönlich Kontakt zu Hundebesitzern suchen, die souveräne Althunde besitzen und den Hund los lassen. Ich weiß wie schlimm das ist die eigne Angst zu überwinden aber da muß auch Frauchen durch. (Gina 8 Wochen alt, 6 Hundis alle unterschiedlichen Alters und alle ab Schäferhundgröße ....nee ich glaube der Podenco ist ein bisserl kleiner )

... und mit dem Rüttertrick würde ich mich auch nochmal näher beschäftigen. Pöppelt er auch, wenn du ihn anleinst und beim Radau einfach weg gehst?

Das wären so meine Denkansätze bevor ich an OP denke, grüßele Nana

[LaFleur]

Ja, mit Hundedamen darf er ohne Leine und sehr intensiv spielen - macht er auch gerne :-)

Es gibt auch ein paar Rüden, die der mag, die sind entweder noch ganz jung oder ganz alt, oder er kennt sie, seit sie klein sind. Oder sie sind kastriert. Mit denen spielt er auch, alles problemlos.

Auf unbekannte Hunde lasse ich ihn nicht mehr los, da auch schon ein Hundebesitzer gedroht hat, mich anzuzeigen. Finde es ja auch nicht gut, meinen Hund ohne Leine laufen zu lassen, wenn ich weiß, dass die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass er dem nächsten Rüden an die Gurgel geht :-(

Ihn irgendwo anbinden und ich gehe weg - das haben wir noch nie getestet....