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Wie verhalte ich mich bei Sichtjagdverhalten meines Youngsters?


isumju

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Hallo erstmal!

Ich bin hier zwar Neuling hier im Forum, habe aber schon meinen vierten Hund. Ich nehme es gleich vorweg: es ist ein Griechischer Laufhund, also ein Jagdhund ähnlich den Bracken bei uns. Er wird im Februar zwei Jahre alt, ist im September nach Deutschland gekommen und seit Anfang November bei mir.

Da er sich recht selbstbewusst zeigte - mit allem was dazugehört - haben wir erstmal die Nichtbeachtungsschiene gefahren und viel mit deutlicher (räusper...) Körpersprache, die ihm klar macht, ich Chef du gar nix, gearbeitet. Klappte gut. Sowohl im Haus als auch draußen, selbst im Großstadtgetümmel verhält er sich gut, fremde Hunde werden nicht angepöbelt, auch im Wald mit vielen Wildspuren achtet er darauf, an seiner Position zu bleiben. Er läuft an der kurzen lockeren Leine mit dem Kopf auf Kniehöhe und ich muss auch nur noch selten korrigieren.

An der 5m-Leine darf er auf einer Wiese dann nachdem er auch da ordentlich neben mir gelaufen ist zur Belohnung auch immer mal etwas "freier" laufen. Spielen mit anderen Hunden darf er in der Reithalle. Er ist dort auch sozialverträglich - allerdings interessieren ihn brackentypisch schnell die Mäuse unter der Bande mehr als die anderen Hunde...

Aber - jetzt kommt das große Aber - ich habe ein Problem mit dem "Sichtjagdtrieb". (Ach ne . da entscheidet man sich zum zweiten Mal für einen Griechischen Laufhund und wundert sich dann, wenn er gerne hetzt... :Oo Anfangs wurde er durch alles, was sich schnell bewegt ausgelöst - Autos, Fahrräder, Jogger etc. An diese hat er sich mittlerweile gewöhnt und ich kann ihn mittlerweile auch an der Schleppleine an Fahrradfahrern vorbeiführen. Enten und Pferde "verkraftet" er, solange sie sich langsam bewegen. Spazieren gehen mit dem Pferd funktioniert im Schritt z.B. schon ganz gut - auch wenn er ihm am liebsten ein Schnitzel aus dem Ar... beißen würde... Doch wehe, Enten, Pferde oder leider auch unangeleinte Hunde und ich fürchte auch Kinder bewegen sich um uns herum schneller. Dann platzt die Sicherung. Hund hängt in der Leine - bei Schleppleine muss ich dann wirklich schauen, dass ich die Bodenhaftung nicht verliere - wobei ich da Begegnungen wirklich zu meiden versuche.

Ich habe nun versucht, sowohl am Ententeich als auch in der Reithalle (im Zuschauerraum mit hundegewöhnten Pferden ;-) ) irgendwie Ruhe reinzubringen. Ich schaffe es jetzt, ihn dann mal für 2 Minuten absitzen zu lassen, aber dann reißt es ihn wieder und er steht auf 2 Beinen und hängt - was ich eigentlich gar nicht will, dann natürlich in der Leine. Nicht gut und ja auch irgendwie Jagdverhalten, das ich in den Griff kriegen sollte, bzw. in andere Bahnen lenken muss, wenn ich ihn irgendwann auch mal frei laufen lassen können will.

Wie würdet Ihr Euch in einer solchen Situation konkret verhalten? Die Leckerlifraktion kann gleich schlafen gehen - das zieht bei Bracken nicht und ist auch nicht mein Weg. Blocken - also zwischen Zielobjekt und Hund kommen - was bei ruhigen Enten und Pferden gut klappt, wird in einer solchen Situation nicht angenommen, bzw. er versucht dann möglichst schnell wenigstens links oder rechts an mir vorbeizuschielen.

Ich weiß, ich weiß: erstmal muss es in der weniger aufregenden Situation klappen, dann kann man ihn größeren Reizen aussetzen. Das Problem ist nur, dass in der Realität die größeren Reize oft schneller da sind, als man planen kann: Vogelschwärme am Aufsteigen hindern, habe ich noch nicht geschafft ;-) und die unangeleinte Bodercolliefraktion, die plötzlich ums Eck schießt kann ich leider auch nicht vorhersehen...

Wie also betreibe ich im Moment Schadensminimierung in solchen Situationen?

Tausend Dank für Eure Tipps...

LG Julia

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So, wie du das schilderst, bist du doch auf einem - für diesen Hund - guten Weg.

Habe ich das richtig verstanden - du hast ihn erst seit November? In dem Fall würde ich sagen: Weitermachen und geduldig sein.

Ich denke, ein Hund, der vermutlich in seiner Vergangenheit jagen musste, um am Leben zu bleiben, braucht einfach etwas mehr Zeit zum Umdenken als einen Monat. Es ist doch recht bemerkenswert, wie viel er in der kurzen Zeit schon gelernt hat.

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Meiner Meinung nach machst du es genau richtig und wenn man überlegt, wie lange der Hund erst bei dir ist, klappt es doch auch schon mit Erfolg. :)

In meinem Griechen könnte auch etwas Bracke enthalten sein und genau wie dein Hund hat er früher auch ausglöst bei Fahrradfahrern, Joggern etc.

Dadurch das wir ihn dann immer wieder konfrontiert haben und viel Unterordnung geübt haben, ist es dann immer und immer besser geworden.

Ok, wenn hier, was uns schon passiert ist, ihm ein Karnikel versehentlich mal eben über die Füße läuft, dann ist er auch noch kurz weg, kommt aber sofort wieder. Er löst also noch aus, aber er folgt dem Rückruf.

Was wir auch gemacht haben ist ganz klare Linien zu stecken. Er darf ohne Leine nur bis 15 m von mir weg, er darf nur auf dem Weg bleiben und niemals ins Unterholz und ich beobachte ihn haargenau. Baut er zu viel Spannung auf, weil er Witterung bekommt, bekommt er entweder Unterordnung, was ihn dann ablenkt, oder, wenns zu viel wird, kommt die Leine dran.

Aber ich an deiner Stelle würde abwarten und ihn entsprechend sichern. Er macht ja schon Eingeständnisse und Rom ist auch nicht an einem Tag erbaut worden. :)

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Erstmal Danke für Eure Antworten!

Versteht mich nicht falsch - ich finde auch, dass er sich in diesen sechs Wochen sehr sehr gut gemacht hat und bin auch nicht ungeduldig. Nur möchte ich mich jetzt halt hundertprozent richtig verhalten, damit wir auch weiter auf diesem guten Weg bleiben.

Einen quietschenden Hund auf zwei Beinen am Ende der Schleppleine, die man mit ramponierten Händen gerade noch so halten kann, hängen zu haben, trägt aber nicht unbedingt zu meiner eigenen Ruhe bei...

Was genau tue ich dann? Die letzten Male bei vorbeirennenden unangeleinten Hunden (da plane ich das Ganze ja nicht - anders als in der Reithalle, die ich zwecks Pferdetraining bewusst aufsuche - aber außerhalb der Freilaufzonen rechnet man ja nicht immer mit unangeleinten Hunden... :Oo ) habe ich mich dann ehrlich gesagt auf die Leine gestellt und Schadensbegrenzung betrieben, indem ich einfach gar nichts groß getan habe. Befehle hätte er eh ignoriert - daher habe ich die lieber stecken lassen.

Aber so geht´s ja auf die Dauer nicht...

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... habe ich mich dann ehrlich gesagt auf die Leine gestellt und Schadensbegrenzung betrieben, indem ich einfach gar nichts groß getan habe. Befehle hätte er eh ignoriert - daher habe ich die lieber stecken lassen.

Finde ich ehrlich gesagt genau richtig. Fokus vom Hund weg, sichern und möglichst nicht aufregen. Eine Freundin von mir hat ihren Extremjäger in solchen Situationen kurzerhand an einen Baum gebunden, ein Buch aus der Jacke genommen und sich leise lesend daneben gesetzt, bis der Hund sich wieder vollkommen (!) ruhig verhalten hat und ohne Anweisung neben ihr ins Platz kam.

Dazu weiter kontrolliert die schwierige Situation üben - ich glaube, da seid ihr auf einem guten Weg.

Weiterhin würde ich wegen der Überraschungsangriffe wohl grundsätzlich Handschuhe tragen ;)

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Hm... was ich mich frage... was bitte tust du um die Anlagen/Neigungen deines Hundes zu nutzen?

Für mich liest sich das, als versuchst du einen Labby draus zu machen. Hübsch nett und Problemlos.

Nur , wenn ich so einen Hund möchte dann hole ich mir auch einen Lab und keinen Brackenmix...

Paragraph 1 der Hundehaltung ;)

Arbeite mit und nicht gegen deinen Hund.

Gruß Iris

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Ich finde, Du machst das recht gut, und ich würde versuchen, so am Ball zu bleiben, dass Du erst einmal noch ein paar Monate "Schadensbegrenzung" machst, ihn sicherst, damit er nicht lospreschen kann und mit seinen Aktionen möglichst immer erfolglos bleibt. Nichts ist ein besserer Lehrmeister als mangelnder Erfolg. Schau mal die nächsten 2 - 3 Monate, wie er sich darunter entwickelt. Dann kannst Du versuchen, ein "Stopp" zu erarbeiten, dass er in immer schwieriger werdenden Situationen stehen bleiben oder "Sitz" oder etwas anderes machen kann.

Auf der anderen Seite sollte es die Möglichkeit geben, Jagdersatzspiele, z. B. Futter werfen oder mit einer Zwille schießen, am besten in der gesicherten Reithalle, oder eine geeignete Sportart anfangen, die ihm Spaß macht.

Ich habe hier einen Pointermischling, der auch gerne sichthetzt, und mir kommt er außer am Springer zum Fahrradfahren (was ihm großen Spaß macht) nicht von der 25 m- Schleppleine, und er hat gelernt, sich daran zu bewegen, in schnellem Schritt daran zu laufen, und er weiß genau, wann die Leine zu Ende ist.

Ich habe zusätzlich für meine Hunde ein großes Grundstück gepachtet, wo sie z. B. auch Vögel und anderes jagen können.

Daran kannst Du sehen, ich habe die Erziehung des Pointers aufgegeben und eher an den Bedingungen gearbeitet.

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Schließe mich da Iris an, was machst du mit ihm, damit er seinem angeborenen

Jagdtrieb kontrolliert ausleben darf?

Was ganz gut hilft ist Sitz bzw. Platz auf Entfernung üben. Das ist eine reine

Fleißsache und sollte vom Hund sofort ohne zögern ausgeführt werden. Erst wenn

das ohne Ablenkung klappt, dann Ablenkungen langsam steigern.

Was ich dafür immer gut finde ist Reizangeltraining, am besten mal nach googeln.

Leider ist das durch falschen Einsatz etwas in Verruf geraten, kommt aber

ursprünglich aus dem Jagdhundtraining.

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... also ist es vielleicht gar nicht so schlecht, bei Worst Case Situationen so zu tun, als ob ich sozusagen mit all dem nix zu tun habe? Auf die Schleppi stellen und singend in die Luft gucken? Hat einen Vorteil: ich reg mich dann zumindestens nicht auf und kann - wenn das Unwetter vorbeigezogen ist - ganz normal weiterarbeiten ;-)

Keine Sorge: das Hündle kriegt schon anderweitig seine Auslastung: er ist z.B. ein wirklich verblüffend guter Dummy-Finder - mittlerweile findet er ihn nicht nur überall im Haus, sondern auch dann, wenn er noch in anderen Behältnissen unter Tonnen von Zeitungen versteckt ist. Außerdem haben wir auch mit Fährtenarbeit angefangen - er scheint in einem früheren Leben schon als Fährtenhund unterwegs gewesen zu sein, jedenfalls war er von Anfang an profimäßig unterwegs. Apportierarbeit lass ich in seinem Fall lieber mal stecken - ich will ja genau dieses Hinterherrennen müssen gerade abbauen... Fahrradfahren haben wir jetzt erstmal ganz langsam mit Laufen neben dem geschobenen Fahrrad angefangen - aus den oben genannten Gründen ;-)

Aber was das Ummodeln zum Labbi anbelangt: er ist ja meine zweite griechische Mistbracke: der erste, der uns leider viel zu früh mit sieben wegen eines inoperablen Tumors im Herzen verlassen hat, war vermutlich umgänglicher und kinderfreundlicher als jeder Labbi - allerdings hat auch er in den ersten drei Jahren schon seine Beschäftigung (Radlfahren :-) ) gebraucht um ausgeglichen zu sein. Dann war er zuhause wirklich ein super "Bürohund". Das finde ich gerade das faszinierende an den Bracken: drinnen Schlaftablette, draußen Arbeitstier ohne Ende.

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