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Triebe und Vorurteile


gast

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Hallo Fories

In letzter Zeit sehe ich immer öfter Themen ,die sich damit beschäftigen ,ob die Rassetypischen Eigenschaften eines Hundes bzw. seine Veranlagungen ein Problem bei ganz normaler Familienhaltung darstellen.

Seit 17000 Jahren werden von Menschen Hunde gehalten und gezüchtet und es sind viele spezialisten entstanden. aber grundsätzlich gilt eines jeder Hund hat mehr oder weniger ausgeprägte Triebe und damit sind gemeint:

Fresstrieb

Schutztrieb

Wehrtrieb

Jagdtrieb

Sexualtrieb

Triebe kann man nicht wegerziehen aber unter Kontrolle bringen.

wie man das macht ist eine individuelle Entscheidung und eine Pauschalmethode gibt es nicht.

Wie stark ein Trieb ausgeprägt ist liegt am einzelnen Hund .

Aber eines haben alle diese Triebe gemeinsam, sie dienen nur einer einzigen Sache,dem überleben der Art.

Ansonsten ist der Hund wie alle Raubtiere eher ein Wesen welches mit seiner Energie sparsam umgeht,denn er weis nicht das er morgen sein Futter nicht erjagen muss. Und er weis auch nicht ob er morgen Jagderfolg hat.

Deshalb teilt er sich ein und das was wir Spielen nennen ist für den Hund bitterer Ernst,denn er macht das nur um sich Fit zu halten und seine Triebe zu erproben,und seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen,damit sein Bleiben in seinem Rudel gesichert ist und er ein wertvolles Mitglied der Rudelgemeinschaft ist.

Was aber mache ich als Hundehalter mit diesen Trieben wenn sie nicht entsprechend der Veranlagung des Hundes ausgelebt werden sollen.

Also zum Beispiel ein nicht jagdlich geführter Jagdhund? Oder ein Herdenschutzhund ohne Herde? ein Hütehund ohne Schafe? Ein Schutz und Gebrauchshund ohne Polizeieinsatz?

Ganz einfach ich lenke seine Triebe um,ich gebe ihm das Signal zur Jagd,zum Schutz,zum Hüten. Dazu benutze ich das Training und bestimme die Objekte an denen der Trieb ausgelebt werden kann.

Das funktioniert in einem Wolfsrudel auch nicht anders,nur der Leitwolf bestimmt welches Objekt gejagd wird,welcher Feind vertrieben usw.

Das gleiche gilt für den Sexualtrieb,wer sich wann und wo vermehrt bestimmt das Leittier.

Leittier für seinen Hund kann man aber nur sein wenn man niemals in keiner Situation Unsicherheit zeigt.

Diese Sicherheit zwischen Mensch und Hund wird in der Regel im Welpenalter hergestellt,leider ist es aber auch so das oft erst erwachsene Hunde,das Rudel finden in dem sie erwünscht sind und endgültig bleiben dürfen.

Ein solcher Hund hat oft gelernt das er seine Entscheidungen selber treffen muss um zu überleben. Da er aber genau wie jeder andere den Rudelanschluss sucht und beweisen möchte das er brauchbar ist tut er oft Dinge die wir nicht wollen,versteht aber nicht das er damit unseren Unmut erregt.

Das macht ihn unsicher und er reagiert oft in bestimmten Situationen mit Ängstlichkeit.

Wenn man also ein Problem mit dem Trieb eines Hundes hat ,sollte man sich nicht fragen ,wie bekomme ich das weg,sondern was soll er statt dessen tun?

Das was er stattdessen tun soll muss ich ihm zeigen,die Richtigkeit mit Lob ,Aufmerksamkeit oder auch Leckerchen bestätigen.

Ein klares Ja,du darfst Signal und ein klares Nein ,das nicht muss her.

Und warum soll ein Jagdhund unbedingt Wild jagen? Meint ihr nicht das es ihm genauso viel Spass macht einen Menschen zu suchen oder eine versteckte Beute zu finden?

Muss ein Wasserjagdhund Enten apportieren oder glaubt ihr das ihm Schwimmbälle genauso viel Spass machen?

Glaubt ihr das ein Hütehund genauso viel Spass hat beim Longieren,also Umkreisen seiner Herde,wie beim Schafe hüten?

Und das gilt auch für alle anderen Sportarten die man mit einem Hund treiben kann.

Aber bedenkt eins dabei,der Hund hat den ganzen Tag Zeit euch zu studieren,er kennt jedes Mienenspiel,sieht jede kleine Unsicherheit und wenn ihr eine Situation nicht im Griff habt,dann wird er seinen Instinkten gemäss reagieren.

Wenn ich mir also einen Hund zulege ,ganz egal mal was für ein Spezialist er ist und ich ihm seine speziellen Eigenschaften nicht als Tätigkeit anbieten will oder kann,dann sollte ich immer vorher überlegen,was kann er stattdessen tun.

Alles andere ist ein Vorurteil.

Und noch ein Satz für alle die der Meinung sind das man einen hochtriebigen Spezialisten nur in seinem Bereich einsetzn sollte . Was passiert dann mit den vielen Hunden die den Leistungsansprüchen nicht genügen?

Und wer züchtet uns dann die vielen Behindertenbegleithunde,Therapiehunde,Führhunde,Rettungshunde,Sporthunde oder einfach den kumpel für unsere kinder?????

L.G.

Wotan

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visitor

Hallo Elvira,

das ist wirlich sehr schön geschrieben! Das kann ich so unterschreiben.

Ich möchte aber anmerken, das sich Menschen Hunde holen, ohne eine echt Vorstellung von den Eigenheiten zu haben, die dieser Hund entwickeln könnte, und ihren realen Möglichkeiten, damit klar zu kommen. Die Vernunft setzt aus, der Hund wird angeschafft- mit einem Bild im Herzen und den besten Vorstellungen, und das reicht öfter nicht.

Die wissen dann nichts über Trieb und Triebumleitung. Da wird sich dann verzweifelt gefragt, warum ein Jagdhund jagd, ein Wachhund wacht und ein Herdenschutzhund Entscheidungen ohne Rückfage trifft. Leider sind viele solcher Hunde unterwegs, fallen unangenehm auf und ihre Besitzer sind Beratungsresistent.

Hunde sind vielseitig, keine Frage. Sie bewegen sich in dem Rahmen, der ihnen zugebilligt wird. Sie sind anpassungsfähig und nehmen dankbar Beschäftigung auf. Ob zugewiesen oder selbstgesucht.

Ein wenig Information über die Geschichte der Rasse ist m.E. wichtig; noch sind nicht alle Eigenheiten so verwischt, dass eine gleichleichte Erziehung und Eignung als "Stadt-Land-Hund" vorrausgesetzt werden kann.

Ein hochtriebiger Spezialist kann ja ein Mix als hervorragender Rettungshund sein.

Ein hochtriebiger Spezialist kann aber auch der verzweifelte Jagdterrier sein, der von Omi an der Leine hinterhergeschleift wird und ersatzweise die Leute ins Bein beisst. Da frage ich mich dann, ob es nicht ein Gesellschaftshund (Pudel o.Ä.) auch getan hätte.

Gruß Tina

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Tina,

weil gerade der Pudel zu den intelligentesten Hunden und ebenfalls zu den Jagdhunden gehört :D Da sieht man mal wieder, wie schnell ein Vorurteil die Runde macht....

Wenn man unterscheiden will, dann doch eher nach Schönheits- und Leistungszuchten.

Wir werden in solchen Foren kaum die Hundehalter antreffen, die sich blind einen Hund zulegen. Unsereins interessiert und informiert sich in der Regel vorher wie auch nachher über Ausbildungsmethoden, Haltung, Ernährung....

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Jeanny
weil gerade der Pudel zu den intelligentesten Hunden und ebenfalls zu den Jagdhunden gehört :D Da sieht man mal wieder, wie schnell ein Vorurteil die Runde macht....

...zu den Apportierhunden. :D

Allerdings werden sie schon ewig nicht mehr auf Leistung selektiert, nur noch auf Schönheit..... :(

[...] nur der Leitwolf bestimmt welches Objekt gejagd wird [...]

Hm.... laut Blochs Beobachtungen jagen Wölfe bspw. in der Sommerzeit einzeln. :???

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Jagdhund war nur der zuvor gebrauchte Oberbegriff. Und Jagdhunde sind alle Hunde, die als Gehilfe dem Menschen bei der Jagd dienen. Dazu gehören auch die Apportierer.

Schon bitter, wenn so ein intelligenter Hund dann bei Oma verdummen soll - das stört mich.

Inzwischen werden sie übrigens wieder verstärkt auf Leistung gezüchtet - finde ich sehr schön!

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Trial

Hi

Zur Definiton von „Trieb“ tippe ich mal das wichtigste aus einem Buch (Quelle: Deneke: Psychische Struktur und Gehirn) ab:

Veränderungsimpulse erwachsen aus der Erfahrung eines Mangels. [...]

Einzelne oder mehrere physiologische Subsysteme befinden sich nicht in einem Gleichgewichtszustand (Homöostase), mit der Folge, dass der Körper bestrebt ist, das Ungleichgewicht gegenregulatorisch auszugleichen.

Die hypothetisch angenommenen Motivationskräfte, die mobilisiert werden, um den Mangelzustand aufzuheben, nennen wir Triebe. Sie sind angeboren und auf Triebziele ausgerichtet, um Befriedigung zu erlangen. Die Triebbefriedigung wird, zumindest wenn wir gesund sind, als Lust erlebt. Die Triebziele und die Mittel und Wege, sie zu erreichen, sind aber beim Menschen nicht starr festgelegt. [...]

Der Trieb selbst bleibt aber ein Konstrukt. Auf ihn kann nur geschlossen werden. Es sind vor allem die folgenden Momente, die den Rückschluss auf ein Triebgeschehen nahe legen:

1. Es besteht ein physiologischer Mangelzustand

2. Das Verhalten, das aus dem Mangelzustand resultiert, ist dranghaft. Damit geht in der Regel einher, dass der Wachheitsgrad erhöht und die Aufmerksamkeit darauf fokussiert ist, den Mangelzustand zu beheben.

3. Das bei uns selbst oder anderen beobachtbare Geschehen verläuft zyklisch. Ist der Mangelzustand behoben, verschwindet die Dranghaftigkeit. Sie stellt sich aber nach unterschiedlich langer Zeit wieder ein, sobald die körperlichen Bedürfnisse erneut stärker geworden sind.

Der Treib wird also primär durch innere, begründete Bedürfnisse aktiviert. Er kann aber auch auf andere Weisen stimuliert werden, was in der Regel allerdings eine zumindest mäßige, aus unzureichender Bedürfnisbefriedigung resultierender physiologische Reaktionsbereitschaft voraussetzt.

Das heißt: Triebe wie Jagdtrieb, Hütetrieb, Wehrtrieb etc. gibt es nicht.

Selbst der Sexualtrieb ist umstritten.

Was dies wiederum für die Hundeerziehung heißt, mag jeder mit sich selbst ausmachen. ;)

Gruß Trial

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Jeanny
Jagdhund war nur der zuvor gebrauchte Oberbegriff. Und Jagdhunde sind alle Hunde, die als Gehilfe dem Menschen bei der Jagd dienen. Dazu gehören auch die Apportierer.

Ich wollte Dich nicht kritisieren, eigentlich wollte ich Dir recht geben. :redface

Inzwischen werden sie übrigens wieder verstärkt auf Leistung gezüchtet - finde ich sehr schön!

Das wusste ich nicht. Es ist gut, wenn der Weg wieder eingeschlagen wird.

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Trial, dem stimme ich zu. Richtig wäre es, von den angewölften Instinkten zu sprechen.

@ Jeanny, hab ich auch nicht so aufgefasst. Aber vielleicht interessiert es ja den Einen oder Anderen.:knuddel

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visitor

Genau, Daggi,

grade weil der Pudel zu den intelligenten Hunden gehört und diese Rasse heutzutage eher selten jagdlich geführt wird, sind sie auch anpassungsfähig und im Gegesatz zu Jagdterriern ein eher idealer Gesellschaftshund, und das schon jahrzehntelang. Ist das strittig?

Ich finde es auch sehr bitter, wenn, um bei meinem Beispiel zu bleiben, der unterforderte Jagdhund bei "Omi" niemals ohne Leine laufen wird, aber ein Pudel oder anderer Gesellschaftshund dort ein gutes Leben geführt hätte. Wenn ein Pudel da verdummen würde, wäre ich aber auch dafür, dass diese Person lieber keinen Hund haben sollte. Aber leider ist es im wirklichen Leben anders... :(

Zitat Daggi:

"Wir werden in solchen Foren kaum die Hundehalter antreffen, die sich blind einen Hund zulegen. Unsereins interessiert und informiert sich in der Regel vorher wie auch nachher über Ausbildungsmethoden, Haltung, Ernährung.... "Zitat Ende

In der Regel treffen sich hier Menschen (unsereins ? ) die gut informiert sind, aber hier treffen sich auch solche:

einige, die sich im Vorfeld erkundigen oder Rat in Anspruch nehmen wollen.

einige, von denen gelernt werden kann;

viele, die ihre Erfahrungen austauschen;

einige, die erst mal gar nicht wissen, was sie an der Leine haben;

einige, die sich mit der Einschätzung ihrer Fähigkeiten übernommen haben;

Einige, die hier lernen, mit ihrem Hund klarzukommen und ihn auszulasten;

sogar jemand wie Lilli, die sich von ihrem Hund trennte, weil sie wußte, dass er etwas anderes brauchte :respekt:

Die Liste ist verlängerbar.

Also eine reiche Facette an individuellen Erfahrungen, die den Horizont bereichern. Viele, die nach der Anschaffung eines Hundes hinzukommen....nicht DEN Hundeführer, viele Interessierte und Gleichgesinnte, vielleicht auch Vorbilder ;) .

Aber das ist OT, meine Meinung, die ich zum Ausdruck bringen möchte, ist, dass viele enttäuschte Erwartungen und die sich daraus ergebenen Schicksale vermeiden ließen, wenn sich die Hundehalter, die tatsächlich Vorurteile (durch Verhalten von Besitzer und Hund ) nähren, vor dem Hundekauf mit Rassemerkmalen und Rassegeschichte auseinandersetzen würden.

Auch wenn Hunde vielseitig sind, wurden und werden sie doch für einen Zweck gezüchtet; und noch ist das bei vielen Rassen nicht so lange her, dass ein Hundekäufer oder Besitzer das gänzlich außer Acht lassen sollte.

Gruß Tina

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Bärenkind

Ich glaube einfach, dass sich viele Menschen richtig heftige Triebe gar nicht wirklich vorstellen können. Wer nicht wirklich mal einen hochtriebigen Jagdhund hatte, der weiß es schlichtweg nicht, wie anstrengend es ist. Der stellt sich halt vor, wie es sein könnte, wenn einer ständig versucht, abzuhauen, aber wie es IST... das fühlt man nur, wenn man da steht und mal wieder wartet, bis die Jagd beendet ist und hoffentlich der Hund heile zurück kommt.

Wer weiß denn schon, wie sich ein Rüde aufführt, der richtig durchdreht bei den Mädels, und zwar ständig, nicht nur währen der Läufigkeitsphasen?

Wer hat denn schon eine Idee von einem extrem territorialen Verhalten und hat schon mal erlebt, wie ein Hund abgeht, der nie gelernt hat, das er die Wohnung nicht wirklich schützen muss?

Und dann sind die ersten Verhaltensweisen da, die aufgrund der hohen und nicht umgelenkten Triebe entstanden sind, was nun? Erst mal versucht man selbst, dem Problem Herr zu werden. Meist wird es dann nur noch schlimmer, weil sogenanntes "Fehlverhalten" im Symptom bekämpft wird, aber nicht in der Ursache. Dabei wird vieles oft noch durch Unwissen extra bestätigt. Dann sucht man sich Hilfe, bevor man völlig durchdreht. Bis man die richtige Hilfe hat, ist es richtig finster geworden und dann???

Die wenigsten sind bereit, so viel Zeit und Energie und zuweilen auch Geld zu investieren, um die eigenen Fehler zu korrigieren. Leider ist es ganz oft so, dass die Hunde im Alter von um und bei einem Jahr einfach weiter gegeben werden oder unter Verschluss zuhause vor sich hin vegetieren, weil man den Hund ja ach so liebt aber leider keine Zeit hat, ihn auszulasten.

Ich finde es wirklich unproblematisch, Hunde außerhalb ihrer züchterischen Bestimmung auszulasten. Aber ich meine wirklich auslasten und nicht nur so zu tun. DAS ist meiner Meinung nach häufig das Problem.

LG Anja

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