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Wir waren beim Hüteinstinkttest :-)


Francis1

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Lemmy, die Fragen würden mich auch interessieren.

Ich finde die Auslastung von Hunden sehr wichtig. Allerdings sollte es nicht auf die Kosten anderer Tiere geschehen. Beim Spaßhüten sehe ich das aber schon gegeben.

Originalbeitrag

Ich weiß zB von einigen Border-Collies, die die Rinder treiben - von der Weide in den Stall. Das ist ja nun auch nicht ihr ursprünglicher Einsatz, am Rind - ist das dann auch eher larifari? Sind ja auch meist nicht solche Strecken...

Ich denke, das ist eher larifari im Vergleich zum echten hüten im öffentlichen Verkehr.

Ich kenne zum Beispiel ein kleines Haflingergestüt, das seine Pferde immer mit Hilfe eines Hundes auf die Weiden und wieder zurück treibt. In dem Fall verrichtet sogar ein Labrador die Arbeit.

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Nein, angreifen oder beleiden möchte ich Francis keinesfalls - ihr aber eine anderere Sichtweise aufzeigen - die des Schafes und Schäfers. Viele Menschen denken in ihrer ersten Begeisterung leider nur oberflächlich daran - genauso, wie viele Menschen meinen, Schafe wären dumm (sind sie aber nicht).

Lemmy, ich habe WK (Working Kelpie), AHH und Border, habe früher auch mit Westerwäldern und BC X AHH gearbeitet. Mein erster Schafarbeitshund war ein DSH X Collie (ja, eine Langnase) und ich habe während meiner aktiven Schäferzeit (damit meine ich als Berufsschäfer) auch mit verschiedenen anderen Hunden (Betriebshunden, nicht meine eigenen) gearbeitet: Briard, Beauceron, Beardie x BC und German Koolie. Dazu habe ich die Hunde der spanischen, französischen und neuseeländischen Arbeitskollegen kennengelernt, als ich dort jobbte.

Bei "für deutsche Verhältnisse" kommt es darauf an, welche Tierart und was genau der Hund tun soll: für einen Wanderschäfer wird der AHH erste Wahl sein - muss der Hund oft Furche laufen, viel enges Gehüt, dürfte eher ein Mitteldeutscher passen, muss der Hund "Strecke" machen (zB von der Alb ins Rheintal) sind die Süddeutschen aufgrund ihres Körperbaus im Vorteil. Sind Milchtiere dabei, ist ein Süddeutscher besser geeignet, da er meist einen Rippen- oder Nackengriff hat, sind keine Milchtiere dabei, kann es auch einer sein, der einen Keulengriff hat. Bei einer reinen Ziegen- oder Rinderherde eignet sich der Westerwälder oder Siegerländer sehr gut, denn er wurde früher anders geführt, als die anderen Schläge: der Hund wurde vom Hirten an der Leine mitgeführt und nur losgelassen, wenn er die Kühe einsammeln musste. Allerdings sind diese Hunde ziemlich naturscharf.

Bei einer Koppelherde würde ich einen BC oder Kelpie wählen. BC wurden nie für Wanderherden gezüchtet, sie waren immer Hunde für die weite Arbeit in den Hügeln oder Ebenen GB's. Allerdings gibt es verschiedene Schläge von BC, der sich ja wiederum aus vielen alten Schlägen entwickelt hat. Einige dieser Schläge wurden durchaus auch für Rinder eingesetzt, auch wenn für die Rinderarbeit meist gröbere Hunde bevorzugt wurden.

In Deutschland und auch GB werden BC auch für Rinder eingesetzt. In den USA und Australien sowie Neuseeland auch, aber dort sind es spezielle Linien. Diese Hunde sind hart, sehr hart, und neigen zum Greifen.

Einer meiner BC ist aus Rinderlinie. Die ersten 4 Jahre habe ich sie überhaupt nicht an Lämmern einsetzen können, weil sie zu hart, zu grob war. Es gibt also solche und solche. Auch die Ausbildung dieses BC war anders als bei meinen anderen. Von wegen anfangs Outrun üben oder nachtreiben üben - hah! Hier musste ich anders ansetzen, um sie schließlich so einsetzen zu können, wie ich es heute brauchen.

Beardies haben sich aus dem Smithfield entwickelt. Smithfields waren Hunde - in Australien gibt es sie noch bzw sie wurden "wiederentdeckt"- die genauso eingesetzt wurden, wie bei uns der Rottweiler: sie trieben Vieh auf den Markt und halfen den Händlern auf dem Markt. Es war also nicht nötig, dass sie weit herausliefen usw; ihre Aufgabe war das Treiben, das enge Arbeiten am Vieh, meist einer größeren Gruppe Vieh. DAS ist jetzt beispielsweise etwas, was dieser Rasse - sollte der Hund aus arbeitenden Eltern und aus Arbeitslinie sein - liegt.

Doch wird bei uns keinSchäfer einen Hund brauchen, der derart spezialisiert ist - einen Furcheläufer und einen Koppelarbeiter, ja, aber nicht noch einen Spezialisten für das Treiben von sturem Vieh auf den Markt (wo gibt es das heute noch) oder einen Spezialisten für was-weiß-ich.

Auf dem Markt war es eng, es gab viel Vieh, auch viele Langfinger, viel Lärm und es ging hektisch und grob zu. Ein Smithfield konnte das ab - anders als die sensiblen Hügelarbeiter, die in den Bergen die scheuen Schafe sammelten.

Deshalb wirst du auch nur selten bei uns einen Beardie am Vieh finden, und wenn, bei Hobbyhaltern. In GB gibt es einige arbeitende Beardies - aber die sind selten und oft mit BC verkreuzt.

Hast du einige ruhige oder etwas sture Schafe und Ziegen, die zahm sind, und du brauchst einen Hund, der beim Verladen oder Umkoppeln helfen soll, kann ein gut veranlagter Hund durchaus brauchbar sein. Brauchst du aber einen Hund, der weit von dir außer Sicht arbeiten muss, hast du flüchtige Schafe oder eine große Herde, brauchst du entweder einen anderen Hund, oder mehrere Beardies, die im Team arbeiten. Und hier würde es sich anbieten, wenn einige deiner Beardies Borderblut haben, um sie flexibler im Einsatz zu machen.

Um zu anderen Rassen zurück zu kommen - es gibt durchaus Hunde, die in Frage kämen. Die wirst du aber nicht hier in Deutschland finden, sondern in ihren Heimatländern, und dort nicht im FCI gezüchtet. Sobald sie den Weg in die Schönheitszucht finden, werden sie leider, leider immer untauglicher für ihre eigentliche Arbeit.

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Vielen, vielen Dank für deine Auskunft :)

"Furche laufen"... das heißt nun was genau? :think: Wäre das das "Eingrenzen" der Herde, so dass sie sich nicht verstreut? Oder noch was anderes?

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Das Furche laufen (auch ""geigen" genannt) ist das Ablaufen einer sichtbaren oder unsichtbaren Grenze, die kein Schaf übertreten darf. Das geschieht, indem der Hund von der Herdenspitze zum Herdenende und wieder zurück pendelt, immer wieder. Wird die Seite gewechselt, darf das nur vorne herum - vor dem Schäfer, denn der Schäfer gehört zur Herde (anders als beim Koppelgebrauchshund und bei Koppelherden) - geschehen. Ein guter Hund hat das "geigen" im "Blut" und pendelt automatisch dort, wo die Herde den meisten Druck macht.

Der Hund ist also so etwas wie ein lebender Zaun.

Übertritt ein Schaf diese Grenze, wird es gestraft (vom Hund).

Nur so sind zB Herdenzüge auf engen wegen zwischen leckeren Getreidefeldern möglich, ohne dass ein Schaf nascht :)

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Ui, schon irre, was Hunde so leisten - und vor allem, wie spezialisiert sie das können.

Und auch eben die Unterschiede zwischen Wandern und Koppel-Schafshaltung - das war mir nie so direkt bewusst.

Dass BC anders arbeiten als die klassischen Treiber wusste ich schon - immerhin :D - aber dass das eben doch sehr stark unterschiedliche Methoden sind, dass war mir SO nicht klar.

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Francis1

@ Mücke..

bin schon sehr beeindruckt von deinem Hütewissen.. vor allem was die ganzen verschiedenen Rassen betrifft...

Muss auch wirklich zugeben, dass das Hüten für mich auch totales Neuland ist und ich mich da nicht sehr viel auskenne...

Ich habe diesen Test auch nur einmal geamcht.. und Micki hat die Schafe meines Erachtens auch nicht gestresst oder gequält.... wo ich bei den Gosso´s schon anderer Meinung bin...

Du als Schäfer, weißt das auf jeden Fall mehr einzuschätzen... Für die Schafe ist es natürlch totaler Stress, jede Woche irgendwelche Hütehunde zu sehen und davonzurennnen.. Das fande ich auch etwas komisch...

Aber die Schäferin sagte, die Schafe wären das gewohnt.... hmmm naja...

Ich weiß auch noch nicht genau, ob ich das weitermachen werde... Denn Micki reagiert jetzt nach dem Test auf sehr viel stärker auf Schafe, Enten usw.

Aber die Arbeit der Katalanen, darfst du nicht mit der BC-Arbeit vergleichen.. Habe jetzt viel Kontakt per Mail mit Working Beardies... Wie gesagt... Es gibt mehr Ansichten davon..

Aber diese werde ich hier nicht preisgeben... will nicht noch ne größere Diskussion auslösen..

Jeder macht sein´s und jeder wie er es für die Allgemeinheit richtig findet.

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