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Jagdinstinkt - Instinkt für die Beute?


Anne06

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Anne06

Hallo,

vor kurzem habe ich eine Dokumentation über Tigerwaisen gesehen. Sie werden durch Menschen aufgepäppelt und machen Ausflüge in die Natur, um zu geeigneter Zeit ausgewildert werden zu können.

Bei einem dieser *Jagdversuchsausflüge* wollte ein Tigerjunges einem Nilpferd hinterherjagen. Der *Trainer* der Tiger unterband den versuchten Jagdausflug durch kurzes Knurren. Daraufhin dokumentierte er: "Tiger haben einen angeborenen Jagdinstinkt, jedoch müssen sie erst lernen, was zu ihrem Beuteschema gehört." (ähnlich wiedergegeben)

Meine Frage an Euch wäre nun, ob dieser Satz auch beim Wolf gilt. Also ob der Wolf erst lernt, was er jagen kann und nicht instinktiv dem Hasen hinterherrennt.

Ein Grund, der vielleicht für diese *Theorie* spricht, ist, dass man unsere Vierbeiner z.B. sehr gut auf den Futterdummy etc. trainieren kann.

Ein Grund, der gegen diese *Theorie* sprechen könnte, mag meine Hündin sein :D , die eine Dackel-Brackenmischung ist und bei ihrer ersten Wildbegegnung gleich hinterher wollte. Dazu muss ich jedoch sagen, dass ich dieses Verhalten nicht so unterbunden habe, wie es der *Trainer* der Tiger tat.

Zum Schluss vielleicht noch eine kleine Erklärung, warum mich diese Frage so brennend interessiert:

Wenn es so wäre, dass der Hund "nur" den Instinkt des Jagens beitzt und nicht weiß(oder erst lernt), was jagbar ist, so wäre z.B. Dummyarbeit/Fährte für den Hund eine echte Jagd.

Außerdem könnte der Hund auch lernen(im Welpenalter wahrscheinlich), dass z.B. Hasen nicht jagbar sind, sondern eben nur der Dummy.

Auf Eure Gedanken bin ich seeeeehr gespannt =) !

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Meike Hempel
Hallo,

Meine Frage an Euch wäre nun, ob dieser Satz auch beim Wolf gilt. Also ob der Wolf erst lernt, was er jagen kann und nicht instinktiv dem Hasen hinterherrennt.

Der Wolf/Hund lernt durch ältere Rudelmitglieder, durch das, was er von der Mutter zu fressen bekommt und durch Erfahrung.

Außerdem könnte der Hund auch lernen(im Welpenalter wahrscheinlich), dass z.B. Hasen nicht jagbar sind, sondern eben nur der Dummy.

Das würde ich Dir nicht unterschreiben :D

LG Meike

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Ja, ich glaube da auch nicht dran!

Versuche bei meinem BC den Jagdtrieb zu unterdrücken bzw.

umzuleiten!

Aber wenn ein Hase vor ihrer Nase hochspringt, dann

hab' ich fast keine Chance!!!!

Von Spuren kann ich sie abrufen, aber nicht immer wenn etwas flieht!

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hansgeorg

Hallo Anne06,

Jagdverhalten ist sehr komplex, hier einmal in Kurzform:

Die Jagdmotivation ist ein angeborenes Verhalten das durch lernen modifiziert und ergänzt wird. Schon sehr früh, sobald die Welpen dazu in der Lage sind, fangen sie an sich zu verfolgen (jagen) und zu fangen, in wechselnden Rollen.

Man kann es auch an Welpen die ohne Geschwister aufwachsen beobachten, sie haben einen so großen Bewegungsdrang, dass sie durch Selbstbeschäftigung ihre angeborenen Fähigkeiten (z.B. Jagdmotivation) permanent im Spiel trainieren und verbessern.

Da unter anderem, der Bewegungsreiz Auslöser für das Jagen ist, lässt sich dieses Verhalten nicht einfach auf ein Beuteschema, z.B. Futterdammy einschränken, dafür ist Jagen viel zu komplex.

Ps. Nilpferde (Flusspferde) leben in Afrika in deren Lebensraum gibt es aber keine Tiger, bist du dir sicher das es Tigerwaise waren?

LG Hans Georg

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Anne06

Hallo,

also wenn ich Euch richtig verstehe, so hat der Hund ein gewisses (angeborenes) Beuteschema, welches wir nicht beeinflussen können.

Ist es deshalb auch unmöglich, einem noch sehr *ursprünglichen* Hund *zu zeigen, dass der Dummy besser ist*?

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Hallo

Das Jagen wird in verschiedenen Schritten gelernt. Als Welpe werden die einzelnen Schritte separat ausgeführt, später wird das ganze zusammengesetzt.

Es gibt Theorien die besagen, dass man in einer bestimmten Altersphase generell NICHTS jagen lassen sollte: weder Ball noch gar Wild.

Ob das wirklich erfolgsversprechend ist, kann ich nicht sagen. Ich denke, am erfolgreichsten dürfte die frühest mögliche Gewöhnung an möglichst jedes einheimisches Wild in Verbindung mit konsequent aufgebauten Impulskontrollübungen sein. Bevor der Hund jemals gejagt hat. Bei meinen Hunden merke ich ganz deutlich, dass Wild, welches sie früher nicht kennengelernt haben (also quasi mit einem Tabu belegt wurde) sehr viel interessanter ist, als z.B. die ollen Krähen und Kanikel.

Einiges zum Thema Jagen ist hier erklärt.

Gruß Trial

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Hallo,

nun das mit Umleiten auf Futterbeutel oder Ball klappt nicht mit jedem Hund. Ich hatte immer DSH da war es nie ein Problem. Alle Ballajeck haben die nicht mal Augen für Wild und wenn doch mal etwas direkt durch die Nase läuft ist es kein Problem sie ab zu rufen.

Tja und dann kam der Windhund....

Mir ist es nicht gelungen ihn für Spielzeugs, Futterbeutel etc. zu begeistern. Das ist nämlich tot und somit uninteressant ;-)

Auch Fellreste lassen ihn gänzlich kalt.

Er ist an Karnickeln kontrollierbar, er ist ein großer Hund zu wenig wendig für Karnickel. Als wir das erste mal auf einen Hasen trafen, war er weg. Woher kennt der Hund den unterschied? Ich hab ihm den nicht gezeigt. Ich hab eine Menge dazu lernen müssen, lerne immer noch. Meine Windis sind anders, ganz anders als alle Hunde die ich vorher hatte/kannte. Und vor allem noch mal ein Stüfchen unkontrollierbarer im Jagdtrieb als es "normale" Jagdhunde schon sind. Meine zeigen nichts an, sind sofort weg, jagen mit Augen und Nase und Gehör. Das ist etwas ganz anderes als bei einem Weimi z.B.

Ich betreue unter anderen 3 jagdlich geführte Weimaraner, das ist wesentlich leichter als meine Windis zu führen.

Gruß Iris

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hansgeorg

Hallo Anne06,

Beuteschema:

Kröten (Nestflüchter) die nach der Befruchtung auf sich selbst gestellt sind, haben ein angeborenes Beute- und Feindschema das nach bestimmten Merkmalen identifiziert wird, (d.h. ein längliches Rechteck = Wurm und ein kleines Dreieck = Fliege), wird das Rechteck in Richtung seiner schmalen Seite und das Dreieck in Richtung seiner Spitze bewegt, löst dieser Kennreiz den Beutefang aus, müssten sie erst lernen was Beute und was Feinde sind würden sie nicht lange überleben.

Für den Hund (Nesthocker) gelten hier andere Voraussetzungen, man kann davon ausgehen, dass der Hund seine mögliche Beute durch Lernen identifizieren muss, das kann unter anderem z.B. unter Anleitung der Mutter oder andere Artgenossen sowie durch Beobachtungslernen und/oder Versuch und Irrtum usw. geschähen. Das ist auch nicht verwunderlich, denn das Beutespektrum des Wolfs (Hundes) reicht von Insekten bis zum Elch.

Jagdmotivation:

Davon zu Unterscheiden ist die angeborene Jagdmotivation (Jagdbereitschaft) die darauf beruhen das Kennreize wie Bewegung, Riechen, Hören und Sehen, den Hund die Jagd beginnen lässt, unabhängig vom Beuteschema.

Motivation:

Aus heutiger Sicht werden unter dem Terminus Motivation z. B. aktionsspezifische Energie, Antrieb, Antriebsspannung, Bereitschaft, Drang, Handlungsbereitschaft, spezifisches Aktionspotenzial und Trieb subsumiert, die alle durch innere physiologische Zustände beschrieben werden können.

@ Trail

Nicht jedem Hund ist das Jagen abzugewöhnen.

Da das Jagen eine Motivation ist, kann der Hund lernen dies zu unterlassen, wenn die Vorgehensweisen stimmig sind. Welche Methode die Richtige und Erfolgsversprechende ist, hängt im Einzelnen von dem Individuum Hund ab.

LG Hans Georg

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@ Trail

Nicht jedem Hund ist das Jagen abzugewöhnen.

Da das Jagen eine Motivation ist, kann der Hund lernen dies zu unterlassen, wenn die Vorgehensweisen stimmig sind. Welche Methode die Richtige und Erfolgsversprechende ist, hängt im Einzelnen von dem Individuum Hund ab.

Da hast du unbedingt Recht. Gäbe es DIE Methode, müsste man sich nicht groß darum streiten und spekulieren, was alles in welchem Unfang Einfluss auf das Jagdverhalten des Hundes hat ;)

Und würde DIE Methode bei allen Hunden gleich anschlagen, gäbe es weniger frustrierte „ich hab doch schon alles probiert“-Hundehalter.

Gruß Trial

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Anne06

Hallo Hans-Georg,

vielen Dank für Deine fachliche Beschreibung.

Deinem Beitrag zu folge lernt der Hund sein Beuteschema(s. 2.Abschnitt). Also kann es durchaus sein, dass ein Hund, der mehrmals *Jagdausflüge* unternommen hat (und dadurch versucht), sein Beuteschema erlernt?

@Trail: Der Link ist toll, danke!

@Iris: Mit Windhunden habe ich noch keinerlei Erfahrungen sammeln dürfen.

Meine Hündin springt sehr gut auf den Futterdummy an und apportiert ihn. Außerdem ist es deutlich vorhersehbar, wenn sie etwas wittert.

Dass es sehr schwer ist einen Windhund zu führen, kann ich mir an Hand Deiner Beschreibung vorstellen.

Um auf "die Methode", den Hund zu kontrollieren, einzugehen: Ich arbeite mit meiner Hündin an einem *Down*Kommando. Für uns ist dies, glaube ich, die Methode, mit der wir wohl am meisten Erfolg haben werden.

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