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Wenn Väter sterben


kamiko

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:winken: zusammen!

Am Samstag habe ich erfahren, dass mein Vater Lungenkrebs hat und morgen eine Biopsie gemacht wird, um den Typ zu bestimmen und die Chemo zu planen...

Er ist 72 Jahre alt, hat sein Leben lang stark geraucht, hatte als Kind Tuberkulose und ist in den letzten Monaten zusehends gebrechlich und mager geworden.

Ich hatte mir die letzte Zeit schon so was gedacht, denn ich bin ja nicht blind und mein Bauchgefühl ist auch nicht ganz blöd, obwohl Väter ja immer alles schön reden und nicht zum Arzt gehen.. :wall:

Trotzdem kommt es für mich jetzt überraschend und plötzlich und reisst mir erstmal den Boden unter den Füssen weg..

Vor allem, weil ich ein ganz ganz schlechtes Verhältnis mit Mutter und Geschwistern habe und wir aber jetzt zwangsläufig Kontakt miteinander haben werden... Der mir nicht guttun und mich belasten wird...

Mein Vater war mein Anker in meinem Leben und ich weiss, dass ich mit seinem Tod nicht nur ihn sondern meine ganze Familie verlieren werde...

Zusammenraufen ist nach seinem Tod ausgeschlossen, dafür ist zu viel schiefgelaufen...

Mit der Krankheit, der Chemo, dem Tod kann ich mich arrangieren und umgehen, aber wie wird das sein, wenn ich als totales Papakind ohne Papa weiterleben soll?

Wie ist das, wenn man ohne Eltern weiterlebt?

Eltern sind doch "immer" da(gewesen) und am längsten an der Seite eines Menschen?

Das sind doch die, denen nie was passiert, die immer da sind und die ewig leben?

Wie war das, als eure Eltern oder Väter gestorben sind?

Wie seid ihr damit umgegangen, "alleine" auf dieser Welt zu sein?

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Cheshire Cat

Hey,

du schreibst die Geschichte meiner Freundin, nur dass es da um ihre Mutter ging.

Sie hatte Krebs, Magersucht und war alkoholabhängig. Für meine Freundin war es auch ein Schlag ins Gesicht. Sie hat die Zeit nochmal ganz intensiv mit ihrer Mutter genutzt und hat zum Schluss gesehen, dass ihre Mutter nur noch leidet.

Sie hatte Zeit sich zu verabschieden und ich denke, dass ist auch ganz wichtig.

Ich hoffe du hast, wenn es mal soweit ist jemanden an dem du Halt findest, so wie sie damals an mir.

Ich wünsche dir für die Zeit viel Kraft und trotzdem alles gute auf deinem weiteren Lebensweg.

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Ninchen0_15

Es tut mir leid, ich weiss, es ist ein grosser Kummer....!

Ich bin selber schon ziemlich alt :) und habe meinen Vater vor 3 Jahren und meine Mama vor einem Jahr verloren.

Man mag es kaum glauben, aber man kann gar nicht so alt werden, dass man sich dann nicht doch tatsächlich wie ein "Waisenkind" fühlt, wenn man keine Eltern mehr hat!

Ich kann es schlecht erklären, aber ich habe (und tue es immer noch) mich so richtig verlassen gefühlt, ganz schlimm sind Geburtstage und Weihnachten! :(

Wenn jetzt bei Dir noch hinzu kommt, dass Du Dich mit Deiner restlichen Familie so gar nicht verstehst, ist das natürlich noch eine zusätzliche Belastung.

Meinst Du nicht, dass es möglich sein könnte, dass Ihr Euch durch die gemeinsamen Sorgen und Ängste wieder etwas annähert?

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happyy_mainz

Liebe Judith,

das tut mir sehr leid zu hören, dass dein Vater diese sch... Krankheit hat.

Ich weiß genau wie du dich fühlst.

Als Charly, mein Golden, letztes Jahr im April gestorben ist, dachte ich, es könnte nicht mehr schlimmer werden, es ging mir so schlecht... (er hatte übrigens auch Krebs).

Doch damit sollte ich leider falsch liegen. Anfang August wurde nach vermuteter Lungenentzündung bei meiner Mutter leider auch Krebs festgestellt, sie war 55. Nach einigen Untersuchungen stellte sich heraus, dass sie Nierenkrebs hat - Nierenkrebs mit Metastasen in Lunge und Hirn. Das war wie ein Schlag ins Gesicht, als wäre man gegen die Wand gelaufen.

Bei der letzten Untersuchung, die das Ergebnis auch im Endeffekt brachte, ist leider ihr Kreislauf und ihre Lunge kollabiert... sie lag dann einen Tag im künstlichen Koma, dann wurde sie wieder herausgeholt, weil sie im Sterben lag. 30 Stunden lang.

Wie du bei deinem Papa, war ich ein totales Mamakind. Ich kann bis heute nicht verstehen, was passiert ist. Die Krankheit reißt einem mit solch einer Wucht den Boden unter den Füßen weg, dass man keine Worte findet und einfach nur sprachlos ist.

Selbstverständlich sieht man bei der Erstdiagnose Krebs nur negatives vor sich: Chemos, Bestrahlungen, böse Nebenwirkungen, Tod. Als meine Mutter mir erzählte, dass die Ärzte Krebszellen in ihrer Lunge festgestellt haben, waren meine ersten Worte "Mama, du darfst nicht sterben. Wir müssen kämpfen."

Auch mir fällt es schwer jetzt ohne meine Mama zu leben, da ich zu meinem Vater nie wirklich einen richtigen Bezug hatte, auch meine Schwester und ich waren nie die besten Freundinnen, im Gegenteil. Richtig zusammenraufen ist auch bei uns ausgeschlossen.

Was mir im Endeffekt wirklich geholfen hat und hilft, sind Sitzungen bei einer super Psychiaterin - einfach zur Trauerarbeit, zum nicht alleine-sein, zum traurig sein und auch mal durchhängen.

Wenn du magst, können wir uns auch gerne per PN austauschen.

Dir und deinem Vater (und natürlich auch dem Rest der Familie) viel Kraft für die kommende Zeit. :kuss:

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Es tut weh , schrecklich weh .. Aber es wird besser . Meine Mama ist ja auch Ende Juni gestorben , relativ plötzlich nachdem die Rettung eppendorf in Sicht war mit neuen Herzen , abe der Körper war zu kaputt . Über Weihnachten war es schlimm und gerade wenn man wieder viel Stress hat hab ich mich schon öfter dabei erwischt dran zu denken Mama anzurufen .. Bis aufgefallen ist das sie garnicht mehr da ist. Aber round about wird es mit der zeit wirklich besser ... Blöd , ich glaub nicht das ich dir helfen konnte ..

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Die Endlichkeit des Lebens eines geliebten Menschen so vor Augen geführt zu bekommen ist wirklich schlimm :kuss:

Vielleich helfen aber doch die heutigen medizinischen Möglichkeiten deinem Vater, ich würde es ihm und dir wünschen.

Du sagst, damit würdest du auch den anderen Teil deiner Familie verlieren - aber ist das wirklich so?

Nutze die kommende Zeit mit deinem Vater, versuche, diese Zeit möglichst wenig mit "zwangsläufigen" Begegnungen zu belasten - deine Kraft und deine Zuwendung wird deinem Vater eine große Stütze sein, egal was am Ende steht!

Dein Lebensgefährte und Freunde können dir in dieser Zeit zur Seite stehen, dir Kraft geben.

Und ja - es gibt ein Leben "danach" - auch wenn es dauern wird, bis diese Lücke nicht mehr als schmerzhafter Verlust empfunden wird...

ich wünsche dir viel Kraft für die kommende Zeit :kuss:

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Joss the Dog

Hey Judith :knuddel

Wenn ich Deine Zeilen lese, dann wird mir ganz anders.... am 22.Mai 2008 ist mein Vater ganz plötzlich an Herzversagen gestorben - "ganz plötzlich" eigentlich in Anführungsstrichen, da er doch auch sehr krank war - Dialyse, da Nieren nicht mehr funktionsfähig, Diabetes, Herzinfarkte.

Egal, wie es kommt, es ist nie richtig - man kann sich nie wirklich darauf vorbereiten.

ABER : es wird erträglicher mit der Zeit. Die Trauer überwiegt am Anfang, der Schmerz - aber es wird erträglicher, die guten Erinnerungen überwiegen.

Ich kann so gut nachvollziehen, was Du schreibst, mein Vater hat mich großgezogen, da meine Mutter als Abteilungsleiterin in ihrem Institut nicht fehlen konnte - also ist er zuhause bei mir geblieben und hat mich großgezogen. Unser Verhältnis war immer besonders, Vater - Tochter sowieso ;)

All diese lieben Worte hier werden Dir leider im schlimmsten Fall nicht helfen - erstmal nicht. Wichtig ist, dass Du Dich in der Trauer nicht verlierst, dass Du, wenn nicht den Rückhalt durch den Rest Deiner Familie, dann aber den Rückhalt durch Deine Holly, durch Freunde und durch Deinen Partner hast!

Wichtig ist, dass Du den Schmerz zulässt. Die Trauer zulässt. Dass Du Dich nicht vor Dir und den Gefühlen versteckst - und akzeptierst, was auch immer passiert.

Es ist ganz normal, dass Du Dich jetzt schon in Gedanken mit dem Tod auseinandersetzt - gib diesen Gedanken aber nicht zuviel Raum, verlier jetzt die Hoffnung noch nicht :knuddel

Und nutze die Zeit mit ihm.

Ich wünsch vor Allem Deinem Vater alles Glück dieser Erde für die künftige Zeit! :kuss:

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Ich fand die Erkenntnis am schlimmsten, dass die Eltern, die irgendwie fuer den Notfall immer noch eine Lösung haben, Unterstützung anbieten können, helfen werden, selbst wenn das Verhältnis vielleicht nicht perfekt sein sollte, am allerschlimmsten. Wenn ich arbeitslos werde, mein Mann mich verlässt ... naja, im Notfall kann man immer noch bei den Eltern Unterschlupf finden. Wenn ich nicht weiter weiß, im Notfall hat Mutti nen guten Rat. Wenn ich mal plötzlich Geld brauchen sollte, würden die Eltern es mir wohl leihen.

All diese Notfälle hat es nie gegeben, aber irgendwo im Hinterkopf ist immer die Gewissheit, sie werden da sein.

Wenn ich jetzt überlege, dass ich meinen Job verliere und zeitgleich mein Mann mich verlässt (und ich somit wohnungslos waere)...tja ... Wohin dann? Freunden kann ich vielleicht zwei oder vier Wochen auf den Geist gehen, aber doch nicht monatelang. So etwas wie Hartz IV gibt es hier nicht.

Mir ist erst, als mein Vater gestorben ist (da war ich Anfang 30) bewusst geworden, dass ich erst richtig erwachsen werde, wenn ich begriffen habe, dass ich ganz allein fuer mich verantwortlich bin und es keine Notfallebene mehr gibt. Und das ist wirklich hart. Gleichzeitig klingt es so fürchterlich egoistisch, dass ich das Verlassen-Werden (und -Sein) so schlimm fand (finde). Ist aber wahr.

Den Sterbenden gehen zu lassen, ist nur gut und richtig, er sollte mit dem guten Gefühl die Augen schließen, dass er sich so weit begleitet hat, dass du nun auch ohne ihn klarkommen wirst. Aber er wird Dir ein Leben lang fehlen... was irgendwie ja auch richtig ist.

Alles Liebe!

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Rabeara

Ich habe meinen Vater mittem im Studium verloren, 2 Wochen vor den Klausuren. Einen vom Krieg geprägten, lauten, hitzköpfigen Sturkopf, der nie viel von seinen Gefühlen preisgab. Trotz regelmäßiger Kontrolle hat man eines Tages zu spät einen Darmtumor gefunden, der sich gegen die Chemo wehrte und leider gewann. Wie es für meinen Vater typisch war, schlief er genau in der Nacht ein, nachdem wir die Nachricht erhalten haben, der Tumor sein unheilbar. Keine Zeit für große Worte und viele Tränen.

Mir hat das erstmal die Beine weggezogen und ich habe mir psychologische Hilfe holen müssen, eben weil ich vieles nicht mehr mit ihm klären konnte.

Nutze die Zeit mit ihm, stelle ihm alle Fragen, die Dir wichtig sind. ABER: Lass ihn gehen, gebe ihm nie das Gefühl, er würde Dich verlassen. Denn das wird er sicher nicht mit Absicht tun. Lass ihn in Frieden gehen.

Ich wünsche Dir für die nächste Zeit alles Gute!

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Judith,

es tut mir sehr leid so etwas zu lesen. Eine , vor allem schwere, Krankheit eines so geliebten Menschen mit zu erleben und zu begleiten ist einfach furchtbar. Ich könnte Dir jetzt schreiben: das kommt mit der Zeit, irgendwann tut es nicht mehr so weh, etc. ......

Stimmt aber nur bedingt, zumindest bei mir. Natürlich geht das Leben weiter und man richtet sich ein mit dem was man hat. Ich für meinen Teil habe 16 Jahre gebraucht bis ich das Foto meiner Mutter zu den anderen deutlich sichtbar auf die Kommode gestellt habe.

Meine Mutter fehlt mir heute noch genauso wie vor 16 Jahren. Im normalen Alltag lebe ich damit und da stimmt es schon "Es schläft sich immer ein kleines Stück mehr ab", aber es gibt viele Situationen und Augenblicke an denen ich sie so sehr vermisse das es weh tut.

Ich habe meine Mutter durch Krebs verloren, 6 Wochen vor der Geburt meiner Tochter und 3 Wochen vor ihrem 60.Geburtstag. Mein Vater folgte 4 Jahre später auch durch Krebs. Mein Vater fehlt sicherlich auch, aber durch den Tod meiner Mutter fühlte ich mich furchtbar alleine. Ich habe einen tollen Mann, eine tolle Tochter und wirklich gute Freunde, aber die können dieses spezielle Gefühl des Alleineseins nicht auffangen.

Ich hoffe Du hast gute Freunde, die dir helfen können diesen Verlust zu verarbeiten und die Dir zuhören wenn es Dir schlecht geht. Das nimmt zwar die Sehnsucht nicht, aber es hilft ein bisschen und lässt mich zumindest an besonders doofen Tagen wieder lachen und erinnert mich daran was ich hatte und was ich immer noch habe.

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