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Wenn Väter sterben


kamiko

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Jasperxy

Liebe Judith,

ich fühle mit Dir und bin in einer ganz ähnlichen Situation.

Bei meinem Vater wurde Bauchspeicheldrüsenkrebs festgestellt, eine grosse OP hat er

im November hinter sich gebracht....Rettung wird es keine geben.

Auch mir steht die ganze Geschichte mit Pflege, Chemo, Sterbebegleitung usw noch bevor

....und ich weiss noch nicht, wie gut oder schlecht ich das packen werde.

Meine Mutter starb, als ich noch sehr jung war....und das Gefühl, dass nach dem Tod

meines Vaters "niemand" mehr von meinen Eltern da sein wird, macht mir grosse Angst.

Halt geben kann Dir in so einer Situation Deine Familie, Deine Freunde und ja, auch Dein Hund!

Ich drücke ganz fest die Daumen, dass die Biopsie ergibt, dass es nicht so schlimm ist und

noch die Chance auf eine Heilung besteht.

:kuss:

falls Du jemandem zum Reden brauchst....

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Frau Wuffington

Es gibt kein Pauschalschlechtgefühl. Es ist einfach nur beschissen, wenn man plötzlich einen Mensch verliert, der einem viel bedeutet.

Es ist eine Zeit der Leere und eine Zeit des Nachdenkens - an gute wie an schlechte Dinge. Aber wenn Du das Gesicht Deines Vaters dann in Gedanken siehst, wird es Dir immer ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Er wird immer bei Dir sein.

Und man kann auch lernen ohne Familie zu leben... der notwendige Kontakt wird für den Moment sein müssen... aber das geht auch vorbei. Lass Dich nicht unterkriegen. Bleib stark - für Dich und Deinen Vater.

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Danke für eure lieben Worte.

Es ist gut zu hören, dass ich nicht alleine dastehe, denn irgendwie fühlt es sich jetzt so an...

Ich habe zum Glück einen ganz tollen Partner, einige Freunde, auf die ich mich wirklich immer verlassen kann, eine super Schwiegermom (die eigentlich wie eine Ersatzmama ist) und durch den frühen Tod meines damaligen Lebensgefährten ärztliche, seelsorgerische und therapeutische Begleitung, auf die ich mich 100% verlassen kann.

Meine Jugendliebe ist vor 9 Jahren durch einen Autounfall schwer verunglückt und da wir eine Patientenverfügung hatten, war ich diejenige, die alle Entscheidungen getroffen hat.

Letztendlich habe ich auch die Geräteunterstützung einstellen lassen, als es keine Hoffnung mehr gab und bin an dieser Entscheidung fast zerbrochen.

Aber ich weiss heute, dass ich richtig und in seinem Sinne entschieden habe. Das war das Wichtigste für mich..

Mein Vater war einer der wenigen, die diese Entscheidung nachvollziehen konnten und hat immer zu mir gehalten.

Auf der Intensivstation hat er damals gesagt, dass er auch so erlöst werden möchte, wie ich es entschieden habe und dass ich an seiner Seite bleiben soll, so lange er mich braucht und gegangen ist.

Das werde ich auch machen, so schwer es sein wird. Das kann ich ihm nicht abschlagen.

Danach, danach kommt das grosse Loch...Und es wird kommen...Wie damals auch...

Und davor habe ich so Angst...

Und nochmal die Trauer der anderen miterleben.. Ihre Verzweiflung, ihre Wut, ihre Hilflosigkeit...

Meine Geschwister wissen noch nichtmal was von seiner Krankheit...Er will erst die Biopsie machen lassen...Ich bin von meiner Tante eingeweiht worden... :wall:

Bei dem Gedanken wird mir ganz schlecht, wenn sie es hören werden... :Oo

Heilung wird es nicht geben, nur Schadensbegrenzung und Zeitgewinnung... Wenn überhaupt...Diese Aussage hat mn ihm schon gemacht...

Deshalb kann ich das Thema Tod auch nicht mehr ausblenden...

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Frau Wuffington

Liebe Judith,

ich kenne Dich nicht und doch kann ich Dein Gefühlsspiel nachvollziehen.

Meine Mutter starb an Darmkrebs - ich fiel in ein Loch und kam mir total alleine vor. Mein Mann musste arbeiten, mein Bruder wollte keine Zeit haben, meine Schwägerin fühlte sich nicht angesprochen - ich bin fast kaputt gegangen vor Qual.

Vor 2 Jahren wurde bei meinem Mann auch Darmkrebs festgestellt. Er hat es knapp überlebt - aber ich habe tagelang irgendwo im Eck im Wald mit Hund gehockt und mir die Seele aus dem Leib geweint. Ich habe geschrien, laut... einmal kam ein Mann vorbei und fragte, ob mir was fehlte. Ich hab ihm einfach alles gesagt, es sprudelte aus mir raus.

Da hat er gelacht und mich in den Arm genommen - ein wildfremder Mensch: Schreien Sie so laut und so lange wie Sie wollen. Wenn es Ihnen gut tut, dann ist alles ok.

Ich war sehr berührt von diesen Worten. Ein fremder Mensch stand mir einfach so bei.

Halte Deine Gefühle nicht zurück. Weine, wenn Dir danach ist. Wenn Dir Deine Verwandtschaft auf den Senkel geht, sag es Ihnen. Da müssen sie durch. Wem es nicht passt, der kann gehen. Basta.

Wenn Du die Entscheidung für Deinen Vater treffen sollst, dann hast Du auch jede Unterstützung verdient - von jeder Seite. Wer da nicht mitmacht, den brauchst Du nicht. Belaste Dich nicht unnötig mit den Gedanken anderer - Du hast genug mit Deinen Gedanken zu tun.

Gut, dass Du einen verlässlichen Partner hast. Er wird Dich auffangen, da bin ich mir sicher.

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SabineG

Hallo Judith,

mein Vater starb im Juli 2010 im Alter von 74 Jahren. Ein gutes halbes Jahr zuvor litt er an Demenz, die nach einer Herzoperation im Dezember 2009 richtig zum "Ausbruch" kam. Damals wohnten meine Eltern 50km von mir entfernt, ich fuhr jedes Wochenende zu ihnen und jedes Mal hatte sich sein Zustand, was die Demenz betraf, verschlechtert. Meine Mutter schaffte es im Frühjahr nicht mehr alleine, und so kam mein Vater nach einem Krankenhausaufenthalt in die Kurzzeitpflege.

Auch dort besuchte ich ihn jedes Wochenende zusammen mit Ollie. Mein Vater wusste, dass etwas mit ihm nicht stimmte und das machte ihm große Angst. Er wusste nicht dass es Demenz war, er wusste auch bald nicht mehr wo er gewohnt hatte und wo er nun wohnte.

Er fragte mich manchmal ungläubig, warum er nun "hier" sei und ob er "hier" bleiben müsse.

Eines Tages sagte er mir, er wolle so, in diesem Zustand, nicht mehr leben und ob ich ihm helfen könne. Er wollte dass ich ihm helfe zu sterben. Das war ein unbeschreibliches Gefühl für mich, was mich wahnsinnig traurig und hilflos machte.

Die ganze Geschichte zeigte mir noch dazu, was für ein eiskaltes Herz meine Schwester hat. 300km entfernt und ohne sich auch nur einmal vor Ort ein Bild von der Lage und dem Zustand meines Vaters zu machen, hatte sie innerhalb von 24 Stunden einen Heimplatz für ihn aufgetrieben, ebenfalls 300 km vom Wohnort meiner Eltern entfernt. Auf meine entsetzte Frage wer meinen Vater denn dort besuchen sollte, sagte sie nur: " Das merkt der doch sowieso nicht wie oft ihn jemand besucht". Ich war fassungslos.

Zum Glück entschied meine Mutter, dass mein Vater dort in dem Pflegheim bleiben sollte wo er bereits war.

Im Juli kam er wegen einer vermeintlich harmlosen Infektion ins Krankenhaus. Wenige Tage später, an einem Mittwoch, besuchte ich ihn und er war auf die Intensivstation verlegt worden. Er war kaum ansprechbar.

Am darauf folgenden Samstag bequemte meine Schwester sich endlich, mit ihrem Mann anzureisen. Ich traf sie mittags bei meiner Mutter, sie war bereits im Krankenhaus gewesen und berichtete, sie habe unseren Vater kaum erkannt. Er sei nicht ansprechbar gewesen.

Ich fuhr nachmittags ins Krankenhaus, während meine Schwester und ihr Mann sich bereits wieder auf der Heimfahrt befanden.

Mein Vater lag auf Normalstation, aber allein in einem Zweibettzimmer. Er war nicht ansprechbar und atmete stoßweise. Ich hatte ihm einen Pudding mitgebracht den er immer so gerne aß - ich eigentlich auch, aber ich habe so einen Pudding seitdem nie wieder gegessen.

Ich stand lange am Bett meines Vaters und wusste irgendwie, dass ich nicht wegfahren konnte. Ich kühlte ihm die Stirn, er hatte hohes Fieber. Ich sprach ein wenig mit ihm, hielt seine Hand. Und - so schwer es mir auch fiel - ich sagte ihm nach einer Weile dass er ruhig gehen könne wenn ihm das alles zu anstrengend würde.

Irgendwann begann mein Vater zu husten und ich rief eine Krankenschwester und fragte, ob man vielleicht Schleim absaugen könne. Sie kamen mit dem Gerät, schickten mich kurz aus dem Zimmer, ich hörte drinnen das Absauggerät, aber nur für kurze Zeit, dann kam die Krankenschwester aus dem Zimmer und bat mich, herein zu kommen. Sie sagte: "Er stirbt."

Und so kam es, dass ich bei meinem Vater war als er starb. So traurig ich war, so froh war ich auch dass er nicht allein war als er starb.

Die Zeit der Krankheit vor seinem Tod hat mich meinem Vater sehr nahe gebracht. Im Nachhinein bin ich froh, dass ich ihn ein wenig begleiten konnte - helfen im Sinne von Herbeiführen irgendeiner Verbesserung konnte ich ihm leider nicht.

Er ist nun im Friedwald. Er wollte eingeäschert werden und ich bin so froh, dass meine Mutter, die eigentlich einen Platz auf dem Friedhof für ihn wollte, sehr schnell positiv auf meine Idee mit dem Friedwald reagierte.

Nun ist er da, nahe an einem Baum auf einer kleinen Lichtung. Immer wenn ich zu Hause bin, besuche ich ihn dort mit Ollie. Es ist schön dort und ich fühle mich ihm dort nahe.

Dir wünsche ich, dass auch du deinen Vater so begleiten kannst und darfst. Ich weiß nicht wie alt du bist, ich war schon 46 Jahre alt als mein Vater starb. Zwanzig Jahre jünger wäre ich womöglich noch anders (schlechter) damit umgegangen, wer weiß.

Ich wünsche euch beiden ganz viel Kraft und Energie und Versöhnung mit dem, was sich nicht vermeiden lässt.

Edit: Fehler ausgeräumt

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Ja, wie ist es?

Mein Vater ist 59 geworden. Es ging alles sehr sehr schnell. Viel zu schnell.

Er kam ins Krankenhaus und dort wurde er durchgecheckt.

Dann kam die Diagnose: Leukämie.

Er war genau 10 Tage im Krankenhaus, als an einem Samstag mit der Chemo begonnen werden sollte, kam der Anruf meiner Mutter.

Sein Tod war nicht vorauszusehen, da diese Art der Leukämie heilbar wäre. Er ist dann eingeschlafen und nicht mehr aufgewacht.

Für mich war es schlimm, die erste Zeit, konnte ich es nicht glauben, habe es verdrängt.

Nach 3 Monaten ungefähr, konnte ich es realisieren. Er wird nie wieder Heim kommen.

Schlimm ist es z.B. an solchen Tagen wie Weihnachten, oder als mein Sohn letztes Jahr zur Kommunion ging. Ich habe mit einer anderen Mutter und dem Pastor die Messe mit vorbereitet. Die Kirche war brechend voll, als die Leute anfingen zu singen mußte ich heulen. Auch als eine Mama, das Ave Maria gesungen hat.

Es ist schwierig und mit der Zeit, vergeht der Schmerz des Verlustes einwenig, aber er bleibt immer da.

Ich will mir nicht vorstellen, wenn meine Ma nicht mehr ist. Es ist alles so endgültig!

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Mein Vater hat heute die Biopsie gut überstanden...

Morgen kommt noch ein Ganz-Körper-Ct hinzu, denn der Tumor wirkt jetzt schon sehr bösartig und da die Lunge so gut durchblutet ist, wird er wohl schon gestreut haben...

Meine Geschwister wissen jetzt Bescheid und meine Mutter bewegt sich nahe am Rande eines Nervenzusammenbruchs.

Sie weint nur noch, ist immer im KH und weiss nicht wo oben und unten ist. Bei meiner Schwester dasselbe...

Und ich?

Ich sitze hier und überlege, was er noch für Träume hat, die er sich erfüllen möchte und wie ich ihm dabei helfen kann.

Alles andere läuft automatisch ab, wie in Dauerroutine.

Alles dreht sich im Moment nur darum, wie ich ihm das Leben erleichtern kann und wie wir uns zusammenraufen, damit er seine Träume erfüllt kriegt.

Mein Papa... Ich will ihm wenigstens noch seinen wichtigsten Traum irgendwie erfüllen...

Wenn ich mal wüsste, was das ist :so

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m0nsters_mummy

Hallo..

erstmal tuts mir wirklich leid für dich , eine schrecklich sache :(

Ich habe meinen Vater vor 3 Jahren wegen Lawine verloren.. er war 53 Jahre alt (viiiiiel zu früh!)

Ich war ein typisches Papakind, hab nich bei ihm gewohnt (meine Eltern waren zu dem Zeitpunkt schon getrennt lebend), war zu allem auch noch hochschwanger...

Leicht ist sowas nie - ich habe heute noch teilweise dran zu knabbern.

Ich wünsch dir viel Kraft für diese schwere Zeit!

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Schäferhund16

traurige Geschichte!!!!! :( - mein beileid und hoffe es geht dir bald wieder gut!

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Danke!!!

Einen Mensch ganz plötzlich und viel zu früh zu verlieren, ist sehr schwer...Das habe ich ja auch schon hinter mir...

Vielleicht wird es jetzt ja etwas einfacher, weil wir noch Zeit zusammen haben... :kaffee:

Ich hoffe drauf :kaffee:

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