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Mein Hund steht in der Rangordnung über mir und hat mich (wieder) gebissen.


Indigoblue

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Indigoblue

Hallo ihr Lieben,

ich muss mir das jetzt mal von der Seele schreiben.

Werde dieses Jahr 19 und habe ein halbes Jahr alleine gewohnt, ziehe Ausbildungsbedingt (ist einfach günstiger) wieder zu meinen Eltern.

"Wir" haben einen 7-8 jährigen kastrierten Rüden, den wir vor 7 Jahren aus einer Tötungsstation in Spanien gerettet haben. Blindlings sind wir davon ausgegangen, das wird am Anfang etwas schwer, aber dann wird's schon - nix wurde. Sahen das Bild und konnten natürlich nicht nein sagen, kam also mein Hund Silver nach einigen Wochen aus Spanien zu uns.

Es lief am Anfang in seiner Erziehung schon alles falsch. Mit meinen ca. 13 Jahren damals habe ich allein die Hundeschule ins Rollen gebracht und mich mit einer Therapeutin kurzgeschlossen (natürlich für den Hund, nicht für mich ;) ) und für ca. 6 Monate 2x die Woche dort 'Unterricht' mit ihm genommen. Er lief weder an der Leine, noch hörte er auf irgendetwas. Problem war: weder meine Mutter noch mein Vater haben ansatzweiße "mitgeholfen". Was der Hund bei mir verboten bekam, darf er -besonders bei meinem Vater- nach wie vor. Mein Vater will kein 'Training', auch wenn wir uns einen Angstbeißer (!!) in die Familie geholt haben.

Mal abgesehen davon, das zwischen mir und meinem Vater (besonders damals) ein schwieriges zwischenmenschliches Problem herrschte und er meinen Hund nach wie vor mir bevorzugt, ist er für meinen Hund der 'Anführer'. Ich war meinem eigenen Hund untergeordnet.

Macht er etwas, wird er sofort in Schutz genommen. Es hat Jahre gedauert, bis ich mich mit ihm angefreundet habe.

Seit circa 2 Jahren (da ich nun einfach auch erwachsener bin, und zu der Sache mit meinem Vater mehr und mehr Abstand gewinne) haben ich und mein Hund eine enge Bindung. Ich laufe allerdings keine zehn Umwege, sondern lasse meinen Hund rücken/aufstehen, mein Hund hat wenigstens zu kommen wenn ich seinen Namen rufe (Sitz hat er noch nie gehört) und selbst das klappt nur bedingt.

Im Feld habe ich ständig Machtspielchen mit ihm, er bleibt mitten im Feld stehen (wenn er keine Lust mehr hat) und starrt mich an. Ich gehe weiter und gebe ihm auf keinen Fall die Gelegenheit den Weg zu bestimmen. Klappt natürlich immer total prima.

Jedenfalls, mein Hund hat anfangs jeden und alles aus Angst gebissen, das habe ich ihm mit der Trainerin 'abtrainieren' können.

Habe also mit Hund und Vater Frieden geschlossen, ging jahrelang gut.

Mein Hund darf wirklich alles, er wird bekocht und darf auch alles ins Bett schleppen (der arme Hund, dem kannst du das doch jetzt nicht wegnehmen), er darf überall drauf und rein, er benimmt sich bei Besuchern ganz fürchterlich und knurrt/bellt manchmal stundenlang. Gut, das ist alles noch irgendwie (er)tragbar, aber gestern hatten wir wieder viel Besuch - und mein Hund 'hasst' 3 dieser Personen abgrundtief. Diese klingelten, wollte mit meinem Vater meinen Hund nach unten schicken, rief 3x, ging zu ihm hin und er biss mir einmal in die Hand und war kurz davor, mich ein zweites Mal zu beißen.

Mal abgesehen davon, das mein Vater den 'armen Hund' natürlich in Schutz genommen hat (weil er so eine schlimme Vergangenheit hat, und ich doch in Stresssituationen vorsichtiger sein soll) habe ich in dem Moment wirklich das Gefühl gehabt, ich stehe unter MEINEM Hund. Er hat mein ganzes Vertrauen zu ihm zerstört, ich bin zum Glück erstmal wieder in meiner Wohnung. Ich war nicht wütend auf ihn, sondern einfach wahnsinnig enttäuscht.

Ja, er war ein Angstbeißer. Ja, er hat eine schlimme Vergangenheit. Ja, er wurde in Spanien mit zu wenig Narkosemittel kastriert und ja, ihn haben Jugendliche geschlagen und er ging durch die Hölle. Aber ich bin der Meinung, mein Hund hat mich NICHT beißen.

Tut mir leid, das ist sehr lang geworden.

Ich weiß auch gar nicht was ich mir erhoffe, da sich in meiner Familie in dieser Hinsicht sowieso nie etwas ändern lässt. Aber vielleicht kennt jemand ähnliche Situationen? Mein Hund ist Mittelpunkt meines Hauses, immer. Mittelpunkt meines Vaters - er sollte wahrscheinlich am ehesten eine Therapie machen (natürlich ist das nur übertrieben gesagt).

Wünsche euch eine schöne Woche,

Indigo

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Ginger2009

Oh, das ist echt eine schwierige Situation...

Ich selbst musste so eine Erfahrung glücklicherweise noch nie machen.

Was machst du denn so zur Beschäftigung mit deinem Hund?

Bindungsarbeit wäre vielelicht eine Option.

Meinst du er spürt deine Angst oder stehst du dem Ganzen trotz des Vorfalls suverän gegenüber?

Wer verbringt die meiste Zeit mit dem Hund?

Wie benimmt er sich im Umgang mit deinen Eltern? Folgt er da?

LG

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Oh, das ist echt eine schwierige Situation...

Ich selbst musste so eine Erfahrung glücklicherweise noch nie machen.

Was machst du denn so zur Beschäftigung mit deinem Hund?

Bindungsarbeit wäre vielelicht eine Option.

Meinst du er spürt deine Angst oder stehst du dem Ganzen trotz des Vorfalls suverän gegenüber?

Wer verbringt die meiste Zeit mit dem Hund?

Wie benimmt er sich im Umgang mit deinen Eltern? Folgt er da?

LG

Hallo Ginger,

Danke für deine schnelle Antwort. Ich selbst mache zur Beschäftigung momentan wenig, meine Eltern nicht mehr wie lange Spaziergänge (ausgepowert ist er schnell). Haben nie wirklich Agility o.Ä. mit ihm gemacht.

Ich denke er hat meine Angst in diesem Moment definitiv gespürt, er war für mich auch nicht greifbar und unberechenbar. Er hätte quasi genauso gut nochmal beissen können, war nicht abzusehen. An diesem Tag habe ich ihn auch komplett gemieden, ob er das verstanden hat (und ob es gut war) ist natürlich mehr oder weniger zu bezweifeln.

Mein Vater und ich, wenn ich daheim bin. Ist mein Vater da, bin ich allerdings schnell abgemeldet. Meine Mutter hält sich in Sachen Hund komplett raus.

Bei meiner Mutter hört er noch weniger, bei meinem Vater schon eher. Aber er hört nur wenn er will, das muss man sagen. Kommen fremde Hunde, sind wir alle sofort abgemeldet. Aber ich bin (und das muss man erwähnen) die einzige, die das stört.

LG

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Schlechtes Verhältnis zum Vater, da kann ich ein Lied von singen. (Nachdem ich mir - bereits alleine wohnend, einen Hund angeschafft habe (mein Vater liebte Hunde) und ihn das erste Mal mit zu meinen Eltern genommen habe - ein Angsthund, aber friedfertig), war der Kommentar meines Vaters, nachdem der Hund sehr zögerlich den mit Maler-Folie ausgelegten Flur durchquerte: "sowas gehoert eingeschläfert!" Naja, war dann das letzte Mal, dass ich meine Eltern besucht habe :D

(Aber ich bin heute noch ziemlich stolz drauf, dass der Hund meinen Vater den ganzen Tag nicht beachtet hat und auf keinerlei Versuche, ihn zum spielen zu animieren, eingegangen ist. Der war SO schlau, der Hund!!!)

Ich würde mich an Deiner Stelle innerlich von dem Hund verabschieden, es ist der Hund Deines Vaters. Du wirst Deinen Vater nicht ändern. Und Du solltest aufpassen, dass der Hund nicht Stellvertreter-Kriegsschauplatz fuer viel tiefer sitzende, nicht ausgesprochene und nicht geklärte Konflikte mit Deinem Vater wird.

Es ist nur ein Hund. Der kann nichts dafür, wie Deine Eltern ihn behandeln.

Zerre nicht an diesem Thema, sondern lasse den Hund den Hund deines Vaters sein. Und wenn Besuch kommt, muss sich dann eben auch dein Vater um ihn kuemmern.

Und eines Tages ziehst Du wieder aus und schaffst Dir deinen eigenen Hund an und erziehst ihn, wie Du es fuer richtig hältst.

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Zerre nicht an diesem Thema, sondern lasse den Hund den Hund deines Vaters sein. Und wenn Besuch kommt, muss sich dann eben auch dein Vater um ihn kuemmern.

Und eines Tages ziehst Du wieder aus und schaffst Dir deinen eigenen Hund an und erziehst ihn, wie Du es fuer richtig hältst.

Genau das dachte ich auch.

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Zerre nicht an diesem Thema, sondern lasse den Hund den Hund deines Vaters sein. Und wenn Besuch kommt, muss sich dann eben auch dein Vater um ihn kuemmern.

Und eines Tages ziehst Du wieder aus und schaffst Dir deinen eigenen Hund an und erziehst ihn, wie Du es fuer richtig hältst.

Genau das dachte ich auch.

Abgesehen davon, dass ich diesem "Rangordnungsgedöhns" sowieso nichts abgewinnen kann, denke ich das gleiche!

Der Hund kann nichts dafür, dass Du mit Deinem Vater ein Problem hast, halt ihn da bitte raus!

Gebissen haben kann der Hund in dem Moment aus tausend verschiedenen Gründen, wobei einige am gebissenen selber liegen. (Art der Annäherung, Art des Greifens, Emotionen....) Türlich hat ein Hund nicht zu beißen, aber man hat den Hund auch nicht (unbewußt!) in eine Situation zu bringen, aus der er sich anders nicht zu helfen weiß.

Muß nicht so gewesen sein, kann aber!

Der Hund scheint doch bei Deinen Eltern ein zufriedenes Leben zu führen. Gönn ihm das einfach und bezieh das nicht auf Dich! DU stellst Dich in Konkurrenz zu dem Hund, nicht Deine Eltern oder der Hund!

Meine dürfen übrigens auch ins Bett und dürfen auch Dinge mit auf´s Sofa schleppen, sie dürfen sogar vor mir durch Türen laufen und werden gefüttert, bevor ich mir was zu essen mache (und ihr Futter ist besser als meins!!! ;) )

Trotzdem streben sie nicht nach der Weltherrschaft! :)

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Ich kann gut verstehen, dass die Situation für dich einfach momentan nur Frust ist! Andererseits musst du fair sein: der Hund kann nichts dafür! Ihr resp. du habt einen Hund aus ungünstigsten Verhältnissen zu euch geholt und der Hund hatte keine Chance auf eine grundlegende gute Erziehung, weil bei euch zu Hause die Familiensituation schlecht war und ist...

Damit gibt es für dich eigentlich nur zwei realistische und vernünftige Möglichkeiten: entweder du ziehst aus und nimmst den Hund mit, besuchst mit ihm nochmals ganz neu eine Hundeschule und baust mit ihm ein komplett neues Vertrauensverhältnis auf und arbeitest absolut konsequent mit ihm so, wie du es möchtest oder du akzeptierst, dass dieser Hund eigentlich schon längst der Hund deines Vaters ist, überlässt ihn mit allen Konsequenzen deinem Vater (auch wenn Besuch da ist usw.) und kümmerst dich nicht mehr um den Hund, sondern legst dir einen eigenen zu, wenn du Zeit und eine eigene Wohnung hast.

Alles andere bedeutet für dich nur ständigen Frust und Enttäuschung, das spürt der Hund und das wiederum erzeugt auf ihn einen Druck. Wird der Druck zu gross und er evt. noch in die Enge getrieben, dann beisst er zu (Angstbeisser...). Würde mich mein Hund beissen, wäre meine Enttäuschung grenzenlos! Aber eigentlich ist er gar nicht (mehr) dein Hund - also nimm es dir nicht so zu Herzen...

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