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Der Hund ist ein Wolf - verblüffende Fakten!


Mark

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Quelle: Wolves: DNA Pawprinting, Connie Cusick, Woodrow Wilson Collection

Das alle unsere Hunde vom Wolf, Canis lupus, abstammen, ist inzwischen einwandfrei nachgewiesen. Fast 250 Jahre lang wurde der Hund in der Zoologischen Systematik als eine eigene Spezies angesehen und trug den Namen Canis familiaris.

Im Jahr 1993 wurde dieser Fehler korrigiert. Die korrekte wissenschaftliche Bezeichnung für den Hund ist nun Canis lupus familiaris. Das bedeutet, das alle Hunde zur Spezies lupus (Wolf) gehören und denn zur Subspezies familiaris gehören. Übersetzt bedeutet der wissenschaftliche Name Canis lupus familiaris nichts anderes als "Wolf, domestizierte Hausform"!

Bestätigt wurde diese Korrektur in der 1993er Ausgabe "Mammal Species of the World", dem Referenzwerk der Smithsonian Institution zur Klassifizierung und geographischen Einordnung der Säugetiere dieser Welt. Dieses Werk wird in Zusammenarbeit mit der American Society of Mammalogists und der International Commission on Zoological Nomenclature erarbeitet und herausgebracht.

Doch wie weit sind Wolf und Hund miteinander verwandt? Allgemein bekannt ist ja, das Wölfe und Hunde sich problemlos miteinander paaren können und zeugungsfähige Nachkommen zu Welt bringen. Moderne genetische Untersuchungen haben aber nicht nur für eine Neuklassifizierung des Hundes in der Wissenschaft gesorgt, sondern zeigen weitaus verblüffenderes:

Die Untersuchung der Mitochondrien-DNS * ist eine Standardmethode um Populationen verschiedener Spezies, auch Wölfe, zu testen. Verschiedene Enzyme, incl. Hind lll, Eco RI, und Bam HI, wurden benutzt, um die Wolf-DNS aufzuschlüsseln.

Genetische Untersuchungen der Mitochondrien-DNS von Wölfen und Hunden in den USA zeigten, daß die genetischen Unterschiede zwischen verschiedenen Wolfpopulationen durchschnittlich 0,16% betrugen. Der genetische Unterschied zwischen Wolf und Kojote betrug etwa 3,1%, und der Unterschied zwischen Hund und Wolf betrug 0,2% !

Auch über das Alter unserer Hunde entbrannte eine interessante Kontroverse. Die Klärung der Abstammung des Hundes vom Wolf warf gleichzeitig die Frage nach dem Alter unserer Hunde neu auf: Aufgrund diverser Knochenfunde waren die Hundeforscher bislang überzeugt, die Zähmung und Domestizierung der Rudeltiere hätte vor 12 000 bis 15 000 Jahren stattgefunden.

Doch dann warf eine genetische Studie - publiziert im Fachblatt "Science" - diese Thesen über den Haufen. Durch eine Erbgutanalyse von Hund und Wolf sind schwedische und amerikanische Evolutionsbiologen zur Überzeugung gelangt, dass der Ur-Hund zwar tatsächlich vom Wolf abstammt, doch schon vor rund 135 000 Jahren geboren worden ist. Damit wäre der beste Freund des Menschen rund zehnmal älter als bislang angenommen.

Traditionelle Hundeforscher zeigten sich - nicht ganz überraschend - von der neuen Studie brüskiert. "Ich halte es für unwahrscheinlich, dass die Wölfe schon so früh domestiziert wurden", sagte der Schweizer Kynologe und Buchautor Hans Räber. "Man müsste archäologische Funde haben, und die haben wir nicht." Und nicht einmal bei den ältesten, rund 14 000 Jahre alten Ausgrabungen, so Räber, sei es immer klar, ob es sich um Wölfe oder Hunde handle.

Joakim Lundeberg vom Königlichen Technologie-Institut in Stockholm, einer der Autoren der genetischen Studie, ist da anderer Meinung: "Die frühen Menschen waren nomadische Jäger und Sammler", sagte der Biochemiker. Weil damals keine "Friedhöfe" existierten, sei es nicht zwingend, Hundefossilien neben solchen von Menschen zu finden.

Bislang sind alle Versuche gescheitert, die Abstammung des Hundes mit herkömmlichen Methoden genetisch zu bestimmen. Denn Wölfe, Schakale, Kojoten und Hunde sind schlicht zu nah verwandt. Deshalb benützte das Team um Lundeberg und Bob Wayne von der University of California in Los Angeles einen Trick: Es verglich nicht das "normale" Erbgut aus dem Zellkern, sondern DNS-Fragmente aus den Mitochondrien, den "Kraftwerken" in den Zellen. Im Gegensatz zum normalen Erbgut, das eine Mischung aus väterlichen und mütterlichen Genen darstellt, wird die Mitochondrien-DNS nur von der Mutter vererbt. Sie ist daher "reiner". Ferner ist das Mitochondrien-Erbgut nicht sehr stabil, und daher häufen sich Veränderungen, sogenannte Mutationen, relativ schnell an.

Schakal und Kojote kommen als Vorfahren des Hundes nicht in Frage. Diese Tatsache nutzten Evolutionsforscher wie Lundeberg aus: Je unterschiedlicher die DNS-Fragmente zweier Individuen, desto länger - evolutionsmässig betrachtet - sind sie voneinander getrennt. Die Mitochondrien-DNS diente den Forschern also quasi als "Evolutionsuhr".

Für die Studie testeten Lundeberg und Wayne 162 Wölfe aus der ganzen Welt und 140 Hunde von 67 verschiedenen Rassen. Das Resultat: Drei Viertel aller Hunde sind - trotz ihrer durch Züchtung erreichten bunten Formenvielfalt - relativ nah miteinander verwandt und stammen vermutlich von einer einzigen Wolfsmutter ab. Und: Die Mitochondrien-DNS von Kojoten und Schakalen unterscheidet sich von derjenigen der Wölfe und Hunde noch stärker. Etwa eine Million Jahre sei es her, folgerten die Forscher, seit sich diese von den Wölfen getrennt hätten. Als direkte Vorfahren für den Hund kommen sie also nicht in Frage.

1999 schliesslich brachten nicht nur genetische Erkenntnisse die bisherige Altersdatierung des Hundes ins Schwanken, sondern eine ganz "gewöhnliche" archäologische Entdeckung. In der Höhle von Chauvet (die von Steinzeitmenschen genutzt wurde) in Südfrankreich entdeckte der Prähistoriker Michel-Alain Garcia einen Pfotenabdruck, der mehr zum Hund (Die Hundepfote unterscheidet sich von der des Wolfs vor allem in der Position der Zehen) als zum Wolf passt. Vermutlich 25000 Jahre alt, hervorragend erhalten. Sogar die Krallen des Tieres haben Spuren hinterlassen.

Zweifel an der Identität des Tieres beseitigte Garcia in der Jugendherberge, die den Erforschern der Chauvet-Höhle als Stützpunkt diente. Er fotografierte die Fährte eines zufällig vorüberlaufenden Schäferhundes - sie war fast identisch mit derjenigen aus der Höhle.

"Ich habe hier einen Wolf aus der Vorzeit", sagte Garcia so vorsichtig wie ratlos "der aussieht wie ein Hund."

Ergänzende Info zu Mitochondrien:Zellorganellen, die mit der Eizelle, also nur von der Mutter, weitergegeben werden. Infolgedessen ergibt sich anhand der mitochondrialen DNS (mtDNS) ein rein mütterlicher Stammbaum; und da die Vermischung mit männlichem Erbgut nicht berücksichtigt zu werden braucht, können Unterschiede zwischen den Genen verschiedener Individuen auf Mutationen zurückgeführt werden. Verglichen werden insbesondere jene Sequenzabschnitte der mtDNS, die häufig und in ungefähr bekannten Zeitabschnitten mutieren. Mit dieser "molekularen Uhr" läßt sich dann zurückrechnen, wann zwei Bevölkerungsgruppen zuletzt gemeinsame Vorfahren hatten.

(Quelle: GEO Special "Die Evolution des Menschen", September 1998)

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