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Gemeinschaftsarbeit mit dem Hund


Birgit S

Empfohlene Beiträge

banja

Ich finde dieses Thema sehr interessant. Schon in dem Ausgangsthread habe ich überlegt etwas dazu zu schreiben, aber das wäre wohl zu OT geworden :Oo

Originalbeitrag

Eine gute Gemeinschaft ist hier erst entstanden, als ich angefangen habe, meinen Hund als Persönlichkeit mit allen Ecken und Kanten wahrzunehmen und so zu akzeptieren.

Auf unsere Aktivitäten im Alltag hat sich das jetzt nicht so viel ausgewirkt, aber für die Bindung/Beziehung war das irgendwie schon der Knackpunkt.

Das kann ich voll unterschreiben.

Finya ist ja ein Tierschutzhund mit Handicap. Sie kam mit etwa 3 Jahren zu mir. Ich hatte sehr lange daran zu knabbern, dass Finya "anders" ist, dass sie wahrscheinlich nie auf 4 Beinen laufen wird, dass sie nie mit anderen Hunden toben wird und mich nie einfach so im Alltag begleiten können wird.

Irgendwann war das alles egal und sie war dann einfach mein Hund, so wie sie war und von da an ging es steil bergauf. Ist noch gar nicht lange her dieses "Aha-Erlebnis". Das war im letzten Herbst.

Das erste Jahr habe ich damit verbracht möglichst alles richtig zu machen - typischer Fehler vom Ersthundehalter halt :wall:

Allerdings war ich natürlich viel zu ungeduldig und viel zu sehr am Schema F orientiert.

Finya hat mir zB von Anfang an angeboten neben mir zu laufen. Sie hat Blickkontakt gesucht, sie blieb von selbst in meiner Nähe und ich habe sie losgeschickt, sie solle doch die Umgebung erkunden, damit sie "umweltsicher" wird. :wall:

Was hatte ich davon? Zum Beispiel lief mein Hund an einem kalten Novemberabend aufgeregt übers Feld und suchte Mäuse - eine gute halbe Stunde lang. Kein einziger Gedanke wurde an mich verschwendet! Wahrscheinlich hätte ich sogar völlig unbemerkt nach Hause gehen können. Ich war so wütend und dabei war sie ja gar nicht Schuld.

Es gipfelte darin, dass wir zwar zu zweit spazieren gingen, aber den anderne teilweise völlig ignorierten. Kurz: es war ganz ganz schrecklich!

Ich habe mir das herangezogen, was man gemeinhin als Problemhund bezeichnet - mit ganzer Eigenleistung und vielleicht einem Hauch angeborener Unsicherheit beim Hund.

Letzten Frühling hatten wir dann unsere 3. Trainerin wegen Hundebegegnungen da. Endlich ein Glücksgriff, die mir komplett unterbewusst zeigte, worauf es ankommt.

Wir haben ein halbes Jahr hart gearbeitet und dann ging der Knopf im letzten Herbst endlich auf!

Plötzlich ging alles viel leichter und nebenbei. Finya achtete draußen wieder auf mich, drehte ich mich um und lief weg oder versteckte mich, kam sie sofort hinterher. War ihr eine Situation nicht geheuer, suchte sie Blickkontakt und natürlich schickte ich sie nicht mehr weg, sondern lud sie ein, zu mir zu kommen.

Den allerschönsten Beweis für ihr Vertrauen hatte ich vor ein paar Wochen: ein etwa 1,5m breiter Weg. Keine Ausweichmöglichkeit. Vor uns am Wegesrand (Abhang) 3 Labbis. Finya ohne Leine. Früher wäre das der Horror geworden.

Diesmal habe ich sie per Fingerzeig auf die abgewandte Seite geschickt und da blieb sie - schräg/seitlich an meiner Seite und ging fast völlig entspannt durch diese Situation.

Ich hätte heulen können, denn vor einem Jahr hatte sie bei solchen Begegnungen noch regelrechte Schreianfälle vor Panik.

Sie ist jetzt, wo ich viel mehr auf sie eingehe und sie auch verstehe, ein ganz anderer Hund.

Es geht alles fast wie von selbst. Klar, jagen würde sie immer noch, wenn sie die Möglichkeit hätte und fremde Menschen sind immer noch gruselig, aber wenn ich sage, "Es ist okay.", dann ist es auch okay. Sie lässt sich zwar nicht knuddeln, aber sie kann durch die Situation gehen und das ist mir viel wert.

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maravia
Originalbeitrag

Also sagt mal, was für euch Schlüsselerlebnisse waren in Sachen Gemeinschaft und Vertrauen.

Wie gestaltet ihr euren Alltag, damit "Gemeinschaft" entsteht?

Schlüsselerlebnisse für mich waren folgende:

Im Winter (da hatte ich meine erst ein paar Monate) hatten wir ein richtiges Tief, ich war in der Hundeschule und dort gab man mir viele Tips zur Konditionierung des Gehorsam, aber obwohl sie mir gehorchte war absolut keine Gemeinschaft zu erkennen.

Sie wendete sich regelrecht ab von mir, und die gemeinsame Zeit war sehr zermürbend für mich.

Es musste sich einfach was ändern, reine Konditionierung bringt noch lange keine gute Bindung.

Ich änderte meine Einstellung von Grund auf, wendete mich von der Hundeschule ab, und beobachtete meinen Hund und versuchte auf sie einzugehen. Ich versuchte sie zu verstehen.

Ab dem Moment an wurde alles besser. Meine Hündin ist eine ganz sensible, unheimlich bindungsfreudige und vorallem kommunikative Hündin. Man kann sie lesen wie ein Buch. Das mir das vorher nicht möglich war macht mich unsagbar traurig.

Jedenfalls war sie hocherfreut über meine Wandlung und ist so dankbar. Es wurde wirklich innerhalb weniger Wochen so gut, das wir ein unsichtbares Band umeinander haben. Sowas konnte ich noch nie fühlen. Es ist genauso wie Skipper es beschreibt. Sie ist immer bei mir mental, ich bräuchte eigentlich gar keinen Abruf (wenn da die doofen Autos nicht wären ;) ) oder sonstige Kommandos. Da wir aber nicht alleine auf diesem Planeten leben, sind wir leider auf einige angewiesen.

Es ist einfach nur schööööön, und nun seitdem wir nicht mehr in der Hundeschule sind und wenig trainieren (außer Dummyarbeit) bekomme ich ständig Komplimente über meinen gehorsamen Hund (schon verrückt irgendwie). Hätte ich im Leben nie gedacht, denn sie ist ähnlich wie du deinen beschreibst Birgit sehr selbstständig gewesen. Ist ja auch prinzipiell typisch für einen Jacky.

Allerdings gibt sie mir nun zu verstehen das es für sie nichts schlimmeres gäbe als mich draußen irgendwie zu verlieren. Da sind ihr selbst die Rehe unwichtig.

Ein Vertrauensbeweis ist für mich die Tatsache das mein Hund mich die Dinge regeln lässt die sie sonst in rage gebracht haben: Hunde, Fahrradfahrer, Jogger, Spaziergänger (eigentlich alles :( ) . Sie bleibt nun völlig gelassen und nimmt höchstens Blickkontakt zu mir auf, alles offline. Insgesamt ist so ruhig und zufrieden geworden im Gegensatz zur Anfangszeit, nicht mehr so ein Nervenbündel. Sie ruht innerlich. Finde ich super.

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Birgit S

Hab erst jetzt eure Beiträge gesehen.

Danke euch dafür :D

Maravia, da du ja auch "so" einen Hund wie ich hast gebe ich die Hoffnung noch nicht auf, dass er sich auch irgendwann so an mir orientiert.

Tendenz dazu ist ja auch vorhanden. Kommt halt auf die Außenreize an.

Allgemein glaube ich mittlerweile, dass die ganze Informationsflut fast eher ein Fluch denn ein Segen ist heutzutage.

Ich merke mehr und mehr, dass mich das ganze "Gedöns" um Hunde immer weniger interessiert und ich viel mehr auf meine Intuition achten sollte. Oder vielmehr mittlerweile tue.

Und seitdem geht es stetig bergauf.

Ich will einfach nur noch mit meinem Hund in Ruhe leben, achte darauf, ob er sich wohl fühlt und das war`s.

Kein anderer Mensch hat mir mehr zu sagen, was "richtig" ist. Nur mein Hund und ich :D

Eure Beiträge bestätigen mich darin.

LG

Birgit

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