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Kommunikation / Interaktion


luftkraft

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hansgeorg

Hey

Originalbeitrag

Bleiben wir zunächst einmal nur bei Interaktionen von Hunden:

...

Deshalb ist Kommunikation situationsabhängig nur begrenzt möglich, während Interaktion permanent und unbegrenzt stattfindet.

Ich halte dies für falsch.

Wenn ich überhaupt eine Unterscheidung sinnvoll finden würde, würde ich es genau umdrehen.

Kommunikation findet immer statt (eben auch in deinen Beispielen), aber daraus erfolgt nicht immer zwingend eine Interaktion.

Das, dem nicht so ist, können wir den Definitionen der Biologie und seinen zugeordneten Gebieten wie (Verhaltens-, Soziobiologie, Verhaltensökologie usw., entnehmen.

Biologie:

Bei sozialen Interaktionen werden unterschiedliche Kommunikationsweisen eingesetzt.

Definitionen tierlicher Signale und Kommunikationsweisen.

Bei vielen dem konkurrierenden Sozialverhalten oder dem Paarungsverhalten zuzurechnenden Gegebenheiten übermitteln Tiere Informationen, durch spezielle Verhaltensweisen, wie etwa der Imponiergehabe/Schaustellung („Display“) beim Rad schlagenden Pfau, oder durch Signale.

In der Verhaltensökologie versteht man unter einem Signal ein Verhalten, das bei einem anderen Tier (eigene Art), eine Verhaltensänderung auslöst. Das Aussenden und Empfangen von Signalen bezeichnen wir als Kommunikation. (Biologie, Champbell, Pearson-Verlag)

D. h., Interaktionen kann vieles beim undifferenzierten/unspezifischen Verhalten eines Lebewesens sein, Kommunikation dagegen nicht.

Deshalb funktioniert die soziale Kommunikation nur dann, störungsfrei, wenn sie vom Gegenüber entschlüsselt und somit verstanden werden kann.

Verhaltensbiologie:

Soziale Interaktionen basieren zum Großenteil auf dem Austausch von Signalen in Form von Lauten, Gerüchen, Bewegungen, Vibrationen, elektrischen Impulsen und visuellen Mustern.

Wenn mit Hilfe eines Signals Informationen von einem Sender an einen Empfänger übertragen wird und der Empfänger als Reaktion darauf sein Verhalten oder seine Physiologie verändert, findet Kommunikation statt (Fichtel u. Manser 2010).

In diesen Definitionen lässt sich sehr klar erkennen, was wir unter Interaktion, was dazu im Unterschied wir unter Kommunikation verstehen können.

Man könnte auch sagen Interaktionen können ungerichtet, aber auch gerichtet sein, während Kommunikation immer gerichtet ist und einen Zweck verfolgt.

Deshalb steht auch die Interaktion über der Kommunikation.

Originalbeitrag

Wenn bspw. ein Hund kein direktes Interesse an anderen Hunden hat und lieber abseits am Boden schnüffelt, ist das ein deutliches Zeichen für andere Hunde (außer Labbis *scherz*), welches kommuniziert "kein Interesse". Die abweisende, desinteressierte Körperhaltung ist die Botschaft, die vermittelt (und verstanden) wird (funktioniert bei Menschen genauso).

Und deshalb kommt es zu keiner weiteren Interaktion.

Siehe oben, man sollte Ursache und Wirkung/Konsequenz nicht verwechseln.

Wenn zwei Hunde aufeinandertreffen, finden zu erst einmal Interaktionen und Kommunikation statt.

Woraus sich das weitere Verhalten, wenn es die HH zulassen, zwischen den beiden ergibt. Endet wie hier angenommen, die Interaktionen wird auch die Kommunikation beendet sein.

Originalbeitrag

Nur: das alles, selbst wenn ich mich theoretisch für einen Unterschied interessiere und diesen herausarbeiten könnte, was hat das für einen Sinn?

Der tiefere Sinn liegt darin begründet, dass es hier im Forum Vertreter der merkwürdigen Ansicht gibt, die Glauben, das die Kommunikation ohne Lernen (die auf den Lerntheorien basieren) stattfinden würde.

Mit anderen Worten, dass Hunde den Menschen, oder Hunde andere Hunde verstehen würden, ohne dass sie Kommunikation gelernt haben.

Erinnert sei deshalb daran, was man durch Caspar-Hauser-Versuche (Deprivationsversuche) mit Hunden weiß, das Kommunikation zum größten Teil, gelernt werden muss, in der Interaktion mit anderen Hunden und nicht einfach angeboren (genetisch) vorhanden ist.

Das ist der Bogen, der geschlossen werden kann, wenn man weiß, welche Unterschiede in der Interaktion und Kommunikation zu beachten sind und das hierzu das Lernen, die Lerntheorien, einen weiteren wichtige Faktor darstellen.

Ansonsten, wenn das nicht interessiert, ist das möglicherweise ohne Sinn.

Für den Umgang mit Hunden, für den HH, ist es schon wichtig zu wissen, das sein Hund lernen muss, mit Hunden oder auch mit uns Menschen zu kommunizieren, dass er das nicht einfach mal so kann und das lernt er in der Interaktion mit anderen Hunden oder uns Menschen.

Also geht es letztlich darum, das es Unsinn ist zu glauben und zu behaupten, für die Kommunikation mit Hunden wären die Lerntheorien ohne Bedeutung.

Solche Behauptungen zeugen nur davon, dass hier die Kenntnisse über die tatsächlichen Sachverhalte fehlen, anders lässt sich das nicht erklären.

Originalbeitrag

Einen Hund lesen und einschätzen zu können wird nicht leichter oder schwerer, wenn ich es Interaktion statt Kommunikation (oder andersrum) nenne.

Situationen zwischen Hunden werde ich aufgrund dieser Differenzierung nicht anders einschätzen als zuvor.

Das ist eine einfache Logik, die Begriffe ohne ihren Inhalt, sind natürlich bedeutungslos und machen so keinen Sinn, nur im Kontext mit den anderen Faktoren, die eine Rolle spielen, lässt sich verstehen, was relevant ist und/oder nicht.

Originalbeitrag

Wieso also nehme ich Kommunikation nicht einfach als Oberbegriff (egal wie man dies fachlich korrekt auseinanderdröseln könnte) und gebe mich damit zufrieden?

Siehe oben, dann wird klar, warum deine Schlussfolgerungen nicht zutreffen.

Wenn für dich die Begriffe, Interaktion und/oder Kommunikation, sowieso keine Bedeutung im Bezug zum Hund haben, warum soll man dann etwas an der üblichen Rangfolge der Begriffe ändern? Das ergibt keinen Sinn!

Originalbeitrag

Ich sehe es in sehr vielen Bereichen als unerlässlich an gewisse Begriffe zu definieren.

Aber immer nur dann, wenn dies eine tatsächliche Relevanz hat, zB. durch sehr entgegengesetzte Begriffsbewertungen (Dominanz ist für viele gleichbedeutend mit "Herrschaft von Oben", dort schwingt also eine emotionale Wertung mit, die ich in einer Diskussion evt. bewusst ausklammern möchte) oder bspw. durch tatsächliche inhaltliche Unterschiede, die sich auch im realen Leben zeigen (Trieb, Aggression u.a.).

Innerhalb dieser Diskussion leuchtet mir nicht ein, wieso eine Unterscheidung sinnvoll ist.

Aber vielleicht äußert sich der Themenstarter ja noch dazu.

Ich möchte/sollte nicht gleich ein neues Fass auf, denn Hundetrainer neigen dazu Begriffe und ihre Bedeutung sehr schnell in ein anderes Extrem umzudeuten, besonders dann, wenn es um ihr Weltbild geht.

So auch die Dominanz bei Hunden, es gibt die Dominanz, die vom unterlegenen ausgeht, aber es gibt auch die Dominanz, die durchgesetzt werden muss, manchmal sogar mit tödlichem Ausgang. Das liegt nun mal in der Natur der Sache, ob uns das gefällt oder nicht.

Von Trieb zu sprechen, ist ein veraltetes und falsches Modell, das heute schon längst überholt ist, aber immer noch gepflegt wird.

Beweise haben nicht wirklich die Aufgabe, jemanden davon zu überzeugen, dass etwas wahr ist. Sie dienen nur dazu, um zu zeigen, warum etwas wahr ist. (Andrew Gleason)

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Gabyg
Man könnte auch sagen Interaktionen können ungerichtet, aber auch gerichtet sein, während Kommunikation immer gerichtet ist und einen Zweck verfolgt.

Dem kann ich folgen. Das erklärt es in meinen Augen ziemlich schlüssig.

Gruß Gaby

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Deshalb steht auch die Interaktion über der Kommunikation.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich diesen Satz richtig verstehe :think:

(Inter)Aktion ist ja Handeln, Kommunikation das Senden und Empfangen von Signalen, die ein Handeln bewirken/beeinflussen sollen.

Das Handeln KANN sich nach der Kommunikation richten, muss es aber nicht.

Da jedes Individuum jederzeit handelt (zumindest im wachen Zustand) - selbst Passivität (z. B. auch erlernte Hilflosigkeit) ist genau genommen eine Handlung - aber nicht jederzeit kommuniziert (als Informationsaustausch zwischen Sender und Empfänger), steht Interaktion über Kommunikation.

Verstehe ich das so richtig?

Von der Wertigkeit her stelle ich nämlich Kommunikation ÜBER (Inter)Aktion, weil ich Kommunikation als kognitive Möglichkeit sehe, Handeln zu lenken/beeinflussen.

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hansgeorg

Hey

Originalbeitrag
Deshalb steht auch die Interaktion über der Kommunikation.

Ich bin mir nicht sicher' ob ich diesen Satz richtig verstehe :think:

Von der Wertigkeit her stelle ich nämlich Kommunikation ÜBER (Inter)Aktion, weil ich Kommunikation als kognitive Möglichkeit sehe, Handeln zu lenken/beeinflussen.

Damit ist keine Rangfolge/Wertigkeit gemeint, das ist richtig.

Sondern, dass soziale Kommunikation immer auch Interaktion bedeutet.

Wogegen Interaktion auch ohne (soziale) Kommunikation stattfinden kann, z. B. wenn Wölfe auf ihre Beute treffen und sie sich gegenseitig Wahrnehmen, findet Interaktion (gegenseitige Beeinflussung) statt, aber es findet keine soziale Kommunikation zwischen Wölfen und Beute statt.

Erfahrung speist die Intuition (B. Greene).

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