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Abschnappen


Ludmilla

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Guten Abend,

ich lese schon eine ganze Weile hier mit und freue mich, dieses Forum gefunden zu haben. Ob das Thema hier reinpasst ... ich hoffe es?!

Nach acht Jahren „Hunde-Abstinenz“ lebt jetzt wieder eine Fellnase in unserer Familie. Vor sechs Wochen ist Bo aus dem Tierschutz aus Spanien zu uns gekommen. Er soll angeblich ein Ratenero Bodegerues sein, hat aber die rasseübliche Größe schon überschritten (aktuell 53 cm) und offenbar wächst er noch ein wenig weiter. Entgegen der vorherigen Vermutungen er sei mindestens schon drei Jahre, ist er nämlich knapp 16 Monate alt.

Die ersten Wochen waren aufregend. Ich habe mich im Vorfeld auch erstmals wieder einlesen müssen, was sich denn in der Hundeerziehung in den letzten acht Jahren so getan hat. Einiges. ;-)

Wir hatten einen Hundetrainer hier ,der sich den Hund genauer angeschaut hat und mit diverse Tipps gegeben hat. Leinen laufen klappt mittlerweile sehr gut, er bleibt auf seinem Platz wenn es klingelt (nicht entspannt, aber er bleibt) und die Grundkommandos funktionieren auch. Zur Zeit üben wir an der Schleppleine den Abruf, denn mein größer Wunsch ist es, ihn frei laufen lassen zu können. Bo arbeitet sehr gerne und braucht die Auslastung.

Allerdings gibt es ein Problem das mich sehr nachdenklich macht.

Kurz vorab: Bo ist ein freundlicher Hund, der aber Körperkontakt nicht von sich aus sucht. Streicheln von mir und meine Mann ist okay, meinen Sohn begrüßt er zwar jeden Morgen freundlich, aber sonst ignoriert er ihn. Wenn Fremde ihn anfassen, und dabei habe ich ihn immer im Blick ob das jetzt noch okay ist, lässt er es geschehen. Ist nicht sein größtes Hobby, aber es ist okay. Im Haus ist er mittlerweile sehr entspannt, draußen sehr aufmerksam und interessiert.

Wir haben direkt nach seiner Ankunft die Tierärztin aufgesucht, die wie ich jetzt denke, etwas vorschnell mit ihrer Gerätschaft an ihm herumgedockert hat. Vielleicht hätte ich da auch eingreifen müssen ... zumindest hat Bo beim „in die Ohren schauen“ sehr eindrücklich geknurrt, woraufhin wir entscheiden haben: es reicht. Hund wieder runter vom Tisch.

Beim zweiten Besuch hat Bo sie abgeschnappt. Diesmal hockten wir aber auf dem Boden und sie war gar nicht dicht an ihm dran.

Am selben Abend versuchte ich noch das Milbenmittel auf seinen Nacken zu träufeln und bin gescheitert. Der Hund war nicht aggressiv, aber es war ihm so unfassbar unangenehm, dass ich mit einen Gegenstand an ihn heran wollte, dass er sich abducke und floh.

Ich habe dann drei Tage geübt und die Milben weiter fressen lassen, und ihn mit jedem erdenklichem Gegenstand berührt.

Mittlerweile üben wir jeden Tag „Anfassen. Überall“. Bei mir geht es gut, auch wenn ich den Druck jetzt mal erhöhe und die Pfote länger festhalte als ihm lieb ist.

Nur wie soll das beim Tierarzt werde? Wenn wirklich mal was ist? Maulkorbtraining? Er bekommt schon beim neuen Geschirr einen Rappel, aber vermutlich wird es darauf hinauslaufen. Und den Tierarzt wechseln wir auch. Klar.

Soviel zum Hintergrund. Meine eigentlich Frage: Mein Sohn ist sieben und Bo sehr zugetan. Bo ignoriert ihn meistens, ist aber erfreut, wenn mein Sohn nach Hause kommt etc.

Mein Sohn hat gelernt, zurückhalten zu sein. Unser Pflegehund ist das glatte Gegenteil und er musste erst verstehen, dass Bo ganz anders tickt.

Vor ungefähr vier Wochen war Bo im Hof angeleint, weil wir im Hof gearbeitet haben. Er lag auf seiner Decke und hat uns beobachtet, konnte aber zwischendurch immer mal frei laufen. (Damals kam er noch durch den Zaun, heute kann er dort immer frei laufen.)

Mein Mann saß neben dem Hund auf einem Stuhl, mein Sohn hat sich zu Bo auf die Decke gesetzt (entgegen der Absprache: der Hund wird auf der Decke immer in Ruhe gelassen). Leider war ich nicht dabei, aber Bo hat meinen Sohn offensichtlich abgeschnappt.

Das hat mich ziemlich bewegt.

Die zweite Situation war gestern. Wir saßen im Dunkeln draußen auf einer Liege. Der Feuerkorb war an, Bo war sehr aufgeregt und umkreiste uns eine ganze Weile.

Ich lud ihn ein, sich zu mir auf die Liege zu setzen und Bo legte sich neben mich. Nun war er eingeklemmt zwischen mir und meinem Mann, aber er entspannte sich sichtlich.

Als mein Sohn sich links neben mich setze, spürte ich wie der Hund sich anspannte. Mein Sohn streckte die Hand aus und Bo knurrte ihn an. Daraufhin bin ich zu meinem Sohn gerutscht und habe Bo von der Liege geschickt. Keinesfalls unfreundlich, aber bestimmt.

War er in Not, weil es ihm zu eng war?

Es gibt Verhaltensweisen, die ich verstehen möchte.

Vielleicht fällt euch Hundeerfahrenene etwas dazu ein?

Liebe Grüße und vielen Dank

Kris

PS bin erschüttert, was für einen Roman ich geschrieben habe ... Sorry, und danke fürs Lesen!

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Mach dir nicht zuviel draus, sondern mach lieber aus allen Situationen die dir auffallen Regeln und Trainiere dann selbst mit dem Hund.

Du hast den Hund ja noch nicht lang. Ich hab mit meinem Rüden ca. 6 Monate sich überall anfassen lassen Trainiert.

Für alle Situationen die mit abschnappen oder Leftzen anspannen, oder Knurren passiert sind, hab ich Regeln aufgestellt.

Die wurden jedem eingetrichtert, die durften von niemandem ausser mir gebrochen werden(Ich hab sie öfter mal gebrochen und wurd deswegen dann auch öfter abgeschnappt, oder fester gebissen :D).

Aber egal, bei anderen hab ich Wert auf diese Regeln gelegt. Die immer wieder wiederholt und eingetrichtert.

Ausserdem stand Maulkorb Training ganz oben auf dem Programm. Ich Besitze 3 Maulkörbe. Einen Hannibal Lektor-Plastik Maulkorb, wo nichtmal ein kleiner Finger durchpasst für starke Schmerzen. Einen Metall Maulkorb, zur kurzen Anwendung, nur um sicher zu gehen. Und einen Leder Maulkorb, der Bequemer ist für längere Anwendung, wenn wir mal wen mit Kleinkind Besuchen gehen.

Ansonsten kann ich dir nur den Tip geben: Trainier alles was du so vom Hund mitkriegst, was Trainiert werden muss. Sich Anfassen lassen kann durch Massage sich sehr gut anfühlen und Leckerlies... . Egal ob Augen, Ohren oder andere Bereiche, die lassen sich sehr gut positiv verstärken.

Noch als kleiner Tip: Sprech viel mit dem Hund beim Training. Macht bei meinem Rüden bei Tierarzt Besuchen viel aus. Hab ich eine ruhige Stimme, weiß er, es ist keine Aggressive Stimmung und bleibt meist Tapfer. Hält einfach mehr aus, auch wenns mal weh tut. Vorallem bleibt er nachdem alles vorbei ist auch freundlich zum Tierarzt.

Edith: Hab meinen Rabauken seit 3 Jahren. Das erste Jahr wär ich nach 5min beim Wesentest durchgefallen. Das Zweite Jahr hätte ich durchaus eine Chance gehabt. Jetzt im 3. Jahr denke ich wäre ein Wesenstest, egal was geprüft wird Kinderkram ;).

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Shaping-Dog

Maulkorbtraining würde ich immer machen, denn spätestens bei Reisen z.B. nach Österreich, kannst du den Hund nur mit Maulkorb in den Öffis mitnehmen. Und gerade bei Untersuchungen an so empfindlichen Stellen wie Ohren finde ich es okay, wenn der Hund mit Maulkorb gesichert wird. kann man ihm ja auch nich verübeln, wenns weh tut...

Das mit deinem Kind und Hund würde ich streng überwachen, damit da 100% nichts passieren kann. Ich habe dazu mal was gutes gefunden: http://www.vdh.de/tl_files/media/pdf/dl/12_regeln.pdf

Vielleicht kannst du ja dein Kind auch mit in die Hundeerziehung einbinden, so lernt der Hund sich auch vom Kind führen zu lassen und die Bindung wird gestärkt.

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Ich kann smiles Kommentar nur unterschreiben....

Mit meinem Brownie (Schäferhundmix)habe ich das Überall anfassen auch lange geübt, nachdem er aus dem Tierheim kam und unter Kommando gesetzt. Beim Tierarzt viel sprechen und Leckerchen. Anfangs stand er im TA-Computer als "hochgradig bissig", nach 2 Jahren hätte er fast alles mit sich machen lassen.

Bei deinem Sohn, würde ich auch die Beziehung stärken indem er Tricks oder sonstiges mit dem Hund übt, natürlich aber nur unter deiner Aufsicht. Ich würde aber auch aufpassen, dass dein Hund dich und deinen Mann nicht gerade als Ressource verteidigen möchte. Tierschutzhunde klammern schnell, weil sie gelernt haben, dass sie immer alles wieder verloren haben. Vielleicht war es ihm einfach zu enk, vielleicht wollte er aber auch einfach deinen Sohn nicht dabei haben. Dein Hund muss verstehen, dass dein Kind immer noch an erster Stelle steht. Knurrt er ihn an, muss er halt weg. Wie du es gemacht hast, nicht streng, aber bestimmt. Ich habe dies auch unter Kommando gesetzt. Mit einem "Schade" wurde mein Hund dann in ein anderes Zimmer gebracht. Nur kurz. Dann reichte es schnell, dass man bei Anspannung, nur "Sch" sagte und schnell war das Thema erledigt.

Aber so aus der Entfernung ist es nicht einfach Tipps zu geben, die genau auf deinen Hund passen....wünsche dir noch viel Erfolg...

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Ludmilla

Hallo ihr Drei.

Danke für eure Antworten! Shaping-Dog: der Link ist wirklich nett gemacht!

Wir üben jeden Tag "Anfassen", und es wird besser. Nächste Woche habe ich noch einen Termin mit einem Trainer. Ich möchte gerne wissen, ob der Hund mich als Ressource sieht, die er verteidigen wolle. Das wäre weniger gut ...

Bisher haben wir alle Probleme gut in den Griff bekommen. Jeden Tag zeigt sich eine weitere Facette der Hundepersönlichkeit. :)

Jetzt begebe ich mich auf die Suche nach einem Maulkorb, der auf die zarte Schnauze von Herrn Hund passen könnte.

Vielen Dank und viele Grüße

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Kreacher

Es tut mir leid, wenn ich die Euphorie etwas drücken muss.......im Zusammenleben von Hunden und Kindern geschehen immer unvorhergesehene Dinge. Ich brauche hier einen Hund der gute Nerven hat und auch in Situationen die unangenehm sind, nicht meine Kinder beißt. Klar hat sich jeder an gewisse Regeln zu halten, aber Kinder und Hunde benehmen sich manchmal nicht regelkonform aus welchen

Gründen auch immer. Hier steht mein Kind an oberster Stelle, trotzdem liebe ich meine Hunde sehr! Glücklicherweise kann ich mich auf Hunde und Kinder verlassen, das hat aber nur bedingt was mit Training zu tun, sondern liegt vielmehr am Wesen und der Nervenstärke meiner Hunde und der Vernunft meiner Kinder.

Ein ausgeglichenes Wesen und gute Nerven hat der Hund oder auch nicht. Meine Jungs kamen deshalb als Welpen zu mir, entsprechend ausgewählt.

Meine kleine Hündin (Übernahme mit 7,5 Jahren) durfte aufgrund ihres super Wesens meinen Kindern gegenüber bleiben (mit Artgenossen ist sie u.U. ein Ar.....loch), aber das ist für meine Situation nebensächlich.

Ihr werdet eine Menge mit Training erreichen, aber seine schwachen Nerven was das anfassen und bedrängen angeht, werdet ihr managen müssen. Ich würde ihm hier nicht vertrauen!

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Ludmilla

Das ist mir mehr als bewusst. Deshalb auch meine vielen Gedanken in diese Richtung. Wenn der Hund diese Veranlagung hat, werden wir sie nicht ändern können, nur managen, wie du so schön sagst. Bei mir galt auch schon vorher: Kind und Hund sind nie allein, ich habe immer ein Auge auf alles was passiert.

Liebe Grüße

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Fusselnase
Originalbeitrag

Mittlerweile üben wir jeden Tag „Anfassen. Überall“. Bei mir geht es gut, auch wenn ich den Druck jetzt mal erhöhe und die Pfote länger festhalte als ihm lieb ist.

Das ist schonmal gut. Diese Hunde haben in der Regel gelernt, dass Anfassen mit etwas Unangenehmen verbunden ist und müssen erstmal umlernen. Deshalb würde ich darauf achten, dass es für den Hund nicht unangenehm wird.

Wenn er z. B. die Pfote zurückzieht, dann schon etwas nachgeben, aber nicht loslassen. Die Übung abbrechen, bevor es richtig unangenehm wird.

Manchmal muss aber natürlich auch etwas Unangenehmes machen. Das würde ich, soweit möglich, dem Tierarzt überlassen und das dann ggf. mit einem Maulkorb, wie du es ja schon vorhast.

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Kreacher

Nichtsdestotrotz stellt sich mir die Frage: Kann man sein schwaches Nervenkostüm dauerhaft managen? Euer Kind ist 7 und wird noch eine lange Weile bei euch leben. Und ja, natürlich sollte Hund und Kind nicht alleine bleiben, doch kann man das immer gewährleisten? Es gab hier nun schon 2 brenzlige Situationen in denen ihr anwesend wart........

Ich möchte nicht schwarzmalen, sehe die Konstelation aber echt kritisch.

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Originalbeitrag

Mein Mann saß neben dem Hund auf einem Stuhl, mein Sohn hat sich zu Bo auf die Decke gesetzt (entgegen der Absprache: der Hund wird auf der Decke immer in Ruhe gelassen). Leider war ich nicht dabei, aber Bo hat meinen Sohn offensichtlich abgeschnappt.

Das hat mich ziemlich bewegt.

Die zweite Situation war gestern. Wir saßen im Dunkeln draußen auf einer Liege. Der Feuerkorb war an, Bo war sehr aufgeregt und umkreiste uns eine ganze Weile.

Ich lud ihn ein, sich zu mir auf die Liege zu setzen und Bo legte sich neben mich. Nun war er eingeklemmt zwischen mir und meinem Mann, aber er entspannte sich sichtlich.

Als mein Sohn sich links neben mich setze, spürte ich wie der Hund sich anspannte. Mein Sohn streckte die Hand aus und Bo knurrte ihn an. Daraufhin bin ich zu meinem Sohn gerutscht und habe Bo von der Liege geschickt. Keinesfalls unfreundlich, aber bestimmt.

War er in Not, weil es ihm zu eng war?

Nach dem Beschrieb sehe ich kein Hund mit schwachem Nervenkostuem, sondern einer mit Duchsetztungswille. Einen, der seinen Liegeplatz nicht wechseld, sondern verteidigt, wenn ein Kind (ev. auch Erwachsener?) ihm zu aufdringlich wird.

Wir haben so eine Huendin im Haus mit unserer 4jaehrigen Tochter. Es ist ein leicht zu unterschaetzendes Risiko muessen wir feststellen.

Shyla bleibt bei uns, weil sie seit 8 Jahren mit uns lebt. Und weil uns kaum jemand glaubt, wie schnell und in welchen Situationen sie zum Angriff blaest. Es sind sehr wenige Leute, die mir glauben, wie gefaehrlich sie seine kann....eigentlich nur die, welche es am eigenen Leibe erfahren haben.

Wir koennen diese Veranlagung nicht wegerziehen, sondern nur durch ausreichende Sicherung unterbinden.

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