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Zur Situation der Hunde in Rumänien


Glombi

Empfohlene Beiträge

Ganz neu hier und schon eröffne ich ein Thema :-/

Aber ich hoffe, es möge mir verziehen werden.

Ich heiße Andrea, bin 35 Jahre alt und seit 2 Jahren aktive Pflegestelle für verschiedene Tierschutzvereine bzw Tierschützer.

Ausserdem arbeite ich 4 Std am Tag bei einem Versicherungsmakler der sich auf Tierversicherungen spezialisiert hat und mich daher (als gelernten Pferdewirt) ins Boot geholt hat :-)

Seit 2 Jahren bekomme ich die Situation in Rumänien mit und es gibt kleine Lichtblicke, aber leider viel mehr dunkle Löcher..

Rumänien hat eine Menge Straßenhunde. Warum dies so ist?

In den 80er Jahren hat der damalige Präsident Nicolae Ceaușescu angeordnet dass die Dorfbewohner in solch schöne Betonblöcke ziehen müssen. Fast jede dieser Familien hatte einen oder mehrere Hunde. Diese durften natürlich nicht mit in die neuen Wohnungen, also wurden sie ausgesetzt.

Natürlich gab es vorher auch schon Strassenhunde dort, aber nun stieg die Population erheblich und rasant an...

Entgegen vieler Propaganda Maschen sind viele Rumänen ausserordentlich tierlieb. Aber Rumänien ist ein armes und korruptes Land. Viele Leute sind verzweifelt und ein "auflehnen" gegen die Obrigkeit ist dort noch nicht so stark in den Köpfen der Menschen verwurzelt.

Tierquäler werden dort auch nicht von irgendeinem Gesetz geschützt. Im Gegenteil meistens..

Im September 2013 passierten parallel 2 Dinge in Rumänien:

1. eine Goldmine die schon seit einigen Jahren in Planung war, sollte endlich "aktiviert" werden. Das Gold dort sollte mit hochgiftigem Zyanid herausgelöst werden. Natürlich eine Katastrophe für die dort lebenden Menschen und Tiere.

Und es begann etwas, dass es in diesem Land so noch nicht gegeben hat: es gingen hunderttausende auf die Strassen und machten ihrem Ärger darüber Luft!

Aufnahmen oder Bilder der Proteste haben ausländische und inländische Medien allerdings so gut wie nicht gezeigt!!

2. Ein kleiner Junge wird (eventuell) von Strassenhunden totgebissen.

Die Story:

Eine Großmutter geht mit ihrem beiden Enkelkindern (4 und 6 Jahre alt) auf einen Spielplatz. Für einige Minuten verliert sie sie aus den Augen und findet dann von dem ältesten Enkel (Andrei) alarmiert den 4jährigen Ionut im Gebüsch. Totgebissen von Strassenhunden.

Die Realität: Ein kleiner Junge ist gestorben oder getötet worden. Zwar gab es in letzter Zeit angebliche Beweise, dass der Kleine noch lebt, doch ich denke, dass dies Humbug ist..

Jedoch hier ein paar Fakten:

-Ionut wurde ungefähr 4!! km weit weg von dem Spielplatz gefunden. Um dorthin zu gelangen musste er einen Weg beschreiten, der selbst für einen Erwachsenen beschwerlich ist.

-es gibt eine Überwachungskamera aus einem Park. Dort sind die beiden Brüder zu sehen, wie sie innerhalb von 2 Stunden an den Händen verschiedener Männer ALLEINE (ohne Großmutter) immer wieder durch das Bild laufen. Irgendwann kommt nur noch Andrei von unten ins Kamerablickfeld, wird von einem Mann zu seiner Großmutter gebracht UND (das halte ich für sehr wichtig) auf dem Weg dahin streichelt er einen dort im Park lebenden Strassenhund.

-Andrei wurde direkt in eine Kinderpsychiatrie gebracht und durfte mit keinem Reporter etc reden.

Die Gerüchte:

- Ionut wäre von Kinderschändern getötet und dann Hunden vorgeworfen worden

- Ionut lief auf ein Gelände, welches von scharfen Wachhunden bewacht wurde.

- der tote Ionut wurde auf eben dieses Gelände geworfen damit die Hunde ihn zerfleischen..

Wie der arme Junge ums Leben gekommen ist, wird der Öffentlichkeit wohl nie zugänglich gemacht werden. Auffallend für mich ist, dass:

1.auf einmal so ein Theater gemacht wird um ein totes Kind (dies bitte nicht falsch verstehen, aber in Rumänien sterben jeden Tag viele Kinder -vergewaltigt, überfahren etc- und es interessiert, ausser die Eltern, keinen.

2. ein großes Medienecho erfolgt, gerade zu dem Zeitpunkt als die Demonstrationen gegen die Goldmine enorme Ausmaße annehmen.

3.auch deutsche Fernsehsender (Spiegel TV) von dem Fall berichten und ganz gezielt falsche Tatsachen und Videos in den Bericht einpflegen (zB wird eine Frau gezeigt, die von Hunden angefallen wird. Das Video stammt allerdings aus Russland 2010. Die Frau hatte Fleisch in den Tüten und die Hunden rissen die Tüten weg. Der Frau passierte nicht.)

Tierschützer die dagegen protestieren, werden öffentlich von Spiegel TV auf deren Facebook Seite verhöhnt.

Ich gehöre nicht zu den Leuten die der Ansicht sind, dass alle Hunde die in Rumänien oder sonstwo leben brave Kuschelhunde sind.

Das ist schlichtweg falsch!

Dort gibt es mit Sicherheit einige Hunde die beissen. Manche vielleicht nicht nur aus Angst, sondern einfach "nur so".

Jedoch sind die meisten Hunde dort sehr zurückhaltend und ängstlich, da sie von vielen Menschen weggetreten oder gequält werden.

Nach dem Tod des kleinen Jungen wurden Säuberungsaktionen gestartet. Alle Strassenhunde sollen eingefangen und nach 14 Tagen ohne Adoption getötet werden. Viele überleben allerdings die Fahrt in die Shelter oder die 14 Tage dort schon nicht.

Man könnte meinen, dass alles ein Ende mit Schrecken haben könnte, aber dies ist leider auch nicht der Fall :-(

Das Geschäft mit den Strassenhunden ist lukrativ (und damit meine ich nicht die, die von Tierschützern vermittelt werden). Pro Hund erhalten die Fänger einen Betrag zw. 20 und 50€. Das ist dort eine ganze Menge Geld und es gibt eine Menge "Firmen" die sich auf solche Säuberungen spezialisiert haben. Ausserdem gibt es Zuschüsse an die Shelter.

Jetzt stelle man sich mal vor, es gäbe auf einmal keine Strassenhunde mehr...

Dürfte jedem klar sein, dass dieser Wirtschaftszweig daran kein Interesse hat. Also wird es so NIEMALS ein Ende der Problematik geben. Denn diese "Menschen" werden dafür sorgen, dass es immer Nachschub gibt.

Im übrigen starben seit dem Tod von Ionut 4 Kinder an ausgelegtem Gift. Darüber findet man aber nicht großartiges. Randnotizen halt.

Viele Leute dort haben Strassenhunde die ihnen "gehören". Sie füttern sie und kümmern sich um sie. Obwohl sie selbst nichts zu leben haben. Ältere Frauen haben sich den Hundefängern in den Weg geworfen und weinend darum gebeten ihren Hund nicht mitzunehmen.

Viele Familienhunde wurden aus Gärten gestohlen oder einfach beim Spaziergang entwendet. Geld gibts ja pro Hund.

Daher bitte ich jeden sich selbst ein Bild zu machen und nicht irgendwelchen Idioten zu glauben, die behaupten, dass alle Rumänen die Tiermorde befürworten etc.

Es ist nur ein kleiner, aber leider sehr lauter Teil :-(

Ich habe in den letzten 2 Jahren über 40 Hunde von dort geholt. Natürlich wird mit Sorgfalt gearbeitet. Kein Hund kommt ohne med. Check, Tollwutimpfung und Kastration hier her. So gut wie alle Hunde waren älter als 1 Jahr und kannten das Leben in einem Haus nicht. Aber jeder hat sich seinem Tempo angemessen (jedoch trotzdem für mein Empfinden rasant) an dieses Leben gewöhnt.

Es sind nette, unkomplizierte Hunde. Hohe Sozialkompetenz, wie Strassenhunde es haben müssen um zu überleben. Natürlich auch mal der ein oder andere Macho dabei :-D

Wer sich für die Situation dort interessiert und gerne Ansprechparten für SERIÖSE Organisationen haben möchte, kann sich gerne an mich wenden.

Denn leider ist Tierschutz nicht gleich Tierschutz!! Egal in welchem Land.

Es gibt viele Vermehrer, die Hunde im Hinterhof züchten und dann als arme Hunde die sie gerettet haben hier anbieten. Meist haben diese armen Tiere eine sehr kurze Lebensdauer..

So, ich hoffe, ich habe euch nicht zu sehr gelangweilt.

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Ich danke Dir für Deinen Beitrag. Ich habe eine Hündin aus Rumänien und sie ist ganz einfach der liebste Hund des Planeten.

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Sehr aufschlußreicher Bericht!

Deckt sich in vielem meinen Beobachtungen, die ich anläßlich eines Rumänien besuches machte.

Wir waren zu Besuch in einer rumänischen Familie, die uns viel darüber erzählt hat.

Ich stellte auch einen Bericht hier ein, daß viele Rumänen z.B. tierlieb sind und die Strassenhunde füttern.

Leider wurde mir damals vorgeworfen, ich sei naiv und hätte halt das große Leid nur nicht sehen wollen. :Oo

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nearHeaven

Vielen Dank für den Bericht!

Sehr schön und ausführlich zusammen gefasst um mal die Hintergründe zu verstehen.

Natürlich habe ich von den Zuständen in Rumänien gehört,

aber die Nachrichten überschlugen sich und so verlor man irgendwann den Überblick was denn genau dort eigentlich los ist.

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Ich habe auch einen Strassenhund und sie hat ein mieses Soz.Verhalten. Ich möchte mich nicht in deinen Thread mischen aber diese unterschwelligen Berichte vom dankbaren ,geretten,sozialen , Hund entsprechen oft nicht der Realität .

LG BJ

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Ich kann hier nirgendwas von dankbaren, geretten Hundenlesen! :???

Das muss doch eigentlich jedem der sich aus dem Ausland einen Hund - womöglich aus einer Tötungsstation - holt,klar sein, daß man da mit allem rechnen muß.

Auch wenn hier gerne betont wird, ein Hund lebt nur im hier und jetzt!

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Originalbeitrag

Das muss doch eigentlich jedem der sich aus dem Ausland einen Hund - womöglich aus einer Tötungsstation - holt,klar sein, daß man da mit allem rechnen muß.

Nicht nur bei Hunden aus dem Ausland ist das so. Ich würde sagen, generell bei Hunden die durch mehrere Hände gingen, muss man mit allem rechnen.

Auch wenn hier gerne betont wird, ein Hund lebt nur im hier und jetzt!

Das mag sein, aber er vergisst nie.

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Vielen Dank für den objektiven Bericht. Deckt sich auch mit meinen Erfahrungen in Rumänien.

Wirkliches Leid konnte ich auch nicht entdecken. Die Straßenhunde dort sahen alle gut genährt aus. Das nicht alle Rumänen gerade pfleglich mit den Hunden umgehen wurde mir aber auch gesagt.

Die Sache mit der Goldmine höre ich jetzt zum ersten mal.

Und auch deutsche Hunde sind nicht einfach wenn sie durch mehrere Hände gegangen sind.

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